Читать книгу Soulmates: Ruf des Schicksals - J.L. Langley - Страница 10

Kapitel 4

Оглавление

Als Bit am nächsten Abend die Stufen vor seinem Apartment hinunterstieg und auf Chays Pickup zuging, war das erste, was Chay durch den Kopf schoss: meiner. Das zweite war: Verdammt, er ist ein echter Hingucker.

Der Gedanke verschreckte ihn nicht länger. Irgendwann im Laufe des gestrigen Tages hatte Bit aufgehört, ein Problem für ihn zu sein. Wie er ihn am Abend näher kennengelernt hatte… wie er beim Anblick der Welpen lauter Ooohs und Aaahs von sich gegeben hatte… Um nichts in der Welt würde er wieder von seiner Seite weichen. Bit gehörte ihm und der Mann würde damit leben müssen.

Mal abgesehen vom Penis hatte Bit alles, was er sich stets an einer Gefährtin gewünscht hatte. Chay mochte den jüngeren Mann wirklich, war regelrecht fasziniert von ihm. Auch wenn er zugeben musste, dass die instinktive, körperliche Anziehung immer noch präsent war, so war das doch nicht der vornehmliche Grund, weshalb er so an seinem Gefährten hing.

Chay lächelte Bit an, als er zu ihm in den Wagen stieg und die Tür zuzog. Keaton trug ein Paar Khakihosen und einen blauen Pulli. Und er roch verdammt gut. Bei dem Geruch begann Chays Schwanz zu zucken. Allein bei dem Gedanken daran, Keaton wiederzusehen, hatte er bereits wieder einen Steifen bekommen.

Eigentlich hätte es ihm peinlich sein müssen, weil Keaton seine Erregung zweifellos witterte, aber das war es nicht. Es war Schicksal. Aus irgendeinem Grund hatte es ihm einen männlichen Gefährten zugewiesen und er hatte die feste Absicht, das zu genießen. Wer war er schließlich, die Mächte des Schicksals infrage zu stellen? Im Grunde hatte er ziemliches Glück. Einige Wölfe fanden nie den zweiten Teil ihrer Seele.

»Hey, Bit. Wie war dein Tag?«

Keaton lachte leise und schüttelte den Kopf. »Wie es aussieht, werde ich mir wohl einen ähnlich bescheuerten Spitznamen für dich einfallen lassen müssen, wie?«

»Wieso sagst du so was?«

»Weil du mich beharrlich weiterhin Bit nennst. Und mein Tag war gut, danke der Nachfrage. Wie war deiner?« Keaton musterte Chay von Kopf bis Fuß, griff dann nach dem Gurt und legte ihn an.

Chay sah an ihm hinunter und konnte deutlich sehen, dass seine Erregung den Stoff seiner Hosen ausbeulte. Irgendwie war es ein gutes Gefühl, zu wissen, dass er nicht der Einzige war, dem es so ging. Und die Tatsache, dass Bit ihn ausnahmsweise mal nicht anfauchte, hob seine Laune ebenfalls.

»Ganz gut. Du scheinst ja ziemlich gute Laune zu haben.«

Keaton zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich der Gedanke an selbstgekochtes Essen.«

»Hm, der Gedanke an den Kartoffelsalat meiner Mom beschert dir einen Ständer?«

Bit riss die Augen auf. Es wirkte irgendwie putzig. Seine herzförmigen Lippen öffneten sich langsam, dann brach sich ein lautes Lachen Bahn. Und wie sich seine himmelblauen Augen am Rand in Fältchen legten und wie sie vor Heiterkeit nur so sprühten, war wirklich ein schöner Anblick.

»Offensichtlich bin da ich nicht der Einzige.« Bit warf einen Blick in Chays Schoß. »Scheint verdammt guter Kartoffelsalat zu sein.«

Chay lachte. Das war wirklich lustig. Es war ein Vergnügen, Bit um sich zu haben, wenn er nicht gerade darüber lamentierte, nichts mit einem Hetero anfangen zu wollen.

