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Kapitel 2

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Vincent umrundete den Tisch des Rittersaals. Kurz ließ er seine Hand über die Lehne des Stuhls am Kopfende streichen. Den Platz seiner Königin und Frau. Seiner Luna. Der doch im Moment frei blieb. Doch er konnte den Platz nicht füllen. Also löste er sich, um weiterzugehen, und sich schließlich auf seinen Platz in der Mitte der Tafel zu setzen. Hinter ihm hing sein Banner an der Wand, das die Wappen Valoriens und Tandors kombinierte. Dennoch war er nicht mehr Vincent von Tandor. Er war Vincent von Valorien, König und Ritter Valoriens. Und zu dieser Zeit Herrscher des Reiches, trotz seiner jungen Jahre. Aber für diese Aufgabe war er ja nicht allein.

Als er sich setzte blickte er in die Gesichter der anwesenden Ritter. So wie Luna fehlten auch Arthur von Freital und Wanfried von Tulheim, die sich schon auf dem Weg ihrer Aufgaben befanden. Mit diesen Ausnahmen waren allerdings alle Ritter des Reiches anwesend. Die Herzöge Celan, Forgat, und Arved. Die alten Ritter Geron und Alois. Der jüngst geschlagenen Branwulf von Loken. Er selbst. Und zuletzt Taskor Graufels, nun Ritter Valoriens. Er trug das Schwert Kargats, das doch einst Teil Valoriens war, und bald wieder sein sollte. Als er Luna seine Dienste angeboten hatte, hatte diese ihn auch zum Ritter Valoriens geschlagen. Ein aus Vincents Sicht kluger Schachzug. Es ließ keinen Zweifel mehr an dem Anspruch der Krone auf das Land im Süden. Wenn selbst Taskor, einstiger Feind Valoriens und hoch angesehener General Kargats, die Herrschaft Valoriens anerkannte, würde es einfacher werden die Kargatianer zu überzeugen. Insbesondere durch die Unterstützung der einstigen Königin Hega.

„Ich danke euch allen für euer Kommen.“, sagte Vincent. Der Winter hatte Valorien fest im Griff, und so war das Reisen umso anstrengender. Doch die Angelegenheiten, die zu besprechen waren, forderten die Anwesenheit aller wesentlichen Entscheider des Reiches. „Unsere Königin ist aufgebrochen, um dem Feind im Herzen seines Reiches entgegen zu treten. Uns obliegt nun die Verantwortung, den Angriff auf das Kaiserreich in Kargat vorzubereiten, wenn wir uns der dunklen Mächte dieser Mönche entledigt haben. Wenn der Schnee schmilzt, müssen unsere Truppen marschbereit sein.“, führte er aus. Obwohl er mit Abstand der jüngste Mann am Tisch war, respektierten ihn die anderen Ritter. Nicht zuletzt, weil Celan große Stücke auf seinen Sohn hielt, und treu hinter ihm stand.

„Ich habe Berlan und Sivert vor einigen Tagen verabschiedet.“, begann Taskor zu berichten. „Sie sollten mittlerweile die ersten Städte in Kargat erreicht haben. Wir hoffen, regelmäßig Nachrichten zu bekommen, über die Stärke des Feindes und unsere Chancen, Unterstützung vom Volk Kargats zu bekommen. Der Winter ist hart. Dies sollte den Unmut der Bevölkerung über das Kaiserreich weiter stärken, denn die Soldaten wollen verpflegt werden. In Kargat sind die Vorräte noch geringer als hier in Valorien, da immerhin unsere letzte Ernte gut war. Das sollte uns in die Karten spielen.“, führte er weiter aus.

„Die Urben sind losgezogen.“, sagte dann Celan. „Ich verabschiedete Narthas und Wanfried vor einigen Wochen aus Taarl. Ihr Weg durch die Steppen und die Peltamark wird langwierig, aber im Frühjahr werden sie Kargat erreichen, und den Feind unerwartet treffen. Noch besteht wohl kein Krieg zwischen dem Kaiserreich und der Peltamark. Aber die Herrscher werden den Hunger der Sonnen nach mehr Land erkennen. Und kaum einen Konflikt gegen das Heer von Narthas wagen wollen.“, berichtete Celan von den Vorbereitungen im Osten.

