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EINS

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Während meiner Arbeit habe ich alle Arten von Frauen kennengelernt. Einige wunderschön. Einige häßlich. Einige genau dazwischen. Und – ich bin weder senil noch ein Mann, der nach Heiligkeit strebt – wann immer sich die Gelegenheit bot (mit oder ohne Ermutigung von meiner Seite), habe ich mit den Wunderschönen geschlafen (obwohl sie manchmal mit mir geschlafen haben), die Häßlichen allesamt übergangen (denn ich bin kein unersättlicher Mann) und mir ziemlich regelmäßig die Unterhaltung mit den Frauen der dritten Kategorie erlaubt, denn ich gehöre nicht zu denen, die sich abwenden, wenn Unterhaltung und andere Belustigungen offen dargeboten werden. Daher schnitten auch die Frauen der dritten Kategorie gut ab.

Aber als sie in das heiße, staubige Wirtshaus kam und die Kapuze ihres weißen Burnus abstreifte, wußte ich, daß nichts, was ich jemals gesehen hatte, an sie heranreichen konnte. Ruth und Numa konnten es sicher nicht, obwohl sie das Beste waren, was das Wirtshaus zu bieten hatte. Ich war von dieser neu hinzugekommenen Frau so beeindruckt, daß ich meinen Aqivi in die falsche Kehle bekam und so heftig würgen mußte, daß Ruth von meinem rechten und Numa von meinem linken Knie rutschten. Ruth klopfte mir eine Zeitlang den Rücken, und Numa – die es wie immer gut meinte – goß mir noch mehr Aqivi ein und versuchte, ihn in eine Kehle zu gießen, die bereits von dem Zeug brannte.

Zu dem Zeitpunkt, als es mir, nicht gerade geschickt, gelang, mich den beiden zu entziehen, hatte die Vision in dem weißen Burnus den Blick von mir abgewandt und sucht den Rest des Wirtshauses mit Augen ab, die so blau waren wie Nordische Seen.

Nun habe ich niemals einen Nordischen See gesehen, da ich selbst ein Südbewohner bin, aber ich wußte ganz genau, daß jene zwei Teiche, die sie als Augen benutzte, zu den Erzählungen über die Naturwunder des Nordens paßten, die ich gehört hatte.

Das Abstreifen der Kapuze offenbarte einen Kopf voller dicker, langer Haare, so gelb wie die Sonne, und ein Gesicht, so weiß wie Schnee. Zwar habe ich bisher auch noch keinen Schnee gesehen, denn im Süden gibt es nur Sand, aber dies war die einzig mögliche Beschreibung des Aussehens einer Frau, die ganz offensichtlich keine geborene Südbewohnerin war. Ich bin ein geborener Südbewohner, und meine Haut ist so dunkel gebrannt wie eine Kupfermünze. Oh, ich vermute, daß ich wohl irgendwann einmal hellhäutiger war – tatsächlich muß das so gewesen sein, wenn man die Blässe der Partien meines Körpers bedenkt, die nicht dem Tageslicht ausgesetzt sind –, aber meine Arbeit bringt es mit sich, daß ich mich draußen in der Sonne, der Hitze und den Sandstürmen aufhalte, so daß meine Haut irgendwann dunkel und zäh wurde und – an allen notwendigen Stellen – Hornhaut bildete.

Seltsamerweise schwand die Schwüle in dem Wirtshaus. Es schien kühler, angenehmer zu werden. Aber vielleicht war dies eher auf einen Schock zurückzuführen als auf irgend etwas sonst. Götter des Valhail, Götter der Hoolies, aber welch ein frischer Luftzug war diese Frau!

Was sie in diesem kleinen, abgelegenen Wirtshaus wollte, konnte ich mir nicht vorstellen, aber ich stellte das gütige, großzügige Schicksal, das sie in meine Reichweite geführt hatte, nicht in Frage. Ich pries es einfach und beschloß zu diesem Zeitpunkt und an diesem Ort, daß ich, egal wen sie suchte, dessen Platz einnehmen würde.

Ich beobachtete bewundernd (und mit leisem Seufzen), wie sie sich umwandte, um sich in dem Raum umzusehen. Das gleiche tat auch jeder andere Mann in diesem Raum. Man sieht nicht oft solch frische und ursprüngliche Schönheit, nicht wenn man in einer so abgelegenen Stadt wie – Hoolies, ich konnte mich noch nicht einmal an ihren Namen erinnern – festsitzt.

