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Zwischen zwei Lügen gefangen

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Der Theologe Walter Brueggemann schreibt, dass die Mangelmentalität das erste Mal im alten Ägypten auftrat, zur Zeit des Pharaos. Nach 1. Mose 41 träumte der Pharao, dass es in seinem Land eine Hungersnot geben würde, und das flößte ihm Angst ein. Seine Furcht führte dazu, dass ein möglicher Mangel an Ressourcen sich zum ersten Mal auf ein ganzes wirtschaftliches System auswirkte, zumindest wurde zum ersten Mal schriftlich über so etwas berichtet. Der Pharao begann, Getreide und andere Ressourcen zu horten, und übernahm so die Kontrolle über etwas, das ihm ursprünglich nicht gehörte.4

Wenn wir fast 3500 Jahre nach vorn spulen, dann sind es immer noch in erster Linie der Staat und säkulare Einrichtungen, die Botschaften des Mangels verkünden. Die Steuern nehmen uns, was wir haben. Die Medien wecken in uns die Lust auf größere Häuser, bessere Kleidung und mehr Besitz. Das moderne Schulsystem sagt uns, dass unser Körper ein Zufall der Evolution sei, das Ergebnis unvorhersehbarer Zellmutationen. Er lebe in einem System der Willkür, wo der Stärkere überlebt und alles andere ausgerottet wird.

In den besten Zeiten der menschlichen Geschichte widersetzte sich die christliche Kirche diesen Botschaften, indem sie ein größeres, göttlich inspiriertes Bild aufzeigte und so ein Gegengewicht schuf. Die sonntägliche Ruhezeit nahm uns aus dem Rennen ums Geld heraus und erinnerte uns daran, dass wir uns auf einen liebevollen, mächtigen und ewigen Gott ausrichten sollten. Und die Bibel machte uns klar, dass es einen höheren Sinn gibt und ein ewiges Leben, das auf uns wartet.

Doch als sich der Graben zwischen Kirche und Kultur vertiefte, verloren wir die Balance. Die Christen von heute sind gegen die Mangelmentalität nicht gefeit. Auch sie machen sich Sorgen über steigende Kosten und stagnierende Einkommen. Auch ihre Zeit ist durch das digitale Zeitalter zum Bersten überstrapaziert und genau wie Nichtchristen sind sie überfüttert mit Bildern und Berichten, in denen Verletzung, Zerbrochenheit und der Mangel in der Welt im Vordergrund stehen.

Auch sie haben Fragen.

Kann Gott wirklich unsere Bedürfnisse erfüllen?

Wie können wir sagen, dass Gott uns liebt, wenn er uns scheinbar nicht ausreichend versorgt?

Klar, damals vor langer Zeit hat Gott seinem Volk Manna zu essen gegeben. Aber wo ist er heute? Was tut er für uns jetzt?

In einer komplexen Welt voller Herausforderungen wissen viele, die auf Jesus vertrauen, nicht genau, was sie eigentlich glauben sollen. Sie sehen die Nachrichten, aber nicht den Retter. Sie sind gefangen zwischen zwei verheerenden Lügen in Bezug auf Gottes Fähigkeit, auch in der modernen Zeit für uns zu sorgen.

Auf der einen Seite sind diejenigen, die der Lüge glauben, sie seien von Gott im Stich gelassen worden. Viele Christen haben ihr Herz verschlossen und versuchen nicht mehr, den Gedanken eines liebenden Gottes mit einer schwierigen Welt in Einklang zu bringen. Sie fühlen sich übergangen, ungeliebt und unversorgt, sie verlassen die Gemeinde und den Gott, von dem sie denken, dass er seinen Teil der Abmachung nicht gehalten hat. Heutzutage kehren fast 60 Prozent der Menschen, die in der christlichen Kirche aufgewachsen sind, dieser im ersten Jahrzehnt ihres Erwachsenenlebens den Rücken – und wollen vom Glauben möglicherweise gar nichts mehr wissen.5

Und selbst diejenigen, die der Kirche treu bleiben, geben oft innerlich den Glauben an Gottes Verheißung der Fürsorge auf. Sie leben als funktionale Agnostiker; sie hoffen, dass es Gott wirklich gibt, aber sie glauben nicht, dass er tatsächlich spürbar in ihren Alltag eingreift. Klar, denken sie, Gott regiert das Universum, aber es ist ihm egal, ob ich ein Auto finde, das funktioniert, oder zumindest kümmert er sich nicht darum. Diese Menschen vertrauen mehr auf die Gesetze der Ökonomie als auf die Verheißungen von Jesus; Regierungsprogramme sind für sie von größerer Wichtigkeit als Gottes Familie. Und wenn das alles nicht klappt, bleiben ihnen nur Mangel und Isolation.

Auf der gegenüberliegenden Seite des christlichen Spektrums befindet sich eine andere Lüge, die ebenso heimtückisch und zerstörerisch ist. Die glänzenden, hohlen Versprechungen der sogenannten Wohlstandstheologie ziehen entmutigte und verängstigte Menschen mit ihrem Wunschdenken an. Wohlstandsprediger, vor allem solche, die sich als Diener des Evangeliums bezeichnen, erzählen den Gläubigen, sie hätten das Recht, von Gott gesegnet zu werden, und Gott habe die Pflicht, sie zu versorgen. Sie stellen ihn als einen allwissenden Geldautomaten dar, zu dem man durch ein „positives Glaubensbekenntnis“ Zugang bekommt. Der Mensch kann durch sein Wort etwas ins Leben rufen und Gott umkreist ihn wie ein Satellit. Wenn wir alles „richtig“ machen, dann gehören uns Gesundheit, Wohlstand und Macht. (Wenn wir nicht bekommen, was wir wollen, dann haben wir wohl etwas falsch gemacht. Auf jeden Fall aber darf der Wohlstandsprediger unsere Spendengelder behalten.)

Wenn diese Anspruchshaltung nicht funktioniert – und ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass sie nicht funktioniert –, dann bleiben betroffene Christen erschöpft und desillusioniert zurück, im schlimmsten Fall haben sie keine Verbindung mehr zum Gott der Bibel.

Doch was wäre, wenn ich Ihnen sagen würde, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt, diesen Punkt zu betrachten, an dem unsere Furcht unseren Glauben herausfordert? Ein Weg, der zwischen den beiden Lügen hindurchführt zu einer echten Hoffnung, mit der wir der Zukunft entgegengehen können? Gott lässt sich schließlich nicht durch unsere falschen Überzeugungen und kostspieligen Lügen begrenzen. Er hat einen besseren Weg.

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