Читать книгу (K)ein Rockstar für eine Nacht - Isabella May - Страница 8

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Es vergingen mehrere Tage, in denen ich keine neue Nachricht von Ville, geschweige denn von Peter erhalten hatte, wobei mir die Tatsache, dass Peter sich vor mir und dem was er getan hatte, versteckt hielt, bei weitem lieber war, als dass er mir auflauerte, um mir zum erneuten Mal wehzutun. Doch war es Ville, der mir Sorgen machte. Natürlich musste es ihm gut gehen, er war ein gesunder und vitaler Mann, der eine stattliche Größe von über einen Meter neunzig hatte, dazu noch am ganzen Oberkörper tätowiert. Gott, ich kannte sogar jede einzelne Geschichte, die jedes dieser Tattoos zu erzählen hatte auswendig und war noch immer so fasziniert davon, was dieser Mann in seinen 35 Jahren erlebt hatte, so viel mehr als manch einer, der mindestens doppelt so alt war wie er. Mein Laptop lief, seit unserem letzten Gespräch auf Dauerstrom, doch mittlerweile lachte mich der fünfzehn Zoll Bildschirm höhnisch aus, wie dumm ich doch sein musste, um auf einen Mann, den ich nicht kannte, solange zu warten und zu hoffen, dabei hatte dieser sicher Besseres zu tun, wie zum Beispiel, ein neues Album aufzunehmen oder an seiner Biografie weiter zu schreiben, welche er so in den Medien angepriesen hatte nachdem das letzte Album weniger Einnahmen eingebracht hatte, als erwartet. „Was starrst du mich so an?“, schielte ich beim Vorbeilaufen meinen Laptop mürrisch an, bei welchem sich der Bildschirmschoner eingeschaltet hatte, der natürlich mit zahlreichen Bildern von Ville Lenjo und seiner Band Illusion bespickt war, welche vom Entstehungsjahr 1994 bis 2013 reichten. Im Moment starrten mich jedoch braun-grüne Augen an, welche durch das Licht der Kameras mehr smaragdgrün, als braun schimmerten und einen tiefen Einblick in die Seele des Sängers blicken, ließ. Ich war wie paralysiert, doch eine Stimme, eine kindliche Stimme holte mich zurück „Vielleicht solltest du ihm schreiben!“ „Ja das sollte ich!“, nickte ich zustimmend, doch just in diesem Moment sagte mir mein Gehirn, dass in meiner Wohnung kein Kind sein durfte. Erschrocken starrte ich auf das kleine, blonde Mädchen aus dem Restaurant, welches hinter dem Tisch stand, auf dem mein Laptop aufgeklappt stand. „Was machst du denn hier?“, fasste ich mir heftig atmend an die Brust, fasste es einfach nicht, wie dieses Kind in die Wohnung gekommen sein konnte. Um mir sicherzugehen, dass ich mich nicht irrte, blickte ich in den Flur zur Wohnungstür. Der Schlüssel steckte von innen im Schloss. Verdammt, selbst wenn die Kleine einen Schlüssel gehabt hätte, dann wäre sie nie, wenn mein Schlüssel von innen steckte, hineingekommen, außer sie war nur ein Teil meiner Fantasie und Peter hatte recht. „Du bist aber lustig!“, kicherte die Kleine vergnügt, legte ihren Kopf schief und sah mich mit einem breiten Grinsen an, dabei fiel mir zum ersten Mal auf, dass sie eine große Zahnlücke hatte, wie ich sie als Kind hatte und man mich deswegen mit „Zahnspalte“ hänselte. „Wer bist du?“, versuchte ich gefasst zu klingen, sah mich unsicher um, vielleicht waren da ja auch nur versteckte Kameras und die letzten Tage waren nur, um mich zu ärgern, doch ich sah nichts, was darauf hinweisen konnte. „Das weißt du nicht?“, sah sie mich plötzlich traurig an und ihre dunkelblauen Augen fingen an zu glänzen. „Nicht weinen!