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Kris

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Über die eigene Person rede oder schreibe ich nur ungern. Vielleicht, weil ich mich selbst nicht so wichtig nehme. Es gibt dermaßen viele Dinge im Leben, die wirklich interessanter sind und mit denen man sich ohne Unterlass beschäftigen möchte. Jedenfalls geht es mir so. Warum sollte ich also meine eigene Nabelschau betreiben? Um mich zu langweilen? Also wirklich nicht.

Gut, einige nackte Fakten also, so eine Art Lebenslauf in Stichpunkten:

Geboren: ja! Immerhin gibt es mich. Seit fast fünfunddreißig Jahren schon, ununterbrochen. Außerdem besitze ich einen Reisepass mit meinem Foto darin. Ein weiterer unwiderlegbarer Beweis für meine Existenz.

Ach, und meine Steuernummer natürlich. Aber die schreibe ich hier jetzt nicht auf, ich weiß sie nämlich nicht.

Weiter im Lebenslauf: aufgewachsen in Bayern, Italien, der Schweiz und in Berlin. In dieser Reihenfolge.

Meine Mutter war vier Mal verheiratet, deshalb! Mit meinem Vater allerdings nicht, sonst wäre ich aus München vielleicht nicht hinausgekommen.

Studium der Philosophie in München, mit Abschluss. Anschließend Doktortitel und schließlich Habilitation. Das bedeutet, ich bin Anwärter auf einen Lehrstuhl in meinem Fachgebiet. Momentan sieht es so aus, als ob der Ruf bald erfolgen könnte, an die Uni in München übrigens. In dem Fall werde ich mich schnell entscheiden müssen, was mit meiner »Fischhalle« hier auf der Insel passieren soll.

Lisa meint, ich solle das alte Gemäuer (nein, so schlimm ist es nicht, seitdem alles neu verputzt und innen blütenweiß gekalkt ist, neue Fenster- und Türrahmen eingesetzt wurden etc.) endlich als Loft bezeichnen.

Denn erstens sähe es nicht mehr nach der Fischhalle aus (es riecht auch nicht mehr danach), und zweitens erhöhe das einfache Wörtchen Loft den Marktwert bei einem möglichen Verkauf doch ganz erheblich.

Die gute Lisa. Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Ich lasse sie aber gerne in dem Glauben, ich wäre ein bisschen einfältig und brauchte dringend ihren freundschaftlichen Rat.

Frauen mögen es, wenn sie uns arg beschränkten männlichen Zeitgenossen auf die Sprünge helfen können.

Im Übrigen würde ich mein Fischhallenloft sowieso nur ungern veräußern. Ich muss nur noch meine Finanzen geregelt bekommen, dann kann ich mir die beiden Wohnsitze – Münchner Uni viertel und Insel, immer schön abwechselnd – auch irgendwie leisten.

In der bayerischen Landeshauptstadt tut es während des Unibetriebs gut und gerne ein nettes, zentral gelegenes und angemietetes Einzimmerapartment.

Und in den vorlesungsfreien Zeiten, immerhin einige Monate im Jahr, ab auf die Insel. Nein, nicht zum Faulenzen. Das kann mir auch jetzt keiner nachsagen, bei meinen vielen Stunden Schreibarbeit täglich.

Sicher, zwischendurch hole ich auch mein Surfbrett heraus und mache mich davon. Aber es sind nur einige Schritte bis zum Strand. Ich brauche mir bloß das Brett unter den Arm zu klemmen und bin fast schon da. Sportliche Betätigung soll ja nicht nur gesund sein, sondern auch das Denkvermögen erhöhen. Anschließend hämmere ich immer sofort weiter auf die arme Computertastatur ein. Schließlich habe ich in nächster Zeit gleich zwei Buchverträge abzuarbeiten. Von irgendetwas muss der Mensch ja leben.

Ratgeber in zutiefst menschlichen Belangen sind seit Jahren der Renner auf dem Markt. Diese Sorte Bücher fällt ohnehin in mein philosophisches Ressort, also habe ich mir anlässlich der Anfrage eines einschlägigen Verlages gesagt: »Kris, es gibt Schlimmeres, seine Brötchen zu verdienen! Ergreif die Chance, außerdem kannst du die Schreiberei super mit dem Inselleben verknüpfen. Bau die Fischhalle nebenbei Schritt für Schritt aus, im schlimmsten Fall wirst du eben Kapital daraus schlagen, falls ein Verkauf nötig werden sollte, weil die Bücher nicht wie erwartet einschlagen. Im besten Fall dagegen besitzt du eines Tages ein vollwertiges Feriendomizil und einen zukünftigen Alterssitz gleich dazu.«

Womit ich nicht gerechnet hatte, war der erhebliche Arbeitsaufwand für zwei Buchprojekte gleichzeitig neben dem Umbau.