»Oh Gott… Ich hoffe wirklich, dass sie uns den heute Abend nicht vorsetzen wird. Ich bezweifle, dass ich dabei ernst bleiben kann.«

Bit nickte. Er grinste immer noch. »Ich auch nicht. Und ich glaube nicht, dass ich das deinen Eltern erklären will.« Er wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. »Hallo, Mr. und Mrs. Winston, schön, Sie kennenzulernen. Nein, ich lache nicht über Ihr Essen, sondern… weil Chay den Kartoffelsalat ficken will.«

»Nicht den Kartoffelsalat, Bit.«

Bit blinzelte ihn aus großen Augen an. Dann prustete er noch lauter los: »Das will ich ihnen auch nicht erklären.«

Ja, das wollte er selbst auch nicht. Allein der Gedanke daran, ihnen zu verraten, wer Keaton in Wirklichkeit – für ihn – war, war ein absoluter Alptraum. Warum lachte er dann so darüber?

Endlich hatten sie sich so weit beruhigt, dass Chay gefahrlos den Wagen starten und auf die Straße fahren konnte. »Wer weiß, Bit, vielleicht wäre das kein schlechter Aufhänger, um es ihnen zu sagen. Das geringere von zwei Übeln sozusagen. Ich meine, was ist schlimmer? Einen männlichen Gefährten zu haben oder bei dem Gedanken an Essen einen Ständer zu bekommen?«

»Gutes Argument.« Keaton schwieg einen Moment. »Du hast nicht vor, es ihnen zu sagen, oder?« Ein leichtes Zittern lag in seiner Stimme.

Chay sah zu ihm herüber. Bit rutschte unbehaglich auf seinem Sitz herum. »Nein, noch nicht. Entspann dich. Ich hab dir gesagt, dass ich es langsam angehen lassen will, und das meine ich auch so. Du hast mein Wort. Ich sage nichts, bis du dein Okay gibst.«

Die Spannung auf der anderen Seite des Pickups schien sich etwas zu lösen. »Ich will nicht kleinlich sein, Chay. Es ist nur… es ist… du magst Männer nicht so und trotzdem willst du mich haben? Das ist etwas schwer zu glauben. Schwer, darauf zu vertrauen, verstehst du? Ich will damit nicht sagen, dass du lügst, aber…«

Chay verstand es tatsächlich. Auch für ihn war es schwer gewesen, damit klarzukommen. Dennoch war er sich einer Sache absolut sicher: Der Gedanke, mit Keaton zusammen zu sein und Sex mit ihm zu haben, war für ihn keinesfalls abstoßend. Ganz im Gegenteil.

»Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Du bist mein Gefährte und das ist alles, was zählt. An allem anderen können wir arbeiten.«

Wenn er darüber nachdachte, hatte ihn die Tatsache, dass Männer miteinander ins Bett gingen, nie angewidert. Bisher hatte er einfach nur immer Frauen bevorzugt. Aber Keaton? Der hatte alles, was er sich je an einer Gefährtin gewünscht hatte. Und mehr noch. Bit hatte zusätzliche... nun ja... Teile.

Chays Lippen begannen zu zucken, aber er gewann rasch die Kontrolle über sich zurück. Unter den gegebenen Umständen würde Keaton seine Erheiterung sicher nicht teilen können.

»Als ich noch klein war, hab ich von dir geträumt.«

»Von mir?«, fragte Keaton ungläubig.

Chay nickte. »Ich wusste schon damals, dass mein Gefährte blaue Augen und blonde Haare haben würde.« Liebevoll lächelte er. »Meine Mom hat dann immer gesagt, dass ich auf gar keinen Fall einen Weißen zum Gefährten haben werde. Sie bestand darauf, dass mein Gefährte Apache sein würde, vielleicht auch Lakota wie sie. Aber ich wusste es. Ich war absolut nicht überrascht, als ich in den Behandlungsraum gekommen bin und dein weißes Fell gesehen hab.«

»Du lügst wie gedruckt«, schmunzelte Bit.

