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Neuer Tag, neues Glück.

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Nach einem reichhaltigen Frühstück – alle möglichen Früchte, Croissants, kleine Küchlein, Saft, Wasser und Tee –, warteten wir alle ungeduldig auf das Thema der neuen Woche.

Ich war wieder ausgeschlafen (obwohl wir um 6.00 Uhr aufstehen mussten) und genauso neugierig wie alle anderen.

Als Thomas und Enrique dann endlich kamen, ging es auch gleich voll los: Die Woche hieß: Shooting Edition – drei Shootings, von denen jedes Mädchen zwei meistern sollte.

Die ersten beiden Fototermine trugen die verheißungsvollen Titel Höhen- und Unterwassershooting.

Wir wurden aufgeteilt in Gruppen von je 10 Mädchen. Während Thomas die Namen verlas, wurde ich ganz hibbelig – ich wollte unbedingt in die Höhe! Ich mag das Wasser nicht so und konnte mir damals nicht vorstellen, unter Wasser zu bleiben, geschweige denn gut auszusehen und ein tolles Bild hinzukriegen.

Daher fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen, als Thomas mich bei der Höhenshooting-Gruppe aufrief!

Das Set war atemberaubend.

Die Aussicht war traumhaft – wir hatten direkten Blick auf den Burj Khalifa, den höchsten Turm der Welt (830 m) – auf einigen Bildern ist er sogar im Hintergrund zu sehen, bei mir verdeckt ihn das Kleid.

Wir sollten in ca. 30 Metern Höhe frei schweben (die Kleider kamen übrigens wieder von Furne One Amato Couture).

Gleich beim Ankommen sahen wir die Kleider und mir fiel eines besonders ins Auge: Es war ein Traum in Rosa und wirklich unglaublich – bauschige Röcke und ein eng geschnittenes Oberteil, kleine Blümchen und etwas Spitze. Das wäre wirklich das perfekte Kleid.

Nach und nach wurden alle „gefittet“, ich wurde erst geschminkt und bekam meine Haare gemacht.

Währenddessen kam Christine vorbei – in einem wunderschönen rosa Kleid … – doch zum Glück war es nicht das, welches ich mir für mich wünschte. Es war nur ein ähnliches Modell, aber in diesem kurzen Moment blieb für mich die Welt stehen.


Gerade als ich zum Fitting aufgerufen wurde, gab es Mittagspause und ich musste mich noch länger gedulden. Während des Essens erzählten uns die bereits fotografierten Mädchen von ihren Erfahrungen und Kleidern.

Viele hatten Lob bekommen und nur wenige Kritik – ich musste mich also anstrengen, denn auch wenn wir uns nett unterhielten, ging es letztendlich doch immer darum, wer am Ende der Woche nach Hause fliegen müsste …

Gerade in der Anfangszeit hat man das zwar noch nicht so stark wahrgenommen – es waren immerhin noch zwanzig Mädchen – aber da wir in Gruppen von nur zehn aufgeteilt waren, sah es schon ganz anders aus. Heidi hatte ja bereits am Morgen angedeutet, dass auch nach dem Shooting jemand gehen könnte und das wollte natürlich niemand.

Wir sprachen auch über die anderen zehn und was die wohl so taten.


Nach dem Essen wurde auch ich dann endlich gefittet, und nachdem ich ein rotes Kleid anprobiert hatte (welches nicht so richtig passte), bekam ich doch tatsächlich das gewünschte in Rosa!

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich ich darüber war. Ich fühlte mich in dem Kleid wie eine Prinzessin (noch viel mehr als in Wiesbaden), denn das Kleid entsprach einfach all meinen Vorstellungen. Es war wie ein Kleid aus einer Parfum-Werbung.

Ich fühlte mich weiblich und sexy und gleichzeitig süß, niedlich und einfach schön. Diese Empfindung war ziemlich neu für mich, denn sonst fand ich mich allenfalls ganz nett im Spiegel, keinesfalls aber wunderschön.

Ich hatte jetzt richtig Lust auf das Shooting und konnte es kaum erwarten.

Ja, und dann war da noch die enorme Höhe, aber sooo schlimm würde es schon nicht werden, denn wir waren gesichert (das Sicherheitsteam stammte übrigens aus Deutschland, was mich zusätzlich beruhigte), die anderen Mädchen hatten es auch überlebt und ich hatte auch keine starke Höhenangst.

Trotzdem wurde mir dann ganz schön mulmig, als ich auf der Leiter stand und mich in den Gurt setzen sollte.

Was, wenn doch etwas passierte?

Aber aufgeben wollte ich auf keinen Fall!

Als ich mich in den Gurt setzte und nach hinten fallen ließ, war die Angst dann auch wie weggeblasen. Es war unglaublich, frei über dem Abgrund zu schweben.

Ich konnte so weit schauen und alles sah so anders aus als in Deutschland! Die Gurte schnitten ziemlich ins Fleisch – das kennt ihr vielleicht vom Klettern, vom Bungee-Springen oder Ähnlichem – doch daran dachte ich nicht eine Sekunde.

