Читать книгу Liebe, Wissenschaft und die Wiederverzauberung der Welt - Jeremy W. Hayward - Страница 10

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3. Brief

Die Geschichte von der toten Welt


Liebe Vanessa,

heute morgen bei der Vorbereitung auf die Achtsamkeitsmeditation habe ich aus dem Fenster geschaut und durch eine Lücke in den dunklen Fichten am unteren Ende der Wiese den zugefrorenen weißen See und am jenseitigen Ufer wieder den Saum dunkler Bäume gesehen. Das hätte eine ziemlich düstere Szenerie sein können, nichts als Schwarz und Weiß. Aber während ich noch schaute, erschien gleich über den Bäumen ein tiefrotes Glühen am Horizont. Das Glühen nahm zu, bis es die Spitze eines goldenen Kreises war, und dann erhob sich dieser Kreis langsam über die Baumlinie. Ich empfand eine tiefe, stille Freude und sagte: »Die Sonne geht auf.« Die Sonne, die Bäume, der See – es war etwas so Warmes und Lebendiges darin. Mein Fühlen dehnte sich hin zu ihnen, ein stilles, weiches, sanftes Gefühl. Und die Sonne und der See und die Bäume begegneten meinem Fühlen. Etwas schwang dort mit, trat in Resonanz mit mir. Wir waren zusammen dort.

Es war die gleiche Gefühlsqualität, wie ich sie im vergangenen Frühling hatte, als ich im Staudenbeet Rosenstöcke pflanzte. Weißt Du noch, wie ich mit den drei Rosenstöcken nach Hause kam und sie mit ihrer ganzen Stachligkeit verzückt im Arm hielt, als wären es meine eben geborenen Kinder?

Ich hatte noch nie Rosen gepflanzt und wußte nicht so recht, wie ich es anfangen sollte. Also habe ich die Rosen gefragt. Und immer wenn ich dann später zu ihnen hinging, hatte ich das Gefühl, als käme mir etwas entgegen. Was war das? Ich weiß es nicht, aber was ich weiß, ist, daß etwas, ein Gefühl, von den Rosen zu mir und von mir zu den Rosen hin strahlte. Wir haben auf der Ebene des Fühlens kommuniziert. Und genau diese Art der Kommunikation – Gefühlskommunikation oder Gefühlsbewußtsein oder Seelenkommunikation – kann ich auch mit Kater Peter oder mit Dir oder Deiner Mama haben, wenn wir still dasitzen und nicht sprechen. Natürlich ist die Kommunikation mit Dir oder Mama komplizierter als die mit den Rosen. Und wenn wir zu reden anfangen, ist diese Kommunikationsebene schnell verschwunden, weil sie sich so schwer in Worte kleiden läßt. Worte sprechen hauptsächlich die Oberfläche der Dinge an und können tiefere Gefühlsschichten nicht wiedergeben, außer vielleicht in wirklich großer Dichtung.

Um aber zum See und den Bäumen vor meinen Fenstern oder zu den Rosen im Garten zurückzukehren. Wenn ich auf der Ebene des Gefühls-Bewußtseins aufmerksam bin, öffnet sich etwas in mir. Ich fühle das in der Brust, auf der Höhe des Herzens. Es ist dann, als betrachtete ich die Bäume oder die Rosen durch mein Herz und nicht wie sonst so oft durch mein Gehirn. Und wenn ich so schaue, fühlt es sich so an, als käme von den Bäumen oder Rosen etwas zurück und träte in mich ein. Und ich gebe den Rosen etwas von mir selbst, von ganzem Herzen.

Es findet wirklich eine Übertragung von etwas sehr Feinem statt, einer Gefühls-Energie, wie wir sagen könnten. Und zu dieser Übertragung von Gefühls-Energie kann es nur kommen, wenn ich und die Rosen in Harmonie miteinander sind. Wir stehen in Resonanz. Das ist ganz ähnlich, wie wenn Du eine Gitarre anschlägst und ganz in der Nähe eine zweite steht. Die zweite Gitarre wird den gleichen Ton von sich geben wie die, die Du angeschlagen hast. Das ist Resonanz. Es findet tatsächlich ein Energietransfer von der ersten Gitarre zur zweiten und dann von der zweiten wieder zur ersten statt. Dieses Prinzip der Resonanz findet sich überall im Universum, und ich werde in den weiteren Briefen noch so manches darüber zu schreiben haben.

