Читать книгу Soulmates: Ruf des Schicksals - J.L. Langley - Страница 6
Prolog
Оглавление»Brumm, brumm... Mommy, wenn ich ein Wolf bin so wie Daddy, warum kann ich mich dann nicht verwandeln?«
Lena Winston sah von ihrer Rührschüssel auf und lächelte ihren einzigen Sohn an. Ein Spielzeugauto in jeder Hand, blickte Chay mit großen, braunen Augen erwartungsvoll zu ihr auf.
»Weil du noch nicht in der Pubertät bist, Chay.« Sie rührte weiter den Teig für ihren Schokoladenkuchen.
Chay machte wieder Motorengeräusche und die Spielzeugautos klackerten über den Boden. »Mami, was ist Pupatät?«
Hoppla, vielleicht hätte sie das besser anders ausgedrückt. Lena drehte sich um und kicherte über ihre unglückliche Wortwahl. Chayton war das neugierigste Kind, das sie kannte. Natürlich musste er da nachhaken.
»Ähm, das heißt, wenn du älter bist; ein Teenager.«
Seine kleine Stirn legte sich in Falten. Für einen Augenblick saß der Vierjährige still da, dann neigte er seinen dunklen Schopf zur Seite. »Mommy, wann bin ich denn ein Teenager?«
Sie stellte den fertig gerührten Teig auf die Ablage und kramte eine Backform aus dem Schrank darunter hervor. »In etwa elf Jahren, wenn du älter bist, fünfzehn oder so.«
»Und was ist, wenn ich dreizehn oder vierzehn bin? Das ist auch schon alt. Bin ich dann kein Teenager?«
Lena schüttelte den Kopf und füllte die Kuchenmischung in eine Form. »Chay, du bist viel zu schlau für dein Alter. Ja, du wirst auch dann schon ein Teenager sein.« Sie hielt dem kleinen Jungen Rührschüssel und Löffel hin. »Willst du die Schüssel auslecken?«
»Ja, ja, ja!« Chay ließ seine Autos fallen, sprang auf die Füße und wippte auf den Zehenspitzen auf und ab. »Jaaah, ich darf die Schüssel auslecken, ich darf die Schüssel auslecken.« Er tanzte auf der Stelle.
»Setz dich auf den Boden, dann geb ich sie dir.«
Der Kleine ließ sich so schnell auf seinen Hintern plumpsen, dass er vom Linoleumboden beinahe wieder nach oben federte. Ihr Hund Roscoe trottete in die Küche, leckte dem Jungen über die Wange und ließ sich an seiner Seite nieder. Lena stellte die Schüssel zwischen Chays ausgestreckten Beinen ab und gab ihm den Löffel.
»Versuch, nicht zu kleckern. Ich fang schon mal mit dem Abendessen an, während der Kuchen im Ofen ist.«
Chay nahm den großen Plastiklöffel und stopfte ihn in seinen kleinen Mund. Kuchenteig quoll zwischen den Mundwinkeln hervor und verteilte sich über Nase und Wangen.
Sie sah ein, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen wäre, ihn sauber halten zu wollen, also schob sie den Kuchen in den Ofen und ging dann in die Speisekammer, um Kartoffeln zu holen. Sie legte sie in die Spüle und fing an, sie abzuwaschen, als sie hinter sich schlabbernde und… schleckende Geräusche hörte. Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, was vor sich ging.
»Chayton Montgomery Winston. Habe ich dir nicht gesagt, dass du dein Essen nicht mit dem Hund teilen sollst?«
»Aber, Mommy, Roscoe mag auch gerne die Schüssel auslecken.«
»Chay…«
Er seufzte. »Na gut. Schluss jetzt, Roscoe, Mommy sagt, ich darf nicht.«
Lena hörte, wie die Krallen des Hundes über das Linoleum klackerten, als er sich entfernte. Sie schüttelte den Kopf. Dieses Kind dachte sich absolut nichts dabei, den Hund den Löffel abschlecken zu lassen und ihn dann wieder in seinen eigenen Mund zu stecken. Bäh!
»Mommy?«
Lena stellte den Wasserhahn ab und durchwühlte die Schublade nach einem Sparschäler. »Ja, Chay?«
»Woher wusstest du, dass Daddy dein Gefährte ist, wenn du doch gar kein Wolf bist? Daddy sagt, dass Wölfe ihre Gefährten erkennen, wenn sie sie treffen.«
»Na ja, ich wusste es eigentlich nicht, aber dein Vater schon.« Sie begann mit dem Kartoffelschälen. »Weißt du, Chay, weil dein Opa Matthew auch ein Wolf ist, bin ich unter Wölfen groß geworden. Wölfe suchen sich ihre Gefährtinnen nicht aus. Gott macht das für sie. Aber wenn ein Wolf seine Gefährtin trifft, dann weiß er es einfach. Als dein Daddy mir sagte, dass ich seine Gefährtin bin, da wusste ich, dass es die Wahrheit ist. Es war mein Schicksal, mit ihm zusammen zu sein.« Bei dem Gedanken an Joseph, ihren Mann, lächelte Lena.
»Mommy, mein Gefährte hat Haare wie die Sonne und Augen wie der Himmel. Er wird wie ein Prinz aussehen.«
»Sie. Und es heißt Prinzessin, Liebling, nicht Prinz«, korrigierte Lena ihn automatisch. Dann sickerte das, was er über Haare und Augen gesagt hatte, zu ihr durch. Es traf sie wie ein Schlag. Tief atmete sie durch und erinnerte sich daran, dass er noch ein Kind war und es nicht besser wusste. »Nein, Chay. Deine Gefährtin wird eine von uns sein, keine Weiße. Sie wird wundervolle, lange, schwarze Haare haben, braune Augen und schöne karamellfarbene Haut. Vielleicht wird sie keine Apache sein. Ich bin ja auch keine – ich bin eine Lakota. Aber sie wird eine von uns sein.«
Der Löffel kratzte ein paar Mal über die Schüsselwand. »Aber du hast doch gesagt, dass wir uns unsere Gefährten nicht aussuchen. Dass Gott das macht. Woher weißt du dann, dass mein Gefährte nicht Haare wie Sonnenschein und Augen wie der Himmel hat?«
Lena verdrehte die Augen und stieß einen Seufzer aus. »Weil Gott uns sowas nicht antun würde, Chay.« Die letzte Kartoffel war geschält und Lena wollte gerade zum Kühlschrank gehen, als sie wie angewurzelt stehen blieb.
»Chayton Montgomery Winston. Was habe ich dir über das Teilen mit Tieren gesagt?«
Chays Augen strahlten sie an. Sein Blick wanderte zur Hauskatze hinüber, deren Schnurrhaare mit Kuchenteig verklebt waren, und dann wieder zurück zu seiner Mutter. »Du hast gesagt, ich darf nicht mit Roscoe teilen, Mommy. Von Fluffy hast du nichts gesagt.«