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Der vierte Auftritt

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Cato und Phocas.

CATO.

Wie? Soll mein eigen Blut mir Brust und Herz zerreißen?

Was? Eine Königin soll Catons Tochter heißen? 210

Ihr Götter! Schützt ihr so des Cäsars Tyrannei,

Und stürzt das arme Rom in seine Sklaverei?

Ihr gebt mir zwar mein Kind durch eure Gunst zurücke,

Allein es ist dabei ein Scheusal meiner Blicke.

Ihr Anblick war mir lieb; doch dein zu strenger Schluss, 215

Verhängnis! