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DAS NERVENSYSTEM
ОглавлениеWie gesagt: Ihre Tanzleistung wird umso besser sein, je effizienter das Nervensystem arbeitet. Aber wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen Nervensystem und Muskeln? Unser Nervensystem steuert nicht nur Kreislauf, Atmung und Verdauung, sondern kontrolliert überdies sämtliche bewussten und unbewussten Bewegungen, also auch Tanzschritte. Im Folgenden konzentrieren wir uns auf das motorische System. Bewegungen werden dabei durch elektrische Reize ausgelöst, die das Nervensystem an die jeweiligen Körperteile sendet bzw. die diese an das Gehirn senden. Das Nervensystem setzt sich aus zentralem und peripherem Nervensystem (Abb. 2.1) zusammen. Das zentrale Nervensystem besteht aus Gehirn und Rückenmark, das periphere Nervensystem liegt außerhalb von Gehirn und Rückenmark und ist ebenfalls zweigeteilt: Es besteht aus dem somatischen Nervensystem, das primär für bewusste Muskelbewegungen zuständig ist, und dem vegetativen Nervensystem, das im Wesentlichen Verdauung und Herzfunktion steuert. Auch hier konzentrieren wir uns auf die Muskelbewegung.
Betrachten wir zuerst die Nerven. Sie sind Faserbündel, die Impulse oder Signale für sensorische oder motorische Zwecke vom und zum Gehirn bzw. diversen Körperteilen übertragen. Die Zellen, die diese Impulse erzeugen, heißen Neuronen. Jedes von ihnen besteht aus einem Zellkörper, Zellkern, Dendriten und einem Axon (Abb. 2.2). Üblicherweise empfangen die Oberflächen der Dendriten die Signale und leiten sie an den Zellkern weiter. Die längeren Fortsätze der Neuronen nennt man Axone. Sie senden die Signale, die vom Zellkörper ausgehen, und sind von einer schützenden Hülle (Markscheide) umgeben. Am Ende jedes Axons befinden sich Endknöpfchen (Axonterminale), die Botschaften an andere Neuronen senden können. Die Endknöpfchen setzen Neurotransmitter (Botenstoffe) frei, die die Synapse – den Zwischenraum zwischen dem Dendriten und dem Axon eines anderen Neurons – überspringen. So gelangt die Botschaft über die Dendriten in die Nervenzelle hinein und wird an den Zellkörper und weiter zum Axon übertragen. Lücken in der Markscheide des Axons (Ranviersche Schnürringe) lassen den Impuls auf weitere Dendriten überspringen, die mit dem Muskel verbunden sind. Wenn das passiert, kontrahiert der Muskel. Dieser Prozess läuft mit einer Geschwindigkeit von rund 650 km/h ab! Es gibt drei Arten von Nervenzellen: motorische Neuronen, sensorische Neuronen und Interneuronen:
ABBILDUNG 2.1 Das Nervensystem besteht aus zentralem und peripherem Nervensystem.
1.Motorneuronen sitzen in „herausführenden“ (efferenten) Nerven, die Impulse vom Gehirn an die Muskeln und bestimmte Drüsen senden. Die Endknöpfchen des Axons eines Motorneurons bilden die sogenannte neuromuskuläre Endplatte, eine Synapse, die den Kontraktionsimpuls an die Muskelfasern überträgt.
2.Sensorische Neuronen stimulieren Haut, Muskeln und Gelenke. Sie spüren Berührung oder Druck und senden Schmerzsignale ans Gehirn. Überdies können sie Licht, Geruch und Geschmack sowie Temperaturveränderungen wahrnehmen. Diese Neuronen sitzen in „hinführenden“ (afferenten) Nerven, die Signale zum Gehirn senden.
3.Interneuronen stellen eine Verbindung zwischen motorischen und sensorischen Neuronen dar und sorgen für deren Zusammenarbeit. Sie kommen nur in Gehirn und Rückenmark vor und gehören nicht zum peripheren Nervensystem. Die Interneuronen übermitteln von den sensorischen Neuronen kommende Signale an die Motorneuronen.
ABBILDUNG 2.2Funktionsweise eines Motorneurons
Ein Beispiel: Wenn Sie in neuen Schuhen proben und sich eine Blase bildet, dann senden „herausführende“ Nerven um diese Blase herum ein Signal an das Gehirn, das eine Schmerzempfindung auslöst. Im Gegenzug sendet das Gehirn über „hinführende“ Nerven Signale an die Fußmuskeln, um die Fußarbeit zu ändern oder anzupassen, um Schmerz zu vermeiden oder zu mindern.
Eine Nervenverletzung oder -störung kann bekanntlich Taubheitsgefühle oder Lähmungen auslösen. In einem solchen Fall verkümmern die Muskeln, die sonst Signale von den verletzten Nerven bekämen, und verlieren ihren Tonus.