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Kapitel 7
ОглавлениеAls ich am nächsten Morgen sehr früh aufwachte, war ich schweißgebadet. Ich hatte diesen beängstigenden Traum wie in Dauerschleife zigmal hintereinander geträumt. Mein Wecker ging eigentlich erst in einer halben Stunde, aber da ich wahrscheinlich gar nicht mehr einschlafen konnte, machte ich mich schnell im Bad fertig und ging in die Küche, um zu frühstücken. Es war seltsam, im Haus zu sein, wenn niemand wach war. Es war so still und ein kleines bisschen gruselig.
Zehn Minuten später hörte ich endlich die Tür eines Schlafzimmers aufgehen. Eigentlich dachte ich, dass meine Großmutter in die Küche kommen würde, aber es war Cass, der in seinen Hausschuhen verschlafen aus seinem Zimmer schlurfte. „Hey, du Schlafmütze“, begrüßte ich ihn: „Konntest du auch nicht mehr schlafen?“
Er nahm sich ein Glas Wasser, bevor er antwortete: „Ich hatte Durst.“ Na, das war aber eine kurze Antwort. Da wir ohnehin noch Zeit hatten, bevor wir in die Schule mussten, schlug ich Cass vor, eine Runde Mau-Mau zu spielen. Er liebte dieses Spiel und es half immer, wenn er schlechte Laune hatte, so wie jetzt.
„Mau-Mau, schon wieder gewonnen“, rief Cass, als unsere Großmutter in die Küche kam. „Na warte, in der nächsten Runde nach dem Mittagessen heute, werde ich gewinnen“, gab ich zurück und wuschelte ihm durch die Haare. „Das werden wir ja sehen“, sagte er grinsend, bevor er zu unserer Großmutter ging und sie umarmte. „Guten Morgen“, sagte sie zu uns und ich stand ebenfalls auf, um sie zu umarmen. Sie fragte uns: „Seit wann seid ihr denn schon wach?“ Daraufhin antwortete ich mit einem Gähnen: „Ich konnte vor einer halben Stunde nicht mehr schlafen und da bin ich in die Küche gegangen.“
„Und danach kam ich, da ich Durst hatte, wollte aber dann, anstatt wieder zu schlafen, mit Ave Karten spielen“, beendete Cass meine Erzählung.
Eine knappe Stunde später saß ich in meiner Klasse und wartete darauf, dass Niclas und Riley kommen würden. Kaum dachte ich an die beiden, wurde die Tür aufgerissen und sie kamen herein.
„Ich habe dir doch gesagt, auch wenn du auf mich wartest, kommen wir noch pünktlich“, sagte Riley in dem Moment zu Niclas, als die beiden sich auf ihre Stühle setzten. „Hi, ihr seid aber gerade so pünktlich“, sagte ich aus Spaß, um Riley ein bisschen aufzuziehen. Diese sagte mit gespielter, strenger Stimme: „Aber trotzdem noch pünktlich. Solange wir vor dem Lehrer drinnen sind, ist alles okay.“
Wenige Minuten später kam auch schon Herr Miloski, unser Englischlehrer, in die Klasse. Er wünschte uns schnell einen Guten Morgen und erzählte, dass wir alle in Zweiergruppen eingeteilt würden, um ein Plakat anzufertigen und vorzustellen. „Diese Gruppen werden aber ausgelost und Partner tauschen ist verboten“, betonte er noch einmal, bevor er die ausgelosten Gruppen der Reihe nach vorlas: „Jack und Nick, Riley und Anne, Niclas und Michael, … Grace und Luca und als letzte Gruppe Knox und Avery. Oh mein Gott, das konnte nicht wahr sein. Da hätte ich doch lieber mit Jack zusammengearbeitet als mit Knox. „Bitte fangt jetzt in der Stunde schon einmal an, den Vortrag vorzubereiten und wehe, ich sehe jemanden, der das Handy nicht für Recherche benutzt, sondern irgendetwas anderes damit macht“, warnte uns Herr Miloski.
„Na toll. Womit fangen wir an?“, hörte ich plötzlich eine genervte, dunkle Stimme neben mir. Ich drehte mich um und es war natürlich Knox. Wer auch sonst konnte einen mit nur einem Kommentar so zur Weißglut bringen. „Wenn du willst, kannst du dich auch zu deiner ach so tollen Grace begeben und einfach mit ihr ein Plakat machen“, erwiderte ich giftig. „Erstens geht das leider nicht, da wir keine Partner wechseln dürfen. Das wüsstest du auch, wenn du mal zugehört hättest und zweites klang das gerade sehr eifersüchtig“, antwortete er mir süffisant. „Deine Belehrungen kannst du dir mal sonstwohin stecken!“, erwiderte ich. Sonst blieb ich eigentlich immer ganz ruhig, aber bei diesem Typ konnte ich es einfach nicht! Er war arrogant, eingebildet und dachte von sich, er wäre der Beste und Tollste! Was er eindeutig nicht war!