„Danke, Vater.“, sagte Vincent, und blickte dann noch einmal zu Taskor. „Haben wir Nachrichten aus dem Widerstand in Hoheneck?“

Statt dem Kargatianer antwortete allerdings Arved, der Herzog von Rethas. „Wir haben einen Boten in Ostwacht aufgegriffen. Die verbliebenen Adeligen Kargats haben die Situation in Hoheneck anscheinend stabilisiert. Bisher hat das Kaiserreich noch keinen großangelegten Angriff unternommen, seit die Truppen im Frühjahr zurückgeschlagen worden waren.“

Vincent nickte dem jungen Herzog dankend zu. Arved war am ehesten in seinem Alter, und trotz der erbitterten Feindschaft ihrer Väter verstand er sich mit ihm sehr gut. Nicht zuletzt wegen der gemeinsamen Zeit in Taarl, in der Runde mit Luna, Lerke, und ihm. Nachdem Sanja aus ihrer Mitte gerissen worden war.

„Dann beginnt alles so wie geplant. Also müssen wir uns an die Planung des Hauptangriffes machen. Forgat, Celan, Arved, welche Truppen könnt ihr bis ins Frühjahr zum Eisentor führen?“, fragte er die Herzöge direkt. Über die Truppen der Kronlande hatte er das Kommando und konnte deren Stärke gut einschätzen. Doch wie sich die Armeen der Herzogtümer entwickelt hatten, war ihm zu diesem Moment nicht vollständig klar.

„Wenn wir nach Süden ziehen, werde ich mehr Männer zum Schutz der Grenzen zurücklassen müssen als für den Sturm auf Elorath.“, sagte Celan. „Ich werde etwa sechshundert Reiter und zweihundert Fußsoldaten anführen können.“

„Ich werde Tandor mit fünfhundert Fußsoldaten und Bogenschützen ergänzen können. Mehr kann ich nicht aufbringen, wenn wir Ostwacht und die Ostgrenze weiter verteidigen wollen.“, sagte Arved. Obwohl Lerke die eigentliche Erbin und Herzogin war, verantwortete er die meisten militärischen Belange des Herzogtums, während sie in Grünburg regierte.

„Ich werde in Thorians Namen vierhundert Soldaten führen können, beritten oder schwer gerüstet. Dazu noch Freiwillige und Partisanen.“, ergänzte Forgat. Das Heer Fendrons war durch den Angriff des Kaiserreiches am stärksten dezimiert worden. Andererseits musste Forgat keine Außengrenze verteidigen, nachdem ein stabiler Waffenstillstand mit den Nordmännern bestand. Denn nach der Befreiung Valoriens hatte Celan die einstigen Gebiete wieder an Fendron abgetreten, die im Norden an Valor Kath grenzten.

Vincent zählte im Kopf zusammen. Mit den Truppen der Kronlande kamen sie auf fast dreitausend Mann. Mit den Urben von Narthas und den kargatianischen Aufständischen vielleicht fünftausend. Sie waren dem Kaiserreich zahlenmäßig noch immer unterlegen, wenn er davon ausging, dass eine vollständige Armee im südlichen Königreich stationiert war. Ihr Vorteil mussten die Partisanen in der Bevölkerung sein, die verhinderten, dass kaiserliche Soldaten auch nur irgendwo in Ruhe rasten konnten. Dennoch lag viel Ungewissheit vor ihnen.

„Das sind gute Neuigkeiten. Rüstet eure Armeen über den verbleibenden Winter. Mit der Schneeschmelze sammeln wir uns vor Burg Eisentor, um zuzuschlagen.“, befahl der König, wandte sich dann aber an Taskor. „Taskor, deine Hilfe wird jenseits von Valorien benötigt. Arved wird dir einige Männer zur Seite stellen, um über Ostwacht nach Kargat zu reisen. Wir müssen die verbliebenden Truppen in Hoheneck überzeugen, sich uns anzuschließen. Und wir müssen ihnen helfen, ihre Stellung zu halten, falls die Armeen des Kaiserreiches im Frühjahr einen erneuten Vorstoß wagen sollten.“