• In unserer Kultur haben viele Menschen solche Gefühle oder sogar noch befremdlichere Gefühle, die sie nicht verstehen können. Vielleicht erleben sie mit, was ein weit entfernter Freund gerade empfindet. Oder sie spüren die Gegenwart von jemandem, den sie aber nicht sehen – oder den sie sehen, obwohl er »eigentlich nicht da ist«. Man hört die sonderbarsten Dinge. Meistens wissen sie nicht, was sie damit anfangen sollen, und sagen lieber nichts. Sie wollen nicht, daß jemand denkt, sie wären nicht mehr ganz richtig im Kopf. Wir sind geneigt, sogar Erfahrungen, die wichtig für uns sind, zu leugnen oder zu ignorieren, wenn sie nicht mit dem übereinstimmen, was wir gelernt haben. Aber es sind auch immer mehr Menschen bereit, trotzdem über solche Dinge zu reden. Es gibt inzwischen Bestseller über Nahtodeserfahrungen und Fernsehsendungen über Begegnungen mit Engeln. Natürlich ist auch immer gleich der wissenschaftliche Berufsabwiegler zur Stelle und redet von »Halluzinationen« und dergleichen, womit gesagt sein soll: »Es ist alles im Kopf.«

Freilich müssen wir wachsam bleiben, denn wie leicht kommt es zu Übertreibungen und Ausschmückungen. Aber es gibt wirklich unsichtbare Energien in unserer Welt. Und wenn wir offener wahrzunehmen lernen, kommt es vor, daß wir uns dieser Energien bewußt werden. Wenn Du meditierst, wirst Du diese Energien früher oder später spüren (wenn es auch darum nicht unbedingt geht bei der Meditation). Zum Beispiel fühlst Du dann die Substanzlosigkeit der Dinge oder die energetische Qualität des Raums oder die Lebendigkeit eines Steins. Möglicherweise fühlst Du Dich auf physische Art tief mit der Welt verbunden. Und vielleicht fällt es Dir schwer, Deine Erfahrung für wirklich zu nehmen, ihr zu vertrauen. Ein tiefsitzender Zweifel sagt: »Ich weiß, daß es nicht real sein kann, denn das sagen ja die Wissenschaftler.«

Wir sind gewohnt zu glauben, daß die Wissenschaftler die objektive Wahrheit ermitteln, ohne Vorurteil und Wunschdenken. Eine Wissenschaftlerin wird im Fernsehen interviewt und sagt: »Wir wissen jetzt, daß ein Virus für den Dickdarmkrebs verantwortlich ist. Wir können diesen Krebs noch nicht heilen, rechnen aber damit, daß innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Therapie entwickelt werden kann.« Ein anderer Wissenschaftler sagt: »Wir haben gerade ein neues Elementarteilchen entdeckt, das wir Top-Quark genannt haben. Wir kennen jetzt sämtliche Teilchen, die im Universum existieren und werden bald eine komplette Theorie von allem haben.«

Vom Nobelpreisträger Francis Crick hören wir: »Sie, mitsamt Ihren Freuden und Kümmernissen, Ihren Erinnerungen und Vorhaben, Ihrem Gefühl von persönlicher Identität und freiem Willen sind in Wirklichkeit nichts anderes als das Verhalten einer ungeheuren Ansammlung von Nervenzellen.« Die meisten von uns nehmen diese Aussagen sehr ernst. Wir hinterfragen sie nicht, wir lassen sie einfach unser Leben infiltrieren. Sogar Menschen, die sich als eher intuitiv bezeichnen, stehen zutiefst unter dem Einfluß des allgegenwärtigen wissenschaftlichen Weltbilds.

Wenn jemand irgendeine Meinung untermauern will, braucht er bloß zu sagen: »Die Wissenschaft hat festgestellt …«, und damit ist die Debatte dann mehr oder weniger gelaufen. Wir sollen an Quarks glauben, also an Teilchen, die kleiner sind als Elektronen und die niemals jemand sieht oder spürt; wir sollen ganz einfach glauben, daß sie so real sind wie Stare oder Steine. Aber an Präkognition oder Geister zu glauben ist nicht erlaubt, wenn man nicht für verrückt gehalten werden will; es ist auch dann nicht erlaubt, wenn man selbst schon dergleichen erlebt hat – weil die Wissenschaftler uns sagen, daß es so etwas nicht gibt.

