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Es geht los:
Die Achterbahn der Gefühle

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Bei uns Müttern dreht sich alles um den Nestbau. Sobald der Schwangerschaftstest positiv ist oder die Adoptionspapiere unterschrieben sind, fangen die meisten von uns an, alles für das neue Familienmitglied vorzubereiten. Wir richten das Kinderzimmer ein, wir füllen Schubladen mit Babykleidung, wir legen ein Fotoalbum an. Wir ordnen fast jeden Aspekt unseres Lebens unserer Mutterrolle unter.

Ungefähr 20 Jahre lang bemühen wir uns nach Kräften, unserem Kind ein erfülltes Leben und ein liebevolles Zuhause zu schenken. Wir unterschreiben Tausende Formulare, helfen den Kindern, für zig Prüfungen zu lernen, schauen uns unzählige Sportwettkämpfe an und hören uns jede Menge Musikproben und Chordarbietungen an. Wir fahren sie zur Jugendgruppe, ins Sommerlager, zu Tanzstunden und zu Fußballspielen. Wir trocknen ihre Tränen, wir feuern sie an, wir korrigieren und ermutigen sie. Daneben versorgen wir sie mit Essen und Kleidung, was keine geringe Leistung ist, wenn man bedenkt, wie schnell die Kinder wachsen. Wir investieren unser ganzes Leben in diese Kinder und dann … DANN ERLAUBEN SIE SICH, ERWACHSEN ZU WERDEN UND AUSZUZIEHEN!

Unser Jüngster und seine damalige Verlobte wählten den 21. Dezember für ihre Hochzeit. Zwei Wochen vorher hatte er sein Studium abgeschlossen und im darauffolgenden Mai würde sie ihr Studium beenden. Diese Zeremonie besiegelte ihre gemeinsame Zukunft und eröffnete für meinen Mann und mich offiziell die Lebensphase ohne Kinder im Haus.

Als einige Tage später Weihnachten kam und das neue Jahr anbrach, nahm ich meine wiedergefundene Freiheit fröhlich an. Von Januar bis Juli genoss ich diese neue Lebensphase sogar. Doch der August warf mich völlig aus der Bahn.

Ich erinnere mich noch gut, wie es dazu kam: Ich saß in unserem Wohnzimmer und scrollte durch Facebook. Alle tauschten sich über den Beginn des neuen Schuljahrs aus. Es gab Tipps zu Schreibheften, Zeichenblöcken, Filzstiften, Füllern und Bleistiften. Mir wurde plötzlich bewusst: Für mich waren die Tage, in denen ich alles für das neue Schuljahr vorbereitete, endgültig vorbei.

Die Tränen begann zu fließen und ich musste mir eingestehen: Das gefällt mir nicht. Absolut nicht. Ich habe es geliebt, alles für das neue Schuljahr vorzubereiten. Ich liebte den Rhythmus des Schuljahrs. Bei genauerem Nachdenken begriff ich, dass ich es liebte, für meine Kinder verantwortlich zu sein, gebraucht zu werden, den Neuanfang zu spüren, wenn im Herbst ein neues Schuljahr begann. Kurz gesagt: Ich liebte es, Mutter zu sein!

Ja, es hatte Tage gegeben, an denen ich am liebsten das Handtuch geworfen hätte. An manchen Tagen hatte ich mich gefragt, ob eine Mutter ihre Stelle kündigen könne. Jetzt vermisste ich die angenehmen Seiten des Mutterseins. Ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, der es so geht. Eine Mutter hat beschrieben, dass es sich anfühlt wie eine ungewollte Versetzung in den Ruhestand ohne Abschiedsfeier. Das trifft den Nagel auf den Kopf!

Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir das Leben unserer Kinder gesteuert und waren für sie verantwortlich. Jetzt sind sie erwachsen und sollen ihre Entscheidungen selbst treffen. Wie in aller Welt gelingt Eltern dieser Übergang? Bei einigen Kindern ist es leicht, sie allein ins Leben ziehen zu lassen, und bei anderen … nun ja, es ist ein bisschen so, wie würde man ein Kleinkind Auto fahren lassen. Wie soll eine Mutter damit umgehen?

