Читать книгу Die blutige Windrose - Janina Nikoleiski - Страница 4
Kapitel 1
ОглавлениеSchon vor dem Öffnen der Augen hörte ich bereits die schweren Regentropfen an meiner Fensterscheibe. Plötzlich hatte ich es gar nicht mehr so eilig aufzuwachen. Vielleicht noch einmal umdrehen?
Nein, erst mal einen Kaffee. Dann sieht die Welt vielleicht nicht mehr so trüb aus. Ich entschied mich also, aufzustehen.
Beim ersten vorsichtigen Blick, vorbei an den dunklen Vorhängen, aus dem Fenster sah ich, dass es mehr als eine Tasse sein müsse. Typisches Hamburger Schietwetter. Würde es heute überhaupt richtig hell werden?
Nach ein paar Griffen in den mehr als unordentlichen Kleiderschrank, und einer dampfend heißen Dusche war auch der Kaffee fertig. Schwarz, kräftig und eine Menge davon, genau, wie ich es mochte. Dazu einen Blick in die Zeitung. Nichts Interessantes für heute.
Normalerweise las ich sie in der Bahn, auf dem Weg zur Arbeit. Die nächsten drei Wochen jedoch, hatte ich Urlaub. Nicht um wegzufliegen, was bei dem Wetter die bessere Wahl gewesen wäre, sondern um meine beste Freundin Cassandra bei der Renovierung ihres neuen Hauses zu unterstützen.
Sie hatte es unerwartet geerbt, als ihre Großtante Meredith Klix gestorben war. Leider war es sehr alt und es musste viel gemacht werden. Also musste ich meinen Mann stehen und ihr helfen. Und ich tat es gern. Dem langweiligen Büroalltag zu entfliehen war, so oder so, nicht schlecht.
Als ich ankam, bekam ich wie immer ein mulmiges Gefühl, als ich das alte Haus sah. Irgendetwas stimmte hier einfach nicht.
Cassandra liebte dieses Haus von Anfang an, und wollte es unter keinen Umständen verkaufen. Wie sehr ich sie auch immer damit aufzog, es sähe aus wie ein kleines gruseliges Hexenhäuschen, sie blieb bei ihren Plänen.
Das Haus war ein kleines Fachwerk und die Vorderseite fast vollständig mit tief grünem Efeu bewachsen. Der Schornstein war aus unterschiedlich großen Steinen und braunem Lehm gebaut worden und sah nicht sehr vertrauenerweckend aus. Die Sprossenfenster und die Haustür waren aus Holz und in demselben dunklen Braun wie die Balken gestrichen worden. Im Vorgarten wucherten unzählige Pflänzchen, von denen ich die meisten nicht benennen konnte. Wenn sie erst mal blühten, würde es hier bestimmt hübsch aussehen.
Drinnen war es bedrückend und dunkel. Cassandra war davon überzeugt, dass es alles heller und freundlicher wirken würde, wenn wir nur erst alles gestrichen und geputzt hätten. Also stand noch viel Arbeit an.
Oben, im ersten Stock, befanden sich ein Schlaf- und ein Arbeitszimmer, sowie auch ein Bad. Dort waren wir mit den Arbeiten an den vergangenen Wochenenden schon gut vorangekommen. Es musste nur noch der Dielenboden im Schlafzimmer und im Flur ausgebessert und geschliffen werden. Das Badezimmer war bereits von uns neu gefliest worden.
Die alte Badewanne hatte uns vor eine Herausforderung gestellt. Es war eine freistehende große weiße Wanne mit goldfarbenen Füßen und Cassandra wollte sie unbedingt behalten. Auch das ist uns nach viel Arbeit gelungen.
Die hölzerne Treppe und das Erdgeschoss hatten wir uns für diese Woche vorgenommen.
Hätte ich Cassandra nicht schon seit dem Sandkasten gekannt, hätte ich sie für verrückt gehalten. Nur wer sie wirklich kannte, stellte dieses Vorhaben nicht in Frage. Sie war in ihrem Element und nichts konnte sie aufhalten.
Als ich das Haus betrat, hörte ich sie schon summend hin und her rennen. Wie immer trug sie ein abgetragenes Bandshirt, heute Linkin Park, und verblichene, rissige Cargoshorts.
