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Vorwort

Ich weiß immerhin schon mal, wer ich nicht bin. Auf keinen Fall bin ich einer jener Superreisenden, einer, der zu Fuß die Nordhalbkugel abgelaufen ist oder einer, der mit dem Fahrrad am Äquator seine Bahnen gezogen hat. Ich bin auch nicht durch die Südsee geschwommen und hab auch keinen der 14 Achttausender bestiegen oder bin mit dem Bobbycar durch die Sahara gekrochen und schon gar nicht mit Inline Skates über die Antarktis geschlittert. Nein, mit keinem von jenen Aktivitäten kann ich glänzen und solch Errungenschaften habe ich nie verfolgt. Ich bin ein ganz gewöhnlicher Suchender, einer, der für sich selbst aufgedeckt hat, dass er das viele Unterwegssein, das in fremde Kulturen eintauchen oder auch das einfach mal bloß stundenlang auf einer Parkbank verweilen, um währenddessen das Treiben der Menschen zu beobachten und das dabei ins echte Geschehen Hineingeschnupper äußerst schätzt. Ich fühle, wie bezaubernd es immer wieder von Neuem ist, frischen Wind spüren zu dürfen. Ja, ich bin jemand, der sich gerne von seinem Bachgefühl und seinen Sinnen einfach leiten lässt.

Mit „Freiheit in Kaponga“ beschreibe ich viele dieser Augenblicke, die entstehen können, wenn ich mich fallen lasse. Es sind die kleinen Momente, die Großes in mir ausgelöst und mir enthüllend erzählt haben, dass ich einen anderen Weg zu gehen habe als jenen, der mir in der Heimat förmlich aufs Butterbrot geschmiert wird. Für meine Art des Reisens braucht man keine besonderen Fähigkeiten, keine kräftigen Beine oder einen eisernen Wille, gepaart mit irgendeinem verrückten Ziel, das man bissig verfolgt, um vielleicht einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde zu bekommen. Nein, solchen Zielen jage ich nicht hinterher, darum geht es mir nicht. Ich hingegen möchte nicht durchs Leben hetzen, sondern viel lieber öfters einfach stehen bleiben und mich setzen. Demnach geht es mir in keinster Weise um diesen „Höher, Schneller, Weiter“-Gedanken und auch nicht darum, besonders ausgefallene Sachen zu machen oder jede berühmte Sehenswürdigkeit abgelichtet zu haben, um diese dann à la Selfie-Kultur prahlsüchtig allen anderen Zuhausegebliebenen durch die scheinheilige virtuelle Welt zu jagen. Ich mag viel lieber meinen eigenen, meinen wirklichen Weg beschreiten — ja, auch davon gern mal etwas abgehen — und brauche dafür erst recht kein falsches, hinterhergeworfenes Lob von Menschen, die in Schubladen ihre Gehirne parken. Genau davon versuche ich mich stets von Neuem zu befreien. Und so ergibt es sich von ganz alleine, dass ich immer wieder auf Begegnungen mit Menschen treffe, die mir wirklich Besonderes mit auf meinen ungeordneten Lebensweg geben können.