Der Angesprochene nickte nur wortlos. Er hatte schon lange vorher gegenüber der Königin seinen Wunsch geäußert, Kargats Widerstand von innen zu unterstützen. Berlan und Sivert waren weniger bekannt, hatten aber in der Bevölkerung weit bessere Beziehungen, durch ihre Kontakte bei einstigen Unterstützern des Nachtrudels. Ihnen war die Aufgabe zugefallen, Unterstützung in den besetzten Städten des Westens zu mobilisieren. Doch trotz der heimlichen Flucht war Taskor immer noch mehr General denn Spion. Die Führung in Hoheneck entsprach eher seinen Fähigkeiten.

„Ich werde mit Branwulf nach Lyth Valor reisen, um auf die Ankunft von Luna zu warten. Wenn die Königin wieder in Elorath ist, werde ich die verbleibenden Männer zum Eisentor und darüber hinausziehen.“, sagte Geron. Seit Luna weggegangen war, war er auch Vincent mit Rat zur Seite gestanden, wie er es für die Königin getan hätte. Er wusste sie bei Arthur in guten Händen, konnte aber den Tag nicht erwarten, sie wieder im sicheren Valorien zu wissen. Er war gegen diese Reise gewesen, aber Luna hatte gute Argumente auf ihrer Seite gehabt. Und die Macht, als Königin das letzte Wort zu sprechen. So hatte er sich fügen müssen.

„In Ordnung. Wir werden in den nächsten Tagen die weitere Planung konkretisieren. Seid alle bis dahin meine Gäste in der Kronburg.“, sagte Vincent und erhob sich.

„Gewicht weniger auf den vorderen Fuß. Du willst mir doch ausweichen können. Balance halten. Steh nicht da wie ein Ackergaul. Du musst schnell sein, wie eine Katze.“ Florenzos Tadel begann schon bei der Grundhaltung des jungen Knappen. Obwohl Richard von Fendron eigentlich bei Herzog Arved von Rethas in der Knappschaft stand, hatte der Besuch in Elorath ihm die zweifelhafte Ehre eingebracht, vom südländischen Fechter ausgebildet zu werden. Mit seinen braunen Locken und blonden Strähnen war er seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Nur dass die verschwitzen Haare im aufgrund der Anstrengung im Gesicht klebten. Seit seiner Ankunft hatte sich Florenzo schnell zum Fechtlehrer vieler Adeliger und Krieger entwickelt. Er brachte Elemente in eine Lehrstunde, die kaum ein valorischer Streiter vermitteln konnte. Balance. Körperspannung. Beinarbeit. Die Kunst, ein feine Klinge tödlich zu führen. So war es kein Wunder, dass Florenzo stets wissbegierige Schüler hatte. Oder eben Schüler, deren Herren sie zu den Lehrstunden beim strengen Lehrer verdonnert hatten.

„Nun deine Hand. Du greifst die Klinge viel zu fest, verkrampft. Du sollst das Heft nicht zerquetschen. Die Klinge muss eins werden mit deinem Arm.“, fuhr Florenzo fort und korrigierte währenddessen Richards Griff der Klinge. Dann trat er einige Schritte zurück und hob seine eigene Klinge.

„Also dann, nächste Runde. Und denk daran, Richard. Du musst die Klinge führen, wie das Liebesspiel mit einer Frau. Zärtlich, vorsichtig, und dennoch bestimmt und führend.“, sagte Florenzo. Bevor er zum Kampf ansetzen konnte, hörte man deutlich das Räuspern von Forgat, der den beiden zuschaute. Er blickte ernst zu Florenzo, der mit einem Lächeln antwortete. „Obwohl du natürlich das Liebesspiel noch gar nicht kennst.“, fügte er mit einem Zwinkern hinzu. Dann trat er nach vorne und die Klingen prallten aufeinander.

„Der Junge macht sich gut.“ Forgat drehte sich um und erkannte Geron, der näher an ihn herantrat.

