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Anreise und Ankunft

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Über Paris geht es heute endlich nach Panama City. Dank Entertainmentprogramm im Flieger vergehen die zwölf Stunden relativ schnell. Endlich hat Dima die Chance alle Actionfilme zu schauen, die er in den letzten Jahren verpasst zu haben scheint. Wenn ich ihn so beobachte, wie er wild kaugummikauend auf den Bildschirm starrt, überlege ich mir ihn öfter mal übers Wochenende alleine zu lassen – fast ein bisschen apathisch mein Liebster. Nicht mal die ständigen Ansagen, die den Film jedes Mal unterbrechen, aufgrund von Turbulenzen, Duty-Free Verkäufen oder Fluginformationen, scheinen ihn zu stören. Gut, dass wir noch einen Rückflug haben – dann müsste er alle Filme geschafft haben. Ich hingegen verbringe die Zeit mit meinen Reiseführern, die ich aufgrund zu hohen Arbeitspensums vorher nicht lesen konnte. Dank diesen bin ich nun einiges an Paranoia reicher und weiß jetzt was wir in Südamerika alles NICHT machen und essen werden.

Wir landen nach Mitternacht in Panama City – IM DUNKELN. Gerade habe ich noch gelesen, dass in Panama City im Dunkeln überhaupt nicht gut Munkeln ist. Das fängt ja gut an. Das Gepäck ist da und nachdem wir von den unfreundlichen Zollbeamten unsere Stempel bekommen haben, dürfen wir auch Einreisen. Wir satteln die Rucksäcke und machen uns auf die Suche nach unserem Taxifahrer, den uns das Hostel schicken wollte. Nach Verlassen des Flughafengebäudes kommt es uns vor, als wären wir im Berliner Tropenhaus gelandet. Hitze und Luftfeuchtigkeit sind enorm und verwandeln unsere Shirts binnen Minuten in nasse Lappen – Hitzeschock extrem. Wir drehen diverse Runden sowohl in der Ankunftshalle als auch am Taxi- und Busterminal, um dann fünfundvierzig Minuten später festzustellen, dass der Shuttle Service wohl nicht funktioniert hat. Nach einer kurzen Verhandlung mit einem anderen Fahrer machen wir uns selbst auf den Weg. Endlich im Panama Hat Hostel angekommen unterziehen wir uns einer langwierigen Anmeldeprozedur, die von Anil geleitet wird. Anil ist ein kleiner, etwas fülliger, freundlich grinsender Panamaer. Er sitzt an der Rezeption des Hostels und begrüßt uns sehr freudig. Es scheint als hätte er heute noch nicht allzu viele Menschen getroffen, da er munter in einem schnellen Spanisch drauf los erzählt. Hierbei merke ich, dass mein Spanisch doch etwas eingerosteter ist als gedacht. Ich lächele und nicke mehr, als dass ich antworten kann. Anil beginnt das Einchecken - mit dem Ein-Finger-Tipp-System. Alles ganz langsam und gewissenhaft. Müsste ich wetten, würde ich sagen, es ist sein erster Tag heute. Immer wieder fragt er dieselben Fragen und das Anmeldeformular in seinem Computer scheint endlos lang zu sein. Ich wiederhole meine Passnummer, dann Dimas, dann wieder meine, dann nochmal buchstabieren, dann eine Kopie vom Ausweis und unsere Adressen – und so weiter und so fort. Der Flug, das Wetter und der Gedanke, dass ich ab jetzt zwei Monate frei habe, machen mich gleichgültig und überaschenderweise geduldig. Ich bin ganz entspannt und schaue voller Vorfreude auf das, was kommen mag. Von meiner Reisebegleitung neben mir kann man das nicht gerade behaupten. Ich spüre förmlich das Blut in seinem Körper rauschen. Mit jedem weiteren Buchstaben, den Anil mit dem Zeigefinger in den Computer drückt, stöhnt er lauter. Ich säusele ihm ein paar beruhigende Worte ins Ohr und hoffe, dass das Prozedere bald vorbei ist. Nach einer gefühlten Unendlichkeit ist es geschafft und wir bekommen die Zimmerschlüssel. Jetzt ist es also soweit - der hotelverwöhnte Dima betritt das Hostelzimmer: Weiße Fliesen, ein Metallschrank und Neonröhren. Nicht sonderlich gemütlich, aber sauber mit bequemen Betten. Er wirkt nun entspannter und auch ein wenig erleichtert. Ich glaube, er hat sich sein erstes Hostel schlimmer vorgestellt.

Obwohl es schon mitten in der Nacht ist, will er nochmal raus, weil er natürlich Hunger hat – es gab ja schließlich nur zwei Mahlzeiten und ein paar Snacks im Flieger. Ich bin unsicher und versuche ihn mit meinem neuerlernten Wissen zu überzeugen, dass wir im Dunkeln nicht mehr rausgehen und auch nicht alles essen sollten. Ich will nicht. Nach dem was ich gelesen habe, wartet hinter jeder Ecke ein fieser Gangster, der uns ausrauben will. Ich fühle mich ungewohnt fremd, die ganzen Warnungen haben mich unruhig und paranoid gemacht. Im Nachhinein weiß ich wie dämlich das war, aber zu diesem Zeitpunkt bin ich hysterisch und eine ziemlich nervige Reisebegleitung. Da ich aber auch nicht alleine im Zimmer bleiben will, machen wir uns doch auf und gehen eine Runde um den Block – mein mutiger Russe mit suchendem Blick nach etwas Essbaren und ich, mit suchendem Blick nach hinten um Verfolger rechtzeitig zu erkennen. Unsere beiden Augen erspähen nicht das Gesuchte. Anscheinend ist es sowohl für Verbrecher als auch für Essen schon zu spät. Tatsächlich haben wir nicht einen Menschen gesehen, auch keine Banditen, Fieslinge oder andere Halunken. Nach der Rückkehr in unser Zimmer, fallen wir dennoch in einen Tiefschlaf, ich erleichtert und Dima hungrig.

Erkenntnisse des Tages: Wir müssen irgendwie ganz schnell mehrere Gänge zurückschalten. Mein Spanisch ist blöderweise doch nicht so gut, wie ich dachte. Auch mit Ein-Finger-Tipp-System kann man sehr gut klarkommen.

Auf den Rucksack fertig los!

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