»Nein, bestimmt nicht. Ich habe es geträumt: Haare wie Sonnenlicht, Augen wie der Himmel. So habe ich es meiner Mutter erzählt.«

»Das mein ich nicht. Den Teil glaub ich dir sogar. Ich kann zwar nicht behaupten, je von dir geträumt zu haben, aber ich hatte schon immer eine Schwäche für Männer, die so aussehen wie du. Aber wenn du sagst, dass du nicht überrascht warst, dann lügst du. Ich wette, du hast einen ziemlichen Schreck bekommen. Ich meine, ich weiß verdammt genau, dass es bei mir so gewesen wäre, wenn ich meinen Gefährten gerettet und sich herausgestellt hätte, dass er in Wahrheit eine Frau ist.«

Chay grinste. »Ja, okay. Ich war ein bisschen verwundert deswegen. Ich habe sogar überlegt, ob es weibliche Wölfe gibt, von denen ich bisher nur noch nichts gehört habe. Aber ich war nicht überrascht, dass du blond bist.«

»Ich wäre abgehauen«, flüsterte Bit.

»Hm?«

»Wenn mein Gefährte eine Frau gewesen wäre, mein ich. Ich wäre abgehauen. Vielleicht nicht sofort. Ich hätte mich vorher schon noch vergewissert, dass sie okay ist, aber ich hätte ihr niemals gesagt, dass ich ihr Gefährte bin.«

Chay zog eine Braue hoch. Er hatte es kurz in Erwägung gezogen, aber er wusste, dass er niemals so einfach hätte weggehen können. Er glaubte auch nicht, dass Keaton es gekonnt hätte. Dafür war die Anziehungskraft zu stark.

»Bist du dir da sicher?«

Bit nickte. »Ja, ich… glaube schon.«

Er grinste. »Ist das deine Art, mir zu sagen, dass du mich gnadenlos abserviert hättest, wenn ich eine Frau gewesen wäre, Bit?«

Lächelnd schüttelte Keaton den Kopf. »Glaubst du mir etwa nicht? Du bist ein Kerl und ich versuche trotzdem die ganze Zeit, dich abzuservieren.«

»Punkt für dich. Aber weißt du was? Das wird dir nicht gelingen, weil ich es nicht zulassen werde.«

Daraufhin wurde Bit sehr still, fing aber auch nicht wieder an zu streiten. Chay hielt das für ein gutes Zeichen. Es gab ihm die Hoffnung, dass Bit einsehen würde, dass dies das einzig Wahre war.

Während sie auf dem Weg ins Reservat waren, begann Keaton, Fragen zu stellen. Er war sehr an der Stammesgeschichte inte-ressiert, was in Anbetracht der Tatsache, dass er einen Doktor in Geschichte hatte, nicht verwunderlich war.

»Hast du schaufelförmige Schneidezähne?«

»Was?« Irritiert blinzelte Chay ihn an. Eben hatten sie noch über Stammesgeschichte gesprochen. Wie kam Bit nun auf seine Zähne?

»Deine Zähne. Fahr mit der Zunge über deine Schneidezähne und prüf nach, ob sie gebogen sind wie bei einer Schaufel.«

»Ich weiß, was Schneidezähne sind. Ich meinte eher, warum?«

»Es ist ein Merkmal der Ureinwohner. Darum.«

Er ließ seine Zunge über seine Zähne gleiten. Oh, hey, seine Schneidezähne fielen tatsächlich seitlich ab. Aber war das nicht bei jedem so? »Ja, sind sie.«

»Cool.« Keaton hüpfte förmlich auf seinem Sitz auf und ab. Chay mochte es, wie aufgeregt er wurde, und machte sich eine gedankliche Notiz: Keaton plus Geschichte gleich ein aufgeregter, glücklicher und ausgelassener Keaton.

Danach ratterte Bit jede erdenkliche Art von Fragen herunter. Ob er die Apachen-Sprache sprach? Ob er je an irgendwelchen Stammesriten oder Tänzen teilgenommen hatte? Und so ging es immer weiter.

Als sie endlich bei Chays Elternhaus ankamen, befürchtete dieser schon, als Nächstes seziert und unter ein Mikroskop gelegt zu werden. Er parkte direkt vor dem Gebäude und von einer Sekunde auf die andere wurde Bit wieder still. Chay stellte den Motor ab und steckte den Schlüssel ein.

