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Willkommen in Dresden!

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Dresden ist eine Sache der Perspektive. Die einen schwärmen vom barocken Elbflorenz, die anderen belächeln das „Tal der Ahnungslosen“, wo man in DDR-Zeiten kein Westfernsehen empfing. Für die einen liegt Dresden im Dreiländereck mitten in Europa, die anderen verorten es am äußersten Rand Deutschlands.

Ist Dresden die verkitschte Kulisse einer verklärten Vergangenheit, deren ewiggestrige Bewohner*innen Fortschritt und kulturelle Vielfalt als Bedrohung sehen – oder muss man die sächsische Landeshauptstadt als internationale Kulturmetropole und „Silicon Saxony“ respektieren, eine der wirtschaftlich dynamischsten Regionen Deutschlands?


Dresdens ikonischste Sehenswürdigkeit: die Frauenkirche

Alle Seiten haben Recht, und gleichzeitig keine. In den Villen am Weißen Hirsch lebt es sich ganz anders als in den Plattenbauten und Reihenhaussiedlungen an den Stadträndern. Direkt gegenüber der historischen Altstadt, in der man sich bisweilen wie in einer Disneyland-Kulisse fühlt, liegt die Neustadt, wo Dresden ganz anders tickt; das zeigen nicht nur die Geburtenzahlen, sondern auch die Wahlergebnisse.

Dresdens Vielfalt hat Tradition. Mehr als 800 Jahre alt ist die Stadt offiziell. Aber im Elbtal, wo Dresden etwa 50 Kilometer nördlich der Landesgrenze zu Tschechien liegt, eingebettet zwischen Osterzgebirge und Sächsischer Schweiz, lebten schon Menschen, als die Pyramiden in Ägypten noch Zukunftsmusik waren.


Der Zwinger und das Residenzschloss im barocken Stadtzentrum

Auch später war in Dresden immer etwas los. Im 15. Jahrhundert löste sich die Stadt aus dem Schatten des mächtigen Bischofssitzes in Meißen. Damals ließ sich das Fürstengeschlecht der Wettiner in Dresden nieder, das die Stadt in der Reformation zum Zen-trum des neuen protestantischen Glaubens machte. Unter August dem Starken, der gleichzeitig König von Polen war und dafür ganz pragmatisch zum Katholizismus zurückkonvertierte – ohne jedoch seine Untertanen dazu zu verpflichten –, erblühte Dresden zu seinem heutigen Glanz als Barockstadt.

Aus eigenen Mitteln errichteten die Dresdner Bürger die Frauenkirche, direkt gegenüber erbaute der Kurfürst die Katholische Hofkirche – ein europaweit einzigartiges Nebeneinander der Religionen. Mit dem Bau dieser Kirche beauftragte August der Starke den italienischen Star-Architekten Chiaveri, der seine eigenen Arbeiter mitbrachte; an sie erinnert heute das Italienische Dörfchen gegenüber der Semperoper. Nicht weit davon ragt die bunt leuchtende Glaskuppel der Yenidze empor, die genauso oft mit einer Moschee verwechselt wird wie die Semperoper mit der Radeberger Brauerei.

Prunkvolle Schlösser und Schlösschen wurden in der Stadt und ringsherum errichtet, als Geschenke für Söhne und Mätressen, als Altersruhesitze für Minister und Höflinge oder auch „just for fun“, um den kurfürstlichen Hof in Moritzburg zu bespaßen. Viele sind noch heute erhalten, etwa das Städtische Krankenhaus im Stadtteil Friedrichstadt oder das Wasserschloss Pillnitz an der Elbe.

Aus einem Marktflecken in sumpfigem Waldland wurde im Laufe der Jahrhunderte eine Metropole, die nicht aufhört zu wachsen. Beim Stadtbummel stolpert man immer wieder überrascht in einen alten Dorfkern hinein, und sogar mitten in der Stadt sorgen weite Wiesenflächen im Friedrichstädter Ostragehege für Land-Feeling. Der älteste Teil Dresdens ist gleichzeitig der jüngste: Nachdem ein Großbrand das rechtselbische „Altendresden“ zerstört hatte, nutzte August der Starke die Gunst der Stunde und erbaute sie bis 1732 als Vorzeigeviertel im zeitgemäßen Barockstil neu: die „Neue Stadt bey Dresden“.