Auch Ruth und Numa beobachteten sie, aber ihre Bewunderung wurde vollständig von einem ganz anderen Gefühl überlagert – einem Gefühl namens Eifersucht.

Numa schlug mich in dem Versuch, meine Aufmerksamkeit zu erringen, leicht auf die Wange. Zunächst schüttelte ich sie ab und beobachtete noch immer die Blondine, aber als Numa begann, ihre Nägel in meine Haut zu graben, sah ich sie mit meinem zweitbesten Sandtigerblick an. Normalerweise funktioniert dies und erspart mir die Mühe, meinen besten Sandtigerblick zu gebrauchen, den ich für besondere (im allgemeinen tödliche) Gelegenheiten aufbewahre. Ich habe sehr früh erkannt, daß meine grünen Augen – die dieselbe Farbe haben wie die des Sandtigers – Menschen mit schwächerer Konstitution oft einschüchtern. Niemand spottet über eine so greifbare Waffe. Ich tue es sicher nicht. Und so verfeinerte ich meine Technik, bis sie perfekt war und ich mich an den Reaktionen erfreuen konnte.

Numa jammerte ein wenig. Ruth lächelte. Grundsätzlich waren die beiden Mädchen die ärgsten Feinde. Da sie die einzigen Frauen in dem Wirtshaus waren, kämpften sie oft um neue Eroberungen – die sehr häufig staubig und schmutzig waren und nach der Punja stanken, aber immerhin neu waren. Dies war ziemlich einmalig in dem muffigen Wirtshaus aus Adobeziegeln, dessen Wände sich einst einer karmesinroten Farbe und Karneol und Kalk rühmen konnten. Die Farben waren – wie die Mädchen – nach Jahren des Mißbrauchs und der nächtlichen Besprühungen mit ausgespucktem oder verschüttetem Wein, Bier und Aqivi und tausend anderen Giften verblaßt.

Mein Blut war das frischeste in der Stadt (und ich war überdies frisch gebadet), aber bevor ich die Mädchen zu einem Ringkampf veranlaßte, hätte ich sie lieber beide genommen. Sie schienen durchaus zufrieden damit zu sein, mich zu teilen, und auf diese Art bewahrte ich den Frieden in einem sehr kleinen Wirtshaus. Ein Mann ist bemüht, sich keine Frau zum Feind zu machen, wenn er in einer langweiligen, stickigen Stadt festsitzt, die nichts außer zwei Wirtshausmädchen zu bieten hat, die jede Nacht (und jeden Tag) ihre Tugend verkaufen. Hoolies, es gab nichts anderes zu tun. Für sie nicht und für mich nicht.

Nachdem ich Numa auf ihren Platz verwiesen hatte (und mich fragte, ob ich noch immer den Frieden zwischen den beiden aufrechterhalten könnte), wurde ich mir der Erscheinung bewußt, die neu an meinen Tisch gekommen war. Ich schaute auf und bemerkte, daß diese beiden blauen Augen mich mit direktem und aufmerksamem Blick fixierten, der mich sofort davon überzeugte, daß ich die Irrtümer meines Lebensweges, welche auch immer diese sein mochten, korrigieren sollte. Ich würde sogar welche erfinden, um sie ändern zu können. (Hoolies, welcher Mann würde dies nicht tun, wenn sie ihn anschaute?)

Als sie an meinem Tisch innehielt, wurden von einigen der Männer in dem Wirtshaus gemurmelte, überaus eindeutige Vermutungen laut bezüglich des Grades ihrer Tugend. Es überraschte mich nicht sonderlich, denn ihr fehlte ein Hauch von Bescheidenheit und die mit süßem Gesicht ausgedrückte Zurückhaltung der meisten Frauen des Südens (außer natürlich bei Wirtshausmädchen wie Ruth und Numa oder bei freien Frauen, die Fremde geheiratet und die südlichen Bräuche abgelegt hatten).

Diese Frau erschien mir nicht wie ein Wirtshausmädchen. Sie erschien mir auch nicht wie eine freie Frau, denn sie wirkte selbst für diese Art Frauen ein bißchen zu unabhängig. Sie erschien mir wie gar nichts mir Bekanntes, außer wie eine wunderschöne Frau. Aber tatsächlich schien sie etwas zu beabsichtigen, und dieses Etwas war mehr als nur ein einfaches Stelldichein.

»Sandtiger?« Ihre Stimme war rauh und tief, und der Akzent war eindeutig nordisch. (Und ach so kühl in der stickigen Wärme des Wirtshauses.) »Seid Ihr Tiger?«

Hoolies, sie war auf der Suche nach mir!

