Читать книгу Tai und Yuuki - Jana Heinz - Страница 11

Kapitel 6

Tai´s erstes Ligaspiel

In den nächsten Tagen trainierten Tai und Yuuki immer regelmäßig nach dem offiziellen Training. Am letzten Tag vor dem ersten Ligaspiel nahm sich der neue Mannschaftskapitän des SC Tokio eine Pause von der Doppelbelastung. Der junge Fußballer kam gut im Training voran und hatte ein gutes Gefühl für das Spiel am nächsten Tag. Tai setzte sich auf sein Sofa und dachte an das morgige Match. Das Einzige, was ihm Sorgen bereitete, war seine mangelnde Spielpraxis. Er hatte bisher nur bei ganz kleinen Spielen gekickt und noch nie vor großem Publikum. Tai beschloss, alles auf sich zukommen zu lassen. Morgen würde es sich entscheiden. Er legte sich auf sein Bett und schlief nach kurzer Zeit ein. In der Nacht wachte er immer wieder auf. Mal war es ein Traum, der kein gutes Ende nahm und ihn aufschrecken ließ, mal war es einfach ein Geräusch von draußen. Am nächsten Morgen wachte er früh auf und ging zunächst unter die Dusche. Dann setzte er sich wie jeden Tag an den Esstisch in der Küche seiner Eltern. Tai musste sich eingestehen, dass er jetzt richtig nervös war und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Um 15: 00 Uhr war Anpfiff. Das Team wollte sich gegen 13: 00 Uhr treffen für die Vorbesprechung. Tai machte sich bereits eine Stunde vorher auf den Weg zum Besprechungsraum. Er lief einen kleinen Umweg und begab sich in das noch leere Fußballstadion. In der Mitte der Rasenfläche blieb er stehen. Tai ließ seinen Blick einmal über alle Tribünen gleiten. Dann schloss er für einen kurzen Moment die Augen und versuchte, sich alles mit den Fans und ihren Gesängen vorzustellen. Gleich würde er das erste Mal in seinem Leben diese Atmosphäre als Spieler erleben. Bei dem Gedanken bekam Tai ein nervöses Kribbeln im Bauch. Dann drehte er sich um und ging in die Spielerkabine seines Teams. Der frisch ernannte Kapitän erwartete dort niemanden anzutreffen, da er deutlich zu früh dran war. Der junge Stürmer streifte sich das Trikot mit seiner Nummer elf über und zupfte es aufgeregt zurecht. Tai wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Tür der Mannschaftskabine mit einem lauten Knarren geöffnet wurde.

Tai schreckte auf: „Puuuh, Yori, du hast mich echt erschreckt. Ich habe noch gar nicht mit jemandem hier gerechnet. Hab es zu Hause nicht mehr ausgehalten und wollte schon mal herkommen. Ich muss ja zugeben, dass ich ein bisschen nervös bin.“

Yori: „Es wäre komisch, wenn das nicht so wäre. Nervös sind wir alle. Mit der Zeit lernst du aber damit umzugehen.“

Tai: „Ja mal sehen, ich war gerade schon im Stadion gucken. Das ist riesig. Ist bestimmt ein irres Gefühl, hier auf dem Platz zu stehen. Ich kann schon die ersten Fans singen hören.“

Yori: „Abwarten, lass dich überraschen. Spiel einfach so, als wären wir beim Training. Da klappt es ja auch immer sehr gut. Du musst nur an dich und dein Team glauben, dann läuft es von selbst.“

Yori und Tai machten sich pünktlich auf den Weg zum Besprechungsraum. Die anderen Spieler kamen nach und nach dazu. Yori stellte sich vorne auf und malte die Mannschafts-aufstellung an die Tafel.

Tai erkannte, dass sie mit fünf Mann in der Abwehr und drei Leuten im Mittelfeld spielen würden. Maro und er selbst waren im Sturm.

Yori erklärte seine Taktik: „Wir spielen ein 5-3-2-System. Das heißt, die beiden vor dem Tor, Riku und Yoshi, ihr bleibt möglichst weit hinten, um eventuelle Konter rechtzeitig abzufangen. Turi, Mago und Takeru, ihr geht als Offensivverteidiger mit nach vorne. Takeo und Naoto, ihr bleibt im defensiven Mittelfeld und sichert ebenfalls mit ab, falls es in unsere Richtung geht. Tadashi, Maro und Tai übernehmen den Angriff. Unser Gegner heute sind die Hokkaido Bandits, da müssen wir gut nach hinten absichern, denn sie sind blitzschnell in ihren Kontern. Tai, du versuchst die Angriffe zu koordinieren. Ihr werdet von hinten nicht viel Unterstützung bekommen können. So Männer, und nun ab in die Kabine umziehen und dann raus ins Stadion zum Aufwärmen.“