Dresdens historische Skyline: unverändert seit Jahrhunderten


Springbrunnen am Albertplatz

Nördlich des Albertplatzes, sozusagen dem Zwilling des Altmarkts am anderen Elbufer, schließt sich an die Innere Neustadt eines der größten zusammenhängenden Gründerzeitviertel Europas an: Die Äußere Neustadt war bis zum 18. Jahrhundert eine sandige Heidelandschaft, Richtstatt für Verbrecher und Hexen. Später übte hier, neben Schokoladen- und Zahnpastafabriken von Weltruhm, das Militär; erst die Truppen des sächsischen Königs, dann die Wehrmacht, schließlich die Rote Armee und die Nationale Volksarmee. Heute hat die Bundeswehr im Norden der Stadt ihre Offiziersschule und führt mit dem Militärhistorischen Museum eines der vier großen Geschichtsmuseen Deutschlands.

Die Bomben des Zweiten Weltkriegs zerstörten große Teile Dresdens; die Nacht des 13. Februar 1945 spielt im Stadtgedächtnis eine enorme Rolle. Nazis nutzten das Gedenken bald für ihre Propaganda und Dresden erwarb sich einen zweifelhaften Ruf als beliebter Schauplatz rechter Aufmärsche. Seit der Jahrtausendwende bewegt sich zum Glück etwas. Heute stehen die Dresdnerinnen und Dresdner jedes Jahr an diesem Abend Hand in Hand um das gesamte Stadtzentrum herum und lauschen 15 Minuten lang dem Glockenläuten aller Dresdner Kirchen. So lange dauerte die erste Angriffswelle der englischen Kampfflugzeuge, die eine Schneise aus Tod und Zerstörung quer durch die Stadt bombten.

Die Nazis gibt es immer noch. Für sie und die Wutbürger hat sich in Dresden der Montag etabliert, an dem man vor der Frauenkirche die Hassreden von Pegida hören muss; auch wenn die Teilnehmerzahlen seit 2015 deutlich gesunken sind. Die andere, bunte Seite von Dresden sieht man in der Äußeren Neustadt, dem Szeneviertel, das gleichzeitig Dresdens geburtenstärkstes ist.


Das Militärhistorische Museum

Das heute hübsch sanierte Gründerzeitviertel hätte die DDR-Zeit fast nicht überstanden. Die Altbauten wurden bewusst dem Verfall überlassen, die Dresdnerinnen und Dresdner zogen in die neuen Plattenbauviertel von Gorbitz und Prohlis. Im sozialistischen Vorzeige-Stadtzentrum zwischen Altmarkt und Hauptbahnhof flanierte man, der Trümmerhaufen der Frauenkirche lag mittendrin als trauriges Mahnmal.

Zumindest architektonisch sind uns interessante DDR-Relikte geblieben: von der Sektglas-Silhouette des Fernsehturms über den Prachtboulevard der Prager Straße bis hin zum sozialistischen Vorzeigeprojekt, dem Beton-Glas-Kasten des Kulturpalasts am Altmarkt. Die Gläserne Manufaktur am Großen Garten, wo heute der Elektro-VW zusammengebaut wird, oder das von Daniel Libeskind erschaffene Militärhistorische Museum sehen ... hm ... nicht weniger cool aus.


Dresdens grüne Oase: die Elbwiesen im Stadtzentrum

Dresden ist barock, bunt und auch sehr grün. Auf dem Elberadweg lässt es sich genauso schön radeln wie flanieren, auch der Große Garten und die Dresdner Heide laden zum Frischluftgenießen ein. Schon die Wettiner-Fürsten gondelten auf der Elbe zu den Weinbergen von Pillnitz oder Radebeul und jagten in den Wäldern um Moritzburg bereitgestellte Hirsche und Wildschweine. Später genossen Semperoper-Kapellmeister Richard Wagner oder die Pianistin Clara Schumann Stadt-Auszeiten in Graupa oder Maxen. Heute machen wir Dresdner es ihnen gern nach: auf gemütlichen Kaffeefahrten mit der Weißen Flotte in Richtung Meißen, beim Klettern in der Sächsischen Schweiz und auf Schusters Rappen im Osterzgebirge.

Ein Kurztrip nach Dresden genügt bei Weitem nicht, um diese vielfältige Stadt von allen Seiten kennenzulernen. Nehmen Sie sich die Zeit, um das echte Dresden zu entdecken; in den Gassen der Altstadt, aber auch in den Straßen der Neustadt und am Elbufer von Loschwitz, auf den Weinbergen von Pillnitz genauso wie im verträumt-verfallenen Übigau. Nicht zu vergessen Dresdens wunderschöne Umgebung; von den Sandsteinfelsen der Sächsischen Schweiz über die Silberminen des Erzgebirges bis zu den vulkanischen Basaltsäulen an der Burg Stolpen. Reden Sie mit den Dresdnerinnen und Dresdnern, hören Sie ihnen zu, fordern Sie sie heraus – und machen Sie sich Ihr eigenes Bild. Ich bin sicher, es wird bunt.

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