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Kapitel 3

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Tanguy Trébaul war zu dem kleinen Bagger zurückgegangen, neben dem er gestanden hatte als sein Chef auf der Baustelle erschienen war. Seine Leute waren dabei, an der inneren Ostseite der Ville Close, Teile der Stadtmauer freizulegen. Zahlreiche Steine der unteren Lagen des Mauerwerks, die die mächtigen Aufbauten trugen, mussten erneuert werden. Der kleine Bagger hob bei jedem Eintauchen in den Boden vierzig bis fünfzig Zentimeter von dem steinigen Erdreich aus. Jede Schaufelladung kippte er auf einer großen Plastikfolie aus. Die Erde musste nicht abgeführt werden, sie brauchten sie später zum Verschließen des Lochs. Seit drei Stunden baggerte der Arbeiter jetzt schon an der Mauer, der Graben war bestimmt schon dreißig Meter lang. Deutlich waren die beschädigten und verfallenen Stellen der Mauer zu erkennen. Im Untergrund hatten die Erbauer damals nicht so sorgfältig gearbeitet wie an den oberen Mauerabschnitten. Wieder führte der Baggerfahrer die Schaufel in den Graben und hob die nächsten Zentimeter, in einer Tiefe von etwa einem halben Meter, aus. Die Schaufel fuhr hoch, der Arbeiter schwenkte sie wieder nach links zur Folie und kippte ihren Inhalt aus. Er wollte die Schaufel gerade wieder zurückführen als er plötzlich innehielt. Er blickte wie gebannt auf ein menschliches Skelett. Er ließ die Schaufel oben stehen, stoppte den Bagger, schaltete den Motor aus und stieg aus. Er trat an den Aushub.

Es gab keinen Zweifel, es handelte sich tatsächlich um ein menschliches Skelett. Francis Merer schluckte mehrmals. Es war das erste Skelett, das er mit seinem Bagger freigelegt hatte. Auch wenn es sich nur noch um Knochen handelte, er empfand Pietät und ehrfürchtigen Respekt vor dem Toten.

„Tanguy, Tanguy, schau dir das an!“, rief er aufgeregt zu seinem Vorarbeiter.

Tanguy kam näher und folgte dem Blick seines Kollegen.

„Scheiße!“, rief er.

Tanguy wusste genau, dass dieser Fund das Zeug hatte ihre Baustelle für Stunden, wenn nicht sogar für Tage, lahm zu legen. Dieser Fund würde den Zeitplan und die Kalkulation von Yann Goarec durcheinanderwirbeln. Aber welche Möglichkeiten gab es sonst noch? Weitermachen und sich nicht um die Knochen kümmern, so zu tun, als habe man das Skelett nicht bemerkt? Nein, das konnten sie nicht bringen. Wenn später durchsickern würde, dass sie ein Skelett gefunden hatten, kämen sie in Bedrängnis und sogar in Erklärungsnot. Es blieb nichts anderes übrig, er musste die Polizei informieren. Vielleicht hat der Mensch ja schon seit zweihundert Jahren an dieser Stelle gelegen, das sollten die Fachleute ermitteln. Sie könnten sagen, ob es sich um einen gefallenen Soldaten handelt, der damals bei der Verteidigung der Ville Close ums Leben gekommen war.

Tanguy griff zu seinem Mobiltelefon und wählte die Notrufnummer, teilte den Fund mit und erhielt die Anweisung, alle Arbeiten sofort zu stoppen. Nachdem er aufgelegt hatte rief er seinen Chef an und informierte ihn über den grausigen Fund. Yann Goarec bestand darauf die Autoritäten zu informieren.

„Wir nehmen lieber ein paar Stunden Verzögerung in Kauf, als dass wir uns der Mittäterschaft oder des Vorwurfs der Vertuschung aussetzen.“

Die Polizei von Concarneau war nach wenigen Minuten vor Ort und begutachtete das freigelegte Skelett. Schnell war entschieden, dass es sich hier um eine Aufgabe für die Mordkommission handelt. Der Beamte informierte umgehend Quimper und riegelte die Umgebung der Fundstelle ab.

Tanguy Goarec, der sich bereits auf den Weg zur nächsten Baustelle nach Trégunc gemacht hatte, machte auf der Stelle kehrt und fuhr zurück nach Concarneau. Er wollte die Information aus erster Hand erhalten. Die Information über eine mögliche Verzögerung oder schlimmstenfalls über eine Einstellung der Arbeiten. Wieder stellte er sein Fahrzeug auf dem Parkplatz gegenüber der Ville Close ab, überschritt den Quai Peneroff und die Brücke zur Ville Close und durchquerte die Rue Vauban. Schon von Weitem sah er die weitläufige Absperrung und alle Besucher, die, angezogen von den Polizisten, an der Absperrung standen und gafften. Obwohl es nichts zu sehen gab, außer einem großen Erdhaufen, starrten die Zuschauer auf die Fundstelle, so als gäbe es etwas wahnsinnig Sehenswertes zu begutachten. Jeder fragte seinen Nachbarn worum es sich hier handelte. Und jeder Nachbar zuckte mit den Achseln und schüttelte den Kopf. Aber den Platz verlassen wollte dennoch niemand.






Das Grab in der Ville-Close

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