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Wasseranwendung gegen Aussatz? –
Ein Minister und seine Ansprüche
Die Heilung des Syrers Naaman
ОглавлениеAussatz begegnet uns häufig in der Bibel. Es ist ein Sammelbegriff, der die verschiedensten Hautkrankheiten von Lepra bis Neurodermitis bezeichnet. Ihnen allen ist der entstellende, ja stigmatisierende Charakter gemeinsam. Ein Aussätziger galt im Judentum als »unrein« und wurde – auch aus Angst vor Ansteckung – aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Naaman, der Heerführer des syrischen Königs, hat daher Glück im Unglück. Er ist kein Jude. Als er an Aussatz erkrankt, wird er nicht aus seiner Hausgemeinschaft verwiesen. Im Gegenteil, man sucht für ihn den besten Arzt: einen Prophet in Samaria. Als hochgestellte Persönlichkeit kann er sich den finanziellen Aufwand der Reise zu diesem Spezialisten und der erwarteten Behandlungskosten leisten. Sein König gewährt ihm Sonderurlaub und versorgt ihn sogar mit einem Empfehlungsschreiben.
Beim Propheten Elischa angekommen, erwartet Naaman nun eine Privatbehandlung mit entsprechender persönlicher Zuwendung des berühmten Heilers. Aber er wird nicht einmal in dessen Haus gelassen und lediglich durch den Arztgehilfen mit einem Therapievorschlag versehen, der ihn zunächst enttäuscht: ein Bad im Jordan. Das soll alles sein? Den Dienern gelingt es nur mühsam, den beleidigten Minister zur Befolgung zu überreden. Aber der durchschlagende Erfolg der Therapie überzeugt Naaman schließlich von der Präsenz und Wirksamkeit des Gottes, aus dessen Macht der Prophet seine Heilkunst ausübt.
Einer Grundlinie der Bibel entspricht es, dass für von Gott gewährte Heilung kein Honorar verlangt wird. Durch Geldannahme würde Gottes unverfügbare Macht zu einer kalkulierbaren Leistung degradiert. Es geht dabei um nicht weniger als die Freiheit und Ehre Gottes. So lehnt Elischa jede Honorarzahlung des prominenten Patienten ab. Als der Arztgehilfe Gehasi dennoch der Verlockung des Geldes nicht widerstehen kann, trifft ihn die Strafe des Propheten und seines himmlischen Herrn: der Aussatz geht auf Gehasi über und wird zu einer Generationen überdauernden Familienkrankheit. (2Könige 5,1-27)
Naaman, der Heerführer des Königs von Syrien, war an Aussatz erkrankt. Er war ein tapferer Soldat und der König hielt große Stücke auf ihn, weil der HERR durch ihn den Syrern zum Sieg verholfen hatte. In seinem Haus befand sich ein junges Mädchen, das von syrischen Kriegsleuten bei einem Streifzug aus Israel geraubt worden war. Sie war Dienerin bei seiner Frau geworden.
Einmal sagte sie zu ihrer Herrin: »Wenn mein Herr doch zu dem Propheten gehen könnte, der in Samaria lebt! Der würde ihn von seiner Krankheit heilen.«
Naaman ging zum König und berichtete ihm, was das Mädchen gesagt hatte.