Beim Verreisen geht es mir auch nicht darum, möglichst viele Länder in einer Reihe hintereinanderweg bereist zu haben. Also, ich bin auch nicht derjenige, welcher sich zu denjenigen zählen darf, die am Stück ein paar Jahre unterwegs auf einer Weltreise gewesen sind. Nein, ich bin zu jeder Zeit gern nach Deutschland zurückgekehrt und zeige mit diesem Weg, dass, wenn ich mich wieder zurück durch heimatliche Mauern bewege, ja auch das eine Art des Reisens für mich ist. Meine Reise ging demnach einfach immer weiter. Ja, ich wollte und will kein Ende, keinen Haken an diese Auszeit des normalen Lebens zeichnen — sprich, an mein Unterwegssein in meiner „Lebens-To-do-Liste“, die am Kühlschrank klebt, ein Kreuzchen machen — und das Ereignis jener Weltreise, also diesem dann verflogenem Lebensabschnitt, nicht als abgehakt und abgearbeitet betrachten. Doch werde ich bei all den unterschiedlichen Zeiten und anhand vieler Begebenheiten meinen Weg und auch mich selbst immer wieder in Frage stellen. Bei all den Momenten aber, schenkt mir das Verreisen das Gefühl, ein wirklich freier Mensch zu sein. Ich beschreibe, wie dieses befreiende Gefühl in mir wächst und gerade beim ungeplanten Unterwegssein so richtig in mir gedeihen kann. Meiner Ansicht nach kann das echte, freie Reisegefühl nicht gefunden werden, wenn man im All-inclusive-Urlaub früh morgens sein frisch gebügeltes Handtuch, wohl am besten noch aus dem Hotelzimmerfenster auf den Liegestuhl in der ersten Reihe am Pool wirft um sich dann im weiteren straff durchorganisierten Tagesverlauf von einem aufgezogenen Animateur durch den hitzigen Tag hetzen zu lassen und sich am Abend auf sein wohlverdientes deutsches Essen zu freuen.

Darüber hinaus bin ich äußerst froh, dass die Welt während meiner ersten Reisejahre noch nicht ganz so durchgestylt war, wie ich sie heute vorfinde. Ja, um damals Informationen aus dem World Wide Web zu ziehen, musste ich mich noch hinter einem klobigen Computer in irgendeiner Kammer eines Internetcafés verkriechen. Zudem gab es auch noch kein booking.com, maps.me und all die anderen Hilfsmittel, wie all die zahlreichen Apps zur rollenden Fortbewegung, die heutzutage beinahe in jedem Winkel im Free Wifi abrufbar sind. Werkzeuge, die ich auch heute noch so weit wie möglich meide, um mir durch die Nichtnutzung all dieser vorher beschriebenen Bequemlichkeiten das mit Sicherheit verlorengehende Abenteuer, was uns Erdenbürger auf unserem globalisierten Erdball eben dadurch auf sehr leichtem Weg zertrümmert wird, noch in Bruchstücken zu bewahren. Der schönste Weg, ein Land mit seinen Kulturen und Menschen wirklich kennenzulernen und dabei etwas tiefer in die jeweilige Atmosphäre einzutauchen, ist für mich obendrein, sich auf eigene Achse und ohne die im Vorfeld groß geschmiedeten Pläne auf den Weg zu machen. Ich benenne es ganz gern und einfach so: Geplant planlos reisen. Und dies ist wirklich wunderbar und stets mit mehreren Abenteuern verbunden. Ja, das Leben ist einfach viel zu kurz, um auf solch prägende Erlebnisse zu verzichten. Das Gefühl, das mir das Reisen schenkt, ist oft unbeschreiblich und ganz ohne Zweifel auch unvergesslich und immer wieder aufs Neue echt faszinierend. Und selbst dann, wenn die Dinge scheinbar alle gegen mich zu laufen scheinen. Echte Gefühle kann man sich nicht kaufen, man bekommt sie sogar for free.

Ja und eines weiß ich ganz gewiss. Ich will nie aufhören, Kind sein zu dürfen, was ich mir glücklicherweise auch nicht einreden muss. Ich möchte abenteuerlustig, wissbegierig und mit vielen Fragen durchs Leben turnen — ja, das ist es, was ich wirklich will. Denn dann bin ich lebendig und brauche nicht mit der Spitzhacke in der Hand nach dem „wahren Glück“ zu graben. Eben drum, weil ich es viel zu sehr liebe, mir meine wenigen Erdentage so zurecht zu basteln, wie ich das für richtig halte — meine unbezahlbaren Momente. Und Ihr seid herzlich dazu eingeladen, davon zu lesen.

PS: Ich darf auch jetzt schon mal verraten, dass ich noch ein zweites Buch geschrieben habe, wo es weniger um meine Reisen geht, dafür gebe ich aber einen großen Einblick zu jenen Themen, die mich durch das ungezwungene Verreisen und der damit verbundenen freien Zeit angetrieben haben, eine tiefere Sicht in die etwas versteckteren Blickwinkel zu wagen.

Freiheit in Kaponga

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