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Kapitel 9

Auch, wenn die erste Woche in der Universität nach ihrem gemeinsamen Abend im Swingerklub und die freundliche Distanz zu ihrem Chef und Professor schwer für Myra zu ertragen waren, so kehrte doch bald wieder der Alltag ein.

Gelegentlich, vor allem, wenn Adrian und sie alleine im Büro arbeiteten, huschte schon einmal sein begehrlicher Blick über ihren Körper. So sehr dies Myra auch gefiel, so sehr löste es stets ein unerfülltes Verlangen sowie ein trauriges Unverständnis aus.

Adrian war auch in den Vorlesungen zu ihr als Studentin ein wenig herzlicher und vertrauter geworden, was die anderen Studenten darauf zurückführten, dass Myra seine studentische Hilfskraft war und sie daher viel zusammenarbeiteten und sie sich halt näher kannten. Nur noch die Anrede mit dem »du« von dem verhängnisvollen Abend in Hamburg war geblieben und erinnerte Myra daran, dass all dies nicht nur ihren heißen Träumen entsprungen war.

Auf Janes neugierige Nachfrage nach der Wochenendreise: »Erzähl mal, was habt ihr am Freitagabend unternommen?«, hatte Myra ihrer Freundin und Studienkollegin Jane erst nur geantwortet: »Wir waren in einem wunderschönen Musical und haben dann zu dritt die Reeperbahn und die nächtlichen Sehenswürdigkeiten von Hamburg erkundet.«

Am übernächsten Wochenende jedoch, nach dem Genuss von zwei Gläsern Bier, hatte sich Myras Zunge doch gelöst und sie hatte Jane anvertraut, dass es einen One-Night-Stand mit ihrem Professor gegeben hatte. Jane wollte alle Details wissen und Myra war froh, ihrer besten Freundin endlich mal das Herz ausschütten zu können.

»Super im Bett – oder auf dem Boden«, Jane kicherte leicht über ihren eigenen Witz, »aber eine Niete beim rücksichtsvollen Umgang mit Frauen. Typisch Mann! Und alle Frauen rennen ihm hinterher. Am besten man hält sich von so einem Kerl fern«, urteilte Jane nun ernst.

»ALLE Frauen rennen ihm hinterher? Du auch? Erzähl mal, wann hast du dich denn in ihn verliebt?«, fragte Myra spöttisch. Jane war immer dagegen gewesen, dass sie bei ihm arbeitete, da sie befürchtete, er könne Myra verletzen. Sie hatte stets betont, dass sie ihn nicht ausstehen könne, da er ein rücksichtsloser Weiberheld sei.

»Ach, Schatz, schon das erste Mal, als ich ihn sah. Der Knackarsch in der viel zu engen Jeans, sein bubihaftes Lächeln, seine schelmischen Grübchen in den Mundwinkeln, seine großen, braunen Unschuldsaugen, sein supersüßes Lächeln, seine dunkel-maskuline Stimme, seine ständig verwuschelten Haare und seine männliche Arroganz haben mich vom ersten Tag an verzaubert.« Jane sprach betont gekünstelt und übertrieben, doch Myra wunderte sich, dass sie genau diese anziehenden Punkte bei Adrian ansprach, die auch Myra den Kopf verdreht hatte.

»Dich auch?«, fragte Myra nun ernst nach.

»Mich? Nein, Gott bewahre! Der Mann weiß, was ihn für Frauen unwiderstehlich macht – und glaub mir, ich weiß, dass er das bewusst ausspielt, um die Frauenwelt zu manipulieren. Es gibt auch andere Studentinnen, die ihn anschwärmen und dauernd von seinen attraktiven Eigenschaften reden.«

»Ach so!« Myra atmete erleichtert auf. Sie hätte ein sehr schlechtes Gewissen gehabt, wenn sie ausgerechnet ihre beste Freundin, der sie sonst immer alles erzählen konnte, mit ihrem One-Night-Stand verletzt hätte.

»Vielleicht verwechselst du auch nur Liebe und Dankbarkeit«, fuhr Jane ernst fort.

»Meinst du, weil er mir den Job als studentische Hilfskraft angeboten hat?«, mutmaßte Myra.

»Klar doch. Ziemlich kurz nach dem Zeitpunkt, an dem du gemerkt hast, dass deine Ersparnisse sehr bald aufgebraucht sein würden und du dann das Studium nicht mehr ohne Job finanzieren kannst, hat er dir die Stelle angeboten. Noch dazu eine Tätigkeit, die dir gefällt, berufsbezogen ist und bei der du dir die lästigen An- und Abfahrtszeiten ersparst.«

»Natürlich bin ich ihm dankbar, doch deswegen würde ich nicht gleich mit ihm schlafen«, empörte sich Myra nun.

»Wir Frauen reagieren manchmal sehr emotional«, gab Jane zu bedenken und strich ihrer Freundin beruhigend über den Rücken.

»Da wir schon dabei sind«, stöhnte Myra nun, »ich brauche definitiv noch mindestens einen lukrativen Nebenjob. Die Bücher werden von Semester zu Semester immer teurer und der Vermieter hat zudem auch noch die Miete erhöht.«

»Da könnte dir vielleicht mein Cousin weiterhelfen«, deutete Jane mit leuchtenden Augen an.

»Inwiefern?«

»Er leitet eine Agentur zur Vermittlung von Komparsen. Sie heißt ›Davent Entertainment Agency‹. Eine Studienkollegin vom Marketingwahlkurs habe ich schon an ihn vermittelt. Wäre das nicht auch etwas für dich?«

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