Читать книгу Das vitale Ich - Joachim Kath - Страница 3
1. Kapitel: Was will dieses Buch?
ОглавлениеDie schönste Kunst, die schwierigste zu erlernen,
ist die Kunst zu leben.“
(John Albert Macy 1877-1932)
Unser Leben ist bunt. Besser noch, es wäre farbig und wir könnten selbst die Farben bestimmen. Genau das gelingt uns viel eher, wenn wir die richtigen Antworten auf die entscheidenden Fragen von heute haben. „DAS VITALE ICH“ beschreibt moderne Lebenskunst, also die Gestaltung des Lebens. Ein uralter Menschheitstraum, den der Lateiner „ars vivendi“ nannte. Nur, dass wir in unserer heutigen Zeit ganz andere Herausforderungen an die eigene Persönlichkeit zu bewältigen haben.
Es kommt wirklich essentiell auf Ihr ICH an! Warum? Nun, das ICH bezeichnet Ihre eigene, ganz individuelle Identität. Sein Zustand ist fundamental für Ihre Vitalität. Wer wünscht sich nicht, voller Lebenskraft zu sein? Das ICH ist die Instanz in Ihrer Psyche, die für die Wahrnehmung und Überprüfung der Realität zuständig ist. Außerdem ist es für die Steuerung der Schutzfunktionen und Abwehrmechanismen verantwortlich. Beispielsweise für die Vermeidung von Affekten, die mit Angst, Schuld, Scham und Minderwertigkeitsgefühlen einhergehen. Affekte haben immer eine Ausdrucksdimension, was nicht gerade dazu beiträgt, dass man sich sicherer fühlt, wenn man sie zu verbergen versucht.
Eine der größten Herausforderungen für den Einzelnen ist heute, die Kraft und die Disziplin aufzubringen, wachsam zu sein. Denn unser Real-ICH wird zunehmend durch das Digital-ICH gedrängt, zum virtuellen Doppel-ICH zu mutieren. Diese bereits in sämtlichen Medien und beim Sammeln aller unserer Daten in vollem Gange befindlichen Prozesse, lassen sich nicht stoppen, aber wir können sie in gewünschte Bahnen lenken, wenn es uns gelingt, unser vitales ICH lebenskräftig zu erhalten.
„DAS VITALE ICH“ ist nur ein Buch. Ein universeller Ratgeber, der Bewältigungskompetenz in den wichtigsten Alltagsfragen (FAQ) vermittelt. Doch im Grunde geht es um mehr: Es geht ganz wesentlich darum, Vorstellungen wieder in einen normalen, teilweise auch historischen, Realitätsbezug zu bringen. Denn die Ich-Funktionen werden durch konkrete Antworten gestärkt. Gerade auch unterscheiden zu können zwischen inneren und äußeren Reizen sowie Bildern ist ein Anliegen.
Nach dem Internet der Worte 1.0 mit Texten, kam das Internet der Personen 2.0 mit den sozialen Netzwerken. Jetzt entwickelt sich das Internet der Dinge 3.0, mit dem sich Gegenstände drucken lassen. Unser Bestreben muss es sein, bei diesem technologischen Fortschritt unsere Entscheidungs-Autonomie zu behalten. Wir sind aufgerufen, den Verlust von Verantwortung und Freiheit zu verhindern. Unser reales Ich wird sonst, wenn wir nicht aufpassen, vom digitalen Ich Schritt für Schritt unmerklich ersetzt. Das können und sollten wir nicht zulassen, weil so ein virtuelles Doppel-Ich Gefahren der Ausnutzung birgt, die wir heute teilweise noch gar nicht abschätzen können. Auch dann nicht, wenn wir selbst schon überdurchschnittlich viel wissen. Niemand hat alles Nützliche an wertvollem, neutralem Entscheidungswissen parat oder findet es komplett in den Suchmaschinen. Gerade diese ergänzenden Fakten zu Themen, die im Alltag vorkommen, sind in diesem universellen Ratgeber verständlich zusammengefasst. Denn ein nachhaltig positives Lebensgefühl zu erlangen setzt konkretes Hintergrundwissen voraus. Heute mehr denn jemals vorher.
