Читать книгу Stille aus Liebe - Jannika Lehmann - Страница 7

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Prolog Scarlett

Wieso zum Teufel ist das Leben so, wie es ist?

Ich drückte den Hebel der Putzmittelflasche nach unten und gab acht Sprühstöße des Putzmittels in das mit Zahnpasta verschmierte Waschbecken. Als ich die fast leere Plastikflasche wieder in die Schublade unter dem Waschbecken stellte, spürte ich, wie mir der zitronige Geruch der Lösung in die Nase stieg. Schnell breitete sich der Geruch bis in meinen Hals aus, wo er augenblicklich anfing zu brennen. Ich zückte das rosa Putztuch aus meiner Hosentasche und begann das weiße Porzellan zu reinigen. So wie jeden Abend. Es hatte sich zu einem Ritual entwickelt und ich konnte mich an keinen einzigen Tag in diesem Jahr erinnern, es auch nur einmal unterbrochen zu haben. Als die ersten Stellen des Waschbeckens wieder glänzten, hörte ich, dass Martin gerade von der Arbeit nach Hause kam. »Hallo Schatz!« Seine Stimme war so schön. So schön wie keine andere auf diesem Planeten. Männlich, aber dennoch weich, so als würde sie mich bei jedem Wort umarmen.

»Hallo Süße. Wie kann ich dir etwas Gutes tun?«

Diese Frage stellte er so oft nach seiner Arbeit. Meistens war ich wunschlos glücklich und freute mich einfach nur auf einen gemütlichen Abend mit ihm auf dem Sofa, um unsere geliebten Serien zu schauen. Doch heute hatte ich tatsächlich ein Anliegen. »Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du neues Putzmittel besorgen könntest.«

»Klar, kann ich machen.« Dann hörte ich seine Schritte, die zu mir ins Badezimmer kamen.

Er öffnete langsam die Tür und umarmte mich direkt, als ich ihm entgegenkam. An meinem Ohr spürte ich seine harte Brust und hörte für einen Augenblick dem Rhythmus seines Herzens zu. Er roch nach seinem Aftershave, das für mich mit einer nie ersetzbaren Vertrautheit verbunden war. Ich lächelte verliebt und inhalierte seinen Duft in einem tiefen Atemzug.

»Ich wollte nur die Flasche des Putzmittels sehen, damit ich auch sicher gehen kann, dass ich das richtige Zeug kaufe«, flüsterte er mir sachte in mein Ohr. Damit löste ich mich seufzend aus seinen Armen und öffnete die Schublade, um ihm die Flache noch einmal zu zeigen. Er nickte kurz und gab mir einen flüchtigen, aber dennoch liebenswerten Kuss auf meine Lippen. Ich schaute in seine leuchtenden Augen.

»Danke, dass du das machst.«

Er schmunzelte. »Dafür habe ich auch immer das sauberste Waschbecken der Welt vor mir.« Martin zwinkerte mir liebevoll zu. Dann drehte er sich um und ich hörte nur noch die Haustür ins Schloss fallen.

Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, was als Nächstes folgen würde, hätte ich niemals neues Putzmittel gewollt. Ich hätte, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, aus dem Fenster Martin hinterhergeschrien, er sollte doch bitte wieder umdrehen, da ich noch eine volle Flasche gefunden hätte. Oder hätte ich ihm gesagt, er sollte morgen erst neues besorgen. Oder hätte ich ganz einfach gewusst, dass sich mein Leben zu einer Ruine verwandeln würde, wäre mir das Putzmittel niemals so wichtig gewesen.

Stille aus Liebe

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