„Ja. Er hat gute Lehrer.“, stellte der Herzog fest. So schmerzlich der Verlust von Victor gewesen war, so erfreulich die Entwicklung des neuen Erben Richard. Als er selbst gefangen gewesen war, hatte der jüngere Sohn die Rolle des ersten Mann Fendrons angenommen, und sich als Stütze für das ganze Herzogtum entwickelt, um auch seiner Mutter zu helfen. Nach der Krönungszeremonie hatte Forgat den jungen Herzog von Rethas gebeten, die Ausbildung seines Sohnes abzuschließen, nachdem dieser bisher von ihm selbst in Tjemin geschult worden war. Seitdem stand Richard in der Knappschaft von Arved, und schien jeden Monat mehr zum Mann heranzuwachsen.

„Nein, nein, nein.“ Florenzos Ausspruch hallte über den Hof, als die Übungsklinge von Richard klirrend zu Boden gefallen war. „Du sollst mit deinem ganzen Körper die Wucht des Schlages abfedern, nicht das Heft loslassen.“, tadelte der Lehrer den Knappen, nachdem er mit einer Drehung seiner Klinge das Schwert des Jungen aus dem Griff gelöst hatte.

„Und er hat noch viel zu lernen.“, sagte Forgat leise zu Geron, während Richard die Klinge aufhob und sich demütig vor seinem Gegner verneigte.

„Gönnst du meinem Knappen eine kurze Pause? Der Junge scheint erschöpft.“, sagte dann Arved und erhob sich von der Kiste, auf der er am Rand gesessen und zugeschaut hatte. Er ging auf Richard zu und klopfte ihm auf die Schulter. „Gut gemacht. Gib mir deine Klinge.“, sagte er und reichte dem jungen Mann im Gegenzug seinen dicken Fellmantel. Richard warf sich diesen sofort um, denn ohne die Bewegung kroch die Kälte sofort in die Knochen. Arved hingegen trat durch den Schnee vor Florenzo und hob die Klinge.

„Erweist du auch mir die Ehre?“

„Mit Vergnügen, Euer Gnaden.“, antwortete Florenzo, verneigte sich leicht, und preschte dann nach vorne. Der Kampf der beiden Männer war ein vollkommen anderes Schauspiel. Florenzos Kampfkunst basierte auf Finesse und Balance, einer schnellen Beinarbeit, und gezielten Stichen und Hieben mit der Klinge. Doch Arved stand dem in nichts nach. Während er nicht die blanke Kraft seines Vaters geerbt hatte, war er wohl der schnellste und beweglichste Kämpfer Valoriens. Die Schläge hagelten blitzschnell aufeinander, während sich Florenzo und Arved durch den gesamten Innenhof der Kronburg bewegten.

„Eine neue Generation der Ritter…“, sagte Forgat leise, als er Arved so zuschaute. Mit Vincent und Arved waren in der Tat zwei sehr junge Männer nun Teil der altehrwürdigen Runde der valorischen Ritterschaft. Doch auch Branwulf und Wanfried gehörten praktisch zur neuen Generation, jene Valoren, die mehr den Konflikt denn den Frieden kannten.

Geron nickte nur, ohne etwas hinzuzufügen. Zu interessiert schaute er dem Kampf der beiden Fechter zu. Ja, eine junge Generation von Rittern würde bald Valorien schützen müssen. Aber im Moment lagen die Hoffnungen des Königreiches hauptsächlich auf den Schultern eines alten Kameraden. Sie hatten am Vormittag Nachricht von Arthur erhalten, überbracht von Branwulf aus Lyth Valor. Der Ritter hatte, nachdem sich die Gesundheit seines Vaters immer weiter verschlechtert hatte, weitestgehend das Kommando über die Hafenstadt übernommen. Vor wenigen Tagen war das Schiff, das Arthur und Luna nach Süden gebracht hatte, wieder in Lyth Valor eingelaufen. Die Männer waren erfolgreich im Norden des Kaiserreiches an Land gegangen. Das Schiff war vorerst zurückgekehrt, um für die kaiserliche Flotte nicht auffällig zu wirken. Doch in einigen Tagen würde der Kapitän erneut nach Süden aufbrechen, um dem Trupp um die Königin eine Rückzugsmöglichkeit zu bieten. Falls sie es nicht zur Küste schafften, würden sie den Weg durch Kargat nehmen müssen. So oder so war die Reise zurück nach Valorien mindestens so gefährlich wie die Aufgabe selbst. Doch trotz seiner großen Sorgen vertraute Geron auf Arthur. Er würde Luna sicher nach Hause bringen, das hatte er versprochen.