Es geht um Ihr Denken, Ihre Gefühle und Ihren Willen. Genau genommen geht es darum, wie Sie die Welt verstehen und um die Gestaltung Ihrer Zukunft. Der Sinn des Lebens, nach dem viele Menschen suchen, ist das Leben selbst. Aber jeder der kann, muss seinem Leben den Sinn schon selbst geben. Es kommt niemand, der das sonst tun könnte und es gibt kein richtiges Leben im falschen. Wer seinen eigenen Weg finden will, braucht den Kompass des Wissens und der Bildung. Die Balance zwischen beschleunigter Alltagskomplexität und persönlicher Zufriedenheit zu finden, ist heute für niemand einfach und selbstverständlich zu erreichen. Und ganz besonders schwierig ist es, das einmal geschaffte Niveau, diesen individuellen Gipfel des Erfolgs, für möglichst lange Zeit zu halten und nach Phasen des Rückfalls, die sich bei jedem Menschen einstellen, wieder zu annähernd alter Stärke zurückzukehren.
Sie müssen täglich mehr oder weniger wichtige Entscheidungen treffen. Nicht alle diese Entscheidungen werden richtig sein, aber wenn Sie den Prozentsatz kluger und sinnvoller Entscheidungen wesentlich erhöhen können, werden Sie von nichts auf der Welt so viel profitieren wie gerade von dieser Tatsache. Sie können sämtliche Biografien berühmter Leute nehmen, irgendwann waren alle zur richtigen Zeit am richtigen Platz und haben aus ihrer Sicht genau das Richtige getan. Es war kein Zufall, sondern sie hatten sich oft jahrelang auf diesen Augenblick vorbereitet und dann ihre Chance beherzt ergriffen. Ohne profundes Wissen und Intuition hätten sie das nicht gekonnt.
„Ziel ist es, die geistigen Werte in einer Gesellschaft zu fördern“ hat kein Geringerer als der Wissenschaftler und Weltbürger Albert Einstein formuliert. Er war es auch, der zu einer Zeit öffentlich über die Notwendigkeit sprach, dass die Intellektuellen jedes Opfer bringen müssten, die politische Freiheit zu erhalten, als es nicht ganz ungefährlich war, solche Gedanken zu äußern. Willens- und Entscheidungsfreiheit sowie Verantwortung des Einzelnen zu fördern, statt einen ethischen, theologischen oder kosmologischen Determinismus zu propagieren, erscheint gerade in Hinblick auf die Zunahme kultureller Konflikte durch fundamentalistische Strömungen wesentlich zielführender.
Es kommt heute mehr denn je auf Sie selbst an?
Um mehr Profil gegenüber der gesellschaftlichen Selbstmarginalisierung des „Anything goes“ zu gewinnen, ziehen die Institutionen, egal ob sie nun politische Parteien, Universitäten, Unternehmen, Kirchen oder Gewerkschaften sind, den inhaltlichen Substanzverlust zunehmend vor. Statt Vertrauen und Orientierung zu bieten, verlieren sie ihre Problemlösungskompetenz, aus der sie eigentlich ihre Existenzberechtigung ableiten. Institutionen, deren Versprechen nicht mehr geglaubt werden, sind besonders überflüssig. Ihr Handeln jenseits selbst aufgestellter übergeordneter Wertmaßstäbe scheint zur Normalität verkümmert zu sein. Populismus durch rhetorische Demagogie, Opportunismus (von lat. opportunitas = Vorteil, Bequemlichkeit), überhaupt die prinzipienlosen Änderungen von Meinungen und Einstellungen, sind augenfällig auf dem Vormarsch.
Der Bedarf an Wissen und Selbstreflexion wächst in sämtlichen Lebensbereichen. Die Mehrheit der Menschen strebt heute eine Wissens- und Bewusstseins-Elite an und zieht sie dem Status der Geldelite vor. Wir brauchen stärker als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit ein Gegengewicht für unsere vielfältigen Zweifel. In Goethes „Maximen und Reflexionen“ heißt es: „Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß; mit dem Wissen wächst der Zweifel.“ Sicherlich vermehren sich die offenen Fragen, wenn man in einen Wissensbereich tiefer eindringt. Doch auf sich allein gestellt, der Verzweiflung zu entkommen, erscheint ohne Wissen erst recht problematisch. Die der Angst und Verzweiflung entgegengesetzte Grundempfindung ist die Hoffnung. Nur Erfahrung, also die Methode der Empirie, sich auf Erfahrung zu stützen, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, bringt am Ende begründete Hoffnung.
