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Aufbruch in eine neue Zeit: Absolutismus, Aufklärung, Kultur

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»Während Mozart erklingt, sind die Grenzen zwischen Himmel und Erde aufgehoben. Man wandelt mühelos hinüber nach den Gefilden, wo die Engel spielen.«

W. A. Mozart, Gemälde von Barbara Krafft, 1819

»Schröder … der vornehme Acteur, der für mich alle Achtung hat.«

(Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief an seinen Vater)


W. A. Mozart, Gemälde von Barbara Krafft, 1819


F. L. Schröder, Gemälde von Friedrich Carl Gröger, um 1830

Obwohl das 18. Jahrhundert in Europa gern als das »Zeitalter der Aufklärung« apostrophiert wird, war »Aufklärung« zunächst nicht mehr, als die philosophische Idee der Emanzipation vom »sklavischen Dogma zum freien Denken« (Max von Boehn). Die Realität war auf der einen Seite noch immer machtvoll besetzt durch den teilweise absolutistisch agierenden Adel. Die andere Seite der Realität war das einfache Volk in Armut und Abhängigkeit. Eine Mittelschicht definiert man gegliedert und eingeordnet in »Ständen«, oft artikuliert durch »Standesdünkel«.

Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelang allmählich der Aufbruch in die Moderne und eine halbwegs mündige Mitgestaltung der neuen Zeit durch das Bürgertum.

Die Schlösser und Residenzen der Fürsten signalisierten wie die Dome und Kathedralen der Kirche noch weit in das Jahrhundert hinein unübersehbar die tradierten Verhältnisse. Wenn überhaupt »Kunst« und »Kultur« stattfand, dann unter diesen sichtbaren Vorzeichen. Und wenn nicht bei Hofe oder in der Kirche, dann ausdrücklich im fürstlichen oder klerikalen Auftrag.

Der deutsche Sprachraum trug im 18. Jahrhundert noch die stolze Bezeichnung »Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation«, ohne freilich im klassischen Sinn ein Staat zu sein. Der steile Anspruch aus alten Zeiten war nicht viel mehr, als eine Art Dachverband für einen Flickenteppich aus Hunderten von Stadt- und Kleinstaaten, Fürsten- und sonstigen -tümern, aber auch von einflussreichen Dynastien wie den Habsburgern und den Hohenzollern, konfliktreich »national« verflochten mit (deutsch-)europäischen Großmächten wie Preußen und Österreich. Man argwöhnte einander, befehdete und bekriegte sich, und dabei ging es weniger um das Streben nach Einheit des römisch-deutschen Reichsgebildes, als vielmehr um das egoistische Streben nach Macht.

Ein Gegengewicht zur Macht bildete die Philosophie der Aufklärungszeit mit der erklärten Absicht, sowohl den Adel als auch das Volk mit einem neuen Lebenssinn zu erreichen. »Sapere aude« (lat. eigentl. »wage es, weise zu sein«) wurde durch die Interpretation von Immanuel Kant zum Wahlspruch der Aufklärung: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.«

Im gleichen Sinn hatte sich schon Anfang des Jahrhunderts (1717 in London) die weltweit erste Großloge der Freimaurer gegründet. »Aufgeklärte Geister« der Zeit schlossen sich in der Folgezeit diesem »Weltbund der Menschlichkeit« an, der sich über sämtliche Standes- und Landes-Grenzen hinweg als Symbolbund und Wertegemeinschaft für alle verstand, die an Humanität, Toleranz, Gerechtigkeit und Freiheit dachten und sich verpflichtet fühlten, das Machbare des Denkbaren auch zu tun.


»Die enthüllte Wahrheit im Kreis der Künste und Wissenschaften«, Illustration in der »Enzyklopädie« von 1772


»Die aufgeklärte Weisheit als Minerva schützt die Gläubigen aller Religionen«, Stich von Daniel Chodowiecki, 1791

Das hatte befruchtenden Einfluss auf die Literatur, die Musik und das Schauspiel und auf das, was diese Sparten miteinander verband.

Was waren das für Menschen, die in diese Zeit hineingeboren wurden, dann in dieser Zeit wirkten und die ein besseres Miteinander für eine bessere Welt erreichen wollten? Menschen wie Mozart und Schröder.

Beide wurden später Freimaurer: Schröder 1774 und Mozart 1784. Vieles, was sie schufen, taten und bewegten, hat damit nichts zu tun, manches aber doch.


»Der Unterricht der Kinder um Gottes willen, teils durch das Buch der Natur und Sitten, teils durch das Buch der Religion«, Stich von Daniel Chodowiecki, 1774

Schröders Geist und Mozarts Noten

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