Читать книгу Rabengesang - Janine Senkel (geb. Günther) - Страница 7
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ОглавлениеAls Shania auf dem Weg nach Hause war, klingelte erneut ihr Handy. Sie holte es aus ihrer Tasche hervor und erkannte schon anhand des Displaybildes, dass es sich bei dem Anrufer um ihre beste Freundin handelte. >>Saya! Was gibt’s?<< Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang heiter und fröhlich. >>Huhu, du Nudel! Wo treibst du dich denn wieder herum? Neuer Job?<< Saya hatte die Angewohnheit, sie ständig mit irgendwelchen komischen Spitznamen aufzuziehen. Außerdem war sie ziemlich neugierig und als Shania ihr abgesagt hatte und von Ravens Anruf erzählt hatte, wollte sie jetzt natürlich alles über den Fall wissen. >>Dass ich einen neuen Job habe, weißt du doch schon längst. Was machst du denn gerade?<< Ein leichter Seufzer war zu hören. >>Nicht viel. Ich sitze daheim rum und esse Eiscreme.<< Shania musste sich ein Lachen verkneifen. Saya war wirklich nicht normal. Ein Vampir der Eis ist. Sie würde es den ganzen Abend auskotzen, würde Schmerzen haben und rumjammern, da die meisten Vampire keine feste Nahrung vertrugen. Dennoch ließ Saya sich den Genuss solcher Köstlichkeiten nicht nehmen. >>Ich bin in einer halben Stunde bei dir.<< Schmatzen. >>Ist gut. Bis dann! << Sie hatte aufgelegt. Shania steckte das Telefon zurück in ihre Tasche und stieg Baker Street in die Bakerloo 25
Linie um, um sich auf den Weg zu ihrer Freundin zu machen.
Fünfundreißig Minuten später stand Shania vor Sayas Haus.
Noch bevor sie klingeln konnte, wurde ihr die Tür geöffnet und vor ihr stand eine junge Frau, mit welligem rot-braunem Haar, das ihr locker über die Schulter fiel. Ihre Beine steckten in dunklen Jeans, darüber hing ein lockeres blau-grünes T-Shirt auf dem Shania Flecken von Eiscreme erkennen konnte. Sie war nicht darüber verwundert, dass sie ihr sofort geöffnet hatte, da Vampire schließlich einen sehr guten Geruchssinn haben. Als Shania von ihrem besudelten T-Shirt zu ihrem Gesicht auf sah, bemerkte sie dort ebenfalls Rückstände von dem verspeisten Eis. >>Wenn du schon Eis isst, obwohl du es gar nicht verträgst, solltest du vielleicht wenigstens schauen, dich nicht überall vollzusauen.<< Lachend, schloss sie ihre Freundin in die Arme. Saya ging in die Küche, um die Flecken mit einem Tuch aus ihren Oberteil zu schrubben. Shania folgte ihr und setzte sich an die helle Theke aus Buche. >>Nun, erzähl man von deinem Auftrag.<< Neugier. Aus Sayas Stimme sprach pure Neugier. >>Also, eigentlich darf ich dir das ja nicht erzählen. Du weißt ja Berufsgeheimnis.<< Saya verdrehte die Augen. >> Der Anführer des Rabenclans wurde ermordet.<< Schockiert schaute Saya auf, warf das Tuch in 26
die Spüle und lehnte sich an die Theke. >>Ian wurde ermordet?<< Stille. Stirnrunzelnd sah Shania ihre Freundin an. >>Du kanntest ihn?<< Achselzuckend schaute Saya sie an. >>Ja, sicher. Ich habe schließlich öfters im Rabengebiet gejagt. Wir sind uns dabei öfters begegnet. Schrecklich, dass er tot ist. Weiß man schon, wer es war?<< >>Nein, nicht wirklich. Raven verdächtigt die Werwölfe.<< Interessiert zog Saya ihre Augenbrauen nach oben. >>Raven? Das ist doch Ians Sohn, nicht wahr? Ist er dein Auftraggeber?<< Kopfnicken. >>Und?<< Shania stand auf und ging an Sayas Kühlschrank, um sich etwas zu trinken zu holen. Jedoch herrschte innen gähnende Leere. Kein Wunder. Vampire mussten außer Blut nichts essen und nichts trinken. Saya schritt mit eleganten Schritten auf die Abstellkammer zu, nahm eine kleine Flasche Orangensaft heraus und war es ihrer Freundin zu. Lässig fing diese die Flasche auf, öffnete sie mit einem leisen Klack und leerte sie innerhalb von Sekunden. >>Was und? Da gibt’s kein und.