Erinnerst Du Dich an die Szene in Monty Pythons Film Der Sinn des Lebens, wo der Schulgeistliche einer Jungenschule das gemeinsame Morgengebet leitet? Er sagt: »Lieber Gott. Oooooh, du bist ja so was von GROSS. So absolut gigantisch. Meine Fresse, wir sind hier unten echt schwer beeindruckt, kann ich dir sagen.« Solche Gebete wären heute vielleicht vor der Statue »Der Wissenschaftler« angebracht. Ich bin, wie Du weißt, zum Wissenschaftler ausgebildet worden, und ich habe die größte Hochachtung vor echter Wissenschaft. Aber wenn Wissenschaft zur religiösen Autorität, zum Dogma, erhoben wird, wird manchen Wissenschaftlern traurig zumute und ein bißchen übel.

Sehen wir uns die Geschichte an, die wir glauben sollen, die Geschichte, die uns immer wieder erzählt wurde, in der dritten Klasse, in der vierten Klasse und immer so weiter – die Geschichte, die wir tagein, tagaus in den Illustrierten lesen und im Fernsehen vorgesetzt bekommen.

Einer der wichtigsten Glaubenssätze besagt, daß der Mensch eine Maschine ist – nicht wie, sondern ist. Deine Mutter hat dieses Jahr den Physiologie-Kurs an der Universität belegt, und der allererste Absatz in ihrem sehr dicken Lehrbuch lautet: »Die mechanistische Sicht des Lebens besagt, daß alle Phänomene, wie komplex sie auch sein mögen, letztlich anhand der physikalischen und chemischen Gesetze zu beschreiben sind. Nach dieser Auffassung, die auch die Physiologen teilen, ist der Mensch eine Maschine – ungeheuer komplex zwar, aber doch eine Maschine … Das mechanistische Weltbild hat sich im zwanzigsten Jahrhundert durchgesetzt, weil praktisch alles, was aus Beobachtung und Experiment an Information gewonnen wurde, mit ihm übereinstimmt.« Wie man das, was man sucht, durch geeigneten Versuchsaufbau findet, davon soll später die Rede sein. Stellen wir erst einmal eine Liste der wichtigsten Grundanschauungen auf. Sie soll auch einen Titel haben, nämlich

Die Geschichte der toten Welt

• Materie ist der Stoff, aus dem die Welt gemacht ist. In ihr ist nichts von Leben oder Geist oder Bewußtsein oder Seele.

• Du bist nichts als ein komplizierter Materieklumpen.

• Außerhalb unseres Körpers sind weitere Materieklumpen, die wir als andere Menschen ansehen.

• Geist oder Bewußtsein sind nichts als Produkte elektrischer und chemischer Vorgänge im Gehirn.

• Dein Bewußtsein, Fühlen und Ichgefühl beginnen mit Deiner Geburt. Wenn Du stirbst, nehmen sie ein abruptes Ende – absolut und vollständig. Nichts geht weiter.

• Zwischen Geburt und Tod existierst Du in einer grundsätzlich leblosen, bewußtlosen, fühllosen Welt, einer Welt ohne Seele.

• Zeit ist etwas Absolutes, das außerhalb Deiner selbst und völlig unabhängig von Dir abläuft – eine aus anfangloser Vergangenheit kommende Linie, die sich bis in die unendliche Zukunft erstreckt.

• In der Natur herrscht ein Überlebenskampf jedes Lebewesens gegen jedes andere.

• Weil Kampf das Grundprinzip der Natur ist, gibt es in menschlichem und tierischem Verhalten nur eine einzige Triebkraft: Eigeninteresse. Altruismus – das Wohl anderer über das eigene zu stellen – ist pure Illusion.

• Dein Gefühl, daß Du einen freien Willen besitzt und wählen kannst, ob Du Dich eigennützig oder mitmenschlich verhältst, ist nichts als eine vom Gehirn erzeugte Selbsttäuschung.

• Jeder »Sinn«, den Du vielleicht fühlst, ist nichts als subjektive Projektion.

• Außergewöhnliche Erfahrungen, die Du machst oder die ein anderer zu machen behauptet – Präkognition, Psychokinese, Telepathie, außerkörperliche Erfahrungen und dergleichen – können nur Halluzination oder Schwindel sein.

• Ahnen, Götter, Engel, Kami, Drala und dergleichen Wesen gibt es nicht. Sie sind lediglich unzureichende Versuche, die Natur zu erklären und handhabbar zu machen – aus einer Zeit, in der die Naturwissenschaft noch nicht die richtigen Erklärungen gefunden hatte.

