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VORWORT

von

JO Ziegler

Die Die Entstehungsgeschichte

mit mit Weiterentwicklung

einer Raben-Figur

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – eine im Ruhrgebiet verortete Kurzgeschichte“, derart lobte der Ausrichter des Literaturpreises Ruhrgebiet seinen Schreibwettbewerb im Jahre 2006 aus. Da war es reiner Zufall, dass sich in meinen Sammelmappen auch ein Siebdruck eines Zwerges aus Olims Zeiten von 1977 befand. Dieser Zwerg kam mir exakt zu Pass, denn er sollte meine bereits angedachte Kurzgeschichte beleben!

Da Zwergsein auch etwas zu tun hat mit „twer – quer“ und mit „twerch – schräg, verkehrt“ sowie mit „twern – quirlen, verdrehen“, war dieser Winzling wie geschaffen, um auf der Ur-Ruhr-Spur Nummer Sieben, so der Titel meiner Kurzgeschichte, durchzustarten. Dabei luchste er dem obersten Essener Grobschmied dessen Stahlrezepte ab, nistete sich in der ISENBURG ein und betrieb dort eine alternative Stahl schmiede. Beim Hantieren mit Sprengstoff flog die Burg in die Luft und verabschiedete sich als Schuttlawine ins Ruhrflusstal. Verblieben ist die RUINE ISENBURG im Essener Süden oberhalb des Baldeney-Sees.


Im Herbst kommt Post vom Literaturbüro mit einer Einladung zur abschließenden Feier und Preisverleihung, wobei ich allerdings nicht zu den Gewinnern gehöre. Da geht mir doch glatt der Draht in der Mütze hoch – der literarische Draht – wohlgemerkt!

Nein, meine Kurzgeschichte wird keinesfalls in der Schublade verschwinden. Sie soll vielmehr Bestandteil eines größeren Werkes werden, womit der Grundstein für meinen ersten historischen Roman DIE RUHR-MAGIER gelegt ist.

Darin nutzt der Zwerg einen riesigen Raben als Lufttaxi:

«Zu Olims Zeiten, als die Weltengötter sich noch gegenseitig beharkten, da mischte auch der Erlkönig Alberich kräftig mit. Als King der Düsternis, Obermacker im Geistreich aller Schad - und Neid-Gnome, plusterte er sich der Sage nach über Gebühr auf. Gegen den Verführer seiner Schwester riskierte er eine so dicke Lippe, dass es dem schandtätigen obersten Göttervater zu laut und zu bunt wurde. In einfältigem Beschluss schlug er den miesen unteren aufsässigen Krakeeler nicht etwa ruckzuck drei Ellen unter den Boden, sondern schrumpfte ihn sadomasomäßig, ließ ihm voll die Luft ab bis auf Zwergengröße und delektierte sich an diesem neuen Vertreter der verqueren Zwergenzunft, leerte seinen güldenen Becher vollschlucks, dehnte sich sehr auf seinem Lotter-Thron, griff zur Fiedel und fiedelte daselbst einen ALB ALBERICH ABGESANG.

Sehr schnell entfloh der neue Zwergenfloh der lästernden und feixenden Göttermischpoke, nahm ein RabenLuftTaxi, verabschiedete sich für immer von Midgards Weiten und ließ sich in HAMMABURC, Hamburg, absetzen, um dort seine neue komplexe Zwergenweise mental festzuzurren. Machte dabei Bekanntschaft mit dem Dominanz-Raben Ruhrchef.»

(S.76-77 Jo Ziegler DIE RUHR-TRILOGIE. Eine große Revier-Chronographie in drei Romanen, Version 2: BoD: ISBN 9783739225920, E-Book ISBN 9783739269047, 07.01.2016)

MAI 2006

Dominanz-Rabe Ruhrchef in einem glänzenden, kommunikativen Outfit. Dargestellt in einer Collage auf Karton: Buntstifte, Pigmente, Tusche 21x 21 cm, WV 33


JANUAR 2012

Am Spätnachmittag im Textzentrum Essen:

Auf dem Tisch Reste von Weihnachtsgebäck, dazu Kaffee und Tee. Die Heizkörper knacken, wir lehnen uns einen Moment in den Korbsesseln zurück – allerdings einen langen Moment, um die Wollmäuse im schütteren Gegenlicht beim Rollen zu beobachten, als ein Geistesblitz in verbaler Reinform abgefeuert wird:

Uri Bülbül:

„Jo, in deinen verschiedenen Buchprojekten bist du immer besonders stark in den Dialogen.“