Also ist das Loft immer noch mehr oder weniger eine Halle, in deren einen Ecke ein Bett, ein Schreibtisch nebst Computer und Drucker sowie ein runder Esstisch mit zwei Stühlen ein eher karges Dasein fristen.

Eine Hängematte besitze ich auch, die baumelt zwischen zwei Stützstreben etwa in der Mitte der Halle. Hier halte ich meist mein Mittagsnickerchen. Später will ich dort mal eine offene, quadratisch angelegte Küche einbauen. Aber das hat Zeit, momentan ist mir nicht nach Kochen. Ich gehe meist rüber ins Café Wolke und esse, was es bei Lisa als Tagesgericht gibt.

Draußen vor dem Loft habe ich eigenhändig eine offene Grillstelle angelegt. Für frischen Fisch. Diese Form der Ernährung reicht mir vollauf.

Ach, eine Kleiderstange gibt es drinnen auch, die hätte ich beinahe zu erwähnen vergessen. Sie gleitet lautlos auf praktischen Rollen dahin, man kann sie also irgendwo auf den achtzig Quadratmetern malerisch drapieren und jeden Tag woandershin rollen, wodurch die Leere meiner Behausung eine gewisse Variabilität erhält. Die Kleiderstange erspart einem lästiges Suchen und Wühlen in herkömmlichen Kleiderschränken. Ich schwöre auf sie und möchte sie um nichts in der Welt mehr missen.

Dinge wie sie vereinfachen das Leben ganz entschieden.

Socken und Unterwäsche bewahre ich getrennt in zwei verschiedenfarbigen (rot für die Unterwäsche, gelb für die Socken) Kartons auf, die ich in einem Schreibwarengeschäft erstanden habe, wo ich täglich auch meine deutsche Tageszeitung kaufe. Letztere trägt dann immer das Datum des vorangegangenen Tages, anders geht es halt nicht auf einer Insel, die viereinhalb Flugstunden von zu Hause entfernt liegt. Diese Kleinigkeit hat sich bis jetzt aber noch nicht wirklich störend auf mein Leben ausgewirkt – ich fühle mich deswegen weder unwohl noch schlechter informiert als andere Zeitgenossen, im Gegenteil. Es hat was, immer erst am nächsten Tag Bescheid zu wissen, wenn so mancher Mist, der weltweit passiert, bereits wieder Schnee von gestern ist. Haha!

So, das war jetzt ein bisschen angewandte Philosophie für Arme, ich weiß! Aber ich liebe diese Art von Scherzen. Und wer mit mir gut auskommen will, sollte schon über einen ähnlichen Humor verfügen.

Normalerweise bin ich ja auch ganz normal und umgänglich, einige meiner besten Exfreundinnen sind sicher bereit, zu meinen Gunsten auszusagen. Zumindest, wenn man ihnen ein Honorar dafür anbietet.

Nur Lisa, meine liebste Nachbarin hier am Strand, nennt mich einen alten Knurrhahn, aber es ist lieb gemeint. Außerdem ist sie eine Freundin, eine wirkliche. Das heißt, zwischen Lisa und mir läuft nichts im Bett. Also wird sie auch nicht zu einer Exfreundin mutieren können. Und das ist auch gut, denn ich mag Lisa wirklich, sie hat etwas so erfrischend Praktisches und Zupackendes. Außerdem kann sie gut kochen, und schlagfertig und witzig ist sie auch noch. Ein Mädchen wie sie wünscht man sich jederzeit als Kumpel – oder als große Schwester, was sogar fast noch besser wäre.

Große Schwestern nämlich denken immer an deinen Geburtstag und auch daran, dass du gerne zu Weihnachten etwas geschenkt bekommst und bekocht werden magst, auch wenn du das nie zugeben würdest. Du darfst jederzeit bei ihnen in der Küche auftauchen für ein Schwätzchen, wobei du meistens auch noch mit Kaffee und Kuchen verwöhnt wirst. Und das alles einfach so, sie erwarten keine Rosensträuße dafür als Gegengabe, sie freuen sich einfach, wenn du dich freust und wenn es dir schmeckt.