Nach einem besinnlichen Augenblick inneren Erstaunens und innerer Verwunderung lächelte ich sie freundlich und lässig an. Es wäre nicht gut, ihr zu zeigen, wie sehr sie mich beeindruckt hatte, nicht wenn ich sie beeindrucken sollte. »Zu Euren Diensten, Bascha.«

Eine schwache Linie erschien zwischen geschwungenen blonden Brauen, und ich erkannte, daß sie das Kompliment nicht verstanden hatte. In südlichem Dialekt bedeutet das Wort Bascha Schöne.

Aber die Linie glättete sich wieder, als sie Ruth und Numa ansah, und ich sah einen leicht humorvollen Schimmer in diesen Gletscheraugen erscheinen. Ich bemerkte das kaum sichtbare Zucken ihres linken Mundwinkels. »Ich habe Arbeit für Euch, wenn Ihr wollt.«

Ich wollte. Ich entsprach ihrem Wunsch nach Geschäften sofort, indem ich beide Mädchen von meinen Knien schubste (und ihnen beiden gemäßigt erfreute Klapse auf feste, runde Hinterteile gab) und reichliches Trinkgeld versprach, wenn sie sich eine Weile entfernen würden. Sie schauten mich als Antwort haßerfüllt an, sahen dann sie haßerfüllt an. Aber sie gingen.

Ich zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und schob ihn der Blondine zu. Sie betrachtete ihn einen langen Moment ohne etwas zu sagen und setzte sich dann hin. Der Burnus stand am Hals offen, und ich starrte auf die Stelle in der Hoffnung, er würde sich vollständig öffnen. Wenn ihr übriger Körper zu ihrem Gesicht und ihrem Haar paßte, war er es durchaus wert, allen Ruths und Numas der Welt zu entsagen.

»Ein Geschäft.« Die Stimme klang ein wenig angespannt, als wollte sie jeglicher Vertraulichkeit in unserem Gespräch zuvorkommen.

»Einen Aqivi?« Ich goß mir ein Glas ein. Durch ein Schütteln ihres Kopfes wurde ihr Haar wie ein seidener Vorhang bewegt, und mein Mund wurde trocken. »Macht es Euch etwas aus, wenn ich etwas trinke?«

»Warum nicht?« Sie zuckte leicht die Achseln, und weiße Seide kräuselte sich. »Ihr habt bereits damit angefangen.«

Ihr Gesicht und ihre Stimme waren sanft, aber das Glitzern in ihren Augen blieb bestehen. Die Temperatur fiel entschieden. Ich überlegte, nicht zu trinken, beschloß aber dann, daß es dumm wäre, Spielchen zu spielen, und nahm einen großen Schluck Aqivi. Dieses Glas glitt bedeutend sanfter die Kehle hinab als das letzte.

Über den Rand meines Glases hinweg sah ich sie an. Nicht viel älter als zwanzig, dachte ich. Jünger, als ich auf den ersten Blick angenommen hatte. Zu jung für den Süden. Die Wüste würde die Flüssigkeit aus ihrem schönen, blassen Körper saugen und eine ausgetrocknete, staubige Hülle zurücklassen.

Aber mein Gott, sie war wunderbar. Es war nicht viel Sanftheit in ihr. Nur ein Hinweis auf einen stolzen, festen Körper unter dem weißen Burnus und ein stolzes, festes Kinn unter der nordischen Haut. Und Augen. Blaue Augen, die mich unentwegt fixierten, ruhig abwartend, ohne Lockung oder Anzüglichkeit.

Tatsächlich ein Geschäft, aber schließlich gibt es verschiedene Formen der Geschäftsabwicklung.

Unwillkürlich richtete ich mich auf meinem Stuhl auf. Frühere Geschäfte mit Frauen hatten mir gezeigt, wie leicht sie durch meine breiten Schultern und meine kräftige Brust zu beeindrucken waren. (Und durch mein Lächeln, aber am Anfang verwende ich es immer sparsam. Es hilft dabei, das Charisma aufzubauen).

Unglücklicherweise schien diese Frau in keiner Richtung sonderlich beeindruckt zu sein, ob mit Charisma oder ohne. Sie sah mich nur fest an, ohne Scheu oder Koketterie.

»Man hat mir gesagt, daß Ihr Osmoon den Händler kennt«, sagte sie mit ihrer rauhen nordischen Stimme.

