Читать книгу Rabengesang - Janine Senkel (geb. Günther) - Страница 6
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ОглавлениеShania lief die Straße entlang, in der sie seit einiger Zeit wohnte. Es war eine ruhige Gegend am Stadtrand von London. Aber das war nicht der einzige Grund, weswegen sie hierher zog. In Stanmore und Harrow lebten einige Vampire und Gestaltwandler, zwischen denen sie vermitteln musste. Manchmal musste sie sie auch jagen, wenn der ein oder andere anfängt, unschuldige Menschen anzugreifen oder sonst ein Verbrechen begeht, dass gegen den Codex verstößt. Ja, auch in der magischen Welt gibt es einen Codex. Seufzend strich Shania sich eine braune Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Ihre Nachbarn hielten sie teilweise für verrückt, was daher kommt, dass normale Menschen nichts von der Existenz all dieser Wesen wussten und es auch niemals erfahren durften. Dafür zu sorgen, war ebenfalls die Aufgabe einer Hexe. Natürlich war das nicht ihr einziger Job, da sie davon kaum leben könnte. Sie arbeitete halbtags in einer Förderschule. Diese Woche hatte sie allerdings Urlaub und sie war gerade auf den Weg zu ihrer besten und eigentlich einzigen Freundin Saya. Saya war eine zweihundert Jahre alte Vampirin. Für einen Vampir war das noch ziemlich jung. Sie wurde im Alter von 23 von einem geisteskranken Vampir brutal vergewaltigt, gefoltert und letztendlich gewandelt. Als Saya genügend Kraft hatte und ihre Sinne geschärft waren, spürte sie besagten Vampir auf 13
und rächte sich auf grausame Art und Weise. Sie hatte Shania nie erzählt, was genau sie dem Kerl angetan hatte und sie würde sie auch niemals danach fragen. Es gab Dinge, die wollte sie einfach nicht wissen.
Als Shania an der Bushaltestelle ankam, wo ihr gerade bedauerlicherweise der Bus 340, den sie nehmen musste, schnurstracks vor der Nase wegfuhr, klingelte ihr Handy. Sie kramte in ihrer Tasche, die Musik wurde immer lauter. Sie hatte Down with the Sickness von Disturbed als Klingelton, was manchmal zur Folge hatte, dass sie von Menschen der älteren Generation ziemlich abwertend angeschaut wurde, wenn ihr Telefon klingelte, da diese mit Metal nicht viel anfangen konnten.
Endlich hatte sie ihr Handy aus der Tasche gekramt, das sich in einer der Innentaschen versteckt hatte.
>>Hallo?<< >>Hallo. Spreche ich mit Shania Gilbert?<< Die Stimme am anderen Ende der Leitung hörte sich sehr dunkel und erotisch an. Bei diesem Gedanken zuckte Shania zusammen. Hatte sie gerade erotisch gedacht? Sie spürte ein leichtes Ziehen zwischen ihren Schenkeln. Shania schüttelte ihren Kopf, um diesen wieder frei von solchen Gedanken zu bekommen. >>Ja, das bin ich. Was kann ich für Sie tun?<< Wieder erklang die raue männliche Stimme am anderen Ende und Shania durchfuhr ein erneutes Schaudern. >>Gut.
Dann kommen Sie bitte zur Tower Bridge. Alles weiter können wir dort besprechen.<< Noch bevor Shania etwas 14
erwidern konnte, hatte der Mann schon aufgelegt. Entsetzt, aber immer noch leicht erregt, starrte sie auf ihr Handy.
Dann, als sie sich wieder gefasst hatte, wählte sie die Nummer ihrer besten Freundin und sagte Saya ab. Sie hatte ihre Freundin jetzt zwar schon länger nicht mehr gesehen, aber als Hexe gingen solche Jobs nun einmal vor. Sie war schon ganz gespannt, was sie diesmal erwarten würde.