Sie war attraktiv, und wären wir nicht die besten Freunde von Kindesbeinen an gewesen, hätte ich mich wahrscheinlich glücklich geschätzt, wenn sie meine feste Freundin gewesen wäre.
Ihre langen haselnussbraunen Haare hatte sie mit einem Pinsel hochgesteckt und nur ein paar lose Locken hingen ihr in den Nacken. Einen zweiten Pinsel hatte sie zwischen die Lippen geklemmt und mit einem dritten Pinsel strich sie gerade eine Farbprobe an die Wand, an der schon viele andere zu sehen waren. Scheinbar konnte sie sich wieder nicht so richtig entscheiden, und würde mich gleich zu Rate ziehen.
Mich. Einen Mann. Bei Farben.
Mir graute es schon davor.
Als sie mich entdeckte, legte sie Farben und Pinsel zur Seite und begrüßte mich wie immer, mit einem Kuss auf die Wange und einer herzlichen Umarmung. Sie schien aufgeregt zu sein, denn ihre lindgrünen Augen waren geweitet und hektische rote Flecken zierten die Wangen.
„Ben, wie schön, dass du endlich da bist“, grinste sie mich an. „Ich muss dir unbedingt etwas zeigen! Du weißt doch noch, am Freitag sahen wir, dass in der roten Ziegelsteinwand ein paar Steine beschädigt sind und die Fugen verschlossen werden müssen, stimmt´s?“ Da das eine der Arbeiten war, die ich möglichst lange herauszögern wollte, wusste ich sofort was sie meinte und nickte nur, damit sie gleich fortfahren konnte. Denn so wie sie mich anschaute, wäre sie sonst bald geplatzt.
„Naja“, begann sie, „als ich versucht habe, etwas Mörtel aus den Fugen zu bekommen, damit ich die passende Mörtelfarbe besorgen kann, kamen mir die Steine gleich mit entgegen! Aber schau mal!“ Sie ergriff meine Hand und zog mich zu der Wand, in der jetzt ein kleines Loch klaffte. „Hier hinter der Wand scheint ein Hohlraum zu sein. Würdest du mir helfen, die Mauer noch ein bisschen mehr zu öffnen, um zu sehen, wie groß er ist? Ich meine, es wäre die perfekte Stelle für einen Kamin, findest du nicht auch? Es würde uns zwar ein bisschen im Zeitplan zurückwerfen, aber ich bin mir sicher, dass es sich lohnen würde.“ Sie sprach schon wieder ohne Punkt und Komma, und wie gesagt, nichts konnte sie aufhalten, wenn sie so war. Was blieb mir also anderes übrig als sie zu unterstützen? So stimmte ich zu.
„Die Idee ist gut, aber da kommt einiges auf uns zu.“ Ich strich mir mit der Hand durch die Haare, wie ich es immer tat, wenn ich in Gedanken war.
Cassandra wollte mir immer mit der Schere an meine blonden, etwa kinnlangen Haare, aber ich ließ sie nicht. Mir gefielen sie so recht gut.
„Na, dann mal ran an die Arbeit!“, rief sie begeistert.
Als wir uns mit ein paar Werkzeugen und Handschuhen ausgestattet hatten, machten wir uns daran, die Wand einzureißen. Ich war froh, dass wir im Wohnzimmer noch keine weiteren Arbeiten erledigt hatten, denn es staubte gewaltig und wir mussten uns Staubmasken aufsetzen, um nicht so sehr husten zu müssen.
Einmal schlug Cassandra sich mit dem schweren Hammer auf den Daumen und fluchte laut vor sich hin. Als sie sich wieder beruhigt hatte, ging sie in die Küche, in der bereits eine kleine Padkaffeemaschine angeschlossen worden war. Wir waren beide verrückt nach Kaffee.
Sie kam mit zwei dampfenden Tassen zurück, und der Daumen war schon fast wieder vergessen.
“Unter dem Dach, wo der Efeu noch nicht hinreicht, scheinen sich Schwalben eingenistet zu haben. Wenn wir leise sind, hört man sie leise zwitschern. Horch mal!“ Sie deutete mir leise zu sein und neigte den Kopf ein wenig. Wie wir beide so still dasaßen und lauschten, konnte ich sie tatsächlich hören. Ganz leise.