Merke: Große Schwestern vereinfachen einem das Leben häufig beinahe so, wie eine praktische Kleiderstange es tut.

Der Unterschied liegt vielleicht darin, dass du bei der großen Schwester schon mal die Küche ausmalen oder andere handwerkliche Leistungen erbringen musst.

In Lisas Fall komme ich allerdings auch in dieser Hinsicht relativ gut davon, weil es nämlich in ihrem Leben noch David gibt. Er stammt aus London und lebt auch in der nächsten Nachbarschaft, nur ein paar hundert Meter den Strand hinunter.

Wir sind in letzter Zeit richtig gute Kumpels geworden, David und ich. Dies geht natürlich ebenfalls auf Lisas Konto, die uns so manches Mal beide gleichzeitig gewissermaßen vor den Karren gespannt hat. Zumindest glaubt sie es selbst so.

Was Lisa nicht weiß oder vielleicht auch nicht wissen will, ist: David nimmt eifrig Deutschunterricht wegen ihr. Und zwar bei mir. Und David hat mir als Einzigem bisher anvertraut, dass er in unserer Nachbarin mehr sieht als eben nur die Nachbarin.

Oder die große Schwester.

Der Arme hat es sich in den Kopf gesetzt, Lisa zu erobern. Allerdings stellt er sich dabei bis jetzt eher bescheiden an, wie ich ihm leider bescheinigen muss.

Dabei ist er ansonsten ein wirklich feiner Kerl. Und auch nicht dumm. Als Weltenbummler hat er in den letzten Jahren den halben Globus bereist, er spielt wunderbar Gitarre, singen kann er ebenfalls.

Am Café Wolke hat er gewissermaßen ein kleines Wunder vollbracht. Zum Zeitpunkt des Kaufs war das Häuschen tatsächlich kaum mehr als eine bessere Strandhütte.

In den vergangenen Monaten ging meist schon frühmorgens drüben das Gehämmere los. Wenn es mich dann aus dem Schlaf hob, wusste ich sofort: Aha, David arbeitet bereits, es muss also acht Uhr sein. Zeit zum Aufstehen!

Liebe mit aufgerollten Hemdsärmeln. David spekuliert vermutlich darauf, dass bei Lisa hoffentlich bald der Groschen fällt – wo ich es doch schon kapiert habe.

Allerdings habe ich sie im Verdacht, dass sie es gar nicht merken will.

Aber das sage ich meinem Freund lieber nicht (und schon gar nicht auf einen bloßen Verdacht hin!), denn das wirkt demotivierend. Was man sich als Autor von Beziehungs-Ratgeberbüchern naturgemäß nicht leisten kann.

Also pauken David und ich in meinen Schreibpausen weiterhin stur deutsche Vokabeln nebst der leidigen Grammatik.

Mein Schüler macht durchaus gute Fortschritte, auch wenn er seinen Akzent nicht ablegen kann und darüber hinaus zu drolligen Redewendungen neigt. Was ich persönlich herrlich finde, Lisa hingegen anscheinend nicht. Aber Frauen ticken ja bekanntlich anders.

Ein Umstand, den ich auch täglich beim Schreiben meiner Bücher berücksichtigen muss.

Nehmen wir nur mal das Thema »Fremdgehen« (jawohl, der Titel eines der Bücher lautet: »Konzept zum richtigen Fremdgehen«).

Zwecks besserer Verkäuflichkeit soll das Buch natürlich beide Geschlechter gleichermaßen beraten.

Schon beim Schreiben des ersten Kapitels allerdings wurde mir zunehmend bewusst: »Himmel hilf, so geht das nicht, Kris!«

Frage: Gehen Männer anders fremd als Frauen?

Antwort: Absolut! Pinkeln Frauen etwa im Stehen?

Ich will jetzt nicht ordinär werden, sondern nur deutlich aufzeigen, wie unmöglich die Frage bereits ist.

FRAUEN MACHEN ALLES IM LEBEN ANDERS ALS MÄNNER!!!

Wieso also sollten sie sich ausgerechnet beim Fremdgehen wie ein Mann verhalten?

Dieser Umstand bescherte mir beim Schreiben natürlich ein Problem: Sollte ich das Buch einfach in zwei Hälften aufteilen?

Erst die Frauen beraten, dann die Männer, oder umgekehrt?

Ich fand die Idee eigentlich genial. Schließlich hätten beide Geschlechter sich im jeweils anderen Teil des Buches auch noch was abgucken können – wie früher in der Schule.