„Wer selbst sein Meister ist und sich beherrschen kann, dem ist die weite Welt und alles untertan.“ Ein wunderbarer Satz aus dem Gedicht „An sich“ des Barockdichters Paul Fleming. Auch wenn ich das Barockzeitalter, also das 17. Jahrhundert, mit seiner teilweise schwülstigen Kunst nicht uneingeschränkt schätze, weil mir das Streben der Kirche und Aristokratie nach übertriebener Repräsentation aus psychologischer Sicht einigermaßen suspekt ist, glaube ich, wir können hier trotzdem einiges lernen. Einerseits selbst bestimmt und bewusst zu agieren und sich andererseits auch selbst zu zügeln und zurück zu halten, diese Balance ist nicht ganz einfach, aber erstrebenswert.
Das Leben ist viel schwieriger geworden
Noch vor gar nicht so langer Zeit war die vorherrschende Meinung, die Globalisierung und die Revolution der Kommunikationstechnologien würden uns zusammenbringen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Menschen nutzen ihre Freiheit und die Technik um neue Gruppen und Kulturzonen zu bilden. Sie schaffen zahlreiche Lifestyle-Segmente mit sichtbaren und unsichtbaren Barrieren, zu denen nur gleich Gesinnte Zugang haben. Von immer mehr Leuten werden die Vorteile der Moderne genutzt, Do-it-yourself-Stämme zu bilden, die nicht selten recht rigide Vorstellungen haben. Was im Mikrokosmos auseinander driftet, wird sich im Makrokosmos nicht finden. So ist es auch: Transnationale Träume wie ein vereintes Europa oder eine ökonomische und ökologische Annäherung Europas an die Vereinigten Staaten rücken derzeit ebenso in weite Ferne wie die bestenfalls vordergründige Annäherung der Weltreligionen. Machen wir uns nichts vor, Großprojekte sind doch heute in Demokratien praktisch gar nicht mehr durchzubringen. Das spricht nicht gegen unsere Staatsform, weil sie dem Einzelnen erst Freiheit gewährt, aber es zeigt auch die verzweifelten Versuche der Rückbesinnung auf das persönlich Überschaubare in einer Welt, die ansonsten alles andere als überschaubar ist.
Der Begriff „Spiritualismus“ wird heute, wie man als aufmerksamer Zuhörer feststellen kann, gerade von jungen Menschen bei ihrer Suche nach dem Sinn des Lebens sehr viel verwendet. Er kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Seele und Geist. Einmal davon abgesehen, dass der Sinn des Lebens das Leben selbst ist, ist Spiritualismus die im Gegensatz zum Materialismus stehende Auffassung in der Philosophie, dass dem Geistigen und nicht dem Körperlichen die höchste Realität zukommt. Es fällt nicht schwer, dieser Auffassung zuzustimmen. Doch kann schon gar nicht übersehen werden, dass das Mehrheitsverhalten in krassem Gegensatz zu dieser Position steht. In der Mathematik ist ein Körper eine Menge von Elementen, mit der nach bestimmten Regeln gerechnet werden kann. Auch unser eigener Körper besteht aus vielen Elementen, nicht nur den Urstoffen Wasser und Luft der antiken griechischen Philosophie, deren Anteil im Körper beachtlich hoch ist. Vielleicht hat der übertriebene Körperkult, der heute überall zu beobachten ist, den Geist etwas ins Hintertreffen gedrängt. Jedenfalls kann oft nicht mehr damit gerechnet werden, für komplexe Probleme selbst seitens unserer Eliten so ohne Weiteres nachhaltige Lösungen zu finden.
Sich als Einzelner dieser Entwicklung entgegen zu stellen, ist nicht einfach und erfordert ausgeprägten Mut. Nicht nur das, es erfordert neben dem Glauben auch Wissen, wie Sie sich selbst finden. Überhaupt und zumindest ergänzend zu der archaischen Mystik der Religionen und Esoterik, die überall auflebt. Ich finde, auch wenn heute in Demokratien (den wenigen echten Demokratien auf dieser Welt!) bei abweichender Meinung keine Lebensgefahr mehr besteht, verdienen die friedlichen, gewaltfreien Reformer unsere Hochachtung. Ohne Reformen gibt es keinen Fortschritt und deshalb ist unverständlich, wenn mit diesem Begriff heute vielfach das Gegenteil verbunden wird. Nur weil die zuständigen Politiker unfähig sind, positive Veränderungen zu konzipieren und durchzusetzen, sollten wir nicht grundsätzlich eine Neugestaltung unseres Staates bei Steuern, Arbeit, Sozialsystemen, Bürokratieabbau, Umwelt und Bildung ablehnen. Und wir sollten auch im Privatleben offen für eine Neuorientierung sein, wenn wir mit dem Bisherigen unzufrieden sind. Wobei wir allerdings gut daran tun, nicht zu denken, die anderen wären schuld. Der soziale Sachverhalt Schuld hat bei Neurosen eine zentrale Bedeutung und tritt heute weniger als Sünde und mehr als Angst zutage.