»Was ist los, Bit?«

»Was, wenn sie mich hassen?«

»Werden sie nicht. Komm schon.« Gott, er hoffte, dass er damit richtig lag. Manchmal konnte seine Mutter eine ziemliche Zicke sein und sie hatte ohne Zweifel Vorurteile gegen Weiße. Er öffnete die Tür und stieg aus. Aus Gewohnheit ging er um den Wagen herum und wollte Bit die Tür öffnen.

Stirnrunzelnd sah Bit ihn an und stieß seine Tür selbst auf. »Ich kann die Tür allein aufmachen, Chay.«

Chay schmunzelte und rechnete halb damit, dass Keaton ihn ermahnen würde, dass dies kein Date war und er auch kein Mädchen. Aber Keaton schüttelte nur den Kopf und ging vor ihm den Fußweg entlang. Chays Aufmerksamkeit richtete sich wie magnetisch auf den kleinen, festen Hintern vor ihm. Bit hatte einen fantastischen Hintern. Scheiße. Sein Schwanz wurde schon wieder hart.

Bit drehte sich zu ihm um, als er einen Fuß auf die Veranda setzte. »Chay? Kommst du?«

Noch nicht. Aber wenn du so weitermachst, wette ich, dass es bald soweit ist.

»Ja.«

Er warf Bits Hintern noch einen letzten, sehnsüchtigen Blick zu und joggte dann die Stufen der Veranda hoch. Tief atmete er durch, um sich zu entspannen. Dann öffnete er die Tür.

»Chay.« Joe Winston erhob sich aus seinem Fernsehsessel und zog seinen Sohn in eine lange, kräftige Umarmung, während er ihm zur Begrüßung auf den Rücken klopfte.

Chay keuchte unter dem Griff, erwiderte die Geste aber. »Dad, das ist Keaton Reynolds.« Er trat einen Schritt zurück, um Keaton vorzustellen. »Bit, das ist mein Dad.«

Bit schoss einen kurzen, wütenden Blick auf Chay ab, ehe er sich seinem Vater zuwandte. Er streckte die Hand aus, senkte seinen Blick und legte den Kopf leicht schräg, um seine Kehle zu entblößen – ein Zeichen des Respekts.

»Schön, Sie kennenzulernen, Mr. Winston.«

Joes Augen weiteten sich. »Junge, nach dem, was mir meine Sinne sagen, müsste ich dir meine Kehle zeigen. Du bist der mächtigere Wolf. Aber es ist auch schön, dich kennenzulernen. Nenn mich bitte Joe. Du musst der Wolf sein, den Chay letztens verarztet hat.«

Chay runzelte die Stirn. Warum hielt sein Dad Bit für den stärkeren Wolf? Sein Dad war der Beta ihres Rudels und verdammt stark. Moment mal! Er hatte seinem Vater doch gar nichts von Keaton erzählt, oder?

»Woher weißt du davon?«

Sein Vater warf ihm einen überraschten Blick zu. »Frank Red Hawk hat es mir erzählt.« Er sah wieder zu Keaton und lächelte. »Also, Keaton, woher kommst du?«

»Georgia, Sir.«

»Hast du vor, hier zu bleiben?«

»Ähm, vielleicht. Derzeit arbeite ich hier.«

Joe klopfte Keaton auf den Rücken und dirigierte ihn zur Couch hinüber. Er drückte Keaton auf das Polster und nahm ihm gegenüber Platz. »Erzähl mir von dir, Junge. Wie geht's dem Kopf? Der Schuss ging nicht sehr tief, oder?« Er sah zu Chay hoch.

Chay schüttelte den Kopf. Was zur Hölle hatte sein Vater vor? Er war normalerweise zwar freundlich, aber noch nie zuvor hatte er sich so für Chays Freunde interessiert.

»Gut, gut. Du bist kein Teenager mehr, oder?«

Keaton stutzte. Wie es aussah, war er ebenso verwirrt wie Chay. »Nein, Sir. Ich bin fünfundzwanzig.«

»Dann bist du ja nur etwas jünger als Chay. Und was machst du so, Keaton? Und bitte sag Joe zu mir. Immerhin gehörst du nun zur Familie.«

»Was?« Chay war sich nicht sicher, wer von ihnen lauter herausplatzte, er oder Bit.

