Читать книгу Berliner Mauerblume 2015 - Jean-George Charbonnier - Страница 7
3. Nachbarschafdshilfe
ОглавлениеPunkt sieben erwacht Dabby in ihrer Parterre-Wohnung, weil jemand laut ihren Namen ruft. Mehr tot als lebendig versucht sie sich schlafwandlerisch zurechtzufinden. Mit halb geschlossenen Augen tastet sie sich vor. Dabei stößt sie auf Trude, die es sich am Fußende bequem gemacht hat.
Trude ist ein betagter Transvestit vom alten Schlag. Ihre Perücke ist verrutscht und deutlich ist ihr Drei-Tage-Bart zu erkennen. Ihr Kleid müsste dringend in die Reinigung. Beider Köpfe stoßen krachend zusammen. Sogleich ist Dabby hellwach. Beide fassen sich vor Schmerz an den Kopf. Dabby erhebt drohend den Zeigefinger, woraufhin sich Trude unter der Bettdecke verkriecht.
Eilig steigt Dabby in ihre Klamotten. Sie verlässt die Wohnung, schaut sich vorsichtig um, überquert den Hinterhof und erreicht Oma Schulzens Fenster. Dort erklimmt sie den Fenstersims. Von der Küche aus gelangt sie ins Wohn- und Schlafgemach, wo Oma Schulz hilflos wie ein Käfer auf dem Rücken liegt, dabei alle Viere von sich gestreckt
„Schbädeschdens jedzd wussde ich, was wahre Nachbarschafdshilfe bedeiaded. Sie fiel aus dem Bedd oifach so. Für sie war es oi Ridual und ich ihre Lebensredderin“, sinniert Dabby.
„Dabby, schau mal da oben in meinem Küchenschrank. Na, de weesst schon.“
Dabby tut wie ihr geheißen. Sie betritt die Küche, öffnet den Küchenschrank und entdeckt das dort deponierte Portemonnaie, ohne es anzutasten. Gelangweilt angelt sie sich eine der dort gestapelten Tütensuppen. Wie ein apportierender Hund kriecht sie jetzt auf allen Vieren, die Tütensuppe dabei im Mund haltend, langsam zurück. Stolz präsentiert sie Oma Schulz ihre Beute.
„Brav, Dabby, brav!“
Dabei streicht ihr Oma Schulz sanft übers Haar und beide scheinen überglücklich.
„Für dich. Darfst et behalten.“ Dabby grinst wie ein Honigkuchenpferd.
Erst rückblickend weiss Dabby das morgendliche Geschehen einzuordnen.
„Und so heddde ich in de siabde Himmel abgehoben. Guad und gern hädde ich drauf verzichde könne, doch sie liabde diase Pülverche abgöddisch. Sie ware ihr Leibgerichd. Trodz von dene underschiedliche Weldanschauung dad dias unserer Freindschafd keine Abbruch. Bis auf de heidige Tag blagd mich oi schlechdes Gewisse, diase guade alde Seele no ihrem Umzug ins Aldersheim oifach vergesse z hendn“.