Читать книгу Tai und Yuuki - Jana Heinz - Страница 10
ОглавлениеKapitel 5
Fußball ist ein Teamsport
Tai erwachte am nächsten Tag. Nach den üblichen Morgenritualen saß er eine halbe Stunde später in seiner Trainingskleidung am Küchentisch. Heute freute er sich das erste Mal richtig auf sein Training. Yori hatte ihm versichert, dass es ab heute anders laufen würde. Tai schnappte sich seinen Fußball und dribbelte durch den Park zum Stadion. Früher hatte er sowas des Öfteren gemacht, doch seit er beim SC Tokio nur noch der Laufbursche war, hatte er die Lust daran verloren. Tai umspielte geschickt die Spaziergänger im Park und traf gut gelaunt am Trainingsgelände ein. Yori stand bereits mit einigen Spielern an dem Geräteschuppen. Tai begrüßte sie freundlich und stellte sich zu seinen Mannschaftskameraden. Einige Zeit später kam auch der Rest der Mannschaft und sie begannen damit, die Trainingsmaterialien aufzubauen. Yori rief im Anschluss die komplette Mannschaft zusammen, Tai wurde dabei von Maro mit einem finsteren Blick beobachtet, als er sich auch in den Kreis stellte.
Yori: „Ich freue mich, dass ihr heute alle so pünktlich hier gewesen seid, um das Training vorzubereiten. Ich hab ja bereits gestern erwähnt, dass ich einiges in der Mannschaft verändern möchte. Das Erste, was mir besonders auf dem Herzen liegt, ist euer Teamgeist. Ich habe mir gestern Abend noch ein Video von eurem letzten Spiel angesehen und da ist mir etwas aufgefallen. Bei euch scheint es viele talentierte Spieler zu geben, jedoch fehlt euch der Zusammenhalt. Das Spiel war übersäht von Alleingängen, es fehlte an Absprachen und vor allem, habe ich niemanden gesehen, der sich einen Überblick verschafft hat. Maro, du warst dort als Kapitän auf dem Feld, deine Aufgabe wäre es gewesen, die Spieler zusammenzuhalten. Fußball ist ein Teamsport, wenn die Mannschaft nicht zusammenspielt und sich gegenseitig Rückendeckung gibt, dann ist ein Spiel schon so gut wie verloren. Ich werde euch beibringen, aufeinander achtzugeben und euch zu unterstützen. Ich möchte, dass ihr in euren Spielen immer das Beste gebt, auch wenn es mal nicht so gut läuft und ihr in Rückstand geratet. Wenn ihr als Team zusammensteht und nicht aufgebt, dann könnt ihr alles schaffen. Als Erstes werde ich euch gleich mal persönlich testen, um euren aktuellen Trainingstand festzustellen. Dann werden zwei Mannschaften gebildet und ihr werdet ein kleines Testspiel von zehn Minuten machen.“
Yori nahm sich nach und nach immer einen Spieler mit auf ein abgetrenntes Feld und testete ihn auf verschiedene Arten. Tai und die anderen, die zu der Zeit noch nicht dran waren, übten sich im Passspiel.
Tai: „Hey, du bist doch Hitoshi, der Mittelfeldspieler? Wollen wir vielleicht zusammen trainieren?“
Hitoshi wirkte nicht gerade begeistert, doch er willigte ein. Tai merkte jedoch, dass er mit jedem Pass, den sie sich zuspielten, freundlicher wurde.
Hitoshi: „Mensch Tai, ich hätte nicht gedacht, dass du so gute Pässe spielen kannst. Was ist eigentlich deine Position, die du sonst gespielt hast?
Tai grinste ihn an: „Ich bin immer Stürmer gewesen, aber wenn es sein muss, geh ich auch nach hinten oder ins Mittelfeld.“
Hitoshi: „Krass, wie genau die bei mir ankommen, würde ich gerne mal in einem Spiel sehen.“
Tai: „Na das wirst du ja vielleicht gleich. Oh, ich glaub, der Trainer winkt.“
Yori rief Tai zu sich, er war der Letzte, der vom Trainer auf die Probe gestellt wurde. Da die Mannschaft ihn eigentlich noch nie spielen gesehen hatte, unterbrachen sie ihre Trainingsaufgabe und sahen dem Trainer und ihrem neuesten Mannschaftsmitglied zu.
