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Lassen Sie die Erwartung los, dass Ihre Kinder die gleichen Prioritäten haben wie Sie

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Wenn sich unsere Kinder ein eigenes Leben aufbauen, haben sie die Freiheit, auch ihre Prioritäten selbst festzulegen. Sie haben das Fundament gelegt, aber welches Haus die Kinder darauf bauen wollen, entscheiden sie selbst. Mir gefällt das Bild, das Sara, die Frau unseres Pastors, gebraucht: »Wenn die Kinder beschließen, auf das Fundament, das du gelegt hast, eine schäbige Hütte zu bauen, ist es deine Aufgabe zu beten, dass sie irgendwann die Hütte einreißen und das schöne Schloss bauen, für das du das Fundament vorbereitet hast.«

Wir müssen lernen, dass nicht mehr wir die Prioritäten unserer Kinder festlegen. Fast 20 Jahre lang haben Sie ihnen geholfen, gute Entscheidungen zu treffen und vernünftige Prioritäten zu setzen. Jetzt müssen die Kinder das selbst machen. Es ist gut möglich, dass Sie mit ihren Prioritäten nicht einverstanden sind. Dieser Abnabelungsprozess kann schrittweise geschehen, solange die Kinder noch unter Ihrem Dach wohnen und erwachsen werden. Er sollte aber spätestens dann abgeschlossen sein, wenn die Kinder ihre eigene Wohnung haben und ihre eigene Familie gründen.

Vor mehreren Jahren schrieb ich zusammen mit Pam Farrel das Buch Got Teens?. Bei unseren Recherchen stießen wir auf eine interessante Studie zur Hirnentwicklung. Dr. Jay Giedd vom amerikanischen National Institute of Mental Health schreibt: »Der letzte Teil des Gehirns, der seine endgültige Form und Dimension annimmt, ist der präfrontale Cortex, in dem die sogenannten ausführenden Funktionen sitzen – planen, Prioritäten setzen, Gedanken ordnen, Impulse unterdrücken, die Konsequenzen des eigenen Handelns abwägen. Mit anderen Worten, der Teil des Gehirns, der als Letztes erwachsen wird, ist der Teil, der für Entscheidungen zuständig ist. Entscheidungen wie zum Beispiel: Ich mache zuerst meine Hausaufgaben, dann bringe ich den Müll hinaus und erst dann schreibe ich meinen Freunden, ob wir ins Kino gehen wollen.«1 Studien legen nahe, dass das Gehirn erst im Alter von 25 Jahren voll entwickelt ist. Ja, das heißt, dass unsere Kinder jetzt ihre Prioritäten selbst festlegen, obwohl sie dafür noch gar nicht vollständig ausgerüstet sind.

Doch auch ohne Berücksichtigung der Hirnforschung sind unsere jungen Erwachsenen einfach andere Menschen als wir. Was uns wichtig ist, ist ihnen vielleicht nicht wichtig. Oder es dauert seine Zeit, bis ihnen diese Dinge wichtig werden. Zum Beispiel kann es sein, dass ihnen Familie erst wieder wichtig ist, wenn sie selbst Eltern werden.

Es ist unsere Aufgabe, ihnen die Freiheit zu geben, andere Prioritäten zu haben als wir. Wir müssen dem Drang widerstehen, ihnen ein schlechtes Gewissen einzureden, weil sie anders sind als wir. Wir dürfen kommunizieren, was uns wichtig ist, aber es nicht persönlich nehmen, wenn unsere Kinder andere Prioritäten haben als wir. Hier geht es nicht darum zu jammern: »Was haben wir bei der Erziehung dieses Kindes falsch gemacht?«, sondern ruhig zu bleiben und zu sagen: »Ich weiß, dass er versucht, sich im Leben zurechtzufinden, und ich werde ihm dafür den nötigen Raum geben.«

Empty Nest Blues

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