„Mal sehen, was wir noch für weitere Bewohner in deinem Hexenhäuschen finden“, versuchte ich sie wieder aufzuziehen. „Vielleicht einen Raben oder einen Waschbären auf dem Dachboden. Fehlt nur noch, dass wir die Treppe für die Luke geliefert bekommen“, zog ich sie auf.
Meine kleinen Neckereien überging sie einfach und antwortete: „Die Treppe soll erst nächste Woche geliefert werden. Solange werden wir das Obergeschoss erst mal in Ruhe lassen.“ Sie nahm einen tiefen Schluck aus ihrer Tasse und setzte fort: „Aber mal was anderes! Wie war dein Wochenende? Warst du gestern nicht mit dieser kleinen Rothaarigen verabredet? Ihr wolltet doch frühstücken gehen, oder? Erzähl doch mal, wie war es? Wirst du sie wieder treffen?“ Immer diese Neugierde.
Es war für sie durchaus normal zuerst viele Fragen zu stellen, um sich dann alles im Detail erzählen zu lassen. Und sie ließ auch nie von einem Thema ab, bis sie nicht vollends das Gefühl hatte, alle wichtigen Informationen aus einem herausgekitzelt zu haben.
„Lass uns doch in den Garten setzen, da kann ich dir alles vom Wochenende berichten. Im Pavillon sollten wir trocken sitzen können“, erklärte ich, um aus dem staubigen Raum zu kommen.
Nachdem wir durch den jetzt schwachen Regen gehuscht waren und den trockenen Pavillon erreicht hatten, machten wir es uns auf den beiden Bänken, einander gegenüber sitzend, bequem. Es war Anfang Juni und trotz des nassen Wetters nicht kalt. Cassandra hatte sich dennoch eine alte fusselige Wolldecke mitgenommen.
„Also“, hakte sie nach, „jetzt erzähl. Wie war es?“
Sie würde ja doch keine Ruhe geben, also begann ich schnell zu erzählen: „Also das mit Lisa war nichts. Sie ist ein nettes Mädchen, aber mehr auch nicht. Sehr auf ihr Studium fixiert. Da wäre kein Platz für einen Mann wie mich. Sie würde es aber trotz allem gern probieren, nur bin ich da nicht der Richtige. Eigentlich hat sie ihr Herz auch schon an jemand anderen verloren, wie sie mir beichtete. Aber das hat jetzt noch keine Chance. Es soll einer ihrer Professoren sein.“ Cassandra zog eine ihrer geschwungenen Brauen hoch.
„Sie weiß wohl noch nicht so richtig, was sie will? Du wirst sie aber nicht wieder treffen, oder?“ Schnell schüttelte ich den Kopf.
„Nein, das wird nicht passieren. Wir täten uns beide keinen Gefallen damit. Also gehe ich dir weiterhin auf den Geist“ Sie setzte sich zu meiner Rechten und knuffte mir auf die Schulter.
„Der Tag, an dem mir mein bester Freund auf den Geist geht, der muss erst mal kommen. Momentan bin ich dir viel zu dankbar, dass du mir bei meinem kleinen Projekt Hexenhäuschen hilfst. Ohne dich wäre ich aufgeschmissen und pleite. Sag mal“, ein weiterer tiefer Schluck Kaffee, „wie wäre es, wenn wir heute die Mauer einfach Mauer sein lassen und die Baumärkte und Baustoffhändler abklappern? Ich brauche eh noch viel Material und habe bereits eine Liste. Der Regen scheint sich gleich zu verziehen und es wäre viel zu schade, den Tag im Staub zu verschenken.“
Sie hatte Recht. Ein Blick hinauf zum Himmel verriet mir, dass die Wolken sich verzogen und nichts als blauen Himmel und Sonne zurückließen.
„Aber nur, wenn wir vorher bei Alexandros zu Mittag essen. Wir hatten schon lange kein griechisches Essen mehr.“ Ich wusste, sie konnte das nicht abschlagen.
„Also gut, los geht´s!“, stimmte sie zu und sprang auf.
„Ich bin pappsatt! Noch ein Reiskorn und ich platze!“ Sie stieß die Luft aus, und streichelte sich über ihren Bauch, der trotz der Massen die sie verputzt hat immer noch flach war.
