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2. Kapitel: Was will ich erreichen?
Оглавление„Es ist nichts als die Tätigkeit nach einem bestimmten Ziel,
was das Leben erträglich macht.“ (Friedrich von Schiller 1759-1805)
Warum ist die Beantwortung der Frage, was Sie in ihrem Leben erreichen wollen, so überaus wichtig? Ganz einfach: Wer seinen eigenen Weg geht, dem wachsen Flügel. Wenn Sie kein Ziel haben, kennen Sie die Richtung des Weges nicht. Dann ist jeder Weg zu weit. Sie werden zu viele Umwege gehen und vermutlich niemals ankommen. Viele Menschen werden sich erst am Ende ihres Lebens dieser Tatsache bewusst. Sie glauben dann, etwas versäumt zu haben, ihre Chancen nicht genutzt zu haben. Doch zu dem Zeitpunkt als sie die Gelegenheit rückblickend vermeintlich hatten, war vermutlich die notwendige Einsicht noch gar nicht vorhanden.
Von Mitte zwanzig bis Ende dreißig haben wir ein ganzes Bündel wichtiger Entscheidungen über ganz unterschiedliche Themen zu treffen: eine feste Beziehung, die berufliche Karriere, den Wohnungskauf oder Hausbau, Kinder. Sind wir wirklich auf alle diese komplexen Herausforderungen vorbereitet? Oder sollten wir sie, wie heute vielfach üblich, in die Zukunft verschieben? Können wir Probleme, wenn wir älter sind, besser lösen?
Wir können nur sehen, was wir sind und vergangene Situationen nur ungenau aus der Perspektive der Gegenwart beurteilen, weil sich vieles inzwischen verändert hat. Genauso wie wir die Zukunft zwar vorhersagen können, was heute auf sämtlichen Gebieten auch ständig getan wird, aber die Prognosen stimmen wegen des rasanten Wandels in unserer Welt der vielfältiger Umbrüche immer weniger mit der Wirklichkeit überein. Es gibt Tage, da werden Lebensplanungen tatsächlich zur Makulatur. Beispielsweise wenn wir verlassen oder entlassen werden. Klug ist folglich, wer beizeiten mit Bewusstsein und Gelassenheit zwischen dem Wünschenswerten und dem Machbaren wechseln kann.
Jeder bestimmt für sich selbst, was ihm im Leben wichtig ist. Wenn Sie nicht wenigstens einigermaßen genau wissen, wo Sie eigentlich hin wollen, können Sie ihr Verhalten nicht bestimmen und auch nicht korrigieren. Die verbreitete Ansicht, ihr Weg wäre vorbestimmt, ist ebenso bequem wie falsch. Es würde jeder Logik entbehren, zu lernen und sich anzustrengen, wenn ohnehin alles programmiert wäre. Jungsein ist keine Frage des Alters, genauso wie Glück keine Frage des Zufalls ist. Im Zeitalter des konstanten Kontakts über audiovisuelle Medien und Telekommunikation ist es allerdings schwierig geworden, eigene Gedanken und kreative Fantasien selbst zu entwickeln. Die Stille zu finden, um Neues zu erfinden, ist durch die Reizüberflutung von außen zunehmend gestört. Im eigenen Kopf zu denken, ohne sich durch Töne und Bilder anderer abzulenken oder ablenken zu lassen, diese Konzentration auf das Wesentliche, scheint vielfach verloren gegangen zu sein. Abschalten ist nicht verkehrt, sondern macht frei, das Denken anzuschalten!
Je genauer Sie ihr persönliches Lebensziel definieren können, umso besser.
Ich kenne selbstverständlich Ihre Möglichkeiten und Vorstellungen nicht, kann Ihnen also nur globale Ziele beschreiben. Diese allgemein gültigen, übergeordneten Ziele bilden jedoch eine solide und wertvolle Grundlage für Ihre ganz speziellen Ziele. Sie können auf Ihrem Weg zur Verwirklichung Ihrer individuellen Ziele immer wieder auf diese allgemein formulierte Basis zurückgreifen und die besten Ideen für sich nutzen!
Bedenken Sie: Man ist nur so frei, wie man sich machen kann! Wir leben, was wir glauben.
Ihre Kunst zu leben und Ihre Weisheit, nicht mit Ihrem Schicksal zu hadern, beruhen auf Ihrem Wissen über die gesetzmäßigen Zusammenhänge zwischen Erleben und Verhalten. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Es kommt zu aller erst einmal auf Sie selbst an! Wenn Sie zu einem resilienten Persönlichkeitstyp werden wollen, also seelisch widerstandsfähiger sein wollen als der Durchschnitt ihrer Zeitgenossen, dann ist es eine gute Idee, sich zu informieren, wie Sie dieses im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtige Ziel erreichen können. Jeder Mensch hat das Recht, zu erreichen, was im möglich ist. Strenggenommenen sogar die Pflicht. Nicht nur kulturell assimilierte Migranten, auch Einheimische, müssen heute der großen Gefahr der sozialen Ausgrenzung aus der eigenen Kultur und Gesellschaft massiv und rechtzeitig entgegenwirken.