Yori lachte Tai an: „Eigentlich weiß ich ja bereits, wie du spielst, aber ich glaube, die anderen sollten das auch mal sehen.“
Tai: „Okay, was soll ich machen?“
Yori: „Ganz einfach, versuch im Ballbesitz zu bleiben und solltest du ihn verlieren, dann hol ihn dir zurück.“
Tai nickte und nahm den Ball von seinem Trainer entgegen. Er legte ihn vor sich auf den Boden und dribbelte los Richtung Tor. Denn das war immer das Ziel eines Stürmers. Yori ließ nicht lange mit der ersten Attacke auf sich warten und versuchte Tai mit einem leichten Schulterrempler aus der Balance zu bringen. Der ahnte jedoch, was kommen würde und wich elegant zur Seite aus, sodass der Angriff ins Leere lief. Tai legte an Tempo zu. Der Ball schien an seinem Fuß zu kleben und er stürmte aufs Tor zu. Von hinten kam Yori hinterhergesprintet und setzte zu einer Grätsche an. Tai hob den Ball mit seinem Fuß an und sprang mit ihm zusammen in die Luft. Der Trainer rutschte unter ihm durch und kam wieder nicht an das Leder. Tai landete sanft auf dem Rasen und setzte seinen Weg weiter fort. Als er kurz vorm Tor war, schoss er den Ball mit aller Kraft darauf. Es ging ein Raunen durch die Mannschaft, denn der Ball flog viel zu hoch und prallte von der Latte ab. Doch Tai grinste und sprang erneut in die Luft. Es sah aus, als ob er einen Salto machen würde, doch als er kopfüber in der Luft war, holte er mit seinem rechten Bein aus und schoss das Leder mit voller Wucht ins Netz. Tai landete elegant auf dem Spielfeld und drehte sich zu seinem Trainer um. Yori lachte ihm entgegen.
Yori: „Super gemacht Tai, sehr schöner Fallrückzieher. Außerdem warst du der Einzige, der sich auf das Wesentliche in einem Fußballspiel konzentriert hat, nämlich das Toreschießen.“
Der Trainer wandte sich zum Rest der Mannschaft, der immer noch erstaunt auf Tai sah.
Yori: „Seht ihr, was passiert ist? Jeder von euch hat sich auf mich konzentriert und versucht, in Ballbesitz zu bleiben. Doch das nicht das eigentliche Ziel in einem Fußballspiel. Das Toreschießen gehört dazu. Denn ohne einen Treffer könnt ihr kein Spiel gewinnen. Tai war der Einzige, der heute seinen Fokus auf zwei Sachen gesetzt hat. Einmal hat er versucht, den Ball zu behalten und dann hat er das gemacht, was unerlässlich ist, ein Spiel für sich zu entscheiden. Das meinte ich vorhin mit Überblick behalten. Gut, kommen wir zum zweiten Teil unseres heutigen Trainings. Ich werde jetzt zwei Mannschaften mit zwei Kapitänen festlegen. Maro und Tai, kommt bitte nach vorne.“
Tai sah erschrocken auf und ging zusammen mit Maro zu seinem Trainer.
Yori: „Maro, du bist Mannschaftskapitän der Mannschaft A. Deine Teamkollegen sind folgende Spieler: Torwart Toke, Abwehrspieler sind Turi, Mago und Takeru. Im Mittelfeld bekommst du Takeo und Naoto. Du selbst bist ja Stürmer. Kommen wir zu Mannschaft B. Tai, du bist Kapitän und zu dir kommen als Torwart Haruto, Abwehrspieler Norikita, Riku und Yoshi. Die Mittelfeldspieler Hitoshi und Tadashi werden dich vorne im Sturm unterstützen. So und nun rauf aufs Feld. Ich werde den Schiedsrichter spielen. Eine Halbzeit geht nur fünf Minuten, also strengt euch an.“
Die Mannschaften gingen aufs Feld. Tai verteilte an seine Spieler noch gelbe ärmellose Trainingsshirts. Hitoshi kam auf seinen Teamkapitän zu und sah besorgt aus.