Warum heißt dieses Buch „DAS VITALE ICH“?
Gleich aus mehreren Gründen: Das ICH ist, wie schon beschrieben, eine ganz zentrale Funktion der Psyche. Sein Zustand ist überhaupt nicht egal, sondern lebenswichtig für Ihre Vitalität. Wer wollte nicht vital, also voller Lebenskraft sein? Außerdem ist es an sich schon eine Kunst ist, sich im Wandel zu behaupten, sein Leben zu meistern und sein Ich auf dem gewünschten Kurs zu halten. Dazu braucht man Wissen und den Durchblick auf sehr vielen Gebieten. Dann aber auch, weil Leben und Kunst etwas Gegensätzliches sind. Gerade in Hinblick auf einerseits die Natur und andererseits die Technik, die immer mehr unser Leben bestimmt. Während uns das Leben geschenkt wird, ist Kunst in jedem Fall etwas von Menschen Hervorgebrachtes, das sich nicht in seiner Funktion erschöpft. Der Gegensatz der Kunst zur Wissenschaft ist noch gar nicht so alt, sondern wurde erst Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts wirklich deutlich. Kant hat noch die ästhetische Urteilskraft in den Mittelpunkt des Kunstschaffens gestellt, also den Verstand, während später dann die Intuition, also die Eingebung, in Verbindung mit der Natur, das Geniale, mehr in den Vordergrund rückte.
Eins sollte klar sein: Man muss sich vorbereiten. Bildung allein reicht nicht aus. Geld auch nicht. Religion und Esoterik ebenfalls nur bedingt. Wir müssen eigene Lebenskompetenz und Verhaltensökonomie erwerben und die gibt es weder im Supermarkt, noch zum Nulltarif, noch in den diversen Ausbildungsverhältnissen. Und auch nicht kurzfristig. Der Erwerb von Lebenskompetenz ist ein langfristiger, manchmal schwieriger Prozess. Mit dem einzigen Ziel, sich des eigenen Selbst weitgehend bewusst zu werden und die Mitte zu finden. Man kann nur zur Kenntnis nehmen, was man sehen und hören will. Also die Augen aufmachen und die Ohren spitzen! Auch schon mal zwischen den Zeilen lesen! Hellwach und konzentriert sein!
Und hören Sie bitte endlich auf, gegen sich selbst zu kämpfen! „Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft“, wusste der chinesische Stratege Sun Tsu schon vor 2.500 Jahren. Und auch, dass jede Schlacht gewonnen wird, bevor sie geschlagen wird, es also entscheidend auf eine gute Vorbereitung ankommt. Bei jedem noch so kleinen Projekt. Und vermeiden Sie auch, an die absurde Lächerlichkeit dieser in Hochglanz präsentierten ersten Welt zu glauben und die sofortige gedankenlose Befriedigung mittels von skrupellosen Leuten Vorproduziertem zu suchen. Lehnen Sie es ab, die artifizielle Symbolik der Markierungen für ihren individuell gestalteten Lebensweg zu halten. Bestreiten Sie am besten gar nicht erst, hin und wieder auf diese allfälligen Verlockungen hereinzufallen, die an jeder Ecke lauern. Denn es wäre eine Lüge, wenn es anders wäre. Wir alle sind ausnahmslos davon betroffen, manipuliert zu werden. Rund um die Uhr und selbst im Schlaf, durch die unbewussten Inhalte unserer Träume. Und natürlich durch das Internet mit seinen niedlichen, kleinen Programmen, Cookies genannt, die unsere Daten im Hintergrund abgreifen, um sie kommerziell zu nutzen.
