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VII

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Meine Mutter war der ältesten Tochter Charloffs nicht gewogen, sie nannte dieselbe »die Stolze,« und wirklich erschien Anna Martinowna fast nie bei uns, um ihre Ehrerbietung zu bezeugen und verhielt sich in Anwesenheit der Mutter gemessen und kalt, obgleich sie derselben ihre Erziehung im Pensionat, ja selbst ihren Mann verdankte; an ihrem Hochzeitstage hatte sie sogar von meiner Mutter fünfhundert Rubel und einen gelben, allerdings schon getragenen türkischen Shawl erhalten. Sie war eine Frau von mittlerem Wuchs, mager, aber sehr lebendig und flink in ihren Bewegungen, mit dichtem, braunem Haare; ihr schönes, brünettes Antlitz mit mattblauen Augen machte einen eigenthümlich angenehmen Eindruck. Sie hatte eine gerade und feine Nase, dünne Lippen und ein spitz zulaufendes Kinn. Jeder, der sie ansah, dachte sicherlich: »Wie klug Du bist, aber auch wie böse!« Und bei allem Diesem hatte sie etwas Anziehendes, selbst einige Muttermale, die auf ihrem Gesichte bemerkbar waren, kleideten sie und erhöhten die Empfindungen, die sie erweckte. Die Hände in das Busentuch gelegt, betrachtete sie mich verstohlen von oben nach unten (ich saß, sie stand); ein Lächeln, das nichts Gutes verrieth, flog bald über ihre Lippen, bald über ihre Wangen, welche lange Augenwimpern beschatteten. »Ach, Du verzogenes Herrchen!« schien dies Lächeln ausdrücken zu wollen. Jedesmal, wenn sie Athem holte, erweiterten sich die Nasenflügel, was ganz eigenthümlich aussah, doch meinte ich, daß, wenn Anna Martinowna mich lieben oder mich mit ihren dünnen, zarten Lippen küssen wollte – ich vor Wonne zur Decke springen würde! Ich wußte, daß sie sehr streng und eigen war, daß die Bauernfrauen und Mägde sie wie das liebe Feuer fürchteten – das ging mich aber nichts an! Anna Martinowna beunruhigte meine Phantasie! . . . Übrigens war ich erst fünfzehn Jahre . . . und in diesem Alter . . .

»Martin Petrowitsch regte sich wieder. »Anna!« rief er »klimpre uns etwas auf dem Piano vor, die jungen Herren lieben das!«

Ich sah mich um: ein elendes Zerrbild eines Pianoforte fand sich wirklich im Zimmer.

»Zu Befehl, Vater,« antwortete Anna Martinowna. »Was soll ich spielen? das wird den Herrn nicht amusiren.«

»Was hast Du im Pensionat gelernt?«

»Ich habe Alles vergessen – auch sind die Saiten gesprungen.«

Anna Martinowna hatte eine angenehme, helle Stimme: der Ton derselben war ein wenig klagend . . . und erinnerte etwas an den, welchen die Raubvögel hören lassen. »Nun,« brummte Martin Petrowitsch und dachte nach . . . »Nun,« fing er wieder an, »wollen Sie denn nicht meine Tenne besehen, dieselbe in Augenschein nehmen? Wolodka wird Sie begleiten. He Du, Wolodka!« rief er seinem Schwiegersohn, der noch immer mit – meinem Pferde auf dem Hofe herumging, »begleite den Herrn zu der Tenne und führe ihn überhaupt umher: zeige ihm meine Wirthschaft. Ich aber will mein Schläfchen machen. Auf glückliches Wiedersehen!«

Er ging hinaus, ich folgte ihm. Anna Martinowna fing sofort, wie ärgerlich, den Tisch aufzuräumen an. An der Thürschwelle drehte ich mich um und verbeugte mich: sie schien es nicht zu bemerken, nur glaubte ich, daß sie noch boshafter lächelte.

Ich nahm dem Schwiegersohne Charloff’s mein Pferd ab und führte es am Zügel. Wir kamen zur Tenne – aber da hier nichts besonders Merkwürdiges zu finden war, und er bei mir, einem jungen Knaben, keine außerordentliche Liebe zur Landwirthschaft vermuthen konnte, so gingen wir durch den Garten zum Dorfwege zurück.

König Lear der Steppe

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