Warum muss ich nur mit so einem Typ zusammenarbeiten? Warum musste das Pech immer auf meiner Seite sein? Nie hatte ich Glück! Noch nie in meinem Leben war das Glück auf meiner Seite! „Wir müssen das jetzt zusammen machen, ob wir wollen oder nicht. Also stell dich nicht so an und hol dein Handy raus!“, belehrte er mich schon wieder.
Ich hasste es, ich hasste ihn! Aber was sollte ich machen? Also atmete ich einmal tief durch und holte mein Handy heraus. Ich gab in die Suchleiste “Australien“ ein. Ich öffnete Wikipedia und schrieb stichpunktartig ein paar Informationen heraus. „Willst du auch irgendwas machen?“, fragte ich Knox mit genervter Stimme.
Er stöhnte und antwortete: „Natürlich, was du willst!“ Sag mal, wollte dieser Typ mich eigentlich verarschen? Da ich aber nicht schon wieder einen Streit mit ihm anfangen wollte, bat ich ihn so freundlich, wie es ging, uns ein weißes Plakat zu holen. Dann hatte ich wenigstens ein bisschen Zeit für mich und fühlte mich nicht von ihm beobachtet. Es war lächerlich, aber es machte mich nervös, wenn er mich mit seinen perfekt betonten, dunkelgrünen Augen ansah.
Endlich ging er kurz weg und ich atmete erleichtert auf. Leider war er viel zu schnell wieder da. Wir schrieben uns noch ein paar Informationen auf, bis das Klingeln endlich ertönte. Knox ging zu seinem Platz zurück, ohne ein Wort zu sagen. Ich packte, verärgert über Knox, meine Sachen zusammen und wollte gerade zur Tür rausgehen, als sich von hinten eine Hand auf meine Schulter legte.
„Wir müssen uns treffen wegen des Plakats. Ich komme heute um drei Uhr bei dir vorbei. Hier ist meine Nummer“, sagte Knox nur hinter mir und kaum drückt er mir einen Zettel in die Hand, war er auch schon wieder weg. Na toll, jetzt kam er heute auch noch zu mir! Der Tag konnte ja nur noch schöner werden. Als ich schließlich auf dem Weg zur nächsten Stunde war, kamen Niclas und Riley auf mich zu.
„Du hast echt den Jackpot gezogen. Ein Plakat mit Knox, das ist der Traum jedes Mädchens!“, sagte Niclas begeistert und Riley flüsterte mir ins Ohr, „… und der Traum von Niclas.“
Daraufhin musste ich genauso wie Riley grinsen. Niclas fand dies aber eher weniger lustig: „Komm schon, ihr müsst schon zugeben, Knox sieht echt toll aus.“ Daraufhin musste ich noch mehr lachen und erwiderte mit voller Überzeugung: „Knox ist einfach ein arroganter, eingebildeter Typ, der nur an sich selbst und an diese Zicke Grace denkt!“ Niclas schmunzelte jetzt ebenfalls: „Oh, ist da etwa jemand auf Grace eifersüchtig?“
„Nein, sagt mal, warum denkt das nur jeder?“, antwortete ich genervt. Niclas und Riley guckten sich nur grinsend an. Sollten sie doch denken, was sie wollten. Ich könnte nie auf so einen Typen wie Knox stehen. Er war zwar ganz hübsch, gut, sogar sehr hübsch, aber er war auch eingebildet, selbstsüchtig, ... Warum dachte ich jetzt eigentlich an diesen Typen, der mir doch eigentlich völlig egal war?
Am Nachmittag, als ich mit Cass nach Hause kam, kündigte ich, kurz nachdem ich Knox meine Adresse geschickt hatte, an, dass er wegen eines Referates zu mir kommen würde.
Ich machte mir in der Küche schnell ein Brötchen, ging danach in mein Zimmer und bereitete schon einmal etwas für das Plakat vor. Natürlich hatte ich keinen Bock, mit Knox zusammenzuarbeiten, aber um eine gute Note in Englisch zu bekommen, musste ich das durchziehen. Ich hatte noch eine Stunde Zeit, bevor Knox kommen würde und diese nutzte ich, um etwas zu lesen.
