Читать книгу Was mich gesund macht - Jane Thurnell-Read - Страница 7

Оглавление

Kapitel 1

Was ist Angewandte Kinesiologie?

„Kinesiologie“ bedeutet in der klassischen Medizin zunächst Bewegungslehre und Untersuchung der Muskeln und Gelenke, des „Bewegungsapparates“. Als „Angewandte Kinesiologie“ bezeichnet man (im deutschen Sprachraum) allerdings etwas anderes: eine Methodik zum Sondieren und zum Ausgleichen (oder Korrigieren) des energetischen Zustandes des Organismus sowie zum Aktivieren seiner Funktionen; eine Richtung dieser Kinesiologie, die wir hier meinen, ist die Health Kinesiology (HK).

Die Grundlagen auf diesem Gebiet wurden in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts von dem Orthopäden und Chirurgen R. W. Lovett erarbeitet. Er entwickelte ein System, mit dem sich die Stärke von Muskeln testen und beurteilen ließ. Henry und Florence Kendall ist die Weiterentwicklung und Systematisierung dieser Arbeit zu verdanken; 1949 veröffentlichten sie zu diesem Thema ihr Buch Muscle Testing and Function. Weitere entscheidende Impulse gingen in den frühen sechziger Jahren von dem amerikanischen Chiropraktiker George Goodheart aus; er stellte fest, dass schwache Muskeln sich häufig zumindest für eine gewisse Zeit stärken ließen, indem man Anfang und Ende des schwachen Muskels massierte, ein Verfahren, das später als „Ursprung-Ansatz-Technik“ bekannt wurde. Goodheart stellte außerdem fest, dass zwischen bestimmten Symptomen und der Schwäche bestimmter Muskeln ein Zusammenhang besteht. Diese Erkenntnisse brachte er mit den Forschungsarbeiten von Frank Chapman und Terrence Bennett in Verbindung: Chapman hatte bereits in den dreißiger Jahren erkannt, dass bestimmte Stellen des menschlichen Körpers empfindlicher sind als ihre Umgebung. Massiert man diese empfindlichen Stellen, so lässt ihre Empfindlichkeit häufig nach und der allgemeine Gesundheitszustand verbessert sich. Er vermutete, dass dafür das Lymphsystem, das wiederum Teil des Immunsystems ist, verantwortlich sei: Die Massage der oben beschriebenen Punkte führt zu einem verstärkten Lymphfluss.

Bennett fand bestimmte Punkte (hauptsächlich am Kopf), die, wenn sie gehalten wurden, den Blutfluss im Körper verbesserten. Goodheart fand heraus, dass das Massieren der Chapman-Punkte und das Halten der Bennett-Punkte ebenfalls Einfluss auf die Muskelreaktion hatten. Er verfügte damit über drei verschiedene Möglichkeiten Muskeln zu stärken: das Massieren der Anfangs- und Endpunkte schwacher Muskeln, das Massieren von Punkten zur Verbesserung des Lymphflusses und das Halten von Punkten für einen verstärkten Blutfluss. Goodheart stellte weiter fest, dass sich durch diese Arbeit zur Stärkung der Muskeln andere gesundheitliche Probleme besserten oder sogar ganz verschwanden.

Die Meridiane

Goodheart kam zu dem Schluss, dass diese Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Muskelreaktion nur mit Hilfe der traditionellen Auffassung der chinesischen Akupunkturlehre über die Funktionsweise des menschlichen Körpers zu erklären seien. Nach diesem Modell durchzieht ein System von „Kanälen“ oder Meridianen den menschlichen Körper, durch die unsere Lebensenergie oder Lebenskraft fließt, die sämtliche Zellen und Körperfunktionen reguliert und maßgeblich beeinflusst. Befindet sich dieses Energiesystem im Gleichgewicht (in der Balance), so sind wir gesund, ist es jedoch gestört, so können körperliche und/oder andere Probleme entstehen oder bestehen bleiben. Diese Störungen des Energiesystems beeinflussen auch die Muskelreaktion; daher wird der Begriff „Kinesiologie“ heute in dem Sinn gebraucht, dass Muskeln getestet werden mit dem Ziel, diese Störungen zu identifizieren.