Wenn heute so viel von der Bildungskatastrophe gesprochen wird, dann sollte sich auch klar gemacht werden, welche Ursachen sie hat. Die kulturell prägenden Gruppen waren einmal die Oberschicht und die obere Mittelschicht, während es heute mehrheitlich eher die untere Mittelschicht und Teile der Unterschicht sind. Unsere Gesellschaft hat der Vulgarität in allen Bereichen Tür und Tor geöffnet und die Gebildeten haben mehr oder weniger lustvoll resigniert. Den Begriff Vulgarität hat der Philosoph Adorno als „das Einverstanden sein mit der eigenen Erniedrigung“ definiert. Wir haben die Entwicklung einer medialen Klassengesellschaft zugelassen, die sich immer weiter auseinander bewegt und deren Mitglieder sich untereinander nicht mehr verstehen können, weil sie völlig andere Wertvorstellungen und Perspektiven haben. Wer als Kind und Jugendlicher in der Freizeit ausschließlich vulgären Schund konsumiert, was heute multimedial gerade in den unteren Schichten wegen fehlender Ganztagsbetreuung gang und gäbe ist, wird kaum soziale Fähigkeiten erwerben und sich in der Realität zurechtfinden.
Nutzen Sie Ihre Potentiale!
Das Wort „Potential“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Vermögen, Kraft. Sie haben eine ganze Reihe von Potentialen, also Stärken. Intellektuelle, berufliche, seelische, künstlerische, soziale, körperliche Fähigkeiten. Sie müssen allerdings einzuschätzen lernen, was konkret ihre Stärken sind und wie sie sich weiterentwickeln lassen. Begehen Sie nicht den Fehler, sich zu sehr auf die Schwächen zu konzentrieren, denn die werden Sie alleine kaum korrigieren können. Einfach deshalb nicht, weil der Mensch sie teilweise verdrängt. Sonst brauchte es ja keine Lehrer und Trainer zu geben, die einem die Augen öffnen.
Mit Ihrem Wissen steigt Ihre Lebenszuversicht!
Wissen schadet keinesfalls, vorausgesetzt, Sie konzentrieren sich nicht nur auf die unheilvollen Botschaften aus aller Welt und aus ihrer Umgebung. Sondern schwerpunktmäßig auf Informationen, die Ihnen bei der Gestaltung Ihres eigenen Umfeldes und Ihres persönlichen Verhaltens nützen. Jedes Ich hat eine positive und eine negative Seite. Um zu einer integrierten Persönlichkeit zu reifen, müssen Sie bereit sein, diese Tatsache anzuerkennen. Es gibt nun mal kein Erwachsenenleben ohne Schuld, vollkommen gleichgültig, ob es sich dabei um ein eher berechtigtes oder abwegiges Gefühl handelt. Sie sind nicht im Besitz der alleinigen Wahrheit. Sobald Sie annehmen, Sie hätten in jedem Fall immer oder zumindest vorwiegend Recht, würden Sie sich automatisch im Stadium der Wahrnehmungsverweigerung befinden, was eine erfreuliche Ich-Entwicklung wirksam verhindert.
„Alle Gelegenheit, glücklich zu werden, hilft nichts, wer den Verstand nicht hat, sie zu benutzen“, wusste schon der Dichter Johann Peter Hebel, der seit 1791 Lehrer am Gymnasium in Karlsruhe war. Sich glücklich zu schätzen, ist eben nicht nur die Folge von Zufällen, sondern auch von Wissen. Dies hat der Philosoph Immanuel Kant eindrucksvoll mit dem berühmten Satz: „Jederzeit selbst denken!“ unterstrichen und mit der Erläuterung: „Die Natur hat gewollt, dass der Mensch keiner anderen Glückseligkeit oder Vollkommenheit teilhaftig werde, als die er sich selbst, frei vom Instinkt durch eigene Vernunft verschafft hat.“
Mit anderen Worten: Der weltoffene Universalist Mensch ist aufgefordert, mit seiner Freiheit etwas Sinnvolles anzufangen. Was ihm ziemlich schwer fällt, weil er Freiheit oft zwiespältig erlebt. Einerseits will er sie unbedingt und vermisst sie sofort stark, sobald sie eingeschränkt wird, andererseits kann es passierten, das er Angst vor zu großer Freiheit hat und sich nach einem Führer und allmächtigen Herrscher sehnt.
Die Vernunft ist als oberstes Erkenntnisvermögen dem Verstand übergeordnet. Vernunft ist das Vermögen der Prinzipien, während Verstand das Vermögen der Reglung ist. Es ist nicht möglich, ohne Wertvorstellungen vernünftig zu handeln und sein Leben wunschgemäß und gesellschaftlich anerkannt zu gestalten. Niemand wird glücklich geboren, sondern wir alle müssen uns die Grundsätze und Regeln für ein glückliches und erfolgreiches Leben selbst erarbeiten.
Wir wissen, dass wir nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen. Wir kennen auch Descartes berühmten Satz: „Ich denke, also bin ich!“ Doch weder ist die Mehrheit in der Realität bereit, tatsächlich lebenslang zu lernen, noch möglichst selbst zu denken. Man schließt sich lieber der veröffentlichten Meinung an, insbesondere wenn sie mit großen Buchstaben daher kommt und ist nur allzu gerne geneigt, zu glauben, Hollywood und die Vorabendserien im Fernsehen spiegelten das wahre Leben wieder. Bei Licht besehen, sind die so genannten großen Gefühle kommerziell geschickt inszenierter Pathos und romantisch verpackter Kitsch. Die Größe bezieht sich eher auf die Kosten der Produktion und die Annahme, mit den Gefühlen der Massen nicht nur zu spielen, sondern die besten Geschäfte machen zu können.
Wahrheit ist ein scharfes Schwert!
Es ist sehr schwierig, ja fast unmöglich, die eigene Persönlichkeit objektiv einzuschätzen. Wer von uns hat schon die Kraft, die Wahrheit über sich selbst zu denken? Es ist noch sehr viel schwerer, als andere richtig zu beurteilen, also seien Sie in dieser Frage äußerst bescheiden und zurückhaltend. Wer Sie tatsächlich sind, ihre intrapsychische Intelligenz, ihr Sinn-Ideal – es wird für Sie oft genug ein Buch mit sieben Siegeln sein. Und erst recht für andere Menschen.