Hitoshi: „Hey Tai, unsere Mannschaft besteht fast nur aus Reservespielern. Das wird doch nichts.“
Tai: „Warte ab. Wir machen das schon.“
Die Teams stellten sich auf, Mannschaft A hatte Anstoß und sie stürmten sofort Richtung Tor nach vorne. Der Kapitän der B-Mannschaft erkannte gleich, was die gegnerischen Spieler vorhatten. Tai gab seinen Mitspielern Anweisungen und nach wenigen Sekunden konnte ein Verteidiger seiner Mannschaft den Ball zurückerobern. Nun lief Tai zusammen mit seinen Mittelfeldspielern in die andere Spielfeldhälfte. Er bekam den Ball von Hitoshi zugespielt. Tai dribbelte geschickt zwei gegnerische Abwehrspieler aus und spielte den Ball zurück zu Hitoshi, der an der Seite mitgelaufen war und nun den letzten Spieler vor dem Torwart ausspielte. Es folgte eine Flanke in die Mitte vors Tor, wo Tai schon wartete. Er sprang hoch, drehte sich in der Luft kopfüber und schoss das Leder mit einem herrlichen Fallrückzieher ins Tor. Mannschaft A hatte erneut Anstoß, doch kurz darauf ertönte der Pfiff zur Halbzeit. Die Mannschaften holten sich schnell etwas zu trinken.
Hitoshi: „Super Tor, Tai. Woher wusstest du denn, was unsere Gegner vorhatten?“
Tai grinste: „Danke schön. Das war ganz einfach. Ich habe diesen Spielzug schon in euren Trainings- und Ligaspielen gesehen. Es war daher nicht schwer.“
Die Mannschaften stellten sich wieder auf und diesmal hatte Tai´s Team Anstoß. Er bekam auch sofort den Ball von seinem Mitspieler. Tai rannte Richtung Tor und nach einigen Pässen konnten sie das zweite Tor erzielen. Diesmal machte der Kapitän die Vorlage und der Mittelfeldspieler Tadashi köpfte ihn ins Tor. Die Spieler der anderen Mannschaft sahen sich verwundert an und wussten nicht so richtig, wie sie kontern sollten. Tai hatte alles genau im Blick und gab seinem Team immer wieder Anweisungen, die jeden Angriff der Gegner sofort unterbrachen. Irgendwann ertönte ein Pfiff. Das Spiel war zu Ende und Mannschaft B gewann mit zwei Toren.
Hitoshi kam auf Tai zugelaufen: Das war super, Captain! Ich hätte nie gedacht, dass wir eine Chance hätten.“
Tai grinste zurück und wurde auch von seinen anderen Teamkameraden bejubelt.
Yori rief die komplette Mannschaft zusammen. Das Team A war immer noch überrascht von dem Endergebnis. Sie hatten es nicht einmal geschafft, aufs Tor zu schießen.
Yori: „So, das war doch mal ein interessantes Spiel. Ich hoffe, ihr habt verstanden, was gerade passiert ist, denn das ist der Grund, warum ihr in der letzten Zeit nicht besonders gut abgeschnitten habt.“
Die Spieler zuckten ahnungslos mit den Schultern. Alle bis auf Tai, er saß mit einem selbstbewussten Blick auf einer der Bänke und ahnte, was der Trainer jetzt sagen würde.