Tai betrat das Spielfeld und fing mit leichten Lauf- und Dehnübungen an, sich aufzuwärmen. Sein Blick fiel immer wieder auf die Zuschauerränge. Er suchte nach Yuuki, doch konnte ihn noch nicht entdecken. Tai wurde mit jeder Laufrunde nervöser. Die Spieler der Hokkaido Bandits kamen nun ebenfalls aus der Kabine und begannen mit der Aufwärmphase. Nach einigen Pässen und Schüssen ging es zurück Richtung Tunnel, der zu den Kabinen führte. Dort stellten sich alle Spieler der beiden Mannschaften jeweils hinter ihrem Kapitän auf, um gemeinsam ins Stadion einzulaufen. Tai zupfte erneut nervös an seinem Trikot. Seine Hände waren schwitzig und er hatte einen dicken Kloß im Hals. Seine Knie zitterten und er hörte seinen schnellen Herzschlag. Der immer lauter werdende Fangesang wurde von einigen Trommeln und Pfiffen begleitet. Dann ging es los. Der erste Schritt für Tai Richtung Spielfeld war der schwerste. Seine Füße fühlten sich an, als steckten sie in Beton. Tai lief mit seiner Mannschaft aus dem Tunnel ins Stadion ein. Die Menge applaudierte lautstark und die Gesänge und Jubelschreie machten den jungen Mannschaftsführer nur noch nervöser. Die beiden Kapitäne gingen zum Schiedsrichter, der eine Münze für den Anstoß warf. Im Anschluss ging Tai zurück zu seinem Team.

Tai: „Wir haben Anstoß. Los Jungs, aufs Feld und zeigt denen, wie hier Fußball gespielt wird.“

Die Spieler stellten sich auf. Tai stand neben Maro an der Mittellinie und hatte den Ball vor sich liegen. Anpfiff, es ging los. Er kickte den Ball zu Maro und der dribblete in Richtung gegnerisches Tor. Es folgte ein Pass zu Tadashi, da einige Abwehrspieler auf Maro zugerannt kamen. Tadashi spielte wie immer seine Gegner mit eleganten Bewegungen aus und flankte im Anschluss den Ball direkt zu Tai, der eigentlich eine gute Position hatte, um aufs Tor zu schießen. Die Annahme klappte jedoch nicht gut und ein Abwehrspieler von Hokkaido nahm ihm den Ball mit einer Grätsche ab. Tai lag auf dem Rasen. Der Ball ging über mehrere Spieler von Hokkaido direkt zum gegnerischen Stürmer. Dieser lief schnurstracks aufs Tor zu und passte den Ball zu einem weiteren Stürmer. Die Abwehr des SC Tokio versuchte nun, den Ansturm auf ihr Tor zu stoppen. Tai war ebenfalls nach hinten gelaufen und rannte zielstrebig auf den Stürmer zu, der gerade unmittelbar vorm Tor zum Schuss ansetzte. Doch er bemerkte nicht, dass auch ihr eigener Torwart herausgelaufen war, um den Ball direkt zu stoppen, noch bevor er schießen konnte. Tai und der Torwart stießen zusammen, fielen auf den Rasen und der Ball landete im Tor. Es stand null zu eins für Hokkaido. Tai schlug vor Wut mit der Faust auf den Boden.

Der Torwart Toke war sauer: „Verdammt, was soll das, du Anfänger. Pass gefälligst auf, dass du unseren eigenen Mann nicht umläufst. Jetzt liegen wir hinten.“

Tai lief wieder nach vorne an die Mittellinie. Er hatte selbst das erste Tor verschuldet. So war der Start als neuer Mannschaftskapitän eigentlich nicht geplant. Das Spiel wurde fortgesetzt, doch erneut patzte Tai bei der Ballannahme und der Gegner konnte ein weiteres Mal auf ihr Tor zulaufen. Der junge Stürmer wusste selbst nicht, was mit ihm los war, denn er war gerade in der Ballannahme immer sehr zuverlässig. Der Angreifer von Hokkaido nutzte eine Unsicherheit in der Abwehr aus, um die Führung auf zwei zu null auszubauen. Nach dem erneuten Anstoß dribbelte sich Tai bis zum Tor durch, doch er musste schnell schießen, da ein Abwehrspieler der Gegner von hinten angerannt kam. Er schoss aufs Tor, doch der Keeper konnte ihn mühelos halten. Bei zwei weiteren Angriffsversuchen des SC Tokio wurde Tai von Maro und Tadashi bewusst nicht mehr angespielt, obwohl er eigentlich die günstigere Position hatte. Dann ertönte der Halbzeitpfiff und die Mannschaft ging frustriert in die Kabine. Von den Zuschauerrängen ertönten „Buh-Rufe“. Tai wurde ziemlich stark von den Fans beim Verlassen des Spielfeldes ausgepfiffen. Als er enttäuscht in die Kabine kam, war bereits eine heftige Diskussion im Gange.