Doch sein Sie getröstet: Wer kann schon mit hinreichender Sicherheit seine Identität definieren? Ich kann es nicht für Sie. Sie können es nur selbst versuchen. Was mir vielleicht zusätzlich gelingt, ist Ihnen ein Stück weit die Augen zu öffnen, damit Sie lernen, sich mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ihnen also etwas mehr Distanz zu den Dummen zu verschaffen, die stets mit untrüglicher Sicherheit das Unwesentliche für am wichtigsten halten.
Selbstbewusstsein oder Überschätzung?
Ganz schwer zu sagen, was zutreffend ist: Wenn Sie selbstbewusst sind, kann es durchaus ge-sundes Selbstbewusstsein sein, aber es mag auch ein guter Teil an Überschätzung dabei sein, die Sie gar nicht wahrnehmen. Auf unserer Welt gibt es immer mehr Narzisse und Psychopaten, beides keine Kranken im medizinischen Sinne, sondern Neurotiker. Diese Entwicklung wird durch die Gesamtsituation und manche Medien gefördert. Gerade auch das Internet bietet reichlich Gelegenheit, anhand der zuweilen unsäglichen Kommentare Rückschlüsse auf den Zustand der Gesellschaft zu ziehen. Viele scheinen sich für Stars zu halten oder zumindest zu glauben, alles zu dürfen und Außergewöhnliches leisten zu können, wenn sie die Chance bekämen, es in der Öffentlichkeit zu beweisen.
Die Folgen dieser Eventkultur sind für das Ich bedenklich und sehr einschränkend. In ihrem krampfhaften Streben nach mehr von allem machen sie sich selbst krank. Eine wachsende Zahl von Menschen wartet oft lebenslang auf Gelegenheiten, die nicht eintreten und tyrannisiert währenddessen ihr Umfeld. Andere wieder trauen sich überhaupt nichts zu, neigen zu Depressionen, zu negativem Denken und können unter diesen Umständen naturgemäß ihre Wünsche nicht annähernd realisieren.
Tatsache ist: Es gibt nur ganz wenige Menschen mit außergewöhnlichem Talent und überragender Intelligenz, die praktisch aus dem Stand heraus großen Erfolg haben. Und wenn man hinter die Kulissen schauen kann, wird man entdecken, dass auch sie eine Menge dafür getan haben, diese großartigen Leistungen zu vollbringen. Es gibt niemanden, der sich weiterbilden will und absolut gar nichts kann. Es gibt absolut niemanden, der Spaß an irgendetwas hat, und keine Ahnung davon. Ich will damit nur klar machen, dass Sie gut beraten sind, sich weder dem einen Extrem, noch dem anderen zuzuordnen. Sie vergeuden nur Zeit, ihre Zeit, die Ihnen fehlt, um ihr Leben zu planen. Bedenken Sie, dass Sie ihr Leben nur rückblickend verstehen können, aber vorausschauend leben müssen.
Ich sage es mal überdeutlich!
Sobald ich das Wort „Planung“ in den Mund nehme, und es vielleicht auch noch wage, von „Strategie“, also von Zielsetzung, zu sprechen, geht bei vielen Leuten sofort die Klappe runter. Nein, von diesem Teufelszeug, von strategischem Denken, also von zielorientiertem Denken, wollen sie nichts wissen, schon gleich gar nicht in ihrem Privatleben. So ist es auch zu erklären, dass beispielsweise mehr als die Hälfte unserer Bevölkerung zu wenig für ihre Altersvorsorge tut, was ich im Übrigen nicht ausschließlich finanziell verstanden wissen will.
Ich behaupte keineswegs, man könne ohne Konzept vom Leben nicht leben. Man braucht ja auch keine Vorstellung davon, wie ein Fernsehgerät funktioniert, um fernsehen zu können. Doch sobald man sein Leben selbst gestalten will, oder einen Apparat konstruieren oder eine Sendung konzipieren will, braucht man selbstverständlich Konzepte. Im Gegensatz zu den Dingen, die uns umgeben, ist man als mündiger Erwachsener für sein Leben auf jeden Fall verantwortlich. Alles lässt sich nicht steuern, doch wenn man das Leben konzeptlos vor sich hindümpeln lässt, darf man sich nicht wundern, wenn man nicht bei sich ankommt.
Auf den Gedanken gekommen, dass wir nur dieses eine, unteilbare Leben haben, sind offenbar nicht viele. Selbst dann, wenn wir strikte formale Trennungen zwischen Privat und Geschäftlich vornehmen oder gar ein Doppelleben führen würden, wären doch wir es, die es in sämtlichen Phasen leben und erleben müssten. Viele würden gerne in den Tag hinein leben, sich einfach treiben lassen, gerade in ihrer Freizeit. Kann man alles machen! Für eine bestimmte Zeit! Ob sich diejenigen allerdings bewusst sind, welche Konsequenzen sich in der Wettbewerbsgesellschaft aus einem unbekümmerten Bohèmeleben außerhalb der bürgerlichen Ordnung für ihr Selbstwertgefühl langfristig ergeben, mag tunlichst bezweifelt werden. Und ob sie dann die Kraft, den Mut und den Willen aufbringen können, mit alten Gewohnheiten zu brechen, ist außerdem die Frage.