„Respekt, du hast wirklich die ganze Portion aufgegessen“, sagte ich sehr erstaunt. „Damit hätte ich nicht gerechnet. Wovon hast du dich am Wochenende ernährt? Lass mich raten, Burger und Pizza?“ Verlegen grinste sie mich an.
„Ben, wenn du nicht kochst oder wir essen gehen, weißt du genau, was ich in mich rein stopfe. Wenn das Haus erst mal fertig ist, muss ich bei dir in die Lehre gehen. Eigentlich schon peinlich, dass du als Mann besser kochen kannst als ich.“ Wir mussten lachen.
Kochen war wirklich nicht ihre Stärke. Sie hatte mal für eine Verabredung kochen wollten und mich dann völlig verzweifelt angerufen. Als ich endlich bei ihr gewesen war, stand Rauch in der ganzen Wohnung und man roch schon im Treppenhaus, dass etwas ziemlich angebrannt war. Und so war es dann auch gewesen, Gemüse in einem Topf völlig verkocht und angebrannt, eine Soße hatte die Konsistenz von Pudding und das Schweinefleisch in der Pfanne war zäh wie Schuhsohle geworden. Kartoffeln schwammen geschält in einem Topf mit Wasser, den sie allem Anschein nach vergessen hatte, auf den Herd zu stellen.
Nachdem ich ihre Vorräte geplündert hatte, konnte ich dann noch ein annehmbares Abendessen zaubern. Keine Minute zu spät, denn ihr aufgeregtes Date kam mir unten im Hausflur schon mit einem riesigen Blumenstrauß entgegen. Gerade noch rechtzeitig geschafft.
Aber genau diese Art liebte ich an Cassandra. Sie stürzte sich immer voll ins Getümmel und oft endete es in einem riesigen Chaos, das nicht selten ich auszubaden hatte. Es wurde niemals langweilig mit ihr.
Früher als Kind hat sie oft viel Ärger von ihren Eltern bekommen, weil sie immer Tiere mit nach Hause brachte, von denen sie gedacht hatte, sie wären verletzt oder verwaist.
Vor Einbruch eines Winters, wir waren gerade 10 Jahre alt gewesen, hatte sie fünf kleine Igelbabys gefunden und sie in ihrem Zimmer aufziehen wollen. Da ihre Eltern ihr vermutlich bis in alle Ewigkeit Hausarrest gegeben hätten, hatte ich sie mit dem Karton in dem die Kleinen saßen, mit zu meinen Eltern genommen. Nach einem Besuch beim Tierarzt und einer kleinen Einweisung, hatten wir die Igelchen mit meiner Mutter aufgepäppelt und auf unserem kleinen Balkon überwintern lassen. Im Frühling hatten wir tatsächlich alle Igel freilassen können. Ich erinnerte mich noch dran, dass wir in der Schule in Bio ein Referat darüber hatten halten dürfen.
Meine Eltern hatten immer eine entspannte Einstellung, was solche Dinge anging. Cassandra hatte es mit ihren dagegen nicht immer sehr leicht.
Irgendwann mussten sie es aufgeben, Cassandra in Ballettstunden oder in den Klavierunterricht stecken zu wollen.
Als Cassandra bei einem Fest ihrer Eltern hatte vorspielen sollen, hatte sie ihre Lackschuhe und weißen Spitzensöckchen ausgezogen und mit den Zehen Alle meine Entchen gespielt. Meine Eltern, die damals eingeladen gewesen waren, applaudierten begeistert, als hätten sie noch nie etwas Schöneres gehört. Andere waren nicht so entzückt gewesen, und somit war es mit Cassandras geplanter Musikkarriere schnell vorbei gewesen.
Ma und Pa waren nicht so erpicht auf irgendwelche Unterrichtsstunden, abgesehen von der Schule versteht sich. Meine Kindheit bestand aus den Abenteuern mit Cassandra, Skateboarden und Computerspielen. Letztere aber auch nur dann, wenn mieses Wetter und Cassandra´s Stubenarrest aufeinander fielen. Also nicht sehr häufig.
Nachdem wir noch eine kleine Unterhaltung mit dem freundlichen Wirt, und unseren Ouzo aufs Haus getrunken hatten, bezahlten wir. Nun konnte der Großeinkauf losgehen.
Ein Glück, dass wir von einem gemeinsamen Freund einen Transporter geliehen bekommen hatten, denn wir kauften Holzlatten und Arbeitsplatten für die Küche, die gerade im Angebot waren.
