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Mozart und Schröder als Teenager: Kinder, Künstler, Karrieren

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»So zog dann die Familie Mozart durch die Lande … wie eine Seiltänzerfamilie, ehrbarer zwar und solide, in einer eigenen Moral ihrer Aufgabe verhaftet, dennoch: Fahrendes Volk, angewiesen auf Glück und Gunst, auf Witterung und Gesundheit, abhängig vom Wohlwollen der Großen, deren Privileg es war, Schicksale zu bestimmen oder zumindest zu beeinflussen.«

(Wolfgang Hildesheimer: „Mozart“, Frankfurt 1977)

»Zu diesen in früher Jugend vom Schicksal hart angefassten und stark gezausten (Menschen) gehörte auch Schröder. Ein Fahrender ist er gewesen, vom Tage seiner Geburt an …«

(Berthold Litzmann: „Der große Schröder“, Berlin u. Leipzig 1904)

»Wenn Hunger und Elend Menschen bilden können, so muss ich vollkommen geworden sein.«

(Friedrich Ludwig Schröder)

Wie die Streiflichter durch die Kindertage der beiden Protagonisten zeigen, waren sie im »Teenager-Alter« schon fertige Künstler. Man könnte sagen: Ja, das Wunderkind Mozart! Oder: Schröder blieb ja nichts anderes übrig als die Bühne. Man darf aber nicht vergessen, dass Genie und Fleiß zusammengehören. Und meist muss noch eine Portion Ehrgeiz hinzukommen. Nichts geschieht von selbst. Auch eine geniale Veranlagung muss erst einmal entwickelt werden. Bei Mozart tat das der ehrgeizige Vater ziemlich uneigennützig (er war selbst ein hervorragender Musiker). Er war davon überzeugt, wie er einmal an seinen Sohn schrieb, »dass ich in meinem Leben mehr für dein Glück und Vergnügen, als für das meinige besorgt war …« Bei Schröder taten das die Lebensumstände auf der Wanderbühne, ein gestrenger Stiefvater und eine liebevolle Mutter, die alles daran gesetzt hat, ihren Sohn weg vom Rebellen und hin zum ernst zu nehmenden Schauspieler zu erziehen.

Man darf sich die jungen Schröder und Mozart tagsüber in der Kutsche und im Wohnwagen und abends auf der Bühne oder im Konzertsaal vorstellen. So sind beide kreuz und quer durch Europa getingelt.

Dieses unstete Leben ließ bei den reisenden Künstlerkindern wenig Platz zum elementaren Lernen. Das musste gleichsam nebenbei passieren. Leopold Mozart gab sich größte pädagogische Mühe (nicht nur in musischer Hinsicht). Sophie Charlotte Ackermann hat immerhin versucht, ihren Sohn zwischendurch auch mal an Schulen unterzubringen. Der »Rest« ergab sich durchs Leben selbst, durch Einflüsse von außen, durch Selbststudium, diszipliniertes Auswendiglernen und Interpretieren. Natürlich musste man dafür lesen und schreiben (und begreifen!) können. Allgemeinbildung fand für die Jungen (manchmal) am Rande statt. Durch europaweite Auftritte konnten Mozart und Schröder schließlich recht gut Englisch, Französisch und Italienisch reden und schreiben. Beide hatten auch Grundkenntnisse in Latein. Auf diese Weise hatten sie mehr Wissen und schulische Bildung als die meisten ihrer Altersgenossen.

Und die Defizite versäumter Kindheit?

Wir dürfen Mozart abnehmen, dass er (subjektiv) nicht wirklich unter dem Verzicht auf »Kindheit« gelitten hat. Er hat sich auch niemals über sein Schicksal beklagt. Die Musik war seine Welt, in ihr ging er ganz auf. Sie war sein Leben.

Und Schröder? Außer dem Theaterleben und dem Vagabundieren hatte er in seinen jungen Jahren beruflich nichts anderes kennengelernt. Schließlich wurde das seine Welt, und er war der Mensch, der diese Welt selbstbewusst und dynamisch annahm, um das Allerbeste daraus zu machen. Er war ehrgeizig.


Der »Thespis-Karren«, Schauspieler unterwegs, zeitgen. Gemälde


Das Publikum amüsiert sich, J. H. Ramberg, 1785

Schröders Geist und Mozarts Noten

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