Yori: „Also ich sehe, so richtig ist der Groschen noch nicht gefallen. Ich will euch das mal kurz erklären. Mannschaft A habe ich bewusst mit Spielern eurer Stammelf aufgestellt. Euch fehlt eindeutig ein Führungsspieler. Einer, der Ideen hat und vielleicht auch die Taktik der Gegner durchschauen kann. Das andere, was euch fehlt, ist eine vernünftige Sturmspitze. Tai hatte seine Mannschaft unter Kontrolle und hat jedem Spieler genau gesagt, was er zu tun hat. Er wusste aus vergangenen Spielen, wie ihr euren Angriff aufbaut. Ich werde in dieser Mannschaft einiges ändern und bei zwei Sachen fange ich heute direkt an. Im Sturm starten wir ab sofort mit Maro und Tai. Dafür wird ein Mittelfeldspieler auf der Bank bleiben. Ich werde aber noch mal nach einem weiteren Stürmer Ausschau halten, denn ich glaube, dass Maro im Mittelfeld tatsächlich besser aufgehoben ist. So, dann kommen wir zu unserem Mannschaftsführer. Ich gebe ab sofort die Verantwortung in Tai´s Hände. Nach dem heutigen Spiel sollte das auch jedem klar sein. Ich denke, es sollte dann auch reichen mit dem Training. Am Samstag ist das nächste Spiel und unser Ziel ist der Sieg. Aber das Wichtigste ist, dass ihr als Team immer zusammenhaltet. Gebt niemals ein Spiel auf, nur weil ihr mal in Rückstand geratet. Wenn ihr bis zum Schluss zusammen kämpft, dann könnt ihr alles schaffen.“
Mit diesen Worten gingen die Spieler erschöpft in die Umkleidekabinen. Tai war völlig überrascht von seiner plötzlichen Nominierung zum Teamkapitän und wandte sich unsicher an seinen Trainer.
Tai: „Yori, bist du dir mit dieser Kapitänssache sicher? Ich bin doch neu hier im Team und vor so einem großen Publikum habe ich noch nie gespielt.“
Yori legte Tai beruhigend die Hand auf seine Schulter: „Mach dir nicht so viele Sorgen. Du weißt genau, was du auf dem Feld machst. Das hast du mir jetzt mehr als einmal gezeigt. Glaub an dich und deine Stärken. Ich lass mir noch was für den Sturm einfallen.“
Tai nickte, drehte sich um und lief Richtung Ausgang. Sein Ziel war natürlich der Park. Yuuki wartete bereits auf dem Feld. Nach einigen kleineren Trainingseinheiten setzten sie sich gemeinsam auf den Rasen. Tai erzählte seinem besten Freund von dem Testspiel heute und von seiner überraschenden Nominierung zum Kapitän.
Yuuki: „WOW, Tai, das ist großartig. Ich freue mich für dich. Endlich sieht mal jemand, was du alles kannst. Dann komme ich am Samstag auf jeden Fall ins Stadion. Ich werde dich und dein Team so gut ich kann anfeuern.“
Tai lächelte Yuuki an und sah danach gedankenverloren in den Abendhimmel. Nach einigen Minuten wurde er angestupst.
Yuuki: „Hey, alles in Ordnung?“
Tai zuckte mit den Schultern und sah seinen Freund mit fragenden Augen an.
Yuuki lächelte ihn an: „Ich weiß genau, was du denkst. Dafür kenne ich dich zu gut. Aber du brauchst dir keine Sorgen machen. Die Kapitänsbinde wird dir gut stehen und du wirst einen hervorragenden Job machen. Tai, du bist auf dem besten Weg, deinen Traum zu erfüllen und wer weiß, vielleicht sieht ja mal jemand von dem Trainerteam der Nationalelf zu.“
Tai lächelte zurück: „Du übertreibst mal wieder, Yuuki. Außerdem ist das nicht mein Traum, sondern unser Traum. Bevor du nicht dieselbe Chance erhältst wie ich, gehe ich nirgendwo hin.“
Tai und Yuuki saßen noch einige Zeit auf der Wiese und scherzten über ihre Weltmeisterschaften und Turniere, die sie noch gewinnen würden. Irgendwann verabschiedeten sich die beiden Freunde voneinander und gingen nach Hause. Tai legte sich erschöpft ins Bett und nach kurzer Zeit fielen ihm die Augen zu.