Die Aversionen gegenüber jeglicher Planung, insbesondere wenn es um die eigene Person geht, resultieren wahrscheinlich aus den Erlebnissen in Schule, Studium und Beruf. Und aus manchen Elternhäusern, wo genug gegängelt wurde. Einerseits habe ich für diese Auffassung durchaus Verständnis und Sympathie, andererseits habe ich jedoch die Erfahrung gemacht, dass wir nur dann unser Leben nach unseren eigenen Vorstellungen gestalten können, wenn wir uns bestimmte Ziele setzen. Niemand außer uns selbst kann uns zwingen, diese Ziele dann auch bürokratisch und sklavisch zu verfolgen anstatt locker und ausgeglichen.
Ich habe auch nicht immer Lust, jeden Tag zu tun, was mich meinen persönlichen Zielen nä-her bringt. Dann lasse ich es eben einfach sein und tue etwas anderes, was mir momentan mehr Spaß macht. Der größte Luxus besteht heute darin, über unsere Zeit selbst bestimmen zu können, und ganz bestimmt nicht darin, in Luxushotels zu übernachten oder in Luxuskarossen über Prachtstraßen zu gleiten. Eine Konsumenten-Kultur, die auf dem Streben nach Status und Besitz basiert, kreiert eine Welt voller geistiger und ökonomischer Versager und Almosenempfänger. Das hat schon Aldous Huxley anno 1932 in „Brave New World“ vorausgesagt und genauso ist es geradezu zwangsläufig gekommen. Glamour, also Blendwerk, findet in Hollywood- und Bollywood-Filmen statt, aber sollte nicht unseren Lebenstraum beherrschen.
Visionen sind Strategien des Handelns. Nicht des Abwartens und Zuschauens. Der Begriff „Vision“ ist hier als Zukunftsbild gemeint, nicht im globalen und politischen Sinne, sondern im persönlichen. Also im allerwichtigsten und für Ihr Leben direkt bestimmenden Sinne. Seinem eigenen Leben wirklich spürbar Sinn geben zu können, gehört zu denjenigen Eigenschaften und Fähigkeiten, die Sie in jeder Hinsicht weiterbringen. Dazu brauchen Sie ein aktiv-kreatives Wunschbild ihrer Zukunft, wozu eine Vision schlicht und ergreifend erforderlich ist!
Sie werden nicht nur wahrscheinlich, sondern ganz bestimmt teilweise andere Ziele haben als ich, insbesondere wenn wir ins Detail gehen würden. Erstens können wir die Einzelheiten nicht abstimmen und es ist zweitens auch gar nicht wünschenswert, weil jeder sie allenfalls mit den engsten Vertrauten teilen sollte. Doch ich kann Ihnen die drei Globalziele meines Lebensmodells nennen, an denen ich seit vielen Jahren, genauso genommen seit fast einem halben Jahrhundert, ganz bewusst arbeite:
Geistige und körperliche Beweglichkeit!
Mir macht es Freude, täglich mein Gehirn und meinen Körper zu beanspruchen. Also zu ler-nen, zu denken, kreativ zu sein und zu trainieren. Das kann ich aus freiem Willen. Mit vielen nützlichen Nebeneffekten. Nicht nur der Körper, auch die Psyche bleibt in Balance. Dadurch ist die Chance, relativ lange gesund zu bleiben oder schneller wieder gesund zu werden sehr viel größer, der Intellekt bleibt wacher, die Sinne sind geschärft und können Situationen nicht nur rational, sondern auch emotional besser wahrnehmen.
Beweglichkeit, man sagt ja heute auch Mobilität, wobei ich weniger die horizontale, sondern eher die vertikale Mobilität meine, die auch eine Veränderung des sozialen Status beinhaltet, ist überhaupt die Grundvoraussetzung, am Leben wirklich relativ uneingeschränkt teilnehmen zu können. Geistige und körperliche Mobilität haben wir zwar nicht zu 100% in der Hand, weil es genetische Dispositionen und unsere Erziehung gibt, auf deren Auswirkungen und Qualität wir keinen Einfluss haben. Aber wir kommen alle irgendwann in ein Alter, wo wir damit beginnen können, unser Leben selbst zu gestalten. Vorausgesetzt wir haben die Erkenntnis, dass es dabei in erster Linie auf uns ankommt und wir wissen, was wir wollen.
Geistige und körperliche Beweglichkeit zu erlangen, zu steigern und wenn uns ein langes Leben vergönnt ist, auch weitgehend zu erhalten, erscheint mir als erste Stufe einer Lebensstrategie sehr sinnvoll. Je früher Sie einsteigen und sich diese Erkenntnis zu nutze machen, desto besser! Sie wissen, Zeit ist nicht reproduzierbar. Tröstlich ist, dass es nie zu spät ist, damit zu beginnen, also fangen Sie am besten gleich heute damit an!
Wie ich aus vielen Gesprächen und Beobachtungen weiß, ist es gar nicht so einfach, die Men-schen für ihre zukünftige Lebensgestaltung zu gewinnen. Sie halten es vielfach für eine Banalität und sind der Meinung, genau dies würden sie doch schon die ganze Zeit tun. Sie bildeten sich ständig weiter und würden, so oft es ihre Zeit erlaubt, bereits Sport treiben. Was könnte man noch mehr tun, um geistig und körperlich beweglich zu bleiben? Nun, eine ganze Menge! Sich selbst zu trainieren ist nur der erste Schritt. Pluspunkte dafür! Wenn Sie eine gute Tageszeitung abonniert haben und in einem Sportverein oder Fitnessclub nicht nur zahlendes, sondern aktives Mitglied sind, darf ich zusätzlich gratulieren. Das gehört alles zur ersten Stufe, sozusagen zur Grundvoraussetzung für einen sinnvollen Lebensentwurf, der Beweglichkeit zum Ziel hat.