Aber mein Lektor im Verlag wollte da nicht mitziehen. Er wollte einen »allgemein verständlichen, locker geschriebenen humorvollen Ratgeber in Sachen Fremdgehen«. Für beide Geschlechter gleichermaßen verständlich.

Nix Aufteilung. Das verwirre den Leser bloß oder halte ihn gleich ganz vom Kauf ab. Punkt.

Nachdem ich das leidige Telefonat an jenem Nachmittag beendet hatte, zitierte ich über Handy meinen Sprachenschüler herbei.

Er kam auch umgehend herüber, hatte sowieso gerade bei Lisa irgendetwas in der Küche zu reparieren gehabt. Wie so oft.

Der folgende Dialog spielte sich ursprünglich auf Englisch ab, weil ich ein derart delikates Thema mit David noch nicht auf Deutsch durchgenommen hatte und Missverständnisse vermeiden wollte.

»Sag mal, David! Wie siehst du das als Mann, ganz im Vertrauen ... worin liegt für dich der größte Unterschied, wenn es ums Fremdgehen geht? Der Unterschied zwischen Mann und Frau? Wie organisiert er die Sache, und wie geht sie vor? Oder liegt der größte Unterschied eher im Bereich der Gefühle?«

Die längere und durchdacht klingende Antwort, die er mir zehn Minuten später präsentierte, lautete wie folgt:

»Die Frau behauptet hinterher ihrer besten Freundin gegenüber, es sei nur aus einer plötzlicher Verliebtheit heraus geschehen. Ihr Lover bete sie an, und da sei sie eben schwach geworden. Während der Mann entweder niemandem etwas davon erzählt oder dem besten Freund bei einem Bier anvertraut, es gehe um puren Sex. Selbst bei einer Langzeitaffäre gehe es immer noch nur um puren Sex. Mit Liebe habe das nichts zu tun, und darin seien sie beide sich auch einig.«

»Bist du sicher? Ich meine, beim Fremdgehen geht es doch immer in der Hauptsache um Sex. Auch bei den Frauen. Willst du damit sagen, David, Frauen lügen bei dem Thema?«

»Ja. Vor allem sich selbst in die Tasche!«, bekräftigte mein englischer Freund. »Sie glauben nämlich durchaus an die Story, die sie der besten Freundin auftischen. Weil sie diese Version der Geschichte glauben wollen.«

»Vielleicht liegt es daran, dass sie nicht so gut Grenzen ziehen können zwischen Liebe und Sex?«, hakte ich vorsichtig nach. »In der Damenwelt scheint es da immer einen Verbindungssteg zu geben, und wenn er noch so schmal ist, aber ohne geht es anscheinend nicht.«

David nickte langsam, dann gab er eine weitere bedenkenswerte Einsicht von sich.

»Ich glaube vor allem, sie wissen nie so recht, was sie eigentlich wollen bei dem Thema. Sie verachten insgeheim uns Männer dafür, wie leicht ein Seitensprung uns zu fallen scheint. Auch für die geringen Gewissensbisse, die wir meist zu haben scheinen. Deshalb reden sie sich und ihrer besten Freundin am Anfang einer Affäre ein, ihr eigener Lover sei blind verliebt. Kommen sie im Laufe der Zeit dahinter, dass es ihm auch nur um den Sex geht, drehen sie schon mal durch. Darüber hinaus fühlen sie sich tatsächlich verliebt und demzufolge kreuzunglücklich. Und an dem Punkt läuft die Affäre dann auch aus dem Ruder. Der Lover ergreift die Flucht und steht als Schwein da. Die unglückliche Geliebte aber ruiniert nicht selten noch nach dem Schlusspunkt ihre ursprüngliche Beziehung. Weil sie nämlich weiterhin glaubt, nur noch den flüchtigen Lover lieben zu können. Das Drama ist perfekt. Alle Beteiligten leiden, und dabei war der Anfang doch so schön und heiter, locker und diskret.«

»Uff!«, warf ich an dieser Stelle ein. »David, jetzt weiß ich endgültig nicht mehr, wie ich diesen verdammten Ratgeber zum Fremdgehen schreiben soll. Heiter und humorvoll soll er auch noch sein, du lieber Himmel!«