“, kniete ich mich schnell vor sie hin, griff nach einem Taschentuch und war im Begriff ihre Augen abzutupfen, doch die Kleine wich mir aus, hob abwehrend ihre Hände und schluchzte: „Nein, du darfst mich nicht berühren, ich verschwinde sonst!“ „Wie meinst du das?“, sah ich sie neugierig mit einem Anteil von Besorgnis an, worauf sie ihre Hände wieder senkte und mir direkt in die Augen sah. „Erkennst du mich jetzt?“, klang ihre Frage wie eine Klage. Doch konnte, oder eher wollte ich mir nicht eingestehen, dass ich mich in diesem Moment fühlte, als würde ich in einen Spiegel sehen, nur um Jahre zurück versetzt. „Du bist …Aber das kann nicht sein!“, stammelte ich vor mich hin, da es mir mein klarer und erwachsener Verstand nicht erlauben wollte, zu verstehen, dass ich dieses Kind war. „Du hast vergessen was es bedeutet ein Kind zu sein und wie eines zu leben!“, klangen ihre Worte hart und nicht mehr so kindlich, was mir einen leichten Schrecken einjagte. Ihr Gesicht veränderte sich, wirkte plötzlich älter und doch blieb sie in dieser kindlichen Gestalt, als sei sie in ihrem kleinen Körper gefangen. „Habe ich das?“, fragte ich eher mich selbst, noch immer ungläubig auf sie starrend, wie sie immer mehr alterte. „Du hast!“, schniefte sie traurig, dann verschwand sie, wie sie gekommen war, plötzlich und unvorbereitet. „Warte!“, sprang ich auf, suchte überall nach ihr, doch sie war tatsächlich nicht mehr da. Das aufflammende Gefühl von Schuld fraß sich unmittelbar in meine Seele, zwang mich in die Knie, doch wie oft in Büchern oder Filmen beschrieben, überschwamm mich die Erkenntnis, dass ich nicht vergessen hatte, wie es in meiner Kindheit war, oder was ich erlebt hatte, sondern wie es war wie ein Kind zu denken und zu handeln. Nach und nach kamen die Erinnerungen wieder, wie unbeschwert und glücklich ich war und das nur wegen Kleinigkeiten, die mir mittlerweile für selbstverständlich vorkamen, dabei hatte jede für sich einen ideellen und unfassbar kostbaren Wert. Tränen der Erleichterung bahnten sich ihren Weg über meine Wangen bis zu meinem Kinn, doch dieses Mal fühlte es sich nicht an, als würde meine Haut brennen, sondern fühlte sich zärtlich, gar wie ein Kitzeln einer Daunenfeder an, dass ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte. „Danke!“, seufzte ich. Wieder wendete ich mich an meinen Laptop, bewegte die Maus, damit der Bildschirmschoner sich auflöste und schrieb Ville etwas, was ich mir zuvor nicht zugetraut hatte zu schreiben, da ich das Kind in mir weggesperrt hatte und jede kindliche Furchtlosigkeit, doch jetzt behielt es die Oberhand „Hey, ich hoffe, euch geht es gut! Ich werde dieses Jahr noch nach Helsinki fliegen und wollte fragen, ob ich euch vielleicht treffen könnte!“ Im nächsten Moment rief ich Katharina an, bei welcher ich mich ebenfalls seit Tagen nicht mehr gemeldet, oder sie abgewimmelt hatte, wenn sie versuchte mich zu erreichen, da sie sich einfach Sorgen um mich machte. Mich hätte es nicht verwundert, wenn sie als Genugtuung jetzt meinen Versuch sie zu erreichen, vereitelte, indem sie mich ebenfalls abwimmelte, doch es kam anders. „Sanna, bist du es?“, kam zur Begrüßung, worauf ich nickte „Ja, es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe!“, klang meine Entschuldigung sicher schäbig, dennoch ehrlich. Ich hoffte innig, dass sie mir vergeben würde, hielt den Atem an und hörte gespannt zu, was sie mir zu sagen hatte „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, verdammt Sanna, warum hast du dich nicht gemeldet, ist was passiert?