Maro: „Tai, du bist echt zu unfähig, ein Tor zu schießen. Was bist du für ein Stürmer. Mit mir als Kapitän wäre das nicht passiert. Nach der Pause bleibst du vom Feld, lass mal einen richtigen Spieler ran.“

Yori erhob sich sauer von seinem Sitzplatz: „MARO! Seit wann machst du hier die Mannschaftsaufstellung. Tai bleibt im Spiel und zwar als Stürmer und Kapitän. Wir liegen nur zwei Tore hinten und haben noch die komplette zweite Halbzeit. Hier wird auch niemand beschuldigt. Wir gewinnen als Mannschaft und wir verlieren als Mannschaft. Sollte ich noch mal sehen, dass du jemanden nicht anspielst, obwohl derjenige günstig steht, dann sitzt du auf der Bank. Jetzt lasst ihn in Ruhe.“

Yori ging auf Tai zu, der sich still in eine Ecke gesetzt hatte und die Wand anstarte.

Yori: „Komm mit!“

Die beiden gingen in den Nebenraum. Tai blickte traurig auf den Boden.

Tai : „Ich glaube, ab morgen sortiere ich wieder Bälle und stelle Hütchen für die Spieler auf. Ich sollte freiwillig das Feld räumen und Maro die Kapitänsbinde wiedergeben.“

Jemand berührte Tai behutsam an der linken Schulter. Er sah auf und blickte direkt in die Augen seines besten Freundes Yuuki, der ihn anlächelte.

Yuuki: „Rede doch keinen Schwachsinn, wir wissen beide, dass du ein großartiger Spieler bist. Auf jeden Fall besser als alle anderen in deinem Team. Jetzt zeige denen, wer du bist und was du kannst. Deine Mannschaft kämpft hier für den Sieg und wenn dir das etwas bedeutet, gibst du nicht einfach auf. Ihr könnt nur gewinnen, wenn du jetzt den Tai zeigst, den ich kenne. Überwinde deine Nervosität und spiel einfach wie immer. Du kannst das schaffen, dazu musst du nur deinen ganzen Mut zusammennehmen. Lass dich von den Pappnasen nicht runterziehen und jetzt gehst du auf dieses Spielfeld und haust Hokkaido die Bälle ins Tor. Ich glaub an dich, Tai.“

Tai sah erstaunt auf Yuuki, so eine Rede hatte er jetzt nicht erwartet. Doch die Ansprache hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Tai´s Augen sprühten jetzt voller Kampfgeist und Energie. Er ballte seine rechte Hand zu einer Faust.

Tai lächelte Yuuki an: „Danke, mein Freund! Diese Ansage habe ich anscheinend gebraucht.“