Allerdings verfehlt die überwiegende Mehrheit der Erwachsenen das notwendige Stadium der geistigen und körperlichen Betätigung. Sie erreichen mit dem, was sie regelmäßig tun, keinen nützlichen Effekt. Es ist heute leicht, auf Methoden hereinzufallen, die nicht wirklich etwas bringen. Die meisten Angebote auf diesem Sektor gaukeln Ergebnisse vor, die so keinesfalls erreichbar sind. Wir werden uns mit diesem Themenkreis noch ausführlich zu beschäftigen haben. Vergessen Sie bitte keinen Augenblick, dass die Infantilisierung der Massen und des Einzelnen zu den bevorzugten Strategien der Marketingleute und Verkäufer gehört. Insbe-sondere angewandt von denjenigen, deren Produkte und Dienstleistungen gerade nicht empfehlenswert sind. Konsum aktiviert den Neurotransmitter Dopamin, der uns kurzfristig mit einem äußerst fragilen Glücksgefühl belohnt.
Sie sollten lernen, wirksame Gegenstrategien zu entwickeln, die geeignet sind, die Methoden der geheimen Verführer zu neutralisieren. Ich meine das jetzt nicht nur in Bezug auf die kommerzielle Werbung, sondern eigentlich für sämtliche Lebensbereiche. Denn Manipulation findet ja oft gerade von Person zu Person statt, sowohl beruflich wie privat. In diesem Spiel gute Karten zu haben, vielleicht bessere als gegenwärtig, kann nicht schaden. Es nützt ihrem Selbstbewusstsein, wenn Sie hin und wieder Win-Win-Situationen schaffen können. Nur mit einer professionellen Rollenidentität können sie eine Führungsposition erreichen und ausfüllen.
Die zweite Stufe besteht in der Erkenntnis, dass wir uns als soziale Wesen das Ziel setzen sollten, nicht nur im eigenen Saft zu schmoren, sondern mit anderen Menschen eine Beziehung zu haben. Einfacher gesagt als getan! Doch soviel scheint festzustehen: Praktisch alle, und auch diejenigen, die es hartnäckig leugnen, streben danach und sehr viele scheitern heute daran. Die Gründe sind vielfältig und werden noch der Erörterung bedürfen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle zunächst weiter nichts als folgende Forderung aufstellen:
Sie sollten mindestens einen Menschen Ihres Vertrauens haben!
Dies ist ja an sich ein ganz bescheidener Ansatz: Eine einzige Person! Im Zeitalter der Sozialen Netzwerke geradezu eine lächerliche Anzahl. Natürlich können es gerne mehrere Menschen sein. Doch viele echte Freunde, wie einem oft suggeriert wird, können es schon deshalb nicht sein, weil Vertrauen aufgebaut werden muss. Vertrauen wächst langsam, aber verschwindet sekundenschnell. Sie sollten wissen und beachten: Es gibt nur eine Sache, die Sie glücklich machen kann. Die Beziehung zu anderen Menschen. Fast alle Glücksfaktoren haben genau damit zu tun. Glück ist letztlich vor allem eines: Sich gut zu fühlen! So wie das Gegenteil, sich schlecht zu fühlen als Unglück erlebt wird. Folglich sollten wir besser mehr Augenmerk auf unsere kooperativen als auf die kompetetiven Verhaltensweisen legen. In der Wettbewerbsgesellschaft von heute ist soziale Kompetenz, die sich instrumenteller Verwertbarkeit entzieht, zu wenig ausgeprägt und vielfach zum reinen Lippenbekenntnis degeneriert.
Warum brauchen Sie einen Menschen Ihres Vertrauens? Ganz einfach: Sie können so geistig und körperlich fit sein wie Sie wollen, wenn Sie keinen einzigen Menschen haben, dem Sie vorbehaltlos vertrauen können, wird ihre Seele leiden. Versuchen Sie sich gar nicht erst einzureden, Sie würden das nicht brauchen. Wenn Sie niemand haben, vor dem Sie sich nicht zu verstellen brauchen und vor dem Sie die Rolle, die wir alle nach außen spielen, nicht zu spielen brauchen, werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit in Lebenskrisen geraten. Es stehen immer nur die Schicksale vereinsamter Prominenter in den Magazinen und nicht die der Millionen anderen, die keine Menschenseele für sich gewinnen konnten und verlassen sind.
Wir werden alle ursprünglich nicht in eine Situation der Einsamkeit hineingeboren, der Men-sch ist bekanntlich als Säugling absolut hilflos. Wer früh verlassen wird und sich deshalb mutterseelenallein fühlt, leidet darunter sein ganzes Leben. Wir brauchen Wurzeln, wenn wir unsere Eltern und Geschwister nicht kennen, werden wir nach ihnen suchen. Ein ganzes Leben lang. Wir brauchen Kontakte – die selbst gewählte, langfristige Isolation ist kein Konzept, das uns gut tut. Die Therapeuten aller Schattierungen, aus der Medizin, der Psychologie, der Religion, der Esoterik und Astrologie, sind bestenfalls Nothelfer. Sie können eine gute Freundin oder einen guten Freund, schon gar keine Lebensgefährtin oder keinen Lebensgefährten, ersetzen. Auch Eltern, Geschwister und Verwandte können das in aller Regel nicht.