“ Unsicher starrte ich aus dem Fenster, betrachtete die Plassenburg, wessen Anblick in mir Glücksgefühle auslöste und es mir so leichter machte zu antworten und ihr alles zu erzählen, bis auf den Vorfall zwischen Peter und mir „Ich habe gelogen, was Helsinki1976 angeht!“ „Wie meinst du das?“, wurde sie hellhörig, was ich an der schrilleren Klangfarbe ihrer sonst so butterweichen Stimme heraushören konnte. „Er ist kein Fan, sondern wirklich Ville Lenjo, aber bitte verrate es keinem!“, gestand ich ihr meine Lüge. „Was?“, krächzte sie so laut in den Hörer, dass mir der Hörer fast auf der Hand lief vor Schreck. „Deswegen musst du mir keinen Tinnitus aufzwingen!“, murmelte ich kleinlaut zurück, worauf auch ihre Stimme wieder normaler und erträglicher klang, „Er ist Ville Lenjo? Bist du dir sicher?“ „Ja, aber er meldet sich seit Tagen nicht mehr!“, klang Wehmut in meiner Stimme, was Katharina nicht entging „Hey Süße, du weißt schon, dass du eigentlich keinen Grund hast traurig zu sein! Schließlich hast du mit Ville Lenjo geschrieben und sonst keiner! Das ist wie ein Sechser im Lotto!“ lachte sie. Ihr Lachen war so ansteckend, dass ich selbst lachen musste, denn sie hatte Recht, verdammtes Recht. „Man, wie habe ich deine Stimme vermisst!“, musste ich eher mir selbst zugestehen als ihr. Wir unterhielten uns noch ein paar Minuten, bis sich mein Blick kurz auf den Bildschirm meines Laptops verirrte. „Warte mal kurz...“, unterbrach ich sie, während sie versuchte, mir zu erzählen, wie es ihr bei ihrem neuen Job ging, um den aufblinkenden Briefumschlag anzuklicken. „Was ist? Ist was passiert?“, fragte sie besorgt, doch konnte ich ihr nicht antworten, nicht ehe dass ich wusste, wer mir schrieb, bis ich seinen Nick las, „Oh mein Gott, Kat! Ville schreibt!“ „Was? Lies vor!“, war ihr neuer Job nun ganz hinten angestellt, was sie jetzt nur noch wissen wollte, war, was Ville Lenjo mir antwortete. „Hey Süße, sorry, dass ich nicht geantwortet habe, aber mache dir keine Sorgen, uns geht es ausgezeichnet! Du bist verrückt! Ich meine das nicht negativ, nein, eher, dass du mutig bist, dich alleine in eine fremde Stadt, in einem fremden Land mit jemand treffen zu wollen, den du nicht kennst! Bitte habe aber Verständnis dafür, dass Anne sich nicht treffen will und es mir auch so lieber wäre, da uns beiden ihre Sicherheit sehr wichtig ist!“ Sollte ich das als eine Zusage verstehen, dass er sich wirklich mit mir treffen wollte? Ungläubig las ich es erneut durch, doch dieses Mal laut, damit es Katharina ebenfalls mitbekam. „Wow, was hast du ihm geschrieben?“, fragte sie aufgeregt vor Spannung, was mich leicht verwirrte, „Meinst du davor, oder danach?“ „Überhaupt!“, wurde ihre Stimme wieder schrill vor Anspannung, worauf ich schmunzeln musste „Zuvor habe ich geschrieben, dass ich die beiden gerne in Helsinki treffen würde, also Ville und seine Verlobte, aber danach habe ich noch nichts geschrieben!“ „Was bist du denn von allen guten Geistern verlassen?“, machte sie eine Schnappatmung nach der anderen, was bei ihr zu bedeuten hatte, dass sie mehr als schockiert war. „Warum? Weil ich ihn gerne treffen würde?“, konnte ich meine Belustigung über ihre, in meiner Sicht, übertriebene Reaktion nicht verbergen, doch sie schnaubte resigniert auf „Ach Süße, ich mache mir nur Sorgen um dich! Was machst du, wenn er nicht Ville ist, sondern ein wahnsinniger Triebtäter! Vor allem da du so ein kleines zerbrechliches Porzellanpüppchen bist!