Als sie an der Tower Bridge ankam, war diese abgesperrt und einige düster aussehende Gestalten standen am Rand der Themse. Shania näherte sich der Brücke und sah dann den Leichnam im Wasser schwimmen. Zwei Männer waren gerade dabei, den Körper aus dem Wasser zu bergen. Es war nicht leicht, da der Mann, der dort in der Themse lag, groß und muskulös war und außerdem kam noch hinzu, dass man keine Spuren verwischen wollte, die für eine Ermittlung wichtig sein könnten.
Shania überquerte das Absperrband um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Sie wusste sofort, dass es sich um Gestaltwandler des Rabenclans handelte und als dann noch zwei Raben angeflogen kamen und sich auf der Brücke verwandelten, wurde ihr das nur bestätigt.
Sie schaute sich um. Ein großer schlanker, gut gebauter Mann mit Army-Hose, Springerstiefeln und Lederjacke kam 15
auf sie zu. Dunkle leicht gelockte Strähnen strichen sanft sein markantes perfekt geformtes Gesicht, als der Wind durch seine Haare strich. Bei seinem Anblick durchfuhr sie eine Lust, die sie noch nie zuvor bei jemandem gespürt hatte. Automatisch presste sie ihre Schenkel zusammen.
>>Shania, nehme ich an?<< Er strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und blickte sie aus dunklen glänzenden schokoladenfarbigen Augen an. Er war um ein ganz schönes Stück größer als Shania, obwohl sie mit ihren 1,72m auch nicht gerade als klein gelten konnte. Ihr Blick fiel auf seinen wohlgeformten Mund, der förmlich dazu einlud geküsst zu werden. Angestrengt versuchte sie, diese Gedanken von sich abzuschütteln. Sie musste sich zusammenreißen. Das hier war rein beruflich und außerdem wusste ja jeder, dass Gestaltwandler nicht gerade harmlose Gesellen waren. Sie war zwar durchaus eine fähige Hexe, aber dennoch beherrschte sie ihre Kräfte noch nicht ganz. Vorallem mit der Windmagie haperte es noch ein wenig. Es war sehr selten, dass Hexen neben den üblichen Ritualen und Beschwörungen noch die Macht besaßen, über eins der Elemente zu herrschen. Shania war ziemlich stolz auf ihre Begabung, jedoch war es nicht so leicht, eine solche Macht zu kontrollieren und sie musste noch viel üben.
>>Ja, ganz recht und Sie sind dann vermutlich der Mann, der mich vorhin angerufen hat?<< Der Mann nickte und streckte ihr seine Hand entgegen. >>Ich bin Raven, stellvertretender Anführer des Rabenclans.<< Shania nahm 16
seine Hand und schüttelte sie. >>Sehr erfreut.<< Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, kam es ihr auch schon völlig albern vor und sie errötete leicht. Sie versuchte schnell das Thema zu wechseln. >>Weswegen haben Sie mich herbestellt? Ich gehe mal davon aus, dass es etwas mit dem toten Mann hier zu tun hat.<< Sie deutete auf die Leiche, die nun bereits geborgen wurde und in einem Leichensack auf der Brücke lag, umgeben von etlichen Clanmitgliedern, die sehr um diesen Mann zu trauern schienen. Er muss also eine hohe Stellung in dem Clan gehabt haben. >>Unser Anführer wurde ermordet.<< Shania zuckte zusammen, als sie die raue dunkle Stimme aus ihren Gedanken riss. Sie wandte sich wieder Raven zu. >>Verstehe.<< Sie nickte. Wenn ein Clanoberhaupt stirbt, war es immer eine große Sache, wurde dieser aber noch umgebracht, bedeutete dies Krieg. Wer immer auch der Täter sein mochte, er würde auf jeden Fall dafür büßen, das wusste die junge Hexe. >>Weiß man schon, wer dafür verantwortlich ist?<< Raven zuckte die Achseln. >>Wir haben keine eindeutigen Beweise, da die Leiche im Wasser lag und wir so keine Gerüche und Spuren feststellen konnten. Wir sind uns dennoch ziemlich sicher, dass dahinter nur die Werwölfe stecken können.<< Shania nickte. Sie wusste, dass der Rabenclan und der Wolfsclan seit jeher zerstritten waren, jedoch wusste keiner so genau, warum. Vor einigen Jahren waren sie noch sehr gut befreundet, unterstützten sich gegenseitig bei der Jagd und plötzlich änderte sich alles. Shania hatte auch ein paar Mal mit den Wölfen zu tun und die meisten von ihnen waren ihr 17
gegenüber recht freundlich, allerdings gab es da auch eine Sache, die es ihr schwer machte, mit diesen Geschöpfen zusammenzuarbeiten. Ihre Mutter wurde vor einigen Jahren, als sie gerade mal vier Jahre alt war, grausam von einem Wolf zerfetzt. Sie hatte sich damals geschworen Rache zu nehmen, konnte aber bislang nicht herausfinden, wer dieser Wolf war.