Das Klirren der Klingen verhallte, als die beiden Kontrahenten erschöpft voreinander stehen blieben. „Einigen wir uns auf Unentschieden, Euer Gnaden?“, fragte Florenzo.

Arved nickte, atmete aber noch schwer. „Dieses eine Mal, ja.“, sagte er und verneigte sich genauso wie sein Gegenüber, um den gegenseitigen Respekt auszudrücken.

„Ein wahrhaft guter Kampf.“, sagte Geron deutlich hörbar. Obwohl in einer echten Schlacht es weniger auf die hohe Fechtkunst ankam, waren die Übungskämpfe eine gute Möglichkeit, sich auf den Krieg vorzubereiten, der bald kommen würde. Dann wandte sich der alte Ritter wieder zum Herzog von Fendron. „Forgat, bevor du wieder nach Tjemin aufbrichst, muss ich dir noch etwas geben.“, sagte er nun wieder leiser.

Als Geron und Forgat den Rittersaal betraten saß der König noch auf seinem Platz und schien nachzudenken. Nachdem die Tür sich öffnete schaute er allerdings hoch, rückte dann den Stuhl zurück, und stand auf.

„Forgat. Es wird Zeit, eine wichtige Säule des Reiches wiederherzustellen.“, sagte er. Erst jetzt bemerkte der Herzog den Gegenstand, der eingehüllt in einem blauen Tuch auf dem Tisch lag. Es war offensichtlich ein Schwert, das Vincent griff. Der König ging auf Forgat und Geron zu. „Vor vielen Jahren nahm dir Geron diese Waffe. Ich möchte sie dir zurückgeben. Für deine treuen Dienste am Reiche in der Abwesenheit eines Königs und deine Tapferkeit im Kampf gegen das Kaiserreich. Dich meinen Bruder nennen zu dürfen, in der gleichen Runde der Ritterschaft wie du zu sitzen, erfüllt mich mit Stolz. Trotz oder gerade wegen der Differenzen, die lange zwischen unseren Häusern herrschten. Doch nun ist es Zeit nach vorne zu schauen, um das Reich vollständig zu einen, wie einst in Gilberts Zeiten.“

Dann schlug Vincent das Tuch zur Seite und reichte Forgat die Waffe. Wie dieser vermutet hatte, handelte es sich um das Schwert seines Vaters, in goldener Scheide, mit Saphiren verziert: Goldranke. „Meine Frau, unsere Königin, hätte es dir gerne persönlich überreicht. Doch es gab keine Gelegenheit mehr.“, fügte Vincent hinzu, bevor der Herzog das Schwert griff. Forgat versuchte die Kraft der Klinge zu spüren, die er doch nur für so kurze Zeit getragen hatte. Es war wieder Zeit, dass der Herzog von Fendron seine Heimat mit Goldranke verteidigte. Gleichzeitig wusste er nicht die rechten Worte zu finden. Er drehte sich zu Geron, dann zu Vincent, und nickte beiden zu.

„Danke.“, sagte er leise. Er zog die Klinge leicht aus der Scheide. Sie glänzte wie am Tag, als sie geschmiedet worden war. So vermutete zumindest Forgat.

„Jetzt fehlt nur noch eine Klinge.“, sagte Geron und blickte auf den freien Stuhl des Rittersaals, auf dem Valentin gesessen hatte. Wellenschnitter war vom Kaiserreich genommen worden, das hatte ihnen Daron erzählt. Sie mussten es zurückbringen.

„Bei Thorian, wir werden sie uns holen.“, sagte Forgat entschlossen. „Ich werde noch heute Nachmittag nach Tjemin reisen. Wenn der Sturm im Frühjahr beginnt, werdet ihr die besten und tapfersten Männer Fendrons in der ersten Reihe wissen.“

„Danke, Forgat.“, sagte Vincent.

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