“ Musste sie wieder darauf herumreiten, dass ich gerade einmal einen Meter sechzig groß, oder besser noch, in ihren Augen klein war. In dem Punkt, dass er ein Triebtäter hätte sein können, konnte ich ihr jedoch nicht widersprechen. „Was soll ich deiner Meinung nach machen?“, bat ich sie um ihren freundschaftlichen Rat. Sie murmelte etwas vor sich hin, während ihre Finger nur so über die Tastatur flogen, ehe dass sie mir eine klare Antwort gab „Wie wäre es, wenn ihr euch an einem öffentlichen Ort trefft, wie dem Senatsplatz? Der ist groß, übersichtlich und es sind immer Menschen da, dass du ihn sogar in der Nacht treffen könntest, ohne in Gefahr zu geraten!“ Kaum, dass sie mir dies vorschlug, schickte sie mir einen Link von einem Foto des Senatsplatzes zu. Der Senatsplatz maß mindestens die Größe eines Fußballfeldes, befand sich direkt vor dem Dom und war tatsächlich belebt wie auf einem Wochenmarkt. „Das klingt gut, wenn er ein Normalbürger wäre, doch das ist Ville Lenjo, den erkennt man noch kilometerweit. Erst recht die vielen Fans, die nach Helsinki pilgern, um ihn zu besuchen!“, hatte ich meine Zweifel, doch Katharinas Argumente, sollten mich eines Besseren belehren „Eben deswegen! Kein Fan auf der Welt rechnet damit, dass er ausgerechnet zum Senatsplatz geht, wo es nur so von Touristen wimmelt und das erst recht mitten am Tag!“ „Man, du machst mich fertig!“, fasste ich mir nachdenklich an die Stirn, überlegte, ob ich einen Rückzieher machen sollte. „Warum?“, fragte sie. „Glaubst du, ich sollte es mir anders überlegen?“, hoffte ich, sie würde mir davon abraten, zu fliegen. Es kam anders. „Du bist seit so vielen Jahren Illusion-Fan und jammerst mir, seit ich dich kenne, die Ohren zu, wie sehr du dir wünschst, Ville Lenjo einmal zu treffen! Jetzt hast du deine Chance, nutze sie!“, riet sie mir erst, was mich erst schockte, dann verstand ich sie „Du hast recht! Wahrscheinlich würde ich es bereuen, wenn ich nicht fliege!“ „Doch fliegst du, musst du damit rechnen, dass du es auch bereust, geflogen zu sein!“, erinnerte sie mich daran, dass jede Medaille zwei Seiten hatte und alles was ich tun, würde eine gute, wie auch eine schlechte Seite haben würde. „Ich werde fliegen! Ich melde mich, wenn ich alles geregelt habe!“ war ich fest entschlossen, verabschiedete mich kurz und legte auf.

Treffen, treffen, treffen.

Wie gewichtig dieses Wort für mich doch geworden war, so machtvoll, so entscheidend, so endgültig und doch verkörperte es Ernüchterung. Mein gesamter Körper war angespannt, als meine Worte, die ich einem Fremden schreiben, wollte einfach nicht in die Tastatur geschrieben werden konnten. „Das Kind in mir, das Kind in mir!“, erinnerte ich mich wieder daran, dass es doch nicht so schwer sein konnte ein paar einfache Worte zu einem Satz zu bilden und diese zu schreiben. Meine Lider schlossen sich, mein Atem ging flach, als dieser meine Lippen hauchend verließ. „Wann wäre es dir recht, dass wir uns treffen? Als Ort würde ich den Senatsplatz vorschlagen!“, brachte ich es endlich fertig zu schreiben. „Wann, das überlasse ich ganz alleine dir, nur der Senatsplatz ist mir zu öffentlich, aber nicht weit weg, gibt es ein Hotel, das Hotel Arthur und in derselben Straße, nur zwei Häuser weiter ist ein gutes thailändisches Restaurant, in welches ausschließlich Finnen essen gehen. Es heißt „Ryan Thai“, da könnten wir uns treffen und hätten auch gleich was um den Magen zu füllen;)!