»Old Moon?« Ich machte mir nicht die Mühe, meine Überraschung zu verbergen, und fragte mich, was diese Schönheit von einem alten Relikt wie ihm wollte. »Was wollt Ihr von einem alten Relikt wie ihm?«

Ihre kühlen Augen waren verhangen. »Geschäfte.«

Sie schien nicht sehr gesprächig zu sein. Ich bewegte mich auf dem Stuhl und ließ meinen eigenen Burnus am Hals aufklaffen. Ich wollte ihr meine Krallenkette zeigen, die ich um den Hals trage, um sie daran zu erinnern, daß ich ein Mann war, der Konsequenzen zog. (Ich weiß nicht, welche Art von Konsequenzen genau, aber zumindest zog ich welche).

»Moon spricht nicht mit Fremden«, gab ich zu bedenken. »Er spricht nur mit seinen Freunden.«

»Ich habe gehört, Ihr seid sein Freund.«

Einen Moment später nickte ich nachdenklich. »Wir kennen uns schon lange.«

Einen kleinen Augenblick lang lächelte sie. »Und seid Ihr auch ein Sklavenhändler?«

Ich war froh, daß ich den Aqivi schon getrunken hatte. Wenn diese Frau wußte, daß Moon mit dem Sklavenhandel zu tun hatte, wußte sie eine Menge mehr als die meisten Nordbewohner.

Ich betrachtete sie etwas genauer, gab aber meine Wachsamkeit nicht auf. Sie wartete. Ruhig, gefaßt, als hätte sie dies schon viele Male getan, und die ganze Zeit über stellten ihre Jugend und ihr Geschlecht es in Abrede.

Ich erschauderte. Plötzlich schienen alles rauchige Licht innen und alles Sonnenlicht draußen nicht mehr auszureichen, ein ungewohntes, eisiges Frösteln abzuwehren. Es war, als hätte die nordische Frau den Nordwind mit sich gebracht.

Aber natürlich war das nicht möglich. Vielleicht gibt es Magie auf der Welt, aber wenn es sie gibt, dann ist sie Einfaltspinseln und Narren vorbehalten, die eine Stütze brauchen.

Ich runzelte ein wenig die Stirn. »Ich bin ein Schwerttänzer. Ich beschäftige mich mit Kriegen, Rettungsaktionen, Eskortierungsaufträgen, Scharmützeln, hin und wieder ein wenig gutbezahlter Rache ... alles, was einen Lebensunterhalt mit dem Schwert ermöglicht.« Ich berührte das goldene Heft von Einzelhieb, indem ich hoch und kurz hinter meine linke Schulter faßte. »Ich bin ein Schwerttänzer. Kein Sklavenhändler.«

»Aber Ihr kennt Osmoon.« Sanfte, aufrichtige Augen, überzeugend unschuldig.

»Viele Leute kennen Osmoon«, wich ich aus. »Ihr kennt Osmoon.«

»Ich kenne seinen Ruf.« Eine feine Unterscheidung. »Aber ich würde ihn gern kennenlernen.«

Ich taxierte sie ganz offen, und sie konnte deutlich sehen, was ich tat. Es ließ sie erröten, und ihre Augen glitzerten ärgerlich. Aber bevor sie den Mund zum Protest öffnen konnte, lehnte ich mich über den Tisch. »Ihr werdet noch Schlimmeres als das erfahren, wenn Ihr Old Moon nahekommt. Er würde seine goldenen Zähne für eine ›Bascha‹ wie Euch hergeben, und Ihr würdet das Tageslicht nie wiedersehen. Ihr würdet so schnell an irgendeinen Tanzeerharem verkauft werden, daß Ihr ihn nicht einmal mehr in die Hoolies wünschen könntet.«

Sie starrte mich an. Ich dachte, ich hätte sie vielleicht mit meiner Offenheit schockiert. Das wollte ich. In ihren Augen war kein Verständnis zu entdecken. »Tanzeer?« fragte sie verwirrt. »Hoolies?«

Soviel darüber, wie ich sie mit Fakten über das südliche Leben abschreckte. Ich seufzte. »Ein Nordbewohner würde vielleicht Prinz anstelle von Tanzeer sagen. Und ich habe keine Ahnung, wie die Übersetzung für ›Hoolies‹ lautet. Es ist der Ort, von dem die Priester sagen, daß die meisten von uns dorthin unterwegs seien, wenn wir dieses Leben einmal verlassen. Mütter drohen ihren Kindern gern damit, wenn sie böse sind.« Das hatte meine nicht getan, denn soweit ich weiß, starb sie, unmittelbar nachdem sie mich in einem Loch in der Wüste zurückgelassen hatte.

