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Aufwändig in eine Grube gebettet …

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Die Grube, die für die drei Köpfe angelegt worden war, maß im Durchmesser 35 bis 45 Zentimeter und war siebzig Zentimeter tief. Die Archäologen fanden darin drei Lagen größerer Steine, jeweils durch kleinstückige Zwischenschichten voneinander getrennt – ein Alleinstellungsmerkmal für die Kopfbestattung vom Hohlenstein. Unmittelbar auf dem oberen Steinpflaster lagen die Schädel, eingebettet in Rötel und überdeckt von einer mit Holzkohle durchsetzten Schicht. Wie konnte eine solch enge Grube mit damaligen Mitteln ausgehoben werden? Es gab noch keine Erdbohrer, und wer selbst schon einmal einen Baum gepflanzt hat, weiß, wie schwierig es ist, mit einem Spaten in die Tiefe zu kommen, ohne ständig den oberen Rand des Erdlochs erweitern zu müssen – ein gestieltes Arbeitsgerät hilft also auch nicht viel weiter. Dem damaligen Totengräber diente wahrscheinlich ein Schulterblatt oder der Beckenknochen eines Jagdtiers als Grabwerkzeug. Er müsste allerdings, um im unteren Bereich der Grube hantieren zu können, auf dem Bauch oder auf der Seite liegend gearbeitet haben.


Hohlenstein-Stadel. Halbschematisches Profil der Grube mit den mesolithischen Schädeln und den drei „Bettungspflastern“ im Bereich des Höhleneingangs aus der Originalpublikation von 1938.

Für mesolithische Männer kann eine mittlere Körperhöhe von 1,62 Meter angenommen werden. Die sogenannte funktionelle Armlänge ließe sich dann auf etwa 62 Zentimeter schätzen. Hiervon müssten zum Greifen eines Gegenstands wiederum einige Zentimeter abgezogen werden. Das ist knapp, es sei denn, der Mann war größer als der Durchschnitt seiner Zeitgenossen. Dann hätte er längere Arme gehabt. Auch die Breite der Grube lässt nicht viel Spielraum. Besagter Durchschnittsmesolithiker hätte eine bideltoidale Schulterbreite von etwa 45 Zentimetern, was exakt der von den Ausgräbern ermittelten Grubenbreite entspricht – quasi dem Minimum dessen, was nötig wäre, um auch in den tieferen Zonen des Erdlochs gerade noch mit beiden Händen agieren zu können. Die Oberkante des oberen Steinpflasters lag rund vierzig Zentimeter unter dem damaligen Laufhorizont – eine vergleichsweise bequeme Arbeitstiefe, um schließlich in kniender Stellung die drei Köpfe zu arrangieren.

Das Ausheben der Grube war für den unbekannten Akteur vor achttausend Jahren also mit ziemlich großer Mühe verbunden. Warum betrieb er diesen Aufwand? Eine seichtere Grube – wie in der Ofnet-Höhle – hätte genügt, um die Köpfe unter die Erde zu bringen. Den drei Steinlagen unterhalb der Schädel muss demnach eine besondere Bedeutung innerhalb des gesamten Arrangements zukommen. Soll dieser Dreiklang womöglich das Weltbild der damaligen Menschen symbolisieren – etwa Unterwelt, Diesseits und Götterwelt? Wir wissen es nicht. Und was besagt die Holzkohle, die als Deckschicht über den Schädeln gefunden wurde? Sie könnte von einem Feuer stammen, das zum Abschluss der Zeremonie vorgeschrieben oder schlicht als Arbeitsbeleuchtung neben der Grube entfacht worden war.

15000 Jahre Mord und Totschlag

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