“, war er natürlich nicht sonderlich von der Idee begeistert, welche Katharina mir vorschlug, sondern machte einen anderen Vorschlag, welcher mir zusagte. Eben wollte ich noch eine Antwort schreiben, da rüttelte es an der Wohnungstür und ein Fluchen hallte durch das Treppenhaus, was mich erschrocken aufspringen ließ. Durch die milchige Glasscheibe konnte ich nur Umrisse erkennen, doch nach der schmalen Statur musste ich nicht lange raten, wer versuchte in die Wohnung zu kommen. Es war Peter! „Wer ist da?“, fragte ich zu meiner eigenen Sicherheit, worauf die Person auf der anderen Seite der Tür zurücktrat. „Hey Schatz, lass mich rein, ich will mich bei dir entschuldigen!“, klang seine Stimme durch die Tür abgestumpft, jedoch lallend. Er war betrunken. "Du hättest dich schon früher entschuldigen können, ohne dir vorher Mut anzusaufen!“, fuhr ich ihn sauer durch die Tür an, schlug mit der flachen Hand gegen das Glas, versuchte meine auftretende Anspannung und Angst zu unterdrücken, auch wenn es mir verdammt schwerfiel. „Ich weiß!“, stützte er sich mit der Stirn an der Tür ab, wich wieder zurück „Es tut mir wirklich leid, was ich getan habe!“, klang es verdammt ehrlich, nur konnte ich ihn einfach nicht rein lassen, viel zu tief saß die Angst erneut verletzt zu werden, Erstrecht, da er in solch einem Zustand wieder aufgetaucht war. „Ich glaube dir, aber bitte geh jetzt!“, flehte ich ihn unter aufkommenden Tränen an, doch er blieb stehen. „Lass mich rein, das ist auch meine Wohnung Schatz!“, lallte er, stützte sich dann mit beiden Händen am Türrahmen ab und versuchte sich auf den Beinen zu halten, welche gefährlich schwankten. „Nein Peter, nein!“ ließ ich den Schlüssel wieder los, wich zurück ins Wohnzimmer, um nach dem Telefon zu greifen, da sah ich wie er heftig mit den Fäusten gegen die Scheibe schlug, welche mit einem lauten Krachen und Klirren szrang. Das Glas war wie ein Spinnennetz gesprungen, hielt dennoch den heftigen Schlägen stand.

„Geh weg!“, schrie ich, doch er machte einfach weiter, in einer blinden Wut, dass mir nichts anderes übrig geblieben war, als die Polizei zu rufen und zu hoffen, dass sie es rechtzeitig in die Wohnung schafften, bevor etwas Schlimmeres passieren würde.

Kaum dass ich den Notruf abgesetzt hatte, schlug ich die Wohnzimmertür zu, verriegelte die Tür, dann lief ich schnell zur Tür, die ins Schlafzimmer führte, um diese ebenfalls abzusperren, damit, wenn Peter es noch vor der Polizei in die Wohnung schaffen würde, nicht über Küche, Büro und Schlafzimmer ins Wohnzimmer gelangen konnte. In dem Moment, in dem ich die Tür zum Schlafzimmer verriegelt hatte, krachte die Wohnungstür auf, eine Nachbarin schrie ihm Flur, dass es zu laut sei und dass sie die Polizei wegen Ruhestörung rufen würde. Wenn sie nur gewusst hätte, dass ein Wahnsinniger in meine Wohnung eingebrochen war, wäre sie nie aus ihrer Wohnung gegangen, wie alle anderen Parteien im Haus. „Sanna komme raus!“, prügelte Peter plötzlich auf die Wohnzimmertür ein, nachdem er die Scheibe komplett herausgeschlagen hatte und diese auf dem Boden zerschellte, während im Hintergrund die Sirenen aufheulten und Blaulicht zum Fenster herein schien, in regelmäßigen und doch hektischen Intervallen, welches diese Situation noch mehr dramatisierte. Ängstlich und vor Panik schrie ich auf, verkroch mich in eine Ecke und versuchte mich wegzuwünschen, bis die heftigen Schläge sich nur noch dumpf und wie aus weiter Ferne widerhallten. Boom, boom, boom! Direkt darauf hörte ich starke Wortgefechte, doch realisierte ich kaum, zu wem, welche Stimme gehörte, sie waren einfach da. Dann hörte ich noch weitere kurze Schläge, ehe es still wurde. Ehe dass mir mein Verstand zu verstehen gab, dass die Polizei Peter festgenommen haben musste, klopfte es erneut an der Wohnzimmertür. „Ah!