Jo Ziegler:

„Stimmt, da vergaloppiere ich mich mit wachsender Begeisterung.“

Uri Bülbül:

„Vielleicht schreibst du jetzt einen Dialog, der sich inhaltlich mit den Themen der aktuell geführten Diskussion über Migration/Integration auseinandersetzt. Es wäre eine Möglichkeit, dieses Thema bei unserer nächsten PostDrama-Aufführung im Katakomben-Theater auf die Bühne zu bringen.“

Jo Ziegler:

„Ein besonderer Impuls! Gib mir Zeit zum Nachdenken und zur Umsetzung!“

Uri Bülbül:

„Du hast drei Tage lang Zeit!“

Jo Ziegler:

„Ja - Ja - Ja!

Während der drei Stationen Busfahrt im Nachtexpress erinnere ich mich vage an die Fabel vom Fuchs und dem Raben und notiere impulsiv:

„Ein schlauer Fuchs als türkischer Migrant trifft auf einen deutschen frech fragenden Raben im glänzenden schwarzen Gefieder.“

Drei Tage später erlebt meine erste Lieferung vom Fuchs und dem Raben im Schreibhaus ihre Premiere. Ich habe zwei Kopien gemacht und wir sprechen mit verteilten Rollen den Text, wobei gleichzeitig einige holprige Textstellen geebnet werden. Danach wird ausgiebig die Redensart des Raben diskutiert.

Es fällt das Wort Rabulistik, dann Galimathologie und dann parodierte Parömien. Oh ja! Hinter den Blitzen rot rollt bereits das sprachliche Gewitter.

JULI 2012

Das Textzentrum Essen ist um einen mannshohen Getränke-Kühlschlank gewachsen. In dieser Leihgabe des benachbarten Katakomben-Theaters lagern einige Energy-Drink Dosen. Schon wird nach deren Konsum eine neue Idee geboren.

Jo Ziegler:

„Wir sollten den neuen Text vom Fuchs und vom Raben vor einem adäquaten Publikum testen!“

Uri Bülbül:

„In der Literaturwüste hört man oft Stimmen.“

Jo Ziegler:

„Nimm doch einfach dein schwabbeliges schwarzes Notizbuch und notiere dort unter dem heutigen Datum: Bei einer Veranstaltung im Open Wort-Café Dortmund in der Mayerschen Buchhandlung mit der Jurorin Ellen Widmaier wollen Mitte Juli 2012 Uri Bülbül und Jo Ziegler ihre Stimmen dem Fuchs und dem Raben verleihen.“

Uri Bülbül:

„Meinetwegen! Wir kommen aus Bochum und aus Essen und in Dortmund kennt uns niemand, also…!“

Also verleihen wir unsere Stimmen dem RABEN sowie dem ROTFUCHS in einem rabulistischen Dialog als Höchstmaß sprachlicher wie szenischer Präsentation und verlassen danach das Podium zufrieden mit einem nominierten zweiten Platz. Eine Veröffentlichung findet sich später in der Anthologie: „BEST OF WORT-CAFÉ ´12 – BOCHUM- DORTMUND-ESSEN“ Cenarius Verlag Hagenl. Auflage 2012, ISBN 978-3-940680-56-3


Zeitnah folgt eine Tonaufnahme im Textzentrum mit Unterlegung von Hintergrundgeräuschen für die folgende PostDrama-Theateraufführung.

SEPTEMBER 2012

Das Katakomben PostDrama-Ensemble präsentiert:

NACHTS IST ES KÄLTER ALS DRAUßEN

Dabei wird ganz im Sinne postdramatischer Inszenierung nur die Tonaufnahme abgespielt, während mit minimaler Agitation Fuchs und Rabe agieren.


Die erste geraunte Kritik nach der Aufführung:

„Das ist ja wie in einem Irrenhaus!“

Meine nächste Notiz im Werksverzeichnis:

„Mit dem RABEN bin ich noch lange nicht fertig, es sollen unbedingt weitere Lieferungen folgen!“

In der nächsten Woche schreibe ich bereits weiter an der zweiten Lieferung. Dabei memoriere ich die folgende besondere Textstelle auf S.123 der RUHR-TRILOGIE:

«Vor allem seit 1880 zogen Werber durch die preußischen Ostprovinzen, um Arbeitskräfte an Ruhr und Emscher zu locken, weil dort die Zechen wie Pilze aus dem Boden schossen, einhergehend mit der Eisen- und Stahlverarbeitenden Industrie. Eine der größten Völkerwanderungen der neuen Geschichte fand statt.»