»Hättest du gleich gesagt, worum es wirklich geht, hätte ich nicht so weit ausgeholt!«, rügte er mich brummend. »Schreib einfach Sachen rein wie ›hinterher immer sofort duschen‹, ›ein Duftwasser benutzen^ ›Haare ordnen‹, ›alle Kleidungsstücke richtig herum anziehen‹ und bei Bedarf auch ›die Bettwäsche wechselnd Oder am besten gleich ›die Treffen in ein Hotel verlegen‹, dann kann gar nichts schiefgehen! Ich bin mir völlig sicher, die meisten Menschen, ob weiblich oder männlich, vergessen gerne schon mal im Eifer des Gefechtes den einen oder anderen dieser immens wichtigen Punkte. Immerhin sind sie nervös, aufgeregt, verwirrt, erregt oder sonst was, vielleicht ist es sogar das allererste Mal, und das macht die Sache auch nicht gerade leichter.«

Ich sprang auf und klopfte ihm kräftig auf die Schulter. »Danke, das genügt. Ich glaub, ich steh jetzt wieder mit beiden Beinen auf festem Grund.«

Und das war tatsächlich so, wie ich am Abend dieses Tages beim Durchlesen des ersten fertigen Kapitels bemerkte.

Ein Ratgeber ist kein philosophischer Diskurs oder gar ein Filmskript.

Letztendlich hatte David am Ende schneller geschaltet als ich.

Anschließend sagte er mir, er habe einfach versucht, sich auf die Seite des Lesers/der Leserin zu stellen.

»Was erwartet ein Mensch, der sich ein solches Buch kauft, von dessen Inhalt? Hm? Außer Unterhaltung vielleicht gut verständliche, präzise, also knapp formulierte und in der Praxis sofort anwendbare Tipps!«

Ehe David ging, stellte er auch wieder die übliche Frage: »Glaubst du, ich habe bei Lisa eine Chance?«

»Ich weiß es nicht, mein Freund, ehrlich! Sonst würde ich es dir doch sagen, glaubst du nicht?«

Er nickte und ließ plötzlich die Schultern hängen wie ein lahmer Vogel die Flügel. Ich sah es und fühlte mich schlecht. Aber ich konnte ihm in Sachen Lisa nicht weiterhelfen. Wenigstens noch nicht.

Vielleicht wenn mein zweites Buch »Rezept zum richtigen Lieben« fertig wäre. Dafür mussten wir allerdings noch weiter an seinen Deutschkenntnissen feilen, damit er die Lektüre auch wirklich verarbeiten könnte.

Ich bin übrigens keineswegs sicher, dass mir das zweite Buch leichter fallen wird.

Ich habe zwar bereits ein vielversprechendes Konzept dazu ausgearbeitet, aber mir fehlen anschauliche Beispiele aus der Praxis.

Leider kenne ich nämlich niemanden näher, dem ich zugestehen könnte, das Lieben richtig zu beherrschen.

Auch ich bin kein Meister auf dem Gebiet, natürlich nicht.

Erschwerend kommt hinzu, dass ich mich derzeit zu Höherem berufen fühle.

Ich würde so gerne eine Art praxisnahen »Überlebensberater« in mir sehen. Wozu sonst sollte die Philosophie auch gut sein, wenn nicht dazu, dem Menschen das Dasein zu erleichtern? Das macht immerhin Sinn, oder nicht?

Die Liebe ist so wichtig im Leben, auch in meinem eigenen. Vor allem seit ich wieder alleine lebe und jeden Tag mit mir selbst auskommen muss. Ich weiß durchaus, wie man sich fühlt als Suchender. Nach der einen, der einzigen, der wahren Liebe.

In dem Punkt, denke ich, ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern auch gering.

Die Wege der Suche hingegen, die sind verschieden! Diese verschiedenen Wege zur Liebe aber sorgen naturgemäß für Probleme. Ich glaube, darüber muss und kann man wirklich nicht diskutieren.

Frauen wollen andere Dinge als wir Männer, so viel scheint klar zu sein.

Bloß welche?

Wissen sie über sich selbst genug Bescheid, und wir über uns?

Gibt es irgendwo eine verbindende Brücke?

Ich wüsste wirklich selbst nur zu gerne, wie man in dem Thema einen gemeinsamen roten Faden findet.

Nun, vielleicht komme ich tatsächlich während der Arbeit am Buch dahinter. Ich muss eben Feldforschung betreiben.

Am besten fange ich gleich mit dem Beispiel David und Lisa an. Wozu hat man schließlich Freunde und Nachbarn ...

Sex on the rocks

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