Die Akupunkturmeridiane sind Teil des dem menschlichen Körper zugrunde liegenden Energiesystems und sind in der chinesischen Medizin bereits seit vielen tausend Jahren bekannt. Sie bilden ein Gitter aus feinstofflicher Energie, das die unterschiedlichen Aspekte oder Ebenen jeder Persönlichkeit trägt und integriert :die physische, die emotionale, die mentale und die spirituelle Ebene. Dieses Energiesystem verteilt über die Meridiane Chi oder Lebensenergie im gesamten Körper und diese Energie beinhaltet (oder ist möglicherweise sogar selbst) die Information, die nötig ist, damit alle Teile in einem harmonischen Zusammenspiel funktionieren können. Wird diese Lebensenergie nicht richtig an Gewebe und Zellen des physischen Körpers geleitet, so entsteht ein Ungleichgewicht in diesem System, das zu akuten oder chronischen gesundheitlichen Problemen führen kann. Befindet sich dieses Energiesystem nicht im Gleichgewicht, so kann unsere Lebensenergie nicht richtig fließen.

Die klassische östliche Medizin unterscheidet vierzehn Hauptmeridiane. Zwei Meridiane verlaufen entlang der Körpermitte: Das Gouverneursgefäß fließt in der Mitte des Rückens entlang aufwärts, das Zentralgefäß oder Konzeptionsgefäß auf der Mitte der Körpervorderseite. Die zwölf anderen Meridiane verlaufen bilateral auf der Körperoberfläche. Sie sind nach bestimmten Organen benannt (zum Beispiel der Lebermeridian oder der Dünndarmmeridian), verlaufen jedoch nicht notwendigerweise durch oder in der Nähe des namengebenden Organs. So verläuft etwa der Lungenmeridian entlang der Innenseite des Arms nach unten bis zum Daumen. Es kann jedoch durchaus ein Zusammenhang zwischen dem Meridian und der Gesundheit der damit in Verbindung stehenden inneren Organe bestehen.

Die Meridiane sind wiederum paarweise den Elementen zugeordnet, wobei jedes Paar aus einem Yin- und einem Yang-Meridian besteht. Die Yang-Meridiane stehen für Eigenschaften wie die Fähigkeit sich auszudehnen, Trockenheit, Männlichkeit, Helligkeit, Hitze und Hohlheit. Die Yin-Meridiane symbolisieren Eigenschaften wie Weiblichkeit, Empfänglichkeit, Dunkelheit, Kühle und Dichte. Yin- und Yang-Meridiane sind nur als Paare vollständig. Die Health Kinesiology legt den Schwerpunkt auf die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen dem jeweiligen Yin- und dem Yang-Meridian eines Meridianpaars.

Das energetische Gleichgewicht innerhalb des Meridiansystems

Zentrales Anliegen aller kinesiologischen Systeme ist das Gleichgewicht, die Balance. Vertreter der Kinesiologie vertreten die Auffassung, dass gesundheitliche Probleme auf Störungen zurückzuführen seien, die nicht nur auf der körperlichen, sondern ebenso auf der emotionalen und spirituellen Ebene angesiedelt seien. Im Idealfall befindet sich das Meridiansystem im Zustand einer dynamischen Balance, in dem es sich den inneren und äußeren Umständen ständig wieder neu anpasst. Bei vielen Menschen befindet sich dieses Meridiansystem jedoch häufiger im Ungleichgewicht als im Gleichgewicht, woraus sich gesundheitliche Probleme ergeben. Dieses energetische Ungleichgewicht kann viele Ursachen haben, etwa psychischen Stress, Umweltverschmutzung, Mangelernährung und vieles andere mehr. Die Kinesiologie zielt darauf ab, das energetische Gleichgewicht wieder herzustellen und dadurch Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern.

Auf den Meridianen gibt es bestimmte Punkte, die bei korrekter Stimulation eine Störung überwinden und das Gleichgewicht des körpereigenen Energiesystems wiederherstellen können. Die Akupunktur setzt Nadeln in diese Punkte, während in der Kinesiologie unterschiedliche Kombinationen dieser Punkte gehalten oder massiert werden.

Das Muskeltesten

Das Muskeltesten ist ein schmerzfreies Verfahren, bei dem der Tester sanften Druck auf bestimmte Körperteile (in der Regel Arme oder Beine) ausübt, um die Reaktion des jeweiligen Muskels zu testen. Der Tester bringt den für den Test ausgewählten Körperteil in eine bestimmte Position, um so den Testmuskel möglichst vollständig zu isolieren. Der Muskel ist dann entweder in der Lage, dem Testdruck relativ leicht standzuhalten, oder er wird – zumindest geringfügig – nachgeben. Die Kinesiologie nutzt diese Muskelreaktion, um Informationen darüber zu erhalten, was im Körper vorgeht und was zur Wiederherstellung des Gleichgewichts benötigt wird. Aufgrund der Wechselbeziehung zwischen Muskeln, Meridianen und sämtlichen anderen Systemen des menschlichen Organismus liefert die Muskelreaktion nicht nur Informationen über den Testmuskel, sondern auch über andere Störungen innerhalb des Körpers und die zu deren Korrektur notwendigen Vorgehensweisen.


