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ELSASS-EXPRESS

TEIL 1

„Jetzt aber raus, der Frühling ist da!“

„Und wohin?“

„Wir rollen das Elsass vom Feinsten auf.“

„Du meinst, da blüht uns was?“

„Allerdings!

Wir fliegen dem Frühling entgegen und kehren mit ihm im Gepäck zurück.“

„Dominanzrabe, wir folgen dir!“

„Recht so!

Sollte es dennoch jemand wagen, auszuscheren, so sei ihm und seiner Familie die Sippenhaft gewiss, die vormals viele davon abhielt, diskret über die Grenze zu entschwirren.“

„Genauer, bitte!“

„Wissembourg – wissen’s?“

„Nein!

Warum? Wieso? Weshalb?“

„Weil schon 1835 dort Rabe Georg ’rüber machte nach Straßburg mit seinem Manuskript Dantons Tod im Schnabel, als er steckbrieflich gesucht wurde.“

„Gaudeamus igitur!“

„Iuvenes dum sumus! Hast du vergessen zu schnarren.“ „Hä?“

„Du frohlocktest bereits nach dem halben Zitat!“

„Na und?“

„Ebenso frohlocktest du bereits nach dem ersten Schluck Berliner Weiße, der dich damals vollends enthemmte.“

„Hat dir das deine verstorbene Mutter gesteckt?“

„Flugs folgte dann dein rasanter Ritt a tergo im tierischen Triebtheater.“


„Wonach statistisch ein männlicher Nachkomme dominiert.“

„Doch du hast danach definitiv der Statistik nachgeholfen!“

„Auch das hat sie ausgeplaudert?“

„Allerdings!

Dein abnormer Akt, zwei eigene Töchter zu massakrieren und aufzufressen enthebt dich ab sofort deines Oberkommandos, welches ich jetzt übernehme.“

„Du wagst es, gegen deinen eigenen Vater zu rebellieren?“

„Hat mich die Geschichte so gelehrt.“

„Wie weit willst du gehen?“

„Wir lassen dich hier zurück!“

„Wie denn?“

„Bewacht vom Obersten deines Geheimdienstes.“

„Ha!

Von dieser alten Schwuchtel?“

„Genau!

Solltest du dennoch versuchen, ihm zu entschwirren, so hackt er dich.“

„Er ist positiv!“

„Du sagst es!

Und deswegen solltest du ihm unbedingt gehorchen.“

„Gehe ich richtig in der Annahme, dass deine Antrittsrede auf dem Forum Rabenorum folgt?“

„Ita est – so ist es!

So wahr mein Wille geschehe und mein Urteil über dich ergehe: Indicta Causa! Ohne Verhör, ohne Gerichtsverfahren und ohne Verteidigung.“

„Arrrgh!

Man bringe mir einen Schierlingsbecher – auf der Stelle! Den güldenen Becher, mit dem ich schon zu Olims Zeiten mit Kaukasischen Kohortenführern auf die neue Weltordnung anstieß.“

„Bitte, gern geschehen!“

TEIL 2

„Der Dominanzrabe ist tot! Es lebe der Dominanzrabe!“

„Unser neuer Chef bedient die Heroldsformel, abgekupfert aus Zeiten der französischen Monarchie.“

„Jedenfalls ein Ausdruck von Kontinuität.“

„Das werden wir bald sehen.“

„Achtung! Achtung!

Ab sofort übernehme ich das Kommando. Nach Eintritt der Leichenstarre als sicheres Todeszeichen heben wir ab. Wir fliegen ohne Pause bis ins Elsass.“

„Auweia! Meint der Reiher.“

„Hört mir gut zu: Die wilde Milde macht mich munter!“

„Rabulinski der Zweite hat wohl Frühlingssausen im Frack!“

„Was war das denn gerade für eine blöde Bemerkung? Seht ihr denn nicht selber in der heiteren Lichtflut dieses zunehmende Gartencenter- und Baumarktgewusel nebst vorösterlichen Auswüchsen rund ums Nest? Dazu Boomtime beim Sperrmüll, Musik aus weit geöffneten Cabriolets, Krötenwanderungen, Flohmärkte, Feuer und Demos allerorten?“

„Scheffe, da ist was dran!“

„Hast du etwa mit polnischen Wanderarbeitern eine Flurbereinigung durchgezogen?“

„Wie kommst du denn auf diese Idee?“

„Deine Wortkreation “Scheffe“ lässt meine sensiblen Bürzelfedern erigieren.“

„Brauchte Broterwerb. War auf Wanderschaft. Wuselte herum. War unterwegs im Markgräfler Land, in Ländereien der von Thun und Taxis, im Thüringer Nationalpark Hainich, im brandenburgischen Storchendorf Rühstädt und lauschte dabei der Meise, dem Finken, der Drossel, dem Rotkehlchen und meinen handwerklich versierten polnischen Kollegen.“


„Ahnte ich’s doch!“

„War ’ne tolle Zeit. Richtig was für Männer!“

„Achtung! Jungmänner, jetzt alle mal gut herhören!“

„Bin echt gespannt, was der Boss jetzt vom Stapel lässt!“

„Schnabel, da hinten!