Leider war mein Kleid zu schwer, um frei schwebend Bilder zu machen (es sah dabei einfach zu unförmig aus).

Ich hielt mich also an diesem Holzgerüst fest (aua – viele Splitter und gar nicht einfach, sein ganzes Gewicht nur mit einer Hand zu halten!) und versuchte, graziös auszusehen.

Meine Jimmy-Choo-Schuhe halfen leider nicht, sie waren zu klein und taten unheimlich weh – in ihnen hätte ich nicht laufen können!

Aus diesem Grund waren meine Füße ziemlich taub und schwer in die richtige Position zu bringen, aber als diese Hürde genommen war, ging es ganz leicht. Ein paar kleine Veränderungen in der Position und im Gesicht, ein Mann, der mein Kleid warf (da die Windmaschine zu schwach war, bzw. mein Kleid zu viel Stoff hatte), schon war das Shooting vorbei und ich durfte (bei den Schuhen) und musste (beim Kleid) mich wieder umziehen.

Es war übrigens ziemlich schwierig, das Kleid zu werfen und trotzdem ein Bild hinzukriegen, auf dem der Mann nicht zu sehen war … Deshalb ist mein Bild auch das einzige im Hochformat.

Beim Verlassen des Sets konnte ich einen Blick auf den Monitor werfen und ein paar meiner Bilder ansehen – wow, das sah echt cool aus, und wenn erst das Seil retuschiert wäre! Ich wollte dieses Bild unbedingt haben!

Nach mir kamen noch ein paar andere Mädchen und ich tat das, was ich auch vorher die ganze Zeit getan hatte. Ich (ihr habt es wahrscheinlich schon erraten) wartete …!

Ich schrieb in mein Tagebuch und redete mit den anderen Mädchen.

Als wir dann endlich alle durch waren, rief Heidi uns nach draußen. Niemand von uns hatte mit dem gerechnet, was jetzt kam. Es gab zwei Wackelkandidatinnen und eine davon würde uns heute verlassen.

Ich war schockiert, denn die andere Gruppe war ja noch gar nicht fotografiert worden. Würde von denen auch eine gehen müssen? Was, wenn sie insgesamt schlechter wären, wäre es dann nicht fair, wenn diese gehen müssten?

Ich hatte alle beobachtet und fand keineswegs, dass jemand oder sogar zwei Mädchen negativ aufgefallen waren …

Ich hoffte, dass nicht ich eine der beiden sein würde, ich hatte doch so ein gutes Gefühl gehabt und sowohl Heidi als auch Rankin hatten mich gelobt … Sollte das trotzdem nicht reichen? Gespannt oder eher: Angespannt wartete ich – und wohl auch die anderen Mädchen – auf die Verkündung.

Caroline und Lisa wackelten. Ich mochte beide und wünschte keiner von ihnen, dass sie gehen müsste.

Ein schreckliches Gefühl, das mit jeder Entscheidung schlimmer wurde.


Ich war stets sehr traurig und konnte gut nachempfinden, was die Mädchen fühlten. Ich hätte jedes Mal weinen können (und habe es auch oft getan), aber ein kleiner Teil von mir stellte auch immer fest, dass es jetzt nur noch so und so viele Konkurrentinnen gab, die es zu schlagen galt und war froh, dass nicht ich diejenige war, die kritisiert wurde und gehen musste.

Ich glaube, es liegt in der Natur des Menschen egoistisch zu sein und als Erstes an sich zu denken, aber es ist eben wichtig, das nicht zu offen zu zeigen und auch Mitleid empfinden zu können und für andere da zu sein, sie zu unterstützen, selbst wenn man eigentlich einen Vorteil aus ihrer Situation zieht.

Zurück zu den Wackelkandidatinnen. Lisa musste gehen und mir wurde noch einmal in aller Deutlichkeit bewusst: Egal wie gut du aussiehst und was du alles zu bieten hast, ein schlechter Tag und der Traum ist vorbei. Jeder von uns kann jederzeit rausfliegen.

Wir waren jetzt nur noch 19 – innerhalb von drei Tagen hatten uns sieben Mädchen verlassen müssen.

Und ich konnte die Nächste sein. Kein besonders beruhigender Gedanke, aber ein Grund, meine verbleibende Zeit – wie kurz oder lang sie auch sein mochte – zu genießen, jeden Moment voll auszukosten und alles mitzunehmen, was nur ging.

Als wir am Abend wieder im Hotel ankamen, gab es natürlich viel zu erzählen, aber durch den tränenreichen Abschied von Lisa, waren wir alle eher niedergeschlagen. Zumal der Druck der Unterwassershooting-Gruppe nun noch höher war, schließlich wollte niemand rausfliegen …

Wir gingen alle früh schlafen und während die einen ihrem Shooting entgegenfieberten, waren wir anderen gespannt, was wir machen würden.

Ich würde ja für mein Leben gerne auch einmal mit Delfinen schwimmen!

Life edition

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