Oder ging einfach fort.

»Oh.« Sie dachte darüber nach. »Gibt es keine Möglichkeit, den Händler auf neutralem Boden zu treffen?«

Der weiße Burnus öffnete sich ein wenig weiter. Ich war verloren. Es gab keine Ausflüchte mehr. »Nein.« Es machte mir nichts aus zu erklären, daß ich, wenn Moon Ansprüche auf sie erheben würde, mein Bestes geben würde, um sie für mich selbst zu kaufen.

»Ich habe Gold«, schlug sie vor.

Das alles und auch noch Geld. Ein wirklicher Glücksfall. Ich lächelte milde. »Und wenn Ihr losgeht und etwas davon hier draußen in der Wüste blinken laßt, meine naive, kleine, nordische ›Bascha‹, wird man Euch ausrauben und entführen.« Ich nahm noch einen Schluck Aqivi und achtete darauf, daß mein Ton unbeteiligt klang. »Warum wollt Ihr Moon treffen?«

Ihr Gesicht zeigte sofort einen verschlossenen Ausdruck. »Geschäfte. Das sagte ich bereits.«

Ich runzelte die Stirn, fluchte in mein Glas und merkte, daß sie auch das nicht verstand. Auch gut. Manchmal werde ich grob, und meine Ausdrucksweise ist nicht die vornehmste. In meinem Beruf gibt es nicht viele Gelegenheiten, Kultiviertheit zu lernen. »Seht, Bascha – ich bin bereit, Euch mit zu Moon zu nehmen und aufzupassen, daß er nicht mit der Ware schachert, aber Ihr werdet mir sagen müssen, warum Ihr ihn sehen wollt. Ich fische nicht gern im trüben.«

Ein Fingernagel tippte auf das narbige Holz des whiskybefleckten Tisches. Der Nagel war kurz gefeilt, als sei er – und die anderen – nicht dazu gedacht, weiblicher Eitelkeit zu dienen. Nein. Nicht bei dieser Frau. »Ich habe nicht die Absicht, einen Schwerttänzer anzuheuern«, sagte sie kalt. »Ich möchte nur, daß Ihr mir sagt, wo ich Osmoon den Händler finden kann.«

Ich starrte sie gereizt an. »Ich habe Euch gerade gesagt, was passieren wird, wenn Ihr ihn allein trefft.«

Der Nagel tippte wieder auf. Die kaum wahrnehmbare Spur eines Lächelns wurde sichtbar, als wüßte sie etwas, das ich nicht wußte. »Ich werde es darauf ankommen lassen.«

Zu den Hoolies mit ihr, wenn es das war, was sie wollte. Ich sagte ihr, wo sie ihn finden konnte und wie und was sie ihm sagen sollte, wenn sie ihn fand.

Sie sah mich an, und blonde Brauen trafen sich, als sie die Stirn runzelte. »Ich soll ihm sagen: ›Der Sandtiger spielt mit‹?«

»Genau.« Ich lächelte und erhob mein Glas.

Einen Augenblick später nickte sie langsam, aber ihre Augen verengten sich nachdenklich. »Warum?«

»Mißtrauisch?« Ich lächelte mein lässiges Lächeln. »Old Moon schuldet mir etwas. Das ist alles.«

Sie sah mich noch einen Moment länger an, schätzte mich ab. Dann erhob sie sich. Ihre Hände, die sie auf dem Tisch aufstützte, waren langfingrig und schlank, aber nicht zierlich. Sehnen bewegten sich unter der hellen Haut. Kräftige Hände. Kräftige Finger. Sehr kräftig für eine Frau.

»Ich werde es ihm sagen«, stimmte sie zu.

Sie wandte sich um und ging davon, auf die mit Vorhängen versehene Tür des Wirtshauses zu. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich das viele gelbe Haar ansah, das sich über die Falten des weißen Burnus ergoß.

Hoolies, was für eine Frau!

Aber sie war fort, zusammen mit der Illusion der Kühle, und abgesehen davon ist es nie gut, Phantasien um eine Frau zu entwickeln, denn es fordert Wünsche heraus, die nicht immer befriedigt werden können (oder zumindest nicht auf die richtige Art). Also bestellte ich einen weiteren Krug Aqivi, rief Ruth und Numa zurück und verbrachte den Abend im geselligen Gespräch mit zwei Wüstenmädchen, die vielleicht nicht in eine Männerphantasie paßten, aber nichtsdestoweniger warm, willig und freigebig waren.

Das genügt auch, danke.

Schwerttänzer

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