Einschlägige entsprechende Namen sind ja heute allgegenwärtig, nicht wahr, nicht? Also, wer hat nicht eine/einen “ski“ im nahen Umfeld? Also, eine/einen Cervinski, Kaminski oder Sokolowski – und gleich wird im Abendprogramm ein Schimanski-Film gezeigt — na bitte! Und so findet sich der Name des Raben:

RABULINSKi

IN ZWÖLF RABENLIEFERUNGEN WIRD DURCH DAS JAHR GEFÜHRT. BEGINNEND MIT DEM ELSASS-EXPRESS IM FRÜHJAHR UND DER SPARGELZEIT, GEFOLGT VOM SOMMER AM SEE UND MIT EINEM KONZERT SOWIE EINER FRESSORGIE IM HERBST BIS HIN ZUR NAHRUNGSVORSORGE EINES FRÜHEN WINTERS, DER BEREITS MÄCHTIG IM DEZEMBER EINHER KOMMT MIT SCHNEE – UND SOMIT DER LETZTEN LIEFERUNG RAUM GIBT.

JANUAR 2013

Wetterkapriolen geben den thematischen Impuls für die nächste Lieferung, wobei der Rabe RABULINSKI in einem neu gefassten Klappentext jetzt klar beschrieben wird als:

BESSERWISSER

OBERSCHLAUMEIER

WORTVERDREHER

ICH MÖCHTE MICH PRÄZISE VORSTELLEN:

ICH BIN DER RABE RABULINSKi.

WO ICH WOHNE?

IST DOCH KLAR WIE KLÄRCHEN.

IM RUHRGEBIET – WO SONST.

DESWEGEN AUCH MEIN SCHWARZES GEFIEDER. MEINEN SCHNABEL KANN ICH NICHT HALTEN. ICH SCHNARRE IM RASANTEN RHYTHMUS, BEI DEM JEDER MIT MUSS.

Die Sprache ist rabulistisch. Die Form der Figurenrede ist die direkte Rede: Geradeaus, nüchtern und alltäglich. Wortwechsel ist Handlung mit szenischer Wirkung.

Die LeserInnen dieses originellen Kompendiums aus dem Rabenkosmos als bildhafte Stellvertreter der menschlichen Gesellschaft gelangen geschmeidig in die weite Welt einer vitalen Themenvielfalt und gehen dabei den spannenden Weg im Verbund von Abenteuer, Geburt, Geschichte, Kunst, Literatur, Niedertracht, Sex, Tod und Verrat.

Ende 2015

Zur Abrundung des Buchprojektes kommt mir die Illustration meiner Dialogdichtung der Geschichten in den Sinn, und zwar mit stimmigen SW-Bildern. Damit wird ein neues, zeitintensives Kapitel aufgeschlagen mit der Suche nach einer/einem konkordanten Illustratorin/Illustrator.

Im Jahr 2017

Auf der Buchmesse Leipzig wird in einer Halle Buchdruckkunst demonstriert. Ebenfalls ist die HBK Braunschweig vertreten mit studentischen Abschlussprojekten. Hier docke ich an, doch: „No Reply when I came to your door!”, so hallt mir noch eine lange Zeit danach die Zeile aus einem Beatles-Song im Kopf nach.

Derweil meint Ralf Marczinczik in seiner mail vom 04.07.2017 «Die Texte sind so gut, dass ich glaube, dass Du sicher schnell jemanden finden dürftest, der sie bebildert.»

Da wünscht Markus Grolik in seiner mail vom 27.07.2017 «Ich wünsche viel Erfolg mit diesem schönen Projekt und dass Ihr Engagement und Herzblut mit einer Veröffentlichung belohnt wird.»

Ha! Mein Glück beschert mir dann nachgelagert das Internet mit der Schweizerin Carolyn Pini, die mit ihren einfühlsamen SW-Bildern meine Dialogdichtung zu einer abgerundeten Einheit führt.

August 2018

Die Vorstellung unseres nunmehr Gemeinschaft-Projektes bei diversen Buchverlagen übernahm ich mit gezielten Anschreiben. Dabei hatten wir hier und dort ein Ticket gezogen.

Ende 2020

Wir entschieden uns letztendlich für die Veröffentlichung unseres Werkes nach unseren Vorstellungen bei TREDITION Hamburg, womit die reich bebilderten Geschichten die Erlebnisse und die Gedanken des Raben Rabulinski einer aufgeschlossenen Leserschaft präsentiert werden können.

RABULINSKI

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