Ihnen wird möglicherweise schon aufgefallen sein, dass ich das Wort „Liebe“ bisher noch nicht benutzt habe. Die Gründe sind vielfältig: Zunächst einmal gibt es viele Arten von Liebe, denken Sie nur mal an Mutterliebe und Vaterlandsliebe. Liebe wird außerdem oft in Zusammenhang mit Sexualität gesehen. Fast kein Begriff wird heute so inflationär gebraucht wie die Liebe, gerade auch in der Werbung. Als ob man Produkte oder etwas Käufliches lieben könnte. Sicherlich, man kann sich schnell verlieben, aber wir fassen normalerweise nur langsam echtes Vertrauen. Liebe und Vertrauen haben eines gemeinsam, es sind beides Gefühle. Doch wenn das Vertrauen enttäuscht wurde, ist es auf jeden Fall erst einmal weg, nicht unbedingt auch die Liebe. Eltern lieben ihre Kinder, auch wenn sie enttäuscht wurden, genauso wie Partner sich trotz Enttäuschungen nach wie vor lieben können. Verschwundenes Vertrauen ist schwer zurück zu gewinnen. Der Begriff des Vertrauens ist weiter gefasst und bezieht sich nicht nur auf Liebe, sondern auf alle Lebensbereiche.
Wenn Sie keinen Menschen haben sollten, dem Sie privat voll vertrauen können, dann muss Ihr Ziel sein, einen solchen Menschen zu finden. Es können ein Lebensgefährtin oder ein Lebensgefährte sein, eine beste Freundin oder ein bester Freund. Natürlich können es auch mehrere Personen sein. Mehr als drei Menschen kommen dafür sowieso nicht in Frage. Das schließt einen großen Bekanntenkreis nicht aus, aber Skepsis ist angebracht, denn die Leute mit den dicksten Adressbüchern und vollsten Terminkalendern sind oft die Einsamsten. Aus einiger Lebenserfahrung weiß ich, dass wie angedeutet, Eltern und Geschwister aus den gan-zen familiären Verbindungen heraus nicht so ideal für diese spezielle Vertrauensbeziehung sind. Die Eltern aller Wahrscheinlichkeit nach ohnehin nicht für die gesamte Lebenszeit. Außerdem gehören sie nun mal einer anderen Generation an, die oft ganz anders denkt. Und für sie bleiben Kinder immer Kinder, wie für uns Eltern immer die Eltern bleiben, die wir in unserer Jugend schon mal gelegentlich in manchen Situationen als peinlich empfanden, wenn sie unerwartet auftauchten.
Einfach ist die Aufgabe, diese Vertrauensperson für sich zu gewinnen, keineswegs. Aber der Aufwand und die damit verbundenen Anstrengungen sind es wert. Dieses über den Schatten der eigenen Schüchternheit zu springen, was den meisten ja oft so schwer fällt, ist leistbar. Wir haben oft Angst zurückgewiesen zu werden, wenn wir jemand ansprechen und einladen. Doch die Erwartung, unsere Vorstellungen müssten in jedem Fall mit denen anderer konform gehen, ist natürlich absurd. Allein der Gedanke daran stellt ein künstliches, unüberwindliches Hindernis dar, aktiv auf jemand zu zugehen.
„Das Leben eines Menschen ist sein Charakter.“ (Goethe)
Es gibt eine ganz wichtige Voraussetzung, Personen seines Vertrauens überhaupt zu finden und zu gewinnen: Akzeptieren Sie, dass es ganz unterschiedliche Charaktere gibt! Nicht alle Menschen passen zu Ihnen und Sie umkehrt auch nicht zu jedem. Auch diejenigen, für die Sie Sympathie empfinden, können nicht in sämtlichen Aspekten und Lebenslagen genauso denken und handeln wie Sie. Üben Sie einfach Toleranz und versuche sie niemand umzuerziehen! Das funktioniert bei Erwachsenen sowieso nicht. Erwarten Sie nicht nur Zustimmung, sondern Offenheit! Hören Sie zu und machen Sie sich erst einmal ein genaues Bild, bevor Sie ein Urteil fällen und Kritik üben! Einerseits nicht zu zögerlich zu sein und andererseits nichts zu übereilen, ist eine Frage des Selbstbewusstseins!
Um Freundschaften zu erhalten und auch um langfristig ein Familienleben sinnvoll zu gestalten, brauchen wir Herzenswärme, Freiräume und Regeln. Nur mit Empathie, ohne einschränkende Eifersucht und mit gegenseitigem Respekt ist das möglich. Durch Gewalt oder Worte jemand zu verletzen, wie es heute leider in vielen Bereichen der Gesellschaft und in den Medien üblich geworden ist, sind Grenzüberschreitungen der Regeln für ein friedliches Zusammenleben. Wenn dieses aggressive Verhalten in der Kindheit und Jugend eingeübt wurde, lässt es sich kaum noch im Erwachsenenalter überkommen und hat oft ein Gefühl der Perspektivlosigkeit zur Folge, das bei Männern eher in Kriminalität und bei Frauen eher in Lethargie mündet.
Als dritte Stufe möchte ich noch ein Thema vorschlagen, das im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses steht und zugleich irgendwie tabuisiert ist: Das Geld! Man muss nicht reich sein, um glücklich zu sein. Doch wenn Sie ihr Leben gestalten wollen, brauchen Sie dazu die Mit-tel. Der Himmel tut sich nicht auf und schenkt sie Ihnen. Auch wenn Sie meinen, Sie hätten wohlhabende Eltern und erbten irgendwann eine größere Summe. Mittelständische Betriebe können über Nacht pleite sein. Und auch gut verdienende Familienväter können ganz schnell krank oder arbeitslos werden. Wer weiß heute schon, was morgen passiert.
Sie müssen selbst in der Lage sein, ihr Wissen, ihr Können, ihre Fähigkeiten so einzusetzen, dass anderen Leuten diese Leistungen etwas wert sind. Es reicht nicht, wenn Sie gut sind und niemand etwas davon weiß. Es kann im Prinzip auch nicht ihr Lebensziel sein, vom Urteil anderer abhängig zu bleiben. Ich schlage deshalb vor, dass eines ihrer weiteren Ziele folgendes ist:
Finanzielle Unabhängigkeit schaffen!