<< Bei dem Gedanken an Raven und seinen gut gebauten Körper, seine lustvollen Lippen und seine dunklen verführerischen Augen durchfuhr Shania am ganzen Körper eine Hitze. Ihre Brüste schwollen an, ihre Knospen wurden hart und spitz und auch zwischen ihren Schenkeln spürte sie ein leichtes ziehen und in ihrem Höschen wurde es feucht. Saya, deren Sinne um einiges besser waren als die der normalen Menschen, entging Shanias Erregung natürlich nicht. >>Ach ja? Bist du da sicher? Deinem Geruch zu folge, scheint er dich ja ziemlich um den Verstand gebracht zu haben.<< Ein 27
hämisches Grinsen. Shania lachte, ihre Erregung nahm langsam wieder ab. >>Nun, er sieht schon verdammt gut aus.<< Sayas Augen leuchteten. >>Dann schnapp ihn dir, Schwester!<< Lachen. >>Er wird der neue Anführer der Raben. Als hätte ich da eine Chance.<< Saya seufzte und kam auf ihre Freundin zu. >>Versuchen kannst du es. Schau dich an! Du siehst so gut aus. Deine Kurven machen doch jeden Mann verrückt. Du kriegst ihn sicher rum. Also, schnapp ihn dir!<< Zufrieden lächelte Shania. Ihre Freundin wusste, wie sie ihr Selbstbewusstsein aufbauen konnte.
Dennoch machte sie sich Sorgen. Selbst wenn Raven sich für sie interessieren könnte, blieb da immer noch die Tatsache, dass sie keinerlei Erfahrung mit Männern hatte.
Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, erwiderte Saya: >>Du magst zwar noch Jungfrau sein, aber das heißt noch lange nicht, dass du keinen Mann verführen kannst, Süße!<< Erschrocken schaute Shania sie an. Sie hatte nie jemanden erzählt, dass sie noch Jungfrau war. >>Du ahnst ja gar nicht, was ich mit meinen Vampirsinnen alles wahrnehmen kann.<< Hämisches Grinsen. Sie knuffte ihre beste Freundin in den Arm und die Beiden jagten sich lachend und kreischend quer durchs Haus, bis sie sich völlig erschöpft und verschwitzt aufs Sofa fallen ließen und noch eine Weile über Männer – insbesondere Raven – plauderten.
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Raven stand unter der Dusche, seine Muskeln vollkommen angespannt und sein Glied so hart wie Stein. Er ließ jetzt schon eine halbe Stunde kaltes Wasser über seinen Körper laufen, aber seine Erregung wollte einfach nicht verschwinden. Er musste die ganze Zeit an diese Frau denken. Shania. Was für ein Name. So exotisch. So verführerisch. Er fragte sich, ob diese kleine Hexe einen Zaubertrick angewandt hatte, um ihn zu betören. Er hatte schon lange nicht mehr so ein Verlangen nach einer Frau verspürt wie nach ihr. Er würde sie sich holen, würde sie nehmen und sie so lange vögeln, bis sie schwitzend unter ihm liegend seinen Namen stöhnte. Er wollte sie schreien hören. Er wollte ihre zarten wohlgeformten Brüste berühren, ihre intimste Stelle berühren, sie mit seiner Zunge lecken und seine Finger in sie führen, bis sie feucht war und ihn anflehte, sie ganz zu nehmen, in sie einzudringen und mit heftigen Stößen ihr Inneres zu erforschen. Er würde sie kriegen, da war er sich sicher. Schon bald würde er sie in seinem Bett haben. Er war schließlich ein Jäger und dazu wirkte er auch nicht gerade abstoßend auf die weiblichen Wesen. Er hatte ihre Erregung, als sie sich an der Tower Bridge begegnet waren, ganz genau gespürt. Hatte den moschusartigen
Geruch
zwischen
ihren
Schenkeln
wahrgenommen und auch, dass ihre Brüste angeschwollen waren und ihre Knospen, die sich an ihr knallenges T-Shirt pressten, sich nach seiner Berührung verzehrten.