»Geh doch hin«, antwortete der König, »ich werde dir einen Brief an den König von Israel mitgeben.«
Naaman machte sich auf den Weg. Er nahm 7 Zentner Silber, eineinhalb Zentner Gold und zehn Festgewänder mit. Er überreichte dem König von Israel den Brief, in dem es hieß: »Ich bitte dich, meinen Diener Naaman freundlich aufzunehmen und von seinem Aussatz zu heilen.«
Als der König den Brief gelesen hatte, zerriss er sein Gewand und rief: »Ich bin doch nicht Gott! Er allein hat Macht über Tod und Leben! Der König von Syrien verlangt von mir, dass ich einen Menschen von seinem Aussatz heile. Da sieht doch jeder: Er sucht nur einen Vorwand, um Krieg anzufangen!«
Als Elischa, der Mann Gottes, davon hörte, ließ er dem König sagen: »Warum hast du dein Gewand zerrissen? Schick den Mann zu mir! Dann wird er erfahren, dass es in Israel einen Propheten gibt!«
Naaman fuhr mit all seinen pferdebespannten Wagen hin und hielt vor Elischas Haus. Der Prophet schickte einen Boten hinaus und ließ ihm sagen: »Fahre an den Jordan und tauche siebenmal darin unter! Dann bist du von deinem Aussatz geheilt.«
Naaman war empört und sagte: »Ich hatte gedacht, er würde zu mir herauskommen und sich vor mich hinstellen, und dann würde er den HERRN, seinen Gott, beim Namen rufen und dabei seine Hand über der kranken Stelle hin- und herbewegen und mich so von meinem Aussatz heilen. Ist das Wasser des Abana und des Parpar, der Flüsse von Damaskus, nicht besser als alle Gewässer Israels? Dann hätte ich ja auch in ihnen baden können, um geheilt zu werden!«
Voll Zorn wollte er nach Hause zurückfahren. Aber seine Diener redeten ihm zu und sagten: »Herr, bedenke doch: Wenn der Prophet etwas Schwieriges von dir verlangt hätte, hättest du es bestimmt getan. Aber nun hat er nur gesagt: ›Bade dich und du wirst gesund!‹ Solltest du es da nicht erst recht tun?«
Naaman ließ sich umstimmen, fuhr zum Jordan hinab und tauchte siebenmal in seinem Wasser unter, wie der Mann Gottes es befohlen hatte. Da wurde er völlig gesund und seine Haut wurde wieder so rein wie die eines Kindes.
Mit seinem ganzen Gefolge kehrte er zu Elischa zurück, trat vor ihn und sagte: »Jetzt weiß ich, dass der Gott Israels der einzige Gott ist auf der ganzen Erde. Nimm darum von mir ein kleines Dankgeschenk an!«
Aber Elischa erwiderte: »So gewiss der HERR lebt, dem ich diene: Ich nehme nichts an.«
Sosehr Naaman ihm auch zuredete, Elischa blieb bei seiner Ablehnung.
Schließlich sagte Naaman: »Wenn du schon mein Geschenk nicht annimmst, dann lass mich wenigstens so viel Erde von hier mitnehmen, wie zwei Maultiere tragen können. Denn ich will in Zukunft keinem anderen Gott mehr Brand- oder Mahlopfer darbringen, nur noch dem HERRN. In einem Punkt jedoch möge der HERR Nachsicht mit mir haben: Wenn mein König zum Tempel seines Gottes Rimmon geht, um zu beten, muss ich ihn mit dem Arm stützen und mich zugleich mit ihm niederwerfen – der HERR möge es mir verzeihen!«
Elischa sagte: »Kehre heim in Frieden!«
Als Naaman schon ein Stück weit entfernt war, sagte sich Gehasi, der Diener Elischas: »Mein Herr lässt diesen reichen Syrer mit der ganzen Last seiner Geschenke wieder abziehen. Er hätte ihm ruhig etwas davon abnehmen können. So gewiss der HERR lebt: Ich laufe hinterher und hole das nach!«
Gehasi lief, so schnell er konnte.
Als Naaman ihn herankommen sah, stieg er von seinem Wagen, ging ihm entgegen und fragte: »Es ist doch nichts passiert?«
»Nein«, sagte Gehasi, »aber mein Herr lässt dir sagen: ›Eben sind aus dem Bergland Efraïm zwei junge Leute von der dortigen Prophetengemeinschaft zu mir gekommen. Gib mir doch einen Zentner Silber und zwei Festgewänder für sie!‹«
»Ich bitte dich, nimm zwei Zentner«, sagte Naaman und drängte es ihm sogar auf. Er ließ das Silber in zwei Säcke verpacken, legte die beiden Festgewänder darauf und schickte zwei seiner Leute mit, die das Geschenk vor Gehasi hertragen sollten. Beim Hügel vor der Stadt schickte Gehasi die beiden Männer zurück und brachte die Geschenke heimlich in Elischas Haus.
Als er zu seinem Herrn kam, fragte ihn der: »Woher kommst du, Gehasi?«
»Ich war doch nicht weg«, sagte der Diener.
Aber Elischa entgegnete ihm: »Ich war im Geist dabei, als der Mann von seinem Wagen stieg und dir entgegenging! Dies ist nicht der Augenblick, Geld und Festkleider anzunehmen und sich dafür Olivenhaine und Weingärten, Schafe und Rinder, Sklaven und Sklavinnen zuzulegen. Der Aussatz Naamans wird dich und alle deine Nachkommen befallen und ihr werdet ihn nie wieder loswerden!«
Als Gehasi von Elischa wegging, war seine Haut vom Aussatz so weiß wie Schnee.