• Ein »inneres« oder »spirituelles« Leben ist reiner Selbstbetrug, allenfalls tauglich als psychologischer Trost für Schwächlinge.

• Das sind die Grundannahmen hinter fast allem, was die Medien uns über die neuesten Entdeckungen in der Kosmologie, Medizin oder Verhaltenswissenschaft erzählen. Es ist der moderne Katechismus: was Du als ein intelligenter, gebildeter Erwachsener in der modernen Welt zu glauben hast. Wenn Du sagst, nach Deinem Gefühl stimme da etwas nicht und Deine Intuition sage Dir, daß es im Universum noch mehr geben muß, wird man Dich auffordern, nicht so irrational zu sein, sondern Dich zusammenzureißen und den Tatsachen ins Auge zu blicken.

• Wir leben, als wären unsere Körper isolierte Materieklumpen. Deshalb verlieren wir die Gesundheit schenkende Verbindung zur Erde.

Wir leben, als existierten wir in totem, leerem Raum. Deshalb muß all unsere Energie und Einsicht von innen kommen, und wir leben ständig in der Angst, daß uns die Energie ausgeht.

Wir leben so, als zöge die Zeit sich tatsächlich wie eine Linie von der Vergangenheit in die Zukunft. Deshalb ruhen wir nie im Augenblick.

Wir leben so, als hätte unser Geist seinen Ort irgendwo in unserem Körper und ginge von da aus. Deshalb fürchten wir den Tod als vollständige Auslöschung.

Wir leben, als wären wir Beobachter in einer Welt der Objekte, die von einem Augenblick zum nächsten gleich bleiben und die wir wahrnehmen wie eine Kamera, die Aufnahmen macht. Deshalb schauen, hören, schmecken, riechen, berühren wir niemals wirklich.

Wir leben, als gehorchten unsere Körper, unsere Emotionen, unsere Umwelt ausschließlich mechanischen Gesetzen, denen wir uns nur fügen können, wenn wir nicht sinnlos gegen sie ankämpfen wollen – darüber hinaus gibt es nichts. Deshalb ist es nutzlos, sich für ein »darüber hinaus« zu üben; alles Üben kann allenfalls Überlebenstraining oder Unterhaltung sein.

Wir leben, als wären unsere anerzogenen Überzeugungen die einzige Wahrheit. Deshalb verengt sich unsere Wahrnehmung, und die Heiligkeit einer verzauberten Welt wird zur Bedrohung unseres »gesunden Menschenverstands«.

Das ist die tote Welt.

• Ist es da noch überraschend, daß so viele Menschen so verzweifelt sind? Ist es verwunderlich, daß die Selbstmordraten immer höher steigen und viele bei ihrer verzweifelten Suche nach etwas Lebendigem zu Drogen greifen? Die tiefste Sehnsucht aller Menschen – die lebendige Wirklichkeit der Welt, die Seele der Welt zu fühlen – wird durch diese Geschichten in uns erstickt, bevor wir sie auch nur richtig erleben konnten.

Aber was tun? Wir haben es bis obenhin satt, Dinge glauben zu müssen, die uns nicht einleuchten. So können wir jetzt auch nicht einfach beschließen, an die lebendige Welt zu glauben. Wir können uns nicht einfach einen netten neuen Glauben überstreifen, als würden wir uns einen schönen neuen Mantel über den schmutzigen alten ziehen.

Die Geschichte, mit der wir aufgewachsen sind, läßt uns die lebendige Welt nicht sehen – da liegt ja das Problem. Wir können wieder in einer lebendigen Welt leben, aber nur wenn wir sie sehen oder zumindest um uns her spüren. Und wir können sie nur spüren, wenn uns nichts hindert, an sie zu glauben.

Ich will Dir damit nicht sagen, daß die Tote-Welt-Geschichte gänzlich falsch ist. Beide Welten, die lebendige und die tote, existieren nebeneinander. Sie sind, wie Du später immer deutlicher sehen wirst, dieselbe Welt, nur aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Aber die tote Welt ist so schrecklich unvollständig, wenn wir sie mit der lebendigen vergleichen. Das ist wie ein Schwarzweiß- und ein Farbfoto derselben Szene: Das Schwarzweißbild gibt die Szene nicht etwa falsch wieder, es hat vielmehr seine ganz eigene Schönheit und etwas besonders Klares; aber es läßt die gesamte Dimension der Farbe weg.