Weder sind die Eliten so gebildet, wie sie denken, noch haben die Massen überhaupt kein tiefes Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Man erklärt ihnen die Hintergründe nur oft falsch oder gar nicht, um sie leichter verführen zu können. Ich glaube nicht einmal, es würde immer bewusst geschehen, sondern entdecke auch eine Menge Unvermögen bei den Mächtigen und Profiteuren, sich zu artikulieren. Allerdings hat sich der Hang, vieles einfach im Nebel zu belassen, weil mit diesem Verhalten positive Erfahrungen des eigenen Aufstiegs verbunden sind, eher verstärkt.
Die immer engere globale Verzahnung des Machtdreiecks aus Politik, Massenmedien und Massenkonsum führt zwangsläufig zur Unmündigkeit des einzelnen Menschen, der weiter nichts will als sein persönliches Glück. Und vielleicht noch das Glück seiner Nächsten. Durch die er erst den größten Teil seines eigenen Glücks erfährt. Wir begreifen unser Ich vor allem im Spiegel des anderen. Und ausnahmslos dann, wenn wir nicht in Wettbewerb treten. Womit ich keineswegs sage, ich wäre gegen den Wettbewerb in der Wirtschaft und im Sport, wenn er lauter und fair ist. Soziale Marktwirtschaft und sportliches Kräftemessen unter etwa Gleich-starken haben meine Sympathie. Doch heute treten mir auch die Lebenspartner zu oft miteinander in Scheinkämpfe ein, in Streitigkeiten um Lappalien, in Rechthaberei, in harsche Kritik und Nörgelei. Ohne selbst schon etwas geleistet zu haben.
Ja, was können wir denn dagegen tun, uns im allerseits propagierten Wandel zu behaupten? Und vor allem, was können wir dafür tun? Mit „Keine Ahnung!“, dem bevorzugten Leitsatz der Jugendrhetorik oder den seichten, abgedroschenen Parolen der Politik werden wir im 21. Jahrhundert nicht weit kommen. Gerade auch deshalb nicht, weil Aussagen, die auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner des Verständnisses aller basieren, für unsere Ziele gänzlich untauglich sind. Gerade auch, weil wir wissen oder zumindest ahnen, dass Missverständnisse absichtlich einkalkuliert sind. Kommunikation durch Verwirrung findet heute nicht nur in der Kunst statt, wo sie ihre Berechtigung hat, sondern in sämtlichen Lebensbereichen. Gibt es einen Ausweg?
Ich denke, Sie und ich können nur dann ein selbst bestimmtes Leben erreichen, wenn wir gelernt haben, äußeren Einflüssen zu misstrauen und zu widerstehen, weil wir unsere inneren Fähigkeiten weiter entwickelt haben. Wenn wir die vielen unsichtbaren Stacheldrahtzäune, die alle Mächtigen trickreich mit Worten, Bildern und Tönen errichten, selbst erkennen können. Dazu brauchen wir Durchblick und unabhängiges Entscheidungswissen. Mut zur eigenen Meinung und Informationen, die es nicht überall in dieser Klarheit gibt.
Dieses Buch ist der Versuch, Sie nicht einseitig anzusprechen, wie es viele thematische Ratgeber über Lebensgestaltung tun. Sondern sowohl ihr Gefühl, also ihre emotionale Intelligenz, wie auch ihre Gedanken und deren rationale Informationsverarbeitung zu erreichen.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, beantworte ich hier die meistgestellten Fragen (FAQ), die nach meiner Ansicht heute in Zusammenhang mit der Suche nach dem realen ICH auf Antworten warten. Gerade dieses ICH hat es heute nicht leicht, sich vom virtuellen Digital-ICH abzugrenzen. Alles, was geschrieben oder gesagt wird, existiert grundsätzlich nicht unabhängig von einem Subjekt oder dessen Bewusstsein, kann also gar nicht 100%ig objektiv sein. Aber ich habe mich wenigstens ernsthaft darum bemüht, meine Erfahrungen und Erkenntnisse nach bestem Wissen und Gewissen zu formulieren. Um Sie, wenn Sie wollen, daran teilhaben zu lassen. Ich bin weder gekauft, noch habe ich geheime Beraterverträge mit irgendwelchen Interessengruppen. Ein anderes Ziel als das der Wissensvermittlung verfolge ich nicht. Deshalb werden Sie keine pseudointellektuellen Scheinargumente finden, sondern handfestes Entscheidungswissen für die wichtigsten Fragen des alltäglichen Lebens.
