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KAPITEL ZWEI

Die Flammen formten aus ihren lodernden, windenden Zöpfen eine Welt, in der alle Kraft sich im Zustand gleißenden, tosenden Feuers befand, dessen funkensprühende Gischt zum Himmel schoss.

Ein pulsierendes, wiederkehrendes Brummen erklang, zunächst fern und unbedeutend, dann näherkommend, bis der Flammenvorhang im Takt des Tones zu zerreißen begann und das graue Licht eines wolkenverhangenen Tages in Kahlbergs verschlafene Augen fiel.

Er grabschte nach dem auf dem Nachttisch vibrierenden Handy, und beantwortete schlaftrunken den Anruf.

Nach dem Gespräch fluchte er mit rauer Stimme und tastete nach seinen Zigaretten. Das hätte sein gottverdammter freier Tag sein sollen und nun bestellte man ihn ins Ministerium. Er richtete sich im Bett auf, schaffte es, sich eine Zigarette anzustecken und verscheuchte die Erinnerung an den Traum, aus dem ihn der Anruf gerissen hatte, an die ihn einhüllenden Flammen, die immer gleichen Flammen, indem er den Blick ins Freie, hinaus auf die unspektakuläre Düsseldorfer Skyline heftete. Sodann ließ er ihn durch das minimalistisch eingerichtete Schlafzimmer schweifen, nichts davon, das erfüllte ihn mit Stolz, aus jenem skandinavischen Möbelhaus, bis seine Augen ihren Ausflug bei dem mit leeren Bierflaschen und aufgerissenen Präservativpackungen vollgestellten Nachttisch beendeten.

Nadine war bereits gegangen, wie jedes Mal, wenn sie die Nacht bei ihm verbrachte. Sie verstand es, ihre sporadischen Zusammenkünfte mit reichlich Alkohol nie in ihrer Wohnung enden zu lassen, um so diesen immer gleichen Ausgang bestimmen zu können. Danach verschwand sie meist für längere Zeit, bis zum nächsten Anruf, und Kahlberg wusste nie, was sie in der Zwischenzeit getan oder mit wem sie ihre Zeit verbracht hatte. Ehrlich gesagt interessierte es ihn auch nicht sonderlich.

Er nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette, steckte den Stummel in eine der leeren Flaschen und schwang sich aus dem Bett.

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