Читать книгу Stille aus Liebe - Jannika Lehmann - Страница 9

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2. Bennett

Es ist schon dunkel, als ich aus der kleinen Oper der Stadt Silverstain heraustrete. Das Pflaster unter meinen Füßen ist nass und rutschig. Ein kleiner Blick in den Himmel genügt, um zu wissen, dass ein Regenschirm angebracht wäre. Wer will schon durchnässt zu Hause ankommen?

Ich spanne meinen schwarzen Regenschirm auf und mache mich rasch auf den Weg. Ich will noch kurz bei einem Schnellrestaurant vorbei, um mir mein Abendessen nicht selbst kochen zu müssen. Dafür war mein Tag wirklich zu anstrengend, um mir noch in der Küche irgendwas zu zaubern. Ich durchforste hastig die Tafel an der Wand vor dem Gebäude des Schnellrestaurants. Lasagne, das wäre genau das Richtige, denke ich mir.

»Eine Lasagne zum Mitnehmen, bitte!«, sage ich zu dem Mann an der Theke.

Mit einer rauen Stimme wiederholt er: »Eine Lasagne zum Mitnehmen.«

Seltsam. Wieso wiederholen heute so viele Menschen das, was ich sage? Schon auf der Arbeit in der Oper ist das heute verwirrend häufig vorgekommen. Ich schiebe den Gedanken schnell beiseite, als der Mann mir eine in Alufolie verpackte Lasagne über die Theke reicht. Ich lege neben die Tüte schnell einen Geldschein. Mit der anderen Hand ergreife ich den Henkel der Tüte und rufe im Umdrehen hinterher: »Stimmt so.«

Ich weiß nicht genau, wie viel Geld ich am Ende als Trinkgeld gegeben habe, aber mindestens so viel, um den Mann ziemlich verwirrt zurückzulassen.

Ich eile die Straße hinunter und biege in eine kleine vertraute Nebenstraße ein. Endlich zu Hause. Ich hasse den Herbst. Und ganz besonders das Wetter, das immer so plötzlich einschlägt und die Welt traurig aussehen lässt.

In meiner Wohnung verspeise ich direkt die leckere Lasagne. Ich sitze auf meinem Sofa, auf meinem Schoß die Lasagne. Eine Gabel, die aufgehäuft mit Lasagne ist, schiebe ich mir gerade hungrig in den Mund, als ich plötzlich spüre, wie ein Wassertropfen mir von oben auf den Kopf fällt. Und noch einer, noch einer und noch ein Tropfen. Mein Kiefer erstarrt und ich lasse meine Gabel fallen, die klirrend auf dem Boden auftrifft. Ich schlucke versehentlich das unzerkaute Nudelstück herunter und bin froh, dass ich keinen krümeligen Keks in meinem Mund. Sonst hätte ich mich sicher verschluckt. Vorsichtig sehe ich nach oben. Das Loch! Daran habe ich schon lange nicht mehr gedacht. Das Loch in der Decke! Wie konnte ich das nur vergessen. Aber viel wichtiger, wo kommt das Wasser her? Hoffentlich ist es auch Wasser und nicht irgendetwas anderes, überlege ich mir stirnrunzelnd.

Als kein Tropfen mehr nachkommt, hebe ich meine Gabel auf und esse weiter.

Dann erstarre ich erneut, da ich von oben eine Stimme höre. Von oben aus dem Loch kommt wahrhaftig eine Stimme. »Tut mir wahnsinnig leid, Sie dort unten.«

Seit wann ist diese Wohnung wieder bewohnt?

Mit der Erkenntnis, dass dort oben wieder, der Stimme nach, eine Frau wohnt, werde ich neugierig. »War das Wasser?«, rufe ich laut in Richtung des Loches in der Decke.

Ich halte die Luft an, weil ich gespannt bin, ob ich eine Antwort erhalte.

»Mir ist eine Blumenvase im Waschbecken übergelaufen.«

Ich muss grinsen. Wasser also, das kam da von oben auf meinen Kopf getropft.

Als ich mich wieder meiner Lasagne widme, frage ich mich, wer dort oben eigentlich wohnt. Wer wohl diese Person ist, die eine Wohnung mit Loch im Boden bezieht. Aber gut, ich bin auch nicht besser, denn ich habe das Loch in der Decke.

Stille aus Liebe

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