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Unsere Brille

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»Wir sehen die Dinge oft nicht so, wie sie sind, sondern so, wie wir sind.« Mit dieser aufrüttelnden Aussage konfrontierte mich meine Freundin Doris. Damit verhalf sie mir bei einem Problem mit einem Gemeindeleiter zur richtigen Perspektive.

Über diese Worte habe ich oft nachgedacht. Ich überlege häufig, durch welche Brille ich oder eines meiner Kinder eine Situation betrachten, oder durch welche Brille jemand, mit dem ich einen Konflikt habe, vielleicht sieht. Unsere Brille entwickelt sich durch unsere Erziehung und unsere Erfahrungen. Sie ist durch unsere eigenen Vorlieben und Vorurteile beeinflusst. Der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus sagt: »Wir nehmen die Dinge so wahr, wie es unser Verstand unseren Augen befiehlt.«

Wir müssen uns klarmachen, dass uns unsere Brille nicht immer die Wahrheit zeigt. Wenn Sie zum Beispiel in einer Umgebung des Misstrauens aufgewachsen sind, sehen Sie vielleicht jede schwierige Situation durch die Brille des Misstrauens. Möglicherweise gibt es überhaupt keinen logischen Grund dafür, Ihrem Gegenüber zu misstrauen, aber wenn Ihr Verstand Ihnen unbewusst sagt, dass Sie niemandem trauen können, sehen Sie andere Menschen ständig durch die Brille des Misstrauens. Das führt zu unnötigen Problemen in Ihren Beziehungen.

Einige Brillen schließen sich gegenseitig aus: Sie können das Leben zum Beispiel entweder durch eine optimistische Brille sehen oder durch eine pessimistische. Einige Brillen liegen übereinander; man kann zum Beispiel sowohl durch die Brille der Dankbarkeit als auch durch die Brille des Mitgefühls blicken. Was hat das alles mit dem Auszug Ihrer Kinder zu tun? Sehr viel! Unsere Brille ist die Perspektive, durch die wir unsere neue Lebensphase sehen. Wenn wir die Brille des Mangels aufhaben, sehen wir nur, was uns fehlt. Wenn wir die Brille des Reichtums aufhaben, sehen wir neue Gelegenheiten.

Einige von uns haben immer noch die Brille ihrer Ursprungsfamilie auf. Tatsächlich! Sie sind vielleicht 40, 50 oder schon über 60, aber wenn Sie nichts unternommen haben, um sich vom falschen Denken Ihrer Eltern zu befreien, sehen Sie das Leben immer noch durch diese Brille. Wenn diese Brille nicht positiv und hilfreich ist, sollten Sie sich eine neue »Lebensbrille« verschreiben lassen. Ich weiß: Sie sind es nicht gewohnt, auf sich selbst zu schauen. Sie haben sich in den letzten 20 oder 30 Jahren völlig auf die Bedürfnisse Ihrer Kinder konzentriert. Aber jetzt ist es Zeit, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen.

Ich habe diesen Schritt vor mehreren Jahren gewagt. Als Mark und ich bei der Eheberatung waren, stellte mir der Eheberater eine Frage, auf die ich von selbst nie gekommen wäre: »Jill, wann wurde die Lüge, dass Gefühle angeblich keine Rolle spielen, zum ersten Mal in Ihr Herz gepflanzt? Das ist ein falsches Denken«, forderte er mich heraus. Tatsächlich führten mein mangelndes Mitgefühl und fehlende Barmherzigkeit in unserer Ehe zu Problemen. Ich hatte als Ehefrau und als Mutter die Devise: »Kopf hoch!« Wenn es Probleme gab, sah ich sie durch diese Brille. Hier war kein Platz für Mitgefühl für mich selbst und für andere. Diese Brille versucht, Dinge in Ordnung zu bringen, statt Gefühle zuzulassen. Das ist im Geschäftsleben praktisch, aber in Beziehungen kann sie extrem schädlich sein.

