Читать книгу Rabengesang - Janine Senkel (geb. Günther) - Страница 4

16 Jahre zuvor

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>> Na, los, meine Kleine, geh brav auf dein Zimmer, dann gibt es später auch eine Belohnung!<< Die junge Frau hatte mit ihren Tränen zu kämpfen, als sie krampfhaft versuchte, ihre kleine, vierjährige Tochter aus der Gefahrenzone zu bringen. Ihre Tochter starrte sie aber nur erschrocken an.

Ihre samtig braunen Haare fielen ihr wüst ins Gesicht und ihre grün-blauen Augen waren so voller Erkenntnis, als wüsste sie, was gleich geschehen würde.

>>Es wird alles wieder gut, meine Süße! Mama muss nur kurz was erledigen. Bitte geh jetzt auf dein Zimmer.<< Obwohl sie erst vier Jahre alt war, spürte sie, dass etwas nicht in Ordnung war, dass etwas geschehen würde. Etwas, das alles verändern würde. Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie wusste auch, dass sie nichts tun konnte und einfach gehorchen musste. Sie lief die Treppe hinauf, blieb allerdings am Treppenabsatz stehen. Sie schaute hinab, an die Stelle, wo ihre Mutter stand. Plötzlich war das Geräusch von zerbarsten Glas zu hören und ein riesiger Wolf kam durch die Terrasse hereingesprungen. Er kam direkt auf die junge dunkelhaarige Frau, die unterhalb der Treppe stand, zugerast und riss diese zu Boden. Zähnefletschend machte er sich über die schreiende und kreischende Frau her. Blut spritzte an die Wand und im ganzen Haus war ein metallener 7

Geruch wahrzunehmen. Das Geräusch von Haut die zerfleischt und Knochen die gebrochen wurden, vermischt mit wehklagenden Ächzen und Jaulen hallte durch den Raum, bis die Gestalt reglos und vollkommen zerfetzt am Boden liegenblieb und der Wolf sich umwandte und in die dunkle Nacht entfloh.

Zurück blieb nur das kleine Mädchen mit den braunem Haar und den grün-schimmernden Augen, das von der Treppe aus beobachtete, wie seine eigene Mutter von einem grauenhaften Monster getötet wurde.

Einige Stunden später kam der Vater der Kleinen nach Hause und fand seine Frau blutüberströmt und total auseinandergenommen am Boden. Er sackte zusammen, stieß einen qualvollen Schrei aus und kniete heulend neben ihr. Er wusste, dass er nichts mehr machen konnte und dennoch versuchte er sie wiederzubeleben. Natürlich zwecklos. Dann bemerkte er seine Tochter, die noch immer am Treppenabsatz auf der obersten Treppenstufe saß und geschockt nach unten starrte. Er lief sofort zu ihr und schloss sie in den Arm. Wenigstens war ihr nichts geschehen. Das Einzige was ihm geblieben war. Der einzige Halt. Er umschloss sie ganz fest, zerquetschte sie fast und dann fingen beide an lauthals zu weinen. Sie weinten die ganze Nacht und auch noch am nächsten Morgen, bis sie keine Tränen mehr zu haben schienen.

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Rabengesang

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