>>Und Sie wollen jetzt, dass ich herausfinde, ob es wirklich die Wölfe waren und wenn ja, wer genau von Ihnen, hab ich Recht?<< Ravens wundervoller Mund verzog sich zu einem sanften Lächeln. >>So in etwa. Dieser Mistkerl muss bestraft werden und wir haben keine Möglichkeiten herauszufinden, wer es war. Die menschliche Polizei kann man in so einem Fall auch nicht hineinziehen, also sind Sie unsere einzige Chance. Außerdem würde ich Sie bitten, solange noch nicht bewiesen ist, dass es die Werwölfe waren, ein wenig versuchen zwischen unseren beiden Clans zu schlichten. Mein Bruder -<< Raven zeigte auf den großen, gut gebauten Mann, der am Turm der Brücke lehnte und sich mit einer kleinen zierlichen rothaarigen Frau unterhielt. Als Shania genauer hinsah, bemerkte sie, dass er Raven verdammt ähnlich sah, nur dass seine Gesichtszüge etwas weicher waren und anstelle von schulterlangen Strähnen, lange dunkle Haare im Wind flatterten. Shania schaute wieder zu Raven auf, als dieser fortfuhr. << - ist sehr temperamentvoll. Er hat sich, nachdem er die Leiche entdeckt hatte, bereits auf den Weg zum Wolfsterritorium gemacht und konnte nur noch von unserer Heilerin von einer 18
Dummheit abgehalten werden. Ich bitte Sie also inständig, dafür zu sorgen, dass es während der Ermittlungen friedlich bleibt und keiner voreilig einen Krieg beginnt.<< Shania nickte. >>Selbstverständlich. Das ist mein Job.<< Raven schmunzelte. Bei diesem Gesichtsausdruck, der sowohl unheimlich, als auch sexy war, zog es Shanias Magen zusammen und sie konnte kaum atmen. >>Falls Sie irgendetwas benötigen, geben Sie mir Bescheid. Unser Clan wird Ihnen alles zur Verfügung stellen, was für ihre Arbeit notwendig ist.<< Mit diesen Worten drehte er sich um und schritt lässig fort. Shania starrte ihn noch einige Zeit hinterher, dann machte sie sich jedoch auf den Weg zur Leiche, um diese genauer zu untersuchen.
Sie konnte keine deutlichen Spuren erkennen, die darauf schließen lassen würden, dass es sich dabei tatsächlich um einen Angriff von Werwölfen handelte. Der Hals war zerfetzt, jedoch konnte Shania nicht genau sagen, von welchem Tier das stammen könnte, da die Haut an der Stelle so in Fetzen hing, dass nicht einmal mehr Bissspuren zu erkennen waren. Sie zog das T-Shirt des Mannes nach oben und starrte entsetzt auf seine übel zugerichtete Brust. Dort, wo sich das Herz befindet, war alles vollkommen von Klauen zerfleischt worden und so wie es aussah, war auch das Herz in kleine Fetzen zerrissen worden. Shania wurde es bei dem Anblick richtig übel und sie sah schockiert auf die Brust des Mannes, die nicht mehr zu erkennen gab, dass sie einmal gut gebaut und muskulös war und man dies nur noch erahnen konnte.