Das ist nicht raffgierig, das ist schlau. Ich weiß, es kommt bei vielen jungen Leuten als spie-ßig rüber, wenn ich rate, so früh wie möglich damit zu beginnen, sich um den Vermögensaufbau zu kümmern. Die Banker in ihren Glaspalästen mit ihren dunklen Anzügen und dezent gestreiften Krawatten raten im Prinzip dasselbe, aber im Unterschied zu denen verfolge ich mit diesem Rat keine persönlichen Interessen. Ich sage nur, wie ich es nach jahrzehntelanger Erfahrung aus heutiger Sicht machen würde und fertig! Wissen schafft Wohlstand. Doch davon später im vierten Teil des Buches.
Warum ist es wichtig, finanziell unabhängig zu sein? Weil man seinen Job verlieren kann, weil man Pleite gehen kann, wegen Krankheit, Unfall, Scheidung. Rund sieben Millionen Menschen sind in Deutschland überschuldet und knapp eine Million im Insolvenzverfahren. Viele von denen haben auch gedacht, es könnte ihnen nicht passieren. Die von vielen Politikern und Managern verkündete und von der Mehrheit geglaubte Marktreligion, der Markt werde es schon richten, keine Garantie für ein gelingendes Leben bietet. Wer geistig, körperlich und seelisch gut drauf ist, stärkt sein Selbstbewusstsein zusätzlich dadurch, wenn er sich finanzielle Rücklagen geschaffen hat. Es geht gar nicht darum, wie Onkel Dagobert im Geld zu schwimmen, das erreichen nur ganz wenige. Ich habe einige Milliardäre persönlich kennen gelernt, weil ich sie beraten habe. Denn ich war in meinem Brotberuf nicht Autor, sondern Strategy Consultant. Deshalb kann ich aus eigener Erfahrung sagen, extremer Reichtum belastet offenbar mehr als sich der Normalsterbliche vorstellt. Genauso wie Weltruhm zu Lebzeiten nur von ganz starken Charakteren mit Gelassenheit ertragen werden kann. Höchstwahrscheinlich kommen weder Sie noch ich voraussichtlich in eine solche, überhaupt nicht vorbehaltlos erstrebenswerte Situation.
Viel Geld macht nicht glücklich, aber es legt den Charakter frei. Insbesondere, wenn der Reichtum plötzlich durch ein Erbe oder einen Lottogewinn eintritt. Mehr Geld als man zu einem guten Leben braucht, trägt nur marginal zum Glück bei. Wenn ich dennoch dazu rate, das Konto nicht permanent im Soll zu halten, dann deshalb, weil es Ihre Möglichkeiten einschränkt. Nicht etwa nur Ihren finanziellen Spielraum, sondern vor allem Ihre Gestaltungsfreiheit.
Bedenken Sie folgenden Zusammenhang: Die Bedeutung der Erwerbsarbeit innerhalb des Wertschöpfungsprozesses wird weiter abnehmen, während umgekehrt die Bedeutung von Kapital und von Wissen zunimmt. Diejenigen, die nur ihre Arbeitskraft anbieten können, deren Qualität sich nicht unterscheidet und deren Kosten um ein Vielfaches höher sind als in anderen Teilen der Welt, haben weniger Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Denn das Kapital geht dahin, wo die Rendite ist. Nur dann, wenn Sie Spezialwissen erwerben, können Sie an dieser nicht aufzuhaltenden Entwicklung teilhaben.
Sich ein eigens kleines und doch nennenswertes Vermögen aufzubauen, ist ohne Lottogewinn oder die Beantwortung der Millionen-Euro-Frage im Fernsehen, nicht von heute auf morgen denkbar, sondern erfordert Zeit. Die meisten Menschen vernachlässigen den Zeitfaktor und beginnen zu spät, regelmäßig die Summen, die sie erübrigen können, zurückzulegen. Vor allem sicher anzulegen! Klar, für die Altersvorsorge, das haben inzwischen viele begriffen, wird man in der Zukunft größtenteils selbst sorgen müssen. Doch erstens tun es viele nach wie vor nicht, sondern machen Party, und zweitens sollte es nicht nur ums Alter gehen, sondern dass man aus eigener Kraft auf eigenen Beinen steht.
Zusammenfassend geht es darum, für sich herauszufinden, was Sie in ihrem Leben erreichen wollen und wie Sie es schaffen. Die drei wesentlichen Punkte habe ich Ihnen genannt:
1 Arbeiten Sie täglich an ihrer geistigen und körperlichen Beweglichkeit!
2 Finden Sie mindestens einen Menschen, dem Sie voll vertrauen können!
3 Erreichen Sie ihre finanzielle Unabhängigkeit!
Wenn Sie diese drei Lebensziele als Prozess begreifen und Schritt für Schritt konsequent verfolgen, sind Sie schon ein gutes Stück auf Ihrem Weg vorangekommen. Doch Sie können sich nicht ausruhen und jetzt nichts mehr tun, denn alle drei Ziele sind nur Etappen auf ihrem Weg, ein eigenständig denkender und empfindender Mensch zu werden. Jemand der selbst-bewusst und selbstverantwortlich handeln kann. Der zu leben weiß, weil er es versteht, Verstand und Gefühl, Anspruch und Möglichkeit miteinander zu versöhnen.
Wie Sie sich diesen drei Hauptzielen nähern können, werde ich im Detail beschreiben. Ich werde mit dem Geist beginnen. Also philosophisch betrachtet, das Ihrem Bewusstsein zu-grunde liegende Prinzip des Denkens, Wollens, Fühlens und seiner Organisation. Sie können, wenn Sie wollen, Ihre geistige Beweglichkeit erheblich steigern. Wenn Sie wissen, was Sie tun müssen und wirklich gleich damit beginnen! Es ist keine Frage von Checklisten, sondern von ihrer persönlichen Einstellung.