Chay räusperte sich und startete einen zweiten Versuch: »Was bitte?«

Keaton sagte nichts, sondern verfolgte die Situation nur mit weit aufgerissenen Augen.

Mit einem breiten Grinsen sah sein Vater zu ihm hoch. »Er gehört doch jetzt zum Rudel, oder nicht? Er hat doch gesagt, dass er vorläufig nicht weggehen wird.« Er sah Keaton an. »Stimmt's?«

Bit nickte und entspannte sich etwas. »Ja, Si... Joe.«

Okay. Sein alter Herr hatte zweifellos irgendetwas vor. Wenn er nur wüsste, was. Auf keinen Fall konnte sein Vater wissen, dass Keaton sein Gefährte war. Chay setzte sich zu ihm auf die Couch und beobachtete seinen Vater genau. Sie saßen für einige Minuten zusammen, während Bit Fragen zu seiner Person beantwortete, bis seine Mutter den Kopf aus der Küchentür streckte.

»Chay? Wo ist dein neuer Freu… oh.« Ihr finsterer Blick landete auf Keaton und ruckte dann wieder zurück zu Chay.

Nur mit Mühe konnte Chay ein Seufzen unterdrücken. Komm schon, Mom, lass ihn einfach in Ruhe… bitte.

Keaton stand auf und streckte ihr die Hand entgegen. »Mrs. Winston, schön Sie kennenzulernen. Ich bin Chays Freund, Keaton.«

Lena wirkte verdattert, nahm aber seine Hand. »Freut mich, Keaton. Ich muss zugeben, Sie sind nicht ganz das, was ich erwartet hatte.«

»Hatten Sie jemand größeren erwartet?«

»Nein, jemand dunkleren.«

»Mom!« Chay sprang auf.

»Lena!« Joe tat es ihm gleich.

»Das Essen ist fertig.« Lena drehte sich um und marschierte geradewegs zurück in die Küche.

Chay legte eine Hand auf Bits Schulter. »Sorry, Bit. Sie ist etwas… nun ja… sie…«

Joe tätschelte zunächst Chays Schulter, dann Bits. »Was Chay dir zu erklären versucht, ist, dass meine Frau ein paar kleine Vorurteile hat. Mach dir keine Gedanken darüber, Junge. Du bist in unserem Haus stets willkommen. Sie wird sich schon wieder einkriegen. Und jetzt... lasst uns essen!«

Er schlenderte in die Küche und ließ Chay mit Bit allein. Bit zog eine hellbraune Braue hoch. »Du hättest mich ruhig vorwarnen können.«

»Sorry, ich hätte nicht gedacht, dass sie sich so wenig zusammenreißt. Mit meinem Freund Remi kommt sie klar.«

»Ist er weiß?«

»Zur Hälfte. Und, naja… er zählt in dieser Hinsicht vielleicht nicht wirklich – er sieht wie ein Apache aus.«

»Kommt, Jungs. Das Essen wird kalt.« Joes Rufen hallte durch das ganze Haus.

Bit grinste. »Ich mag deinen Dad.«

Chay nickte. »Ich auch. Los, komm, bevor er uns alles wegisst.«

Trotz der reservierten Haltung seiner Mutter verlief der Abend ganz gut. Keaton schien sich allmählich zu entspannen und zu amüsieren. Wenn er wollte, konnte er sehr charmant sein. Chay ertappte sich mehr als einmal dabei, wie er ihn während des Essens anstarrte. Er konnte sich nicht helfen, Keaton zog ihn an, wie das Licht eine Motte.

Er konnte es gar nicht erwarten, mit seiner Hand durch die blonden Locken zu streicheln. Er wollte wissen, ob seine Haare in Menschengestalt genauso weich waren wie sein Wolfsfell. Und diese Augen, Gott, er hatte hübsche Augen. Sie strahlten förmlich, wenn er lächelte. Und Grübchen. Bit hatte Grübchen! Das war Chay noch gar nicht aufgefallen. Vielleicht lag das daran, dass Bit bisher in seiner Gegenwart nicht sonderlich viel gelächelt hatte.

»Ich mag deine Familie, Chay«, sagte er auf der Rückfahrt.

