Читать книгу Stille aus Liebe - Jannika Lehmann - Страница 11

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4. Bennett

Ich wache morgens verschlafen in meinem Bett auf und will eigentlich meinen freien Tag entspannt starten, doch mir fällt ein, dass mich mein bester Freund Henry besuchen möchte. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich mich beeilen sollte, um ihm nicht in Boxershorts die Tür öffnen zu müssen. Doch zu spät. Schon klingelt es an meiner Tür. Ich öffne ihm also nur in Boxershorts die Tür. »Du bist mal wieder überpünktlich.«

Er grinst. »Das ist aber eine schöne Begrüßung.«

Ich presse meine Lippen zusammen und lächle gequält. Fast nackig mache ich für uns Frühstück im Wohnzimmer. Henry kann es natürlich nicht lassen, und spricht mich auf mein äußeres Erscheinungsbild an. »Wie wäre es, wenn du demnächst nicht mir, sondern einem hübschen Mädchen in Boxershorts die Tür öffnest?« Er lacht frech, während ich ihm eine Tasse Kaffee hinstelle.

»Wenn du mir verrätst, wo man nette Frauen kennenlernt«, sage ich seufzend.

Henry winkt ab. »So muskulös und sportlich wie du aussiehst, muss ich dir da keinen speziellen Ort nennen. Gehe doch einfach mal am Fluss joggen. Da gibt es sicher ein paar nette Frauen.«

Stirnrunzelnd frage ich: »Du findest also, dass ich gut aussehe?«

»Du siehst heiß aus.« Er grinst verräterisch.

Als ich ihn entgeistert anschaue, fügt er schnell hinzu: »Natürlich fände ich das nur, wenn ich eine Frau wäre.« Er lacht wieder.

Ich kann über das Thema nicht so lachen wie er. Meine letzte Beziehung ist schon ewig her.

»Ben, du vergisst am Ende noch, wie Sex funktioniert!« Jetzt lacht er noch lauter und ich muss mitlachen.

»So ein Unsinn, so etwas vergisst man doch nicht.« Ich lasse mich neben Henry auf das Sofa fallen. Genau in diesem Moment fällt ein Zettel von oben zwischen uns auf den Stoff des Sofas.

»Ohlala, was haben wir da?« Henry hebt den Zettel auf und öffnet ihn. Er weiß von dem Loch in der Decke und von meiner neuen Nachbarin.

Doch dass ich ihr gestern Abend schon einen Zettel durch das Loch gesteckt habe, verschweige ich ihm lieber. Ich will ihm den Zettel aus der Hand reißen, doch er hält ihn zu hoch, sodass ich nicht drankomme. Außerdem ist es eh schon zu spät und er hat den Zettel laut vorgelesen.

Guten Morgen. Weil ich es ja noch nicht getan habe: Ich heiße Scarlett und wohne jetzt über dir.

Scarlett. Das weiß ich mittlerweile auch. Ich habe mich flüchtig mit ihrer Mutter unterhalten, als ich auf dem Weg zur Arbeit war und sie die Tür nicht öffnen konnte.

»Ihr schreibt euch über das Loch Zettel?«, will Henry nun genauer von mir wissen.

»Nein, nicht direkt.« Ich schüttle heftig den Kopf. Irgendwie ist mir das unangenehm mit Henry darüber zu reden.

»Du musst ihr zurückschreiben. Sie scheint nett zu sein«, drängt mich Henry nun und wackelt wie ein kleines Kind ungeduldig an meinem Arm.

»Ach nein, lieber nicht. Lass das.« Irgendwie will ich schon wissen, wer über mir eingezogen ist, doch ich mag keine Zettel mit Henry gemeinsam schreiben. Er würde mich nur beeinflussen, in dem, was ich auf die Zettel schreibe.

Doch Henry ist nicht zu bremsen. Schon hält er mir einen Stift mit einem neuen, leeren Zettel vor die Nase. Zögernd nehme ich den Stift.

Ich habe es ja auch nicht gemacht. Also nun: Ich heiße Bennett und wohne unter dir.

Henry verdreht die Augen, als er sieht, was ich geschrieben habe. »Das weiß die doch sicher schon, Ben, frag doch mal, ob sie einen Freund hat oder wie alt sie ist!«

So direkt wie er ist, wundert es mich nicht, dass er jeden Monat eine neue Freundin hat. Ich ignoriere seine Tipps uns stecke den Zettel schnell nach oben durch das Loch. Da die Decken nicht besonders hoch und auch relativ dünn sind, ist dies für mich eine Leichtigkeit.

Als ich mich gerade wieder auf das Sofa plumpsen lasse, klingelt es an meiner Tür. Entsetzt schaue ich an mir herunter. Ich trage immer noch meine Boxershorts. Was, wenn sie das ist. »Henry, geh du bitte schnell«, flehe ich ihn an.

Doch Henry denkt nicht dran aufzustehen. »Das ist sicher die Kleine von oben. Du siehst doch super aus!«

Super? Ich bin fast nackig. »Ich erschrecke sie so ja nur.« Endlich sieht er es ein und steht auf und geht zur Tür.

»Hey, ich bin Henry. Bennetts bester Freund. Willst du reinkommen?« Ist er jetzt völlig übergeschnappt? Ich halte die Luft an und warte bis sie etwas sagt.

»Nein danke, ich wollte eigentlich nur fragen, ob ihr die kleinen Törtchen haben möchtet. Ich habe sie von meiner Arbeitskollegin bekommen und ich kann sie nicht alle alleine essen.«

Zum Glück nimmt sie das Angebot von Henry nicht an und kommt nicht herein.

Aber ihre Stimme. Sie ist so wahnsinnig zart und liebevoll. Ich habe sie nicht gesehen, aber gehört. Und genau das weckt bei mir das Bedürfnis sie selbst zu sehen. Zu sehen, wem diese wunderschöne Stimme gehört und ob sie zu ihrem äußeren Erscheinungsbild passt. Ob sie so schön aussieht, wie ihre Stimme klingt.

Jedoch vermasselt mir Henry meine Gedanken und Vorstellungen mit seiner Art. »Danke.« Er schließt die Tür wieder, ohne sich zu verabschieden.

Die beiden Törtchen sehen fantastisch aus. Ich teile sie mit Henry, auch wenn er es nicht verdient hätte. Sie schmecken wirklich exakt so, wie sie aussehen. Nachdem wir die Törtchen verspeist haben, schmeiße ich Henry raus, bevor er noch mehr Unheil anrichten kann. Ich bin Henry zwar nicht wirklich böse, denn so ist er eben nun mal. Direkt und manchmal viel zu forsch für meinen Geschmack. Aber der Entschluss wächst in mir, meine neue Nachbarin ungestört kennenlernen zu wollen.

Ich stelle mich auf das Sofa und rufe aufs Geradewohl ohne zu wissen, ob sie mich hören wird.

»Deine Törtchen haben wirklich fantastisch geschmeckt. Und tut mir leid, mein Freund Henry ist manchmal etwas…« Ich überlege, wie ich es nett formulieren soll, aber sie kommt mir zuvor.

»Forsch?«, macht sie mir einen Vorschlag.

Ich stutze und muss lachen, da ich nicht damit gerechnet habe, dass sie mich wirklich hört. »Ja, damit könntest du Recht haben. Wie gesagt, es tut mir leid.«

Stille aus Liebe

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