Hier spielt die Musik, also gut zuhören:

Das Elsass ist diejenige von 26 Regionen Frankreichs, wo die deutsche Mundart auf Wanderschaft war.

Wir nehmen ein Lilliput-Wörterbuch mit, das abwechselnd von euch Jungmännern transportiert wird.“

„Auch das noch!“

„Schnabel, da vorne!

Dürfte für euch wohl von Wichtigkeit sein, wenn ihr junge Rabulas anmacht. Ich erinnere unbedingt an Safer Sex und bestimme hier und jetzt: Wer trotzdem einen ansetzt, verbleibt vor Ort und steht zu seinen väterlichen Pflichten.“

„Ich glaube, es hackt!“

„Keine weitere Widerrede!

Rab-Rab, ich habe gesprochen. Und noch heute solltet ihr euch mit nachfolgenden Sprachkolonien wie Zungenbrechern befassen: Flaniere – Pussiere – Marschiere – Massakriere – Amisiere – Eschdemiere – Maltrediere – Kujoniere – Räsoniere – Simmelliere – Repediere.“

„Boys, mir nach!

Wir geben uns gemeinsam die Kante. Ich kenne verkommene Bauerngärten, wo noch massenweise vergorene Äpfel liegen.“

TEIL 3

„Dieser Elsass-Express nervt mich enorm!”

„Du hast Recht. Die milde Frühlingssonne scheint und der Kapitalismus ist weiterhin turbo, während allerorten Hunde auf den Gehsteig koten.“

„Im Frühlingsglanz bekommt das alte Elend gute Laune.“

„Alles Tricks, sonst nix.“

„Hurra! Wir fliegen noch.“

„Hoffentlich nicht auf den Schnabel.“

„Die Winde wehen mild und günstig. Schau mal nach unten, da ist schon eine Balkonparty in vollem Gange.“

„Mit Blütenwänden aus stapelbaren Blumenkästen.“ „Mit Grasvasen in unterschiedlichen Größen.“

„Mit einem Textilvogel und mit einem fetten grünen Plastik-Piepmatz auf Kunstrasen.“

„Du denkst, was ich denke?“

„Logo!“

„Also, auf geht’s zum Looping mit vielen Volltreffern!“

„Arrrgh!

Ihr beiden jugendlichen Rabauken, ihr habt wohl überschüssige Kräfte. Ab sofort übernehmt ihr abwechselnd den Transport des Lilliput.“

„Wenn’s der Wahrheitsfindung dient.“

„Wollt ihr mich etwa in eine Diskussion verwickeln?“

„Wir geben zu bedenken, dass wir nicht mit Steinen werfen.“

„Und zum Scheißen schraubt man sich weder hoch noch runter – rabasta!“

„Du!

Der da, der hatte schon mal bessere Argumente!“

„Und die Fantasie lässt auch zu wünschen über!“

„Arrrgh! Arrrgh!


Ich hörte gerade von meiner Schwester, warum womöglich unser Meister derart angefressen einherkommt.“

„Nämlich?“

„Der Spickzettel unserer Mutter mit vielen guten Vorsätzen auf einer Frühjahrs-to-do-Liste ist der Grund. Sie las meiner Schwester zum Zeitvertreib daraus vor. Absichtlich sehr laut, so dass zwangsläufig auch unser Chef mithören musste.“

„Ha!

Lass es raus, Reginald, lass es rabbeln!“

„Also, an erster Stelle steht:

Steuererklärung einreichen.“

„Und weiter?“

„Dichtens gefolgt von:

Krasse Diät machen, beim Nestbau mit anpacken, die Jahresversammlung einberufen und der Diamanten-Lilli nicht mehr unter den Bürzel linsen.“

„Kaum zu glauben!“

„Doch, doch!“

„Ein echter Affront, wenn du mich fragst.“

„Spitz wie: Veronika, der Spargel wächst.“

„Spargel? Geil! Lässt dir Flügel wachsen von hier bis nach Sachsen.“

„Jetzt übergebe ich dir den Lilliput.“

„Und, du willst wirklich Ernst machen?“

„Allerdings!“

„Warum?“

„Weil mich die Köln-Bonner-Bucht als Wiege für Familie und für ein gutes Geschäftsleben gleichermaßen anlacht.“

„Du hast dich demnach schon lange vor unserem Frühlingstrip schlau gemacht?“

„Selbstverständlich!

Bei Klüngelwirtschaft, Kuschelkapitalismus und beim Rheinischem Kapitalismus im Kampf der Wirtschaftskulturen gehe ich konkordant mit KONRAD, dem Altraben. Ich liebäugele mit einem Unternehmen zwischen Kapitalmarkt und Mitbestimmung, was im angelsächsischen Bereich gleichwohl als German Model geläufig gehandelt wird.“

„Und das bedeutet konkret?“

„Ich kupfere die Geschäftsidee vom Chef ab und gründe ein Raben-Luft-Geschwader Köln-Bonn mit dem Ziel der Sauberhaltung sämtlicher Flughafenparkplätze. Doch vorher fliege ich nach Speyer und klau dem Firefitz die Eier.“

„Rab – Rab, du hast gesprochen! Und tschüss!“

„Rab – Rab! Und tschüss!“

RABULINSKI

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