Verdammt, bei dem Gedanken daran, wurde seine Erregung nur noch stärker und stärker.
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Er umfasste seinen Schwanz, die Gedanken bei dieser heißen Frau, die ihn beinahe wahnsinnig machte, und fing an, daran zu reiben. Er rieb immer fester und immer schneller. Er spürte, wie Hitze stoßartig seinen Körper durchfuhr. Er fing an zu hecheln, sein Atem wurde schneller und er begann zu schwitzen – soweit das unter der Dusche möglich war - . Nun nahm er die zweite Hand dazu und bearbeitete sein Glied weiter und weiter. Es war so steinhart und geschwollen, dass es weh tat. Raven rieb immer weiter.
Er fing an zu stöhnen. Shania. Er wollte sie. Shania. Zart und voller Lust stöhnte er ihren Namen. Shania. Und dann kam er. Erleichtert und befriedigt von dem Erguss, wusch er sich schnell ab, stieg aus der Dusche und trocknete sich ab.
Als er mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet und feuchtem Haar ins Wohnzimmer schritt, fiel sein Blick auf das auf dem Wohnzimmertisch liegendem Mobiltelefon. Er nahm es in die Hand und verfasste eine Textnachricht an die Frau, die ihm gerade einen so heißen Orgasmus beschert hatte.
Liebe
Shania,
haben
Sie
schon
etwas
Neues
herausgefunden? Ich habe noch ein paar Informationen, die Ihnen weiterhelfen könnten. Kommen Sie doch bitte morgen in meine Residenz. Ich freue mich auf Sie! Schlafen Sie gut und träumen Sie süß! Bis morgen! Liebe Grüße, Raven der Rabe.
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Grinsend und mit einem leichten Kribbeln in der Magengegend las Shania Ravens Nachricht. Dieser Kerl schaffte es sogar, eine belanglose SMS so zu schreiben, dass es erotisch rüber kam. Sie musste ihn sich endlich aus dem Kopf schlagen. Er war nicht der Richtige. Aber dennoch konnte sie nicht dieses Gefühl abstellen, dass sie bei dem bloßen Gedanken an ihn bekam.
Sie war bloß neugierig, was für Informationen er für sie haben könnte. Allerdings hatte sie keine Neuigkeiten für ihn.
Sie
hatte
schließlich
noch
gar
nicht
mit
ihren
Untersuchungen begonnen, da sie die ganze Zeit damit beschäftigt gewesen war, sich Gedanken über Raven zu machen. Sie kramte in ihrer Tasche und holte die Proben hervor und ging damit in ihr Labor, um diese endlich genauer zu untersuchen.
Sie mischte einige Kräuter und andere Substanzen zusammen, die sie für ihre Analysen benötigte. In ein Glas fügte sie die Hautprobe hinzu und in ein anderes die Blutprobe. Die Farbe der Substanzen veränderte sich.
Stirnrunzelnd beobachtete Shania den Vorgang.
Sie nahm die Reagenzgläser aus dem Gestell und sah sie sich genauer an. Sie erkannte, dass an der Hautprobe fremdes Blut klebte. Sie nahm das Stück, an dem das Blut zu erkennen war heraus und legte es ihn ein anderes Gefäß. Die Reaktion auf das Gemisch war eindeutig. Es handelte sich 31
hierbei um das Blut eines Werwolfs. Also hatten sie alle mit ihrer Vermutung Recht. Jedoch machte sie bei dem Anblick etwas stutzig. Irgendwas an dem Blut war anders. Die Farbe von dem Gemisch und die Konsistenz war nicht exakt die, die sie sein sollte. Sie konnte sich nicht erklären, was es genau war Dafür reichten ihre Elixiere nicht aus.
Allerdings kannte sie jemanden, der sich mit Blut um einiges besser auskannte als sie und so nahm sie ihr Telefon vom Tisch und wählte die Nummer ihrer besten Freundin.
>>Ja, was gibt’s?<< meldete sich die gut gelaunte Stimme am anderen Ende des Hörers. >>Hallo Saya, ich bin es noch einmal.