Willkommen auf der Achterbahn der Gefühle, wenn die Kinder ausgeflogen sind und das Nest leer ist! Sie haben dieses Buch vermutlich aufgeschlagen, weil Sie dieses erdrückende Gefühl kennen. Ihr Leben fühlt sich gerade an wie auf dem steilen Anstieg einer Achterbahn, vielleicht ist es auch schon am obersten Punkt angekommen. Mit einem Kribbeln im Bauch wagen Sie einen kurzen Blick nach unten, bevor es mit halsbrecherischer Geschwindigkeit, viel schneller, als Ihnen lieb ist, abwärts geht. Der Wind der Veränderung schlägt Ihnen ins Gesicht und die emotionale Achterbahn schlägt Loopings und lässt Sie ganz ungeahnte Orte entdecken.

Eine der vielen Kurven auf der Achterbahn sieht so aus: Ich bin erleichtert, dass ich nicht mehr jeden Tag für andere Menschen verantwortlich bin, aber ich vermisse es so sehr, mich um die Menschen zu kümmern, die ich liebe. Kurz nach dieser Kurve folgt die nächste: Ich liebe es, dass unser Geld jetzt nur noch für zwei Personen und nicht mehr für sieben reichen muss. Aber ich habe es geliebt, meine Kinder mit den Dingen zu versorgen, die sie brauchten und wollten. Bei diesen emotionalen Loopings auf der Gefühlsachterbahn würde ich manchmal am liebsten rufen: »ANHALTEN! ICH WILL AUSSTEIGEN!«

Ich bin bestimmt nicht die Einzige, die solche Gefühle kennt. Wie soll eine Mutter mit diesen ganzen verrückten Gefühlen umgehen? Wie kann sie aus dieser Achterbahn aussteigen, ihre Gefühle stabilisieren und nicht mehr darauf schauen, dass sie etwas verloren hat, sondern sich freuen, dass sie etwas gewonnen hat? Eine neue Gelegenheit! Eine Zugabe, die sie genießen kann!

Bei meinem Bemühen, den emotionalen Tsunami zu bewältigen, schlug ich meine Bibel auf. Ich suchte das Buch Prediger, da ich in Erinnerung hatte, dass darin die Verse »Alles hat seine Zeit« stehen, die verschiedene Lebensphasen beschreiben. Ich befand mich definitiv in einer neuen Lebensphase. Mir stand nicht nur die Zeit ohne Kinder im Haus bevor, ich war auch schon Oma. Da unsere fünf Kinder 13 Jahre auseinander sind, wurde ich schon Großmutter, bevor unsere jüngeren Kinder erwachsen waren.

An jenem Morgen nahm ich eine andere Bibelübersetzung als die, die ich normalerweise lese. Ich blätterte zum dritten Kapitel. Bei Vers 6 hielt ich abrupt inne. Hier stand: »Festhalten hat seine Zeit wie auch das Loslassen« (frei übersetzt aus dem Englischen). Diese Worte FESTHALTEN und LOSLASSEN sprangen mir ins Auge und ich flüsterte: »Herr, das brauche ich, um diese Achterbahn aufzuhalten. Ich muss erkennen, was ich festhalten und was ich loslassen soll. Wenn mir das klar ist, schaffe ich es vielleicht, positiv in die Zukunft zu blicken.«

Darum kreisten meine Gebete, während ich mich auf der emotionalen Achterbahn dieser neuen, beunruhigenden Lebensphase befand. In jeder neuen Situation, mit der ich konfrontiert wurde, betete ich: Welchen Teil dieser Situation soll ich festhalten und welchen Teil soll ich loslassen, Herr? Im Laufe der Zeit gab mir Gott Klarheit. Diese Fragen für mich zu klären, hat mein Denken revolutioniert. Es hat mich von unrealistischen Erwartungen befreit und mir einen Blick für das volle Leben geschenkt, das immer noch vor mir liegt.

In den letzten acht Jahren habe ich viel an meiner inneren Einstellung gearbeitet. Das gab mir ein gutes Fundament für diese Veränderungen. Ich möchte Sie ermutigen, das auch so zu machen. Bevor wir betrachten, was wir konkret festhalten und loslassen sollten, brauchen wir ein festes Fundament.

Empty Nest Blues

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