Ich setzte mich mit der Frage auseinander, was meine Gedanken in diese ungesunde Richtung gelenkt hatte. Das war eines der besten Geschenke, die ich mir selbst, meiner Ehe und meinen Kindern je gemacht hatte. Natürlich wäre es noch besser gewesen, wenn ich das getan hätte, solange unsere Kinder noch bei uns wohnten. Aber damals hatte ich weder die Zeit noch das Wissen oder auch nur die Erkenntnis, dass mit meiner Brille etwas nicht stimmte. Jetzt hatte ich beides: die Zeit und die Erkenntnis. Und die Eheberatung lieferte mir das Handwerkszeug für die dringend benötigte Korrektur meiner Perspektive. Das gehört zu dem Leben in Fülle, das Gott für mich und für Sie bereithält!

Wollen Sie von dem Denken befreit werden, das Ihnen nicht guttut? Wollen Sie sich bewusst machen, durch welche Brillen Sie die Welt sehen, und etwas gegen die Brillen unternehmen, die Ihren Beziehungen und Ihren Gefühlen schaden? Denken Sie nicht, dass es dafür zu spät wäre. Jetzt ist gerade die richtige Zeit, um die Weichen für die zweite Hälfte Ihrer Ehe zu stellen. Und um etwas für eine gesunde Beziehung zu Ihren erwachsenen Kindern zu tun. Um dafür, dass Sie als Großmutter das Leben Ihrer Enkel positiv beeinflussen. Und um selbst die Freiheit zu erfahren, nach der Sie sich sehnen!

Ich habe erlebt, welchen Unterschied diese Veränderungen machen können. Ich lade Sie ein, diesen Weg ebenfalls zu gehen. Hier sind einige Fragen, über die Sie nachdenken sollten. Vielleicht machen Sie das zuerst allein. Wenn Sie wollen, bitten Sie später Ihren Mann oder eine gute Freundin, Ihnen offen zu sagen, wie sie Sie in Bezug auf diese Fragen sehen. Falls Sie noch nie mit einem professionellen christlichen Therapeuten gesprochen haben und das Gefühl haben, dass das Ihnen helfen könnte, sollten Sie sich einen solchen Therapeuten suchen. Lassen Sie sich helfen, Ihre alte Brille abzulegen und eine neue, gesündere Brille aufzusetzen, durch die Sie die Welt in dieser Zugabe-Phase Ihres Lebens besser sehen können. Wenn Sie Ihr falsches Denken ändern wollen, machen Sie damit sich selbst und Ihrer Familie ein großes Geschenk!

* Neige ich eher zu Pessimismus oder zu Optimismus?

* Neige ich eher zu passiv-aggressiver Kommunikation oder zu einer ehrlichen, direkten Kommunikation? (Anmerkung: Auch Sarkasmus kann passiv-aggressiv sein.)

* Versuche ich eher, Probleme zu lösen, als Gefühle zuzulassen?

* Kommt es oft vor, dass ich mich schäme und mich minderwertig fühle?

* Habe ich das Gefühl, nie »genug« zu sein?

* Tue ich alles, damit »alle anderen zufrieden sind«?

* Neige ich eher dazu, mich zu isolieren, als auf andere zuzugehen?

* Habe ich das Gefühl, dass Gott von mir enttäuscht sein muss?

* Fühle ich mich hoffnungslos?

* Frage ich mich, was ich der Welt jetzt noch zu bieten habe?

* Fällt es mir schwer, meine Aufgabe zu erkennen?

Die Antworten auf diese Fragen können Ihnen helfen, einige Stellen zu identifizieren, an denen Ihre Brille Ihnen vielleicht nicht die Wahrheit sagt. Haben Sie Mut, gehen Sie diesen Fragen auf den Grund und bemühen Sie sich um emotionale Gesundheit. Das ist ein wichtiger Teil Ihres Weges in diese neue Lebensphase.

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