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Tag Vier - Oder auch: Affen glotzen in Panama City
ОглавлениеHeute ist unser letzter Tag in Panama. Das Sportprogramm auf russischer Seite darf natürlich nicht fehlen, während ich mich genüsslich nochmal umdrehe. Etwas Gutes hat dieser Fitnesswahn ja – Haare auf dem Boden gibt es keine mehr, wenn Dima mit dem Bodenturnen bei einer Luftfeuchtigkeit von neunzig Prozent fertig ist. Der Vielfraß bekommt wieder sein Monster Frühstück und der Tag kann starten.
Zunächst Packen – schön ordentlich und alles faltend im russischen Rucksack, chaotisch und stopfend im deutschen. Wir haben noch sechs Stunden Zeit bis zum Weiterflug nach Quito und wollen die Zeit nutzen um in den Parque Metropolitana zu fahren, einen knapp drei Quadratkilometer großen Nationalpark mit Regenwald nördlich der Innenstadt. Wir starten zu Fuß und nach ganzen fünfhundert Metern bin ich durch die hohe Luftfeuchtigkeit so kaputt und nass geschwitzt, dass wir schließlich doch in ein Taxi steigen – drei Dollar – was kostet die Welt. Auf in den Park, den Dschungel in der Stadt, zum Affen glotzen, wie es Dima liebevoll nennt. Wir stapfen auf den festgetretenen Pfaden den Monkey Trail entlang und starren nur nach oben, um ja kein Faultier oder Affen zu verpassen. Leider stolpern wir mehr, als dass wir irgendein Tier zu Gesicht bekommen. So muss es im Dschungel sein: Sträucher, Bäume, Büsche und dichtes Grün. Lianen hängen zwischen den Bäumen und es fehlt nur noch Tarzan, der mit seinem berühmten Ruf nach Jane schreit. Von seinem Affenfreund Cheeta leider keine Spur.
Plötzlich ein Rascheln. Gespannt starren wir ins Dickicht und sehen eine riesige Ratte ohne Schwanz – Wahnsinn. Und da...noch eine. Immerhin es gibt hier also doch Tiere. Nach anschließender Recherche wissen wir, dass es sich hier um Agutis gehandelt hat, die zur Gattung der Nager gehören. Ah ja. Weiter geht es die Pfade entlang und die Aussicht auf Panama am höchsten Mirador (auf hundertfünfzig Meter) ist lohnenswert und sehr schön. Von der Skyline, über die Bucht bis zum Kanal ist alles dabei und umrahmt von einem satten Grün ist es das perfekte Fotomotiv. Nach zwei Stunden Hügel rauf und Hügel runter, drei Miradores später und zehn weiteren schwanzlosen Ratten, geht es einmal komplett durchgeweicht zurück in die Stadt.
Dima hat schon wieder Hunger – Überraschung. Also erstmal einen fetten Burrito vom Food Market eingeschoben und dann, achja, dann hat er immer noch Hunger und isst noch ein riesiges Eis mit Früchten. Alles was auf meiner „auf keinen Fall essen, weil Bakteriengefahr“ Liste steht verleibt er sich in weniger als zehn Minuten ein. Ich sehe schon die Salmonellen durch seinen Bauch tanzen. Aber die Russen scheinen mit einem Magen-Darm-Trakt aus Stahl gesegnet zu sein.
Um unser Taxi zum Flughafen nicht zu verpassen, bringe ich meinen ausgehungerten Freund dazu, dass wir uns wieder Richtung Hostel bewegen. Ich brauche wohl nicht extra zu erwähnen, dass das vorbestellte Taxi nicht kommt. Vergesst das also mit dem Taxi bestellen, und winkt einfach eins von der Straße ran.
Auf geht’s zum Flughafen, um unseren ersten Flug (viele weitere werden noch folgen) mit Avianca zu starten. Alles ganz OK solange man nichts von dem Essen probiert und nicht in der Reihe vor dem Notausgang sitzt, wo die Sitze so gerade sind, dass wir Angst haben, vorne über zu kippen. In Bogota landen wir zwischen und auch hier werden wir noch das ein oder andere Mal auf unserer Reise zu finden sein. Wir sind auf dem gesamten Flughafen die einzigen Menschen, die stellenweise krebsrot sind und nicht schokobraun. So verlieren wir uns wenigstens nicht so schnell aus den Augen.
Nach einem kurzen Bummel am Flughafen geht’s nach Quito. Ebenfalls Reihe vor dem Notausgang, aber wir kommen pünktlich an. Natürlich hatten wir uns vorher einen Abholservice organisiert - wir sind noch nicht so weit, es zu lassen.
Quito dient nur als kurzer Zwischenstopp, da es von hier dann weiter auf die Galapagosinseln geht. Sie gehören zu Ecuador, wenn sie auch tausend Kilometer vom Festland entfernt liegen. Die Galapagosinseln sind ein Traum, den ich mir schon immer erfüllen wollte und da auch Quito einiges zu bieten hat, werden wir ein paar Tage hier verbringen. Es liegt auf 2800 Metern und ich bin gespannt wie unsere Körper mit der Höhe umgehen. Zwischen Bergen und Vulkanen gebettet soll es eine sehr schöne koloniale Altstadt haben. Außerdem liegt es nur zwanzig Kilometer südlich vom Äquator und somit verläuft hier der Mittelpunkt der Welt (La mitad del mundo). Genügend Gründe für einen Abstecher also. Auch für Quito gibt es einige Warnungen vor Überfällen und Raub im Reiseführer – das hatten wir ja schon. Ich werde ruhiger was meine Ängste angeht, der Respekt bleibt dennoch und weiterhin gilt das Motto: Auge bleib wachsam. Während Dima diesen Satz liest – sehe ich wie er seine Augen verdreht.
Erkenntnisse des Tages: Stopfen versus Zusammenlegen – wer bekommt mehr in seinen Rucksack? Im Dschungel gibt es keine Affen, sondern schwanzlose Ratten. Russen haben einen Magen aus Stahl.