Muskeltesten

Die feinstoffliche Energie

Der Begriff der feinstofflichen Energie ist ein zentraler Begriff dieses Buches. Hierbei handelt es sich nicht um Wärmeenergie in Form von Kalorien. Das Wörterbuch definiert „feinstofflich“ als dünn oder zart, fein, flüchtig, geheimnisvoll, schwer fassbar oder nachweisbar. Der Begriff „feinstoffliche Energie“ ist ein offener Begriff und bezeichnet jede Form von Energie, die von wissenschaftlicher Seite nicht als spezifische Energieform definiert oder zugeordnet werden kann. Einige dieser Energieformen werden als Teil unserer menschlichen Natur angesehen, andere haben ihren Ursprung außerhalb des einzelnen Menschen und werden aus von ihm unabhängigen Quellen gespeist. In ihrem Buch Energy Medicine beschreibt Donna Eden diese Energie als das gemeinsame Medium von Körper, Geist und Seele; seine Wellenlängen, Frequenzen und Schwingungsmuster bildeten ihr gemeinsames Vokabular.

Es gilt als einigermaßen gesichert, dass feinstoffliche Energie einige Eigenschaften elektromagnetischer Energie besitzt, letztendlich jedoch wesentlich darüber hinausgeht. Natürlich ist dies eine sehr unbefriedigende Erklärung, ich befinde mich damit aber offenbar in guter Gesellschaft. Im März 1999 schrieb George Musser in Scientific America: „Die Astrophysik ist nicht in der Lage, neunzig Prozent der Materie des Universums zu finden … Es gibt da offenbar etwas, das am Himmel entlangschwirrt und geräuschlos durch unsere Körper strömt und unsichtbar ist.“ Er führt weiter aus, dass die Wissenschaft drei Arten der Bemessung des Universums kenne und dass die Abweichungen darauf hinwiesen,„dass das Universum mit einer außergewöhnlichen Materie angefüllt sein muss“. Es könnte doch sein, dass es sich bei dieser schwer fassbaren Materie um das handelt, was die Vertreter alternativer Ansätze als feinstoffliche Energie bezeichnen.

Die verschiedenen Richtungen der Kinesiologie

Alle Zweige oder Richtungen der Kinesiologie haben sich aus der Arbeit von George Goodheart entwickelt. Deren Ursprung liegt in der Chiropraktik bzw. Chirotherapie und als Folge davon beschäftigte sich die Applied Kinesiology in erster Linie mit strukturellen (auf die Körperstruktur bezogenen) Problemen und Lösungen. Inzwischen haben sich viele anders ausgerichtete Systeme der Kinesiologie entwickelt, darunter Health Kinesiology, Educational Kinesiology und Three In One Concepts. Alle basieren auf dem Muskeltest, jedes System spiegelt jedoch sehr stark die Interessen und die Persönlichkeit des jeweiligen Begründers wieder. Einige Systeme lehnen den „verbalen“ Muskeltest ab, bei dem das jeweilige Thema in Worte gefasst wird und der eine der Grundlagen der Health Kinesiology darstellt. In diesen Systemen erhält man Zugang zu den gewünschten Informationen, indem man einen Muskel testet, während man gleichzeitig bestimmte Punkte auf dem Körper berührt oder bestimmte Fingermodi hält. Fingermodi sind Kombinationen bestimmter Fingerpositionen, die im Bezug zu bestimmten Körpersystemen, Korrekturverfahren und so weiter stehen.

Die Technik des Muskeltestens hat auch in andere Therapieformen Eingang gefunden. So greifen Homöopathen, Chiropraktiker oder auch Aromatherapeuten häufig auf den Muskeltest zurück, um sich die richtige Vorgehensweise bestätigen zu lassen. Alle diejenigen, die die Kinesiologie anwenden, haben die Überzeugung und die Erfahrung gemeinsam, dass jedem Menschen ein grundlegendes Wissen um das innewohnt, was er braucht, um wirklich heil und gesund werden zu können. Dieses Wissen ist auf einer unbewussten Ebene kodiert und über das Bewusstsein nur schwer erreichbar; mit dem Instrument des Muskeltests haben wir Zugang zu diesem Wissen.

Was mich gesund macht

Подняться наверх