Es kommt darauf an, was Sie selbst aus sich machen! Wir können nur Vernunft in die Welt und unser Dasein bringen, durch erkenntniskritische Qualität der Kommunikation mit anderen und uns selbst. Denn alle unsere Probleme sind letztlich immer Kommunikationsprobleme und lassen sich am besten, schnellsten und nachhaltigsten durch kommunikative Ansätze lösen.
Wenn Sie jetzt darüber nachzudenken beginnen, auf welche Situation diese zentrale These, die den Namen THESIS 21 hat, nicht zutriffst und warum sie Ihnen noch zu apodiktisch klingt, sind wir mitten in genau dem Dialog, der Ihnen hilft und Sie weiter bringt. Herzlichen Glückwunsch!
Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten schon viele tausend Mal in Diskussionen und Vorträgen, in Vorlesungen und Seminaren, diese provokante Behauptung mit der ausschließ-lichen Ursächlichkeit eines Kommunikationsmangels begründet. Auf sämtlichen Wissens-Gebieten, auf denen ich mich hinreichend auskenne! Und naturgemäß die Auditorien aufgefordert, den Gegenbeweis anzutreten, denn eine solche These fordert ja geradezu Zweifel und Widerspruch heraus.
Bislang gab es lediglich zahlreiche Ideen und Beispiele von ganz unterschiedlicher geistiger Qualität, die eines gemeinsam hatten: Sie ließen sich entweder sofort argumentativ widerlegen oder unterstützten meine Theorie. Denn meistens wird dabei vergessen, dass die allergrößten Kommunikationsprobleme im Kopf stattfinden. In unserem eigenen. Die Qualität einer Theorie, also die Betrachtung sowohl empirischer wie auch logischer Daten, zeigt sich in ihrer Erklärungs- und Vorhersagekraft.
Das Leben ist kein Wunschkonzert – aber Sie können versuchen, den Rhythmus und die Melodie zu bestimmen. Jederzeit! Nur Sie können ihr Leben selbst erleben! Ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihr Verhalten ändern, sodass Ihr Leben dem nahe kommt, was Sie sich wün-schen. Und ich habe noch eine neue, frohe Botschaft aus der aktuellen Gehirnforschung: Ihre Intelligenz ist nicht vollständig angeboren, was Ihnen vererbt wurde, stellt nur die Basis dar. Sicherlich ist die Qualität Ihres Umfeldes in der Kindheit und Jugend äußerst wichtig, gerade auch für Ihre Sprachentwicklung, aber Sie können so lange Sie leben durch mehr Wissen Ihre Intelligenz anregen. Denn durch Wissen und auch durch schädliche Signale aus destruktiven Erlebnissen, wie sie die audiovisuellen Medien rund um die Uhr aussenden, verändern sich die Gehirnstrukturen.
Meine Definition von Intelligenz, die ich vor einigen Jahrzehnten formuliert und veröffentlicht habe, lautet: „Intelligenz ist die Fähigkeit, die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten scheinbar gleicher Tatbestände schnell zu erkennen.“ Es ist vollkommen trivial, dass dazu mehr als das durchschnittliche Wissen gehört. Damals war zwar noch nicht bekannt, dass das Gehirn, genauer das Gedächtnis, mehr als ein Speicher ist, aber man hat schon vermutet, dass Wissen einen positiven Effekt hat. Heute wissen wir nun, dieser wurde stark unterschätzt.
Und er wird es noch immer. Um in einer fragmentierten Welt mit volatilen Lebensentwürfen besser bestehen zu können, erscheint es nicht ganz unangebracht, über mehr Durchblick in den wichtigsten Fragen des Lebens zu verfügen. In diesem Universal-Ratgeber können Sie nachschlagen und erhalten konkrete Antworten.
Bedenken Sie: Wenn Sie einen Sonnenaufgang erleben wollen, müssen Sie in der Nacht aufstehen! Das ist unbequem, aber es lohnt sich, von der Dunkelheit zum Licht zu gelangen. Ich weiß nicht, was Sie sich wünschen, aber ich wünsche mir, Ihnen ein paar nützliche Ideen zu vermitteln, die Ihnen den Weg zu mehr Lebensart und Ihrem ICH zu mehr Realitätssinn ebenen.