Ich verlor völlig die Zeit aus den Augen, als es plötzlich klingelte. Ich lief schnell aus dem Zimmer, um die Tür zu öffnen, aber mein kleiner Bruder war schneller.
„Hallo“, sagte mein Bruder mit Misstrauen in seiner Stimme: „Wo willst du hin?“
Ich ging zu meinem Bruder und legte meine Hände beruhigend auf seine Schulter. „Keine Sorge Cass, das ist Knox. Er möchte zu mir, um ein Referat mit mir vorzubereiten.“
Als wir beide alleine in meinem Zimmer waren, fragte Knox mich mit seiner tiefen und irgendwie sexy Stimme: „Warum bist du eigentlich hierhergezogen?“ Seine Augen nahmen einen wunderschönen und interessanten Glanz an ... Er klang nicht so wie der eingebildete Knox in der Schule, der sich nur um sich selbst und Grace kümmerte, sondern er klang so, als ob ihn meine Antwort wirklich interessierte. Also antwortete ich nach einem kurzen Zögern: „Familiäre Gründe, die du bestimmt nicht hören willst.“ Ich wusste nicht warum, aber mir traten plötzlich Tränen in die Augen. In letzter Zeit ging mir alles irgendwie viel zu schnell und ich konnte kaum mehr in Ruhe für mich sein und nachdenken. Ich musste mich jetzt aber zusammenreißen. Knox war hier und ich würde mir ganz sicher nicht die Blöße geben, vor ihm in Tränen auszubrechen. Knox betrachtete mich einen Moment und ich sah so etwas wie Sorge oder Bedauern in seinem Blick. Dies war aber schnell wieder vorbei, denn anscheinend merkte er, genauso wie ich, dass der Moment, genauso wie diese Stille zwischen uns, immer unangenehmer wurde. Er räusperte sich: „Also, fangen wir an?“ Ich nickte und wir legten los.
Wir arbeiteten ganze zwei Stunden an dem Vortrag. Wir schrieben Informationen raus, druckten Bilder aus, bereiteten unsere Karteikarten vor und zum Schluss waren wir mit unserem fertigen Vortrag sehr zufrieden. Endlich waren wir fertig. Wir hatten uns viel Mühe gegeben und das konnte man auch sehen.
„So, dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend und bis morgen“, sagte er zu mir. Diese Freundlichkeit von ihm war neu für mich und ich runzelte kurz die Stirn, aber antwortete: „Dir auch.“
Als Knox die Tür hinter sich schloss, atmete ich einmal tief aus. Ich hatte diesen Nachmittag doch tatsächlich hinter mich gebracht und hatte das Gefühl, dass es doch eine andere Seite von Knox gab, eine gefühlvolle Seite und nicht nur diese eingebildete.
Ich überlegte, was ich jetzt noch bis zum Abendessen machen sollte und entschied mich dann schließlich dazu, draußen einen Spaziergang zu machen. Nachdem ich meiner Großmutter Bescheid gesagt hatte, nahm ich mir meinen Schlüssel und ging durch den Park. Ich machte Fotos, um dieses später auf Instagram hochzuladen. Als ich mit den Fotos fertig war, setzte ich mich einfach auf eine Parkbank, stak mir meine Kopfhörer ins Ohr und hörte Musik. Ich genoss diesen Augenblick sehr. Ich saß bestimmt über eine Stunde einfach nur auf der Parkbank und machte nichts. Danach wurde es dunkel und ich machte mich widerwillig auf den Weg nach Hause. Gerade rechtzeitig schloss ich die Tür auf, denn danach fing es in Strömen an zu regnen. Ich wollte gerade in mein Zimmer gehen, da rief Cass nach mir: „Ave, kommst du mal bitte?“
Natürlich machte ich mich auf den Weg zu ihm. Als ich sein Zimmer betrat, saß er auf seinem Schreibtischstuhl und fragte mich, ob ich heute meine Nudeln Spezial machen könnte, da er sie so liebte. Unsere Großmutter war heute Abend nämlich bei einer Freundin aus ihrem Yoga-Kurs. Da ich nichts anderes zu tun hatte, stimmte ich zu und machte ich mich an die Arbeit. Eine halbe Stunde später saßen Cass und ich am Esstisch und aßen meine Nudeln Spezial. Er erzählte mir etwas über sein Buch, das er gerade las und über das nette Mädchen Sophie in seiner Klasse, das er sehr „süß“ fand. Ich mochte es sehr, Cass bei seinen Erzählungen zuzuhören.