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Leute, welche die Kraft eines Martin Petrowitsch besitzen, sind gewöhnlich phlegmatisch; er jedoch erhitzte sich im Gegentheil sehr leicht, namentlich brachte ihn außer sich ein gewisser Bitschkoff, der Bruder seiner verstorbenen Frau, der sich in unserem Hause als Hofnarr oder Parasit eingenistet hatte. Von seinen Kindesbeinen an hatte man ihn stets nur »Souvenir« genannt und so blieb er auch für Alle »Souvenir«, selbst für die Diener, welche ihn übrigens »Souvenir Thimotheewitsch« nannten Seinen wirklichen Namen schien er selbst nicht zu kennen.

Es war ein elender, von Allen verachteter Mensch, mit einem Wort ein Schmarotzer. An der einen Seite des Mundes fehlten ihm alle Zähne, deshalb schien auch sein kleines, runzliches Gesicht schief zu sein. Er machte sich stets etwas zu schaffen, mischte sich in Alles; bald schmiegte er sich in das Mägdezimmer, bald in das Wirthschaftsamt hinein, bald ist er beim Pfaffen, bald beim Dorfältesten; überall jagt man ihn weg, er aber macht sich möglichst klein, spitzt seine schiefen Augen und lacht so widerwärtig, so wässrig, als ob er eine Flasche spühle. Es schien mir immer, daß Souvenir, hätte er Vermögen gehabt, ein scheußlicher Mensch, sittenlos, boshaft, ja grausam geworden wäre. Die Armuth hatte ihm nothgedrungen die Flügel gestutzt. Trinken durfte er nur an Feiertagen; auf den Befehl meiner Mutter kleidete man ihn aber sehr anständig, weil er Abends ihre Partie Piquet oder Boston bilden half.

Souvenir wußte nichts, als ewig zu wiederholen: »Erlauben Sie, ich werde sofort —« »Was sofort?« fragte ihn ärgerlich meine Mutter. Er bekommt Angst, nimmt eine unterthänige Miene an und flüstert: »Wie Sie befehlen!« Unter der Thüre, lauschen, klatschen und namentlich sticheln und necken, waren seine einzigen Sorgen, und er stichelte in einer Weise, als ob er sich für etwas zu rächen hätte. Martin Petrowitsch nannte er »Brüderchen« und war stets wie der leibhaftige Teufel hinter ihm her. »Weßhalb haben Sie die Schwester Margarita Timotheewna in die andere Welt befördert?« pflegte er ihn anzufallen, sich vor ihm drehend und giftig lachend. Einst saß Martin Petrowitsch im Billardzimmer, dem kühlsten des ganzen Hauses, in dem Niemand je eine Fliege gesehen hatte, und welches deshalb von unserem Nachbar, einem Feinde der Hitze und Sonne, sehr geschätzt wurde. Er hatte seinen Platz zwischen dem Billard und der Wand. Souvenir trippelte um ihn herum, neckte ihn, schnitt ihm Gesichter. . . Martin Petrowitsch wollte ihn wegstoßen – und bewegte beide Hände wie abwehrend gegen ihn nach vorne, Souvenir gelang es zu seinem Glücke, ihm zu entwischen – die Hände seines Brüderchens stießen sich am Billardrande und das schwere ländliche Billard stürzte zu Boden trotz der sechs Schrauben die dasselbe festzuhalten bestimmt waren . . . Zu welchem Brei wäre Souvenir verwandelt worden, wäre er unter die mächtigen Hände gerathen!

König Lear der Steppe

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