Natürlich mussten wir in jeder Farbenabteilung Halt machen wo sie noch mehr Farbtöne und Kombinationen sah, welche ihr die Entscheidung natürlich nicht leichter machten.
Cassandra war sehr schnell ab zu lenken. Deswegen dauerte das Einkaufen auch immer länger, als es der Normalfall gewesen wäre. Ob wir nun eine Liste hatten oder nicht.
Oft ging ich schon voraus, um die Liste ab zu arbeiten, während sie sich mit Verkäufern über Farbnuancen und Tapeten unterhalten konnte.
Als ich im letzten Baumarkt alle Sachen zusammen hatte und sie von den Farben erlösen wollte, entdeckte ich in einem Regal eine Lampe, die ihr mit Sicherheit gefallen würde. Eine Ähnliche hatten wir mal auf einem Trödelmarkt entdeckt und sie hatte noch etwa drei Monate später von ihr geschwärmt.
Mit dieser bestimmte Lampe, es war eine dieser großen, gebogenen Stehlampen, unter denen man einen Lesesessel Stellen konnte, konnte ich ihr sicherlich eine große Freude machen. Der Schirm war weiß und sah aus, als wäre er mit Pergament bespannt. Das würde gut ins Haus passen.
Schnell auf dem Rollwagen verstaut, hörte ich hinter mir schon eine Stimme und leise Schritte.
„Hier steckst du! Schau dir mal dieses tolle Limonengrün an, was hältst du davon?“ Sie stockte, als sie das Ausstellungsstück der Lampe entdeckte. Am Glitzern in ihren Augen, wusste ich, dass ich das richtige Gespür gehabt hatte. „Oh Ben! Sieh dir diese Lampe an! Fast wie die auf dem Trödel!“
Ich musste mir ein Grinsen verkneifen und erwiderte: „Ja, und ich dachte, ich könnte dich damit überraschen. Aber nun siehst du ja, dass ich schon eine auf dem Wagen habe. Wie kommt´s eigen...“ Weiter kam ich nicht, weil sie mich so schnell und heftig umarmte, dass wir eine andere Lampe fast umwarfen.
„Ist das dein Ernst? Du bist der Beste! Jemanden wie dich braucht jede Frau.“ Eigentlich dachte ich, so reden Frauen nur über Accessoires wie Handtaschen, aber Cassandra war so aus dem Häuschen, dass ich es ihr kaum verübeln konnte.
„Ach Kleine“ Ich wusste, dass sie es hasste so genannt zu werden. Genauso wie ihre Mutter sie immer Cassie nannte, als sie noch lebte. Aber ich war immerhin einen Kopf größer als sie. Endlich ließ sie mich los.
„Also, wollen wir zur Kasse?“, fragte sie, als hätte sie das >Kleine< nicht gehört.
„Na los, aber die Lampe zahle ich, betrachte es als verfrühtes Einweihungsgeschenk.“
„Ich sage ja, du bist einfach der Beste.“ Dieses Grinsen würde sie heute sicherlich nicht mehr los lassen.
Nachdem wir die Sachen ins Haus gebracht hatten und beschlossen, es wäre für heute genug an Arbeit gewesen, lud ich sie zu mir ein. Cassandra erzählte mir, dass in ihrer WG heute eine kleine Party steigen würde. Da wir am nächsten Morgen aber früh wieder anfangen wollten, um die Mauer und den Hohlraum dahinter weiter zu untersuchen, wollten wir früh schlafen gehen und blieben über Nacht bei mir.
Am Abend gab es frisches Popcorn und einen Horrorfilm, den wir noch nicht kannten. Einen sehr alten Schinken, von dem wir uns viel Kunstblut und Geschrei versprachen. Wir liebten solche Filme schon, seit wir das erste Mal alt genug gewesen waren, um uns einen im Kino an zu sehen. Liebesschnulzen waren zum Glück nicht Cassandra´s Lieblingsgenre, und so blieb es mir erspart. Auch eine tolle Seite an ihr.
Der Film enttäuschte uns nicht, allerdings waren wir beide nach dem Marathon durch die Baumärkte so müde, dass wir ziemlich schnell und unbequem auf der Couch einschliefen. Keiner hatte den Wecker gestellt.