Yuuki grinste zurück und verließ den Raum, um wieder zu seinem Zuschauerplatz zu gehen. Tai wusste, dass Yori seinen Freund geholt hatte, um ihm wieder Mut zu machen. Er würde sich selbst, seinen Trainer und vor allem Yuuki nicht enttäuschen. Es waren nur zwei Tore bis zum Ausgleich und noch eine ganze Halbzeit zu spielen. Die anderen Spieler hatten sich schon positioniert, um wieder aufs Feld zu laufen. Tai stellte sich erneut ganz vorne auf. Er stand sicher und aufrecht vor seiner Mannschaft. Jetzt hinterließ der junge Kapitän einen ganz anderen Eindruck als noch zu Beginn des Spiels. Tai´s Augen funkelten voller Energie. Die Mannschaften liefen raus und stellten sich auf ihre Positionen. Hokkaido hatte nun Anstoß. Der Stürmer von Hokkaido bekam den Ball von seinem Mitspieler und lief los. Tai versuchte sofort, den Ball zu erobern und setzte eine Grätsche an. Der Stürmer lief aber an ihm vorbei. Tai drehte sich beim Vorbeirutschen plötzlich um und nahm ihm doch noch den Ball ab. Er dribbelte sofort in Richtung Tor. Tai packte endlich sein ganzes Können aus. Er spielte die Abwehr leicht aus. Jetzt war nur noch der Torwart vor ihm, doch anstatt einfach zu schießen, kickte Tai den Ball mit der Hacke in die Luft, drehte sich blitzschnell um, sprang hoch und trat das Leder mit einem kräftigem Volleyschuss in Richtung Tor. Der Ball bekam einen gewaltigen Spin, sodass der Torwart von Hokkaido chancenlos war. Tai erzielte seinen ersten Treffer. Hokkaido war noch sichtlich geschockt von dem Gegentor. Die Gegner hatten wieder Anstoß, doch weit kamen sie nicht. Maro hatte dem Gegenspieler den Ball abgenommen und Tai war zum Tor durchgestartet. Nach einem Pass flog er vors Tor, wo Tai sofort hochsprang und mit einem perfekten Fallrückzieher das Leder im Netz versenkte. Das war der Ausgleich. Die nächsten Angriffe von Hokkaido wurden bereits im Ansatz unterbrochen. Tai´s zurückgewonnener Siegeswillen und Ehrgeiz übertrug sich auf die gesamte Mannschaft. Jeder gab sein Bestes und sie wollten unbedingt gewinnen. Es war jedoch nicht mehr viel Zeit für ein Tor, denn die letzte Spielminute hatte bereits begonnen. Hokkaido war mal wieder bis zu ihrem Strafraum durchgedrungen, doch der Abwehrspieler Yoshi konnte den Angriff erneut stoppen. Jetzt half nur noch ein langer starker Weitschuss. Tai gab seinem Mitspieler ein Zeichen und dieser schoss einen langen flachen Pass auf Tai. Der junge Stürmer hatte sich in der Mitte der gegnerischen Hälfte positioniert. Er hatte diesen Schuss nun oft genug mit Yuuki im Park geübt. Der Pass kam schnell und genau bei Tai an. Der Stürmer hob sein rechtes Bein an und schoss den Ball ohne Annahme direkt auf das Tor von Hokkaido. Die Abwehrspieler waren so irritiert von dem Direktschuss, dass sie wie angewurzelt stehen blieben. Der Torwart erkannte die Flugbahn und positionierte sich. Doch Tai hatte den Ball leicht angeschnitten, sodass er kurz vorm Tor einen leichten Bogen nach rechts flog und hinter dem Torwart im Netz landete. Das war der Führungstreffer für Tokio. Kurz darauf ertönte der Schlusspfiff. Das Stadion bebte und feierte den jungen Stürmer. Tai´s Mitspieler rannten auf ihn zu und beglückwünschten ihren Kapitän zu den drei perfekten Toren. Yori kam ebenfalls und gratulierte seinem Team und vor allem Tai.

Yori: „Super gemacht, Jungs. Das war der Kampfgeist, den ich erhofft hatte. Es war eine grandiose zweite Halbzeit. So gewinnt man Spiele. Tai, herzlichen Glückwunsch zu den drei sensationellen Treffern. Du hast deine Aufgabe als Teamkapitän sehr gut gemacht.“

Tai: „Vielen Dank, Trainer.“

Tai löste sich ein bisschen aus dem Trubel und sein Blick ging Richtung Tribüne. Er suchte nach jemandem und nach kurzer Zeit konnte er den jubelnden Rotschopf ausfindig machen. Tai rannte dorthin und winkte Yuuki zu. In der Mannschaftskabine wurde bereits der Sieg ordentlich gefeiert und Tai war mittendrin. Die Mannschaft akzeptierte ihn endlich als Mitspieler und Kapitän. Niemand glaubte mehr daran, dass Tai nur wegen seines Vaters in der Mannschaft war. Heute hatte jeder gesehen, wie gut er Fußball spielen konnte. Er verließ die Mannschaftskabine jedoch vor allen anderen. Sein Ziel war wie jeden Abend der Park. Yuuki saß vor einem der Tore. Tai setzte sich zu ihm.

Tai: „Danke Yuuki. Ohne dich wäre ich heute untergegangen. Ich kann mich selbst auf dich verlassen, wenn wir nicht zusammen spielen.“

Yuuki schmunzelte: „Na klar, ich hab dir sofort angesehen, dass deine Nerven nicht mitspielen. Dank des VIP-Tickets deines Vaters konnte ich bis zur Kabine. Dein Trainer hat mich in den anderen Raum gebracht. Aber die drei Tore waren einfach cool. Ich wäre gerne dabei gewesen.“

Tai: „Ich finde einen Weg, dich in die Mannschaft zu holen und dann erobern wir erst Japan und danach die ganze Welt.“

Nach einiger Zeit verabschiedeten sich die beiden Freunde und gingen nach Hause. Abends fiel Tai zufrieden und müde ins Bett und schlief sofort ein.