Er sah zum Beifahrersitz hinüber, die Aufmerksamkeit ganz auf dieses engelsgleiche Gesicht gerichtet. »Schön. Ich glaube, sie mögen dich auch. Jedenfalls mein Dad. Meine Mom... wird es auch. Irgendwann.« Hoffentlich!

»Meinst du? Ich glaube nicht, dass es sonderlich hilfreich war, dass ich lachen musste, als sie mich gefragt hat, ob ich Kartoffelsalat möchte.«

Sie mussten beide lachen. »Vielleicht hast du recht. Aber mit der Zeit kommt sie sicher über die Tatsache hinweg, dass du unterpigmentiert bist.«

Keaton grinste. »Ja, vielleicht. Aber irgendwas sagt mir, dass, wenn sie herausfindet, dass wir beide Gefährten sind, sie ein größeres Problem mit meinem Penis als mit meiner Hautfarbe haben wird.«

Das befürchtete Chay auch. Er bog auf den Parkplatz vor Bits Apartment-Komplex ein und parkte direkt neben seinem Wagen.

»Danke, Chay. Ich hatte heute viel Spaß.«

»Ich auch, Bit. Ich auch.«

Bit wollte nach dem Türgriff greifen, doch Chay packte ihn am Arm und zog ihn zurück. Bevor er Einwände erheben konnte, tat Chay, was er schon den ganzen Abend hatte tun wollen. Er umschloss Bits Gesicht mit beiden Händen und seine Finger glitten durch die hellen Locken. Dann presste er seinen Mund auf den von Bit. Und ja. Seine Haare fühlten sich in Menschengestalt tatsächlich genauso weich an.

Eine Millisekunde lang zögerte Bit, bevor er sich entspannte und seine Lippen öffnete.

Chay nutzte die Gelegenheit augenblicklich und schob seine Zunge in Keatons Mund, fühlte, schmeckte und eroberte. Das war so gut. Keaton schmeckte berauschend und, Himmel, konnte er küssen!

Keaton erwiderte den Kuss und gab genauso viel und noch mehr zurück, als er bekam und saugte leicht an Chays Unterlippe. Chays Schwanz wurde steinhart. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals so schnell so erregt gewesen zu sein. Vielleicht mal als Teenager, aber nicht in letzter Zeit. Wenn er jetzt nicht aufhörte, würde er dazu nicht mehr in der Lage sein. Nicht, dass das was Schlechtes gewesen wäre, aber er hatte es versprochen.

Er zog sich zurück und schnappte nach Luft. Bit folgte seiner Bewegung und legte schwer atmend seinen Kopf auf Chays Schulter. Ein letztes Mal noch gab Chay der Versuchung nach und ließ seine Finger durch Bits Haare gleiten.

»Tut mir leid, Bit. Hab da grad nicht wirklich drüber nachgedacht.«

Keaton nickte. »Ja, d… d... das war... wir sollten das nicht mehr tun.«

Chay grinste. Wenn er stotterte, war Bit sogar noch anziehender. Chay wollte es darauf anlegen, ob er ihn noch etwas mehr zum Stottern bringen konnte, aber er war sich ziemlich sicher, dass Keaton es kein zweites Mal zulassen würde, dass er ihn küsste. Zärtlich strich er ihm über die Wange.

Bit genoss die Berührung einen Herzschlag lang, schmiegte sich ihr sogar entgegen. Dann öffnete er die Tür und stieg aus. Chay kurbelte das Fenster herunter.

»Morgen Abend. Poker.«

Keaton hielt inne. »Hm?«

Mit einem Lächeln setzte Chay zurück. »Ich komm morgen so gegen sechs vorbei. Wir gehen was essen und danach kommst du mit mir zum Pokern.«

Während Chay das Fenster wieder hochfuhr, um einem Nein zuvorzukommen, stand Bit nur kopfschüttelnd da.

»Sechs Uhr. Mach dich rechtzeitig fertig, Babe.«

Mit quietschenden Reifen fuhr er vom Parkplatz, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Sicher würde Keaton früher oder später seine Pläne durchschauen, aber bis es soweit war, würde er es einfach nur genießen.

Soulmates: Ruf des Schicksals

Подняться наверх