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>>Mama, Mama!<< Heulend und hysterisch riss sich das kleine Mädchen von ihrem Vater los und rannte die Stufen hinunter zum Treppenabsatz, wo die Mutter der Kleinen blutüberströmt und zerfleischt am Boden lag. Die Brust war vollkommen zerfetzt worden und überall hingen Hautfetzen weg und darunter waren schon die gebrochenen Knochen und Innereien zu sehen. Das was einmal das Herz darstellen sollte, war nur noch wackliger roter Brei. Heftig rüttelte das Mädchen an ihrer Mutter, doch diese wollte sich einfach nicht mehr rühren. Mit einem Ruck wurde sie von ihrem Vater weggezogen, überall an ihren Händen und ihrer Kleidung klebte Blut. Auch die Haare, die sonst immer so schön weich und braun waren, klebten nun an ihre Stirn und hatten die grässlich rotbraune Farbe von Blut. An ihrem ganzen Körper klebte der grässliche Geruch von Metall und es dauerte Stunden bis sie die rote Farbe abgewaschen hatte, aber der Geruch blieb weiterhin in ihrer Nase, wie lange sie auch schrubbte.
Entsetzt von dieser Erinnerung aus der Vergangenheit, stolperte Shania einige Schritte zurück und flog beinahe über ihre Tasche, die am Boden lag. Schnell fing sie sich wieder.
Sie musste jetzt stark bleiben. Sie hatte ihren Job professionell zu erledigen und sich nicht von Dingen aus ihrer Vergangenheit davon ablenken zu lassen. Jedoch war sie sich jetzt auch ziemlich sicher, dass hinter dieser grausamen Tat ein Wolf steckte, genau wie bei ihrer Mutter damals.
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Sie machte noch ein paar weitere Untersuchungen, nahm Haut- und Blutproben, um diese in ihrem Labor genauer untersuchen zu können und dann verschloss sie den Leichensack.
Sie wollte gerade einen der umstehenden Männer Bescheid geben, dass sie die Leiche mitnehmen könnten, da sie mit ihrer Obduktion soweit fertig wäre, als die junge zierliche Frau, die sie vorher bei Ravens Bruder hatte stehen sehen, auf sie zukam. >>Hallo! Du musst Shania sein, habe ich Recht?<< Shania nickte. >>Ich habe schon viel von dir gehört. Eine mächtige Hexe, wie es scheint. Nun, ich bin Rebecca, die Heilerin des Rabenclans. Freut mich deine Bekanntschaft zu machen.<< lächelnd reichte sie ihr die Hand. Shania schüttelte sie und lächelte höflich zurück.
>>Nun, in so einem Fall kann selbst eine Heilerin nicht viel ausrichten. Tote kann ich leider nicht wieder ins Leben holen.<<, sagte Rebecca betrübt. >>Das kann keiner. Selbst Hexen haben nicht die Macht dazu.<<, gab Shania daraufhin zurück. Hexen hatten besaßen wirklich viel Macht. Sie hatten Kräfte, die noch weit über die der Gestaltwandler, Vampire und andere Wesen hinausging, aber über Leben und Tod konnte wirklich keiner bestimmen. Selbst wenn sie es könnten, wäre es ihnen verboten, in die Natur einzugreifen. Nach einigen Sekunden des Schweigens fügte sie hinzu: >>Wie ich mitbekommen habe, handelt es sich bei dem Toten um euren Anführer.<< Rebecca sah betrübt drein. >>Ja, das ist wahr. Die nächste Zeit wird nicht leicht werden. Ian war ein wundervolles Oberhaupt. Er war stark, 21
verständnisvoll, hat uns immer beschützt und hatte für jeden ein offenes Ohr. Keiner kann ihn jemals ersetzen.<< >>Wer wird denn nun der nächste Anführer? Steht das schon fest?<< Raven hatte sich ihr gegenüber zwar als Stellvertreter vorgestellt, das heißt aber ja noch lange nicht, dass er auch die Nachfolge antritt. Sofern ihr bekannt war, wurde das Amt in jedem Clan von dem Vater an den Sohn weitergegeben. >>Obwohl Kris zwar Ians älteste Sohn ist, wird Raven seine Nachfolge antreten. Er ist einfach vernünftiger und besser dafür geeignet. Ian hat sich das immer so gewünscht. Er hatte was das anging schon immer mehr Stücke auf seinen jüngeren Sohn gehalten.<< Shania sah Rebecca schockiert an. >>Raven ist der Sohn des Verstorbenen?<< Jetzt wurde ihr natürlich klar, was der Grund dafür war, dass er um jeden Preis den Täter finden wollte und weswegen sein Bruder anscheinend so ausgerastet war. Rebecca nickte. >>Ja, hat er das dir gegenüber nicht erwähnt?<< Sie schaute verblüfft drein.