Aber wir sind alle in der toten Welt aufgewachsen und zum Glauben an die tote Welt erzogen worden, und so leben wir vor allem in dieser Welt, was auch immer wir sonst noch glauben mögen. Um die lebendige Welt wieder fühlen zu können, müssen wir ein bißchen investieren, damit sich unser tiefsitzendes Empfinden der Welt ändern kann. Auf dieser tiefen Ebene unseres Empfindens wird nämlich Deine Wahrnehmung konditioniert, und deshalb erlebst Du die Welt als tot.

Zwei Dinge können hilfreich sein, wenn Du an diesem tiefen Gefühl etwas ändern willst. Erstens könntest Du Dich einer kontemplativen Übungsform widmen, die Dein Bewußtsein in immer tiefere Schichten von Körper, Geist und Fühlen vordringen läßt. Es gibt zum Beispiel viele verschiedene Schulungsformen wie die Achtsamkeits-Gewahrseins-Meditation oder unser »Sitzen« daheim. Durch solche Übungsformen wird Dir bewußt, wie Dein Körper-Geist konditioniert ist, und so kannst Du dann allmählich etwas daran ändern. Solch eine Schulung ist wichtig, aber noch nicht alles. Wenn Du übst, ohne Deinen Glauben an die tote Welt zu erforschen, wird dieser Glaube vielleicht nur immer stärker – ich habe dergleichen bei anderen Menschen erlebt.

Die zweite Möglichkeit des Zugangs zur lebendigen Welt besteht darin, Dir die in der Schule anerzogenen und von der Gesellschaft übernommenen Grundannahmen über Deine Welt einmal wirklich anzusehen. Sie bilden die Geschichte, die ich eben erzählt habe. Untersuche sie, befrage sie, öffne Dich anderen Möglichkeiten.

Dann kannst Du die beiden Wege verbinden – die aus dem Hinterfragen gewonnenen Einsichten mit der vertieften Kenntnisnahme Deiner Konditionierung, die Dir aus dem meditativen Sitzen erwächst. Durch diese »Ausbildung« Deines tieferen Fühlens und Bewußtseins wirst Du mehr und mehr in einer neuen Welt leben. In ihrer Verbindung sind die meditative Praxis und das Erforschen Deiner tiefen Konditionierung wie zwei Flügel, die Dich über die tote Welt hinaus und in die lebendige Welt tragen.

In den folgenden Briefen werde ich von dem sprechen, was die Wissenschaftler wissen – und nicht wissen. Das wird Dir Deine Konditionierungen vor Augen führen. Ich will Dir auch zeigen, daß in den Fakten und Theorien der Wissenschaftler nichts ist, was gegen die Existenz der lebendigen Welt spricht. Die Wissenschaft könnte Dich ebensogut von der lebendigen wie von der toten Welt überzeugen – wenn die Wissenschaftler diesen Weg eingeschlagen hätten. Zudem spricht vieles von dem, was die Wissenschaftler heute herausfinden, eher für die lebendige als für die tote Welt. Trotzdem wirst Du nicht viele Wissenschaftler finden, die das auch zu sagen bereit wären. Immerhin, ein paar Mutige gibt es, wie wir noch sehen werden.

Ich werde beim Schreiben dieser Briefe sehr klar auseinanderzuhalten versuchen, was die tote und was die lebendige, die verzauberte Welt ist. Manchmal wirst Du das Gefühl bekommen, alles sei so vollkommen klar, daß wir einfach den Schritt in die lebendige Welt tun können, ein für allemal. Aber die beiden Welten sind in unserem Leben schrecklich vermengt. Wir können nicht einfach die eine Welt hinter uns lassen und dann nur noch in der anderen sein, so sehr wir uns auch danach sehnen mögen. Wir müssen die tote Welt vor Augen behalten und den Sprung in die lebendige Welt immer wieder tun. Manchmal steht uns die lebendige Welt plötzlich vor Augen, und dann können wir uns diesem Augenblick überlassen. Aber dieser Einblick verschließt sich uns wieder, und dann gilt es zu springen, den Sprung in die lebendige Welt zu tun. Das ist unser Weg. Um ihn gehen zu können, müssen wir üben und wieder üben.

Liebe, Wissenschaft und die Wiederverzauberung der Welt

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