Lernen Sie die strategische Ressource „Wissen“ einzusetzen! Für ihren Geist, ihren Körper und für ihre Seele! Mit anderen Worten: Lernen Sie zu leben! Get alive!
Zum Schluss dieses grundlegenden Einführungskapitels darf ich Ihnen noch eine Erkenntnis von Aldous Huxley, dem Autor von „Schöne neue Welt“ mit auf den Weg geben, der schon 1932 den Fortschrittsglauben mit desillusionierenden Bildern von der Automatisierung bloß-stellte und recht behielt:
„Was du bist, hängt von drei Faktoren ab: Was du geerbt hast, was deine Umgebung aus dir machte, und was du in freier Wahl aus deiner Umgebung und deinem Erbe gemacht hast.“
Sie haben ein genetisches und vielleicht sogar finanzielles Erbe, Sie sind von ihren Eltern und Freunden und Lehrern geprägt worden, jetzt kommt es darauf an, dass Sie sich die Freiheit nehmen, Ihr Leben selbst zu gestalten. Ganz entscheidend dafür, ob Sie das können, ist ihre Psyche! Denn psychisch Kranke haben ihre Freiheit verloren, ihr Leben wunschgemäß zu gestalten! Die Menge derjenigen, die irgendwie seelisch angeknackst sind, wächst unaufhörlich. Das sogenannte Burnout hat die Rückenschmerzen bereits überholt. Hier müssen Sie wachsam, mutig und stark sein, sich nicht einreihen zu lassen in die lange Schlange der Verführten. Denn genau das ist das Ziel derjenigen, die rund um die Uhr weltweit daran arbeiten, eine Versuchung an die andere zu reihen. Ich behaupte nicht, es wäre eine Verschwörung, sondern es ist ganz einfach das Prinzip der Marktwirtschaft. Unsere Welt ist schon deshalb sehr schön, weil wir keine andere haben und weil die Natur und die Kunst uns für das entschädigen, was uns manche Menschen und auch unbewusst wir selbst so alles antun.
Sein Sie skeptisch in dem, was Sie glauben und kaufen! Der österreichische Psychoanalytiker Wilhelm Reich hob in seiner Charaktertheorie die repressive Funktion der Gesellschaft her-vor, die ihre autoritäre Ordnung vor allem durch sexuelle Unterdrückung aufrechterhalten würde. Von ihm stammt der bemerkenswerte Satz: „Die vollkommen exakte Physik ist gar nicht so exakt, genauso wie die Heiligen nicht so heilig sind.“ Die patriarchalisch organisierten Gesellschaften und Kirchen versuchen insbesondere über die Sexualmoral den Einfluss der Frauen zu steuern. Allerdings beachten selbst Gläubige die Normen der Institutionen, denen sie angehören, in immer geringerem Maße. Eine Kluft zwischen Erleben und Verhalten hat sich da aufgetan, deren Folgen bereits heute unübersehbar sind.
Ich versuche, Ihnen nicht nur Ratschläge zu geben, wie Sie ihr Leben vereinfachen können, weil das Leben nicht so einfach ist, sondern Sie ernst zu nehmen und auf Ideen aufmerksam zu machen, die ihre Selbsterkenntnis fördern. Alle Wirklichkeit ist nur dann für uns vorhanden, wenn wir sie auf ein wahrnehmendes, denkendes und erinnerndes Bewusstsein beziehen können. Folglich müssen Sie verstehen lernen, die Wirklichkeit gemäß Ihren eigenen Bedürfnissen zu verändern. Wie Sie wissen, wird Ihnen genau dieses spezielle Wissen so gut wie nirgends beigebracht, weil es nicht im vorrangigen Interesse von gesellschaftlichen Gruppen liegt, die Individualität zu stärken.
Zu einer, vielleicht sogar mehreren Szenen zu gehören, erscheint mir nicht nur für Jugend-liche, sondern auch für Erwachsene sinnvoll. Wobei zu vermeiden ist, als Senioren sich ausgerechnet Hooligans oder Trainsurfer auszusuchen. Beachvolleyballer, Biker oder Trekkies tun es auch, wenn die Gliedmaßen noch mitmachen. Sonst eben Tierrechtler oder Veganer, es bleiben hunderte von Möglichkeiten, gleich Gesinnte zu finden, auch ohne sich ständig mit ihnen treffen zu müssen. Aber es hilft eben, nicht nur theoretische Vorlieben, sondern auch solche Interessengebiete zu haben, die Aktivitäten, die einem selbst Spaß machen, zu wählen.
Ihr reibungsloses Funktionieren als Wirtschaftsobjekt ist zweifellos das wichtigste und durch-aus legitime Anliegen aller Marktteilnehmer, aber sollte nicht unbedingt den überragenden Mittelpunkt ihrer eigenverantwortlichen Lebensgestaltung bilden. Im Grunde ist es ein Skan-dal, das die von uns gewählten Volksvertreter lauthals gedankenlos propagieren, die Nachfrageschwäche wäre ursächlich für die Konjunkturschwäche. In Wahrheit ist die Mehrzahl der Angebote nicht attraktiv genug. Es wird zu viel Schrott angeboten und zu wenig informiert. Billig ist häufig gar nicht billig, sondern teuer, weil schlecht.
Das Fazit ist völlig klar: Sie müssen ihren eigenen Weg der Lebensart finden, was Sie nur können, wenn Sie danach suchen, daran arbeiten und mehr über ihre Chancen wissen!