“, schrie ich erschrocken auf, doch eine sanfte Frauenstimme sprach durch das dicke Holz, beruhigend auf mich ein, „Keine Angst Frau Behringer, hier spricht die Polizei, mein Kollege und ich sind hier, um Ihnen zu helfen! Sie können jetzt die Tür öffnen!“ Langsam stand ich wieder auf, vertraute der Ruhe, da ich noch unter Schock stand, nicht. „Wo ist Peter?“, stammelte ich unsicher, tastete mich vorsichtig zur Tür vor, worauf die Frau noch immer beruhigend sprach, „Mein Kollege hat Ihren Mann in Gewahrsam und bringt ihn nach unten in den Streifenwagen. Er kann Ihnen nichts mehr antun!“ Um mich zu vergewissern, dass sie die Wahrheit sagte, lief ich schnell zum Fenster, während mein Herz noch immer raste, blickte hinaus zum Streifenwagen, in welcher ein hochgewachsener Beamter Peter hinein schon. „Okay, ich komme raus!“, bewegte ich mich langsam wieder vom Fenster weg, öffnete die Tür und sah mich unmittelbar darauf, einer ein Meter achtzig großen Polizeibeamtin, mit zu einem Zopf zusammengebundenen dunkelbraunen Haaren gegenüber. „Haben Sie irgendwelche Verletzungen?“ kam sie ins Zimmer getreten, nachdem ich ihr gedeutet hatte, doch hereinzukommen, worauf ich nach meinem Hals fasste, an welchem keinerlei Spuren mehr zu sehen waren, die an den letzten Angriff von Peter erinnern konnten. „Nein!“, gab ich knapp zurück, worauf mich die junge Frau, welche vielleicht so alt war, wie ich selbst, misstrauisch ansah, notierte sich dennoch meine Aussage, ehe dass sie fortfuhr „Uns wurde von einer Nachbarin gemeldet, dass es vor ein paar Tagen vor der Haustür zu einem heftigen Handgefecht zwischen Ihnen und Ihrem Mann gekommen war! Stimmt das?“ Bei dem Gedanken an letztens, schnürte sich mir erneut die Kehle zu. „Wir hatten einen Streit, der aus dem Ruder geraten ist!“, berichtete ich weniger als sie wissen wollte und mehr als ich zu sagen bereit war, doch sie wollte mehr wissen: „Ist Ihr Mann Ihnen gegenüber handgreiflich geworden?“ „Er hat mich gewürgt und gegen die Wand gedrückt, aber er wollte es nicht!“, wusste ich, dass es gesünder für mich war, die Wahrheit zu sagen, dennoch liebte ich Peter zu sehr, als dass ich ihn ins Gefängnis schicken wollte, was die Polizeibeamtin zu bemerken schien und mich direkt darauf ansprach „Frau Behringer es tut ihnen am Ende immer leid! Es tut ihnen leid, dass sie jemanden geschlagen haben! Es tut ihnen leid, dass sie jemanden umgebracht haben! Es tut ihnen sogar leid, dass sie ein Kind geschändet haben! Aber es wird nie ungeschehen sein, dazu ist die Gefahr für eine Wiederholungstat immer viel zu hoch, als dass eine Entschuldigung alles wettmachen könnte!“ Ich nickte verstehend. Ja sie hatte Recht, aber ich liebte ihn dennoch und eben das tat so verdammt noch mal weh! „Es war die richtige Entscheidung uns anzurufen!“, legte sie eine Hand beschwichtigend auf meine Schulter, lächelte mich aufmunternd an. „Wenn Sie wollen, lasse ich Ihnen einen Arzt zukommen, der Ihnen etwas zur Beruhigung geben kann! Wir werden Sie natürlich in den nächsten Tagen anschreiben, um Ihre Aussage erneut aufzunehmen, vielleicht fällt es Ihnen dann ja leichter!“ „Keinen Arzt bitte!“ Klar ein Arzt, das war so ziemlich das Letzte, was ich jetzt wollte. Das Einzige, was ich jetzt gebrauchen konnte, war eine heiße Dusche und mein Bett und keine Beruhigungsmittel. „Wenn Sie alleine zurechtkommen.“


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