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Kapitel 5

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Ewen Kerber fühlte sich ausnahmsweise entspannt, obgleich er seinen Fall noch nicht gelöst hatte. Ruhig lenkte er seinen Citroën durch den Verkehr von Quimper. Der übliche Feierabendstau war schon vorbei und er kam gut durch die Innenstadt. Er stellte seinen Dienstwagen in der Einfahrt ab und ging gemütlich zur Eingangstür. Bevor er seinen Hausschlüssel aus der Tasche ziehen konnte, wurde die Tür bereits von Carla geöffnet.

„Guten Abend, Liebling“, begrüßte sie ihren Mann. Ich war gerade dabei ein paar frische Blumen zu schneiden. Ich bin sofort bei dir.“

Sie gab Ewen einen Kuss und ging an ihm vorbei in den Vorgarten zu den langen Reihen der Rosen, die schon seit vielen Jahren hier wuchsen und bereits von Ewens erster Frau gepflanzt worden waren. Carla hegte und pflegte die Rosen sorgfältig und die Rosen dankten es ihr, mit ihrem betörenden Geruch und ihrer fast ununterbrochenen Blütezeit. Nach wenigen Minuten kehrte sie ins Haus zurück und hatte fünf Rosen in der Hand.

Nie war es eine gerade Zahl an Blumen, stellte Ewen immer wieder fest. Schon seine erste Frau hielt sich an dieses ungeschriebene Gesetz, dass man immer eine ungerade Zahl an Blumen verschenkte oder in die Vase stellte. Ewen leuchtete nicht ein warum das so sein musste.

„Dein Aperitif steht auf der Terrasse mein Schatz“, rief sie Ewen zu, als sie sich auf den Weg in die Küche machte, um die gerade frisch geschnittenen Rosen in eine vorbereitete Vase zu stellen.

Ewen war automatisch auf die Terrasse gegangen und hatte sich bereits in seinen Sessel gesetzt, das Weinglas mit dem gekühlten Rosé gefüllt und den danebenliegenden Ouest France in die Hand genommen. Einzig die amuses gueules, die sonst auch auf dem Tisch standen, fehlten heute. Nicht, dass Ewen ein Macho-Typ war, er war aber ein ausgesprochener Gewohnheitsmensch. Bevor er Carla noch nach kleinen Häppchen zum Aperitif fragen konnte, trat sie bereits auf die Terrasse mit einem Teller voller erwarteter Köstlichkeiten.

„Ich habe heute etwas anderes gemacht, Ewen, du wirst auf deine Paté aux pommes verzichten müssen. Ich habe Galettes Bretonnes mit Roastbeef gemacht.“

„Oh, Galettes mit Roastbeef? Das ist neu, die habe ich noch nicht probiert.“

Ewen war gespannt auf die Galettes. Crêpes und Galettes mochte er durchaus. Er besuchte regelmäßig mit Carla eine gute Crêperie. Er mochte vor allem die Crêpes-complète, die mit Käse, Schinken, Ei und manchmal noch mit Kartoffeln gefüllt waren. Dazu genossen sie gerne einen guten bretonischen Cidre. Aber jetzt gab es nicht eine ganze Galette, sondern kleine geschnittene Streifen.

„Versuch doch bitte einmal und sag mir, wie sie dir schmecken.“ Carla hielt Ewen den Teller hin. Er nahm sich ein Scheibchen und biss hinein. Es schmeckte köstlich.

„Die sind ja wunderbar gefüllt! Wie hast du das gezaubert?“ Ewen griff erneut zum Teller und nahm sich eine zweite Scheibe.

„Ach, das ist gar nicht viel Arbeit gewesen. Ich habe eine Mischung aus Frischkäse, Meerrettich und etwas klein geschnittener Kresse hergestellt, mit Salz, Pfeffer und etwas Piment d´Espelette gewürzt. Dann brauchte ich nur noch die Galettes mit dem Käse zu bestreichen, habe das Roastbeef daraufgelegt und etwas Sel de Guérant und einige Spritzer Zitrone hinzugefügt. Dann habe ich die Galettes eingerollt, sie mit Frischhaltefolie umwickelt und zwei Stunden kaltgestellt. Danach brauchte ich sie nur noch in kleine Häppchen zu schneiden. Du siehst es geht ganz schnell.“

„Und schmeckt einfach köstlich zu einem Rosé.“

Ewen war wieder einmal von Carla überrascht worden. Sie brachte es fertig, immer wieder eine neue Köstlichkeit zuzubereiten.

Nach dem Abendessen blieben sie noch auf der Terrasse sitzen und genossen zusammen ein Glas Bordeaux.

Der Tote von Trévarez

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