Hör
mal,
ich
brauch
deine
Hilfe.<<
>>Hilfe? Wobei? Wie du deinen heißen Rabenmenschen am besten verführst?<< Röte stieg Shania ins Gesicht. >>Saya, du bist echt blöd.<< Lachen. Ihr gefiel es, andere aufzuziehen und zu verspotten. >>Nein, ich brauche deine Fähigkeiten als Vampirin.<< Man konnte fast hören, wie Saya interessiert aufhorchte. >>Du hast mich noch nie nach meinen Vampirfähigkeiten gefragt. Lass hören! Was kann ich
für
dich
tun?<<
>>Ich habe an der Hautprobe Fremdblut festgestellt. Es ist das Blut eines Werwolfs, aber irgendetwas stimmt damit nicht. Ich kann allerdings nicht herausfinden, was es ist, das damit nicht stimmt. Du kennst dich doch besser mit Blut aus.
Vielleicht kannst du ja anhand des Geruchs feststellen, was es damit auf sich hat.<< Schweigen. Nach einer kurzen Pause war ein langes Durchatmen zu hören. >>Nun, 32
Schwester, ich bin mir nicht so sicher, ob ich dir da wirklich helfen kann. Mit Wolfsblut kenne ich mich jetzt nicht so gut aus.<< Shania seufzte enttäuscht. Saya war ihre einzige Hoffnung. >>Aber ich wüsste vielleicht jemanden, der dir in der Sache helfen könnte.<< Gespannt horchte sie auf. >>Ich habe in einer Vampirbar letztens eine junge Vampirin getroffen, die einmal eine ziemlich aufreibende Beziehung mit einem Werwolf hatte. Sie kann dir bestimmt sagen, was an dem Blut nicht stimmt.<< Erleichterung. >>Das wäre super.
Kannst
du
mit
ihr
vorbeikommen?<<
>>Ja, morgen Abend, wenn die Sonne untergegangen ist. Ist das in Ordnung?<< Shania wusste, dass sie sich auf ihre Freundin verlassen konnte. >>Sicher. Dann bis morgen. Ich geh dann mal schlafen. Ich wünsche dir eine erfolgreiche Jagd!<< Saya fing an zu kichern. >>Danke, Große! Gute Nacht! Träum von deinem heißen Raben!<< Shania legte auf. Ihre Freundin konnte es einfach nicht lassen. Sie musste es ihr immer unter die Nase reiben, wenn ihr ein Kerl gefiel.
Sie stellte das Glas mit dem Wolfsblut in den Kühlschrank, damit es frisch blieb. Wenn sie eins in ihrer Laufbahn als Hexe gelernt hatte, dann, dass Vampire Gerüche bei frischem Blut besser wahrnehmen und herausfiltern konnten, als wenn das Blut schon älter und bereits geronnen ist.
Die anderen Sachen räumte sie auch noch schnell auf.
Als sie endlich fertig war, die Wohnung einigermaßen sauber zu machen, nahm sie eine kühle entspannte Dusche.
Sie zog sich einen Bademantel über – der Mantel war so 33
weich und kuschelig – und ging ins Wohnzimmer, wo ihr Handy noch immer auf dem Tisch lag. Sie öffnete ihren Posteingang und las erneut Ravens Nachricht. Wieder kribbelte es in ihrem ganzen Körper. Wie sollte sie ihm nur morgen gegenübertreten, wenn sie schon bei dem Gedanken an ihm so dermaßen ausflippte?
In dieser Nacht wurde Shania von einigen aufwühlenden Träumen verfolgt. Sie träumte wieder von dem Tag, als ihre Mutter starb und sie das kleine hilflose Mädchen war, dass an dem blutüberströmten Körper rüttelte. Dann veränderte der Traum sich und sie träumte von dem gleichen Wolf, der ihre Mutter angegriffen hatte, doch diesmal griff er jemand anderes an. Er zerfleischte und zerfetzte die Person und warf sie schlussendlich in die Tiefen der Themse. Shania sah den geschändeten Leib des Clanoberhaupts der Raben vor sich.
Entsetzte Blicke der Clanmitglieder, die auf den Körper hinabsahen. Unter ihnen Kris, Rebecca und Raven.
Wieder veränderte sich der Traum. Raven stand vor ihr. Sein Oberkörper war nackt und die Haut war nass. In seinen Augen stand pures Verlangen. Dieser Traum war anders als die davor. Keine Bestie, die jemanden Zerfleischte, sondern nur pure Lust und Leidenschaft. Es war so intensiv, dass Shania seine Berührungen beinahe auf ihrer Haut spüren konnte.
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