Shania schüttelte den Kopf. >>Nun, ich muss mich jetzt auch mal wieder um Kris kümmern. Er verkraftet das Ganze nicht so leicht.<< Sie umarmte Shania zum Abschied und verschwand wieder. Shania schaute zum Turm, wo Raven lässig am Geländer gelehnt stand, sein muskulöser Oberkörper wurde durch die eng anliegende Lederjacke gut betont. Shania spürte wie ihre Brüste unter dem engen schwarzen T-Shirt anschwollen und hart wurden. Zwischen ihren Schenkeln spürte sie ein heißes Kribbeln. Sie zupfte sich ihre schwarze enge Hose und ihr tief ausgeschnittenes 22
Oberteil zu Recht und als sie wieder aufsah, kam Raven mit einem anzüglichen Lächeln auf dem Gesicht auf sie zu. Sie musste sich zusammen reißen, ermahnte sie sich selbst.
Gestaltwandler hatten einen ausgeprägten Geruchsinn und er konnte ihre Erregtheit sicherlich wahrnehmen. Auch wenn es ihr bei seinem Anblick sichtlich schwer fiel, versuchte sie gelassen zu bleiben. >>Ich bin hier fertig mit meiner Arbeit.
Ich werde jetzt noch einige Untersuchungen in meinem Labor anstellen.<< Ihre Stimme zitterte leicht. >>Gut.<< Seine männliche Stimme gepaart mit seinem ansehnlichem Körper und seinen überaus anziehenden Geruch legte sich wie ein sanftes Tuch um ihren Körper und betörte all ihre Sinne. Es fiel ihr sehr schwer, dabei ruhig zu bleiben und nicht gleich hier auf der Brück, neben der Leiche seines Vaters, über ihn herzufallen. >>Können Sie schon sagen, ob es sich hierbei um die Tat von Wölfen handelt?<< Shania räusperte sich. Sie hatte zwar den dringenden Verdacht, dass Raven mit seiner Anschuldigung Recht hatte, wollte sich dazu aber noch nicht äußern, bevor sie den eindeutigen Beweis hatte. Sie wollte damit unüberlegte Taten verhindern. Sie wusste, wie aufbrausend die Gestaltwandler manchmal sein konnten. >>Sobald ich genaueres weiß, werde ich mich bei Ihnen melden.<< Damit beendete sie das Gespräch und machte auf dem Absatz kehrt. Sie ließ die Brücke und die grausame Tat einfach hinter sich und stapfte in Richtung Tube Station davon. Ihr Halbtagsjob in der Schule brachte ihr leider nicht genügend Geld ein, um sich ein Auto leisten zu können, also musste sie wohl oder übel 23
mit der Tube vorlieb nehmen. Manchmal ging ihr das wirklich auf die Nerven. Es war meistens sehr voll und die Züge waren auch nicht gerade die neuesten. Außerdem brauchte man mindestens eine Stunde um in die Innenstadt zu kommen. Sie hatte sich schon ein paar Mal überlegt, ob es nicht besser wäre, wieder mehr ins Zentrum zu ziehen, aber eigentlich gefiel es ihr in Stanmore recht gut.
Als sie endlich an der Station angekommen war, holte sie ihre Oyster Card aus der Jackentasche und zog diese über den Scanner um hineinzukommen. Einige Stufen und Gänge später saß sie endlich in Jubilee Linie und freute sich auf einen entspannten ruhigen Nachmittag. Ihre Untersuchungen könnte sie schließlich auch noch abends erledigen.
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