Читать книгу Versprich mir, mich nie zu heiraten - Jeanette Sanders - Страница 6
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ОглавлениеEine gute Woche war vergangen seit Doros Geburtstag. Sie hatte ihr erstes Wochenende mit sich alleine gut verbracht und fühlte sich frisch und ausgeruht. Das Telefon hatte geschwiegen, nicht einmal Sebastian hatte sich gemeldet. Trotz seines Versprechens. Aber Sebastian war ja schon immer unzuverlässig gewesen – zumindest Doro gegenüber.
Doro seufzte. Heute war wirklich ein fader Montagabend. Und es herrschte so eine Ruhe in der Wohnung. Fast tat die Stille weh. Doro wünschte sich beinahe, der Kühlschrank würde wieder anfangen, so komisch zu summen. Wie er es manchmal tat, wenn ihre Nerven nach einem harten Arbeitstag blank lagen. Sie beschloß, den Fernseher anzustellen und einfach die Beine hochzulegen. Da klingelte das Telefon.
«Hallo, Doro!»
«Ach, du bist es, Ivan.»
«Ich dachte, ich melde mich mal. Wie geht’s dir denn?»
«Mir geht es bestens.»
«Und Eberhard?»
«Spinnst du, Ivan? Woher soll ich das wissen?»
«Ach, dann war dein Auftritt neulich also wirklich ernst gemeint. Was bezweckst du eigentlich mit der Übung, Doro?»
«Ausspannen, durchatmen, rausfinden, was mir guttut. »
«Also Reflexion und Kontemplation mit anderen Worten. »
Doro mußte lachen. Aber dann fiel ihr schlagartig wieder ein, daß sie mit Ivan noch ein Hühnchen zu rupfen hatte.
«Hör mal, du arbeitest doch immer noch bei diesem Fahrradkurierdienst in der Kaiserstraße, oder?»
«Dreimal die Woche. Warum?»
«Der Chef heißt doch Sebastian Kleinert, richtig? Wieso hast du mir nie was erzählt von ihm?»
Ivan stöhnte. «Doro, dazu hatte ich doch gar keinen Grund. Ich habe selber kaum was mit dem Mann zu tun!»
«Aber du wußtest doch, daß meine erste große Liebe Sebastian hieß, oder? Schließlich habe ich ausgerechnet dir einmal mein Herz ausgeschüttet, erinnerst du dich?»
«Lieber Himmel», sagte Ivan erschüttert, «tut mir leid, ehrlich, Doro! Wie und wo habt ihr euch denn getroffen? »
Doro erzählte von ihrem Kaffeestündchen mit Sebastian.
«Er hat die Chemie an den Nagel gehängt und unseren Kurierdienst aufgezogen? Weißt du eigentlich, wieviel so ein Chemielaborplatz an der Uni den Staat und damit den Steuerzahler im Jahr kostet?» – Ivan klang tatsächlich entrüstet.
Was Doro augenblicklich furchtbar gegen ihn aufbrachte: «Ein Studienplatz in Philosophie kostet auch Steuergelder. Um so mehr, je länger gewisse Herrschaften an der Uni rumhängen und so tun, als ob sie studierten. Während sie in Wirklichkeit als Fahrradkuriere jobben. »
Darauf ging Ivan gar nicht erst ein. Dafür schoß er die befürchtete Frage auf Doro ab: «Und wie geht es jetzt weiter zwischen Sebastian und dir?»
«Gar nicht. Sebastian wird mich mal anrufen. Außerdem gibt er demnächst eine Party, zu der ich kommen soll.»
«Ist doch prima!»
«Seine Verlobungsparty, Ivan! Er kennt das Mädchen erst vier Monate und will sie schon heiraten. An Weihnachten. »
«Na ja!» sagte Ivan, «immerhin wolltest du ja sowieso ein sexloses Jahr einlegen!»
«Eben!»
«Aber daß der Kleinert sich verlobt, ist schon eine Neuigkeit. Vielleicht ist es gar eines von den Mädels unter den Fahrradkurieren. Da sind einige heiße Nummern dabei. »
«Hast du mir auch nie was davon erzählt, mein Lieber.»
«Warum auch? Sex war zwischen uns beiden kein Thema, oder? Mir hast du auf dem Gebiet sowieso nie was zugetraut.»
Hier mußte Ivan das Gespräch leider beenden, weil es bei ihm klingelte. Was Doro ärgerte, denn jetzt hätte es erst richtig interessant werden können.
An diesem Abend füllte sie nur noch die Bestellkarte an das Versandhaus aus. Der Vibrator war ihr wieder eingefallen. Wie lange die wohl Lieferzeit hatten bei so was?
Hoffentlich nicht zu lange, sie wollte es hinter sich haben. Doro stellte sich vor, daß jeder, der das Päckchen in die Finger kriegte, erahnen konnte, was der Inhalt war. Vom Postboten bis zu Frau Geiermann, die das Corpus delicti vielleicht annahm, falls Doro nicht zu Hause war.
Auch die Bestellnummer kam ihr auf einmal verdächtig einprägsam vor. Wahrscheinlich wußte bei ihrem Anblick jeder Angestellte im Versandhaus sofort, worum es sich handelte. Und riß dann prompt einen dreckigen Witz.
Doro war beinahe schon wieder soweit, die Karte zu zerreißen, als ihr gerade noch rechtzeitig einfiel, daß sie fünfunddreißig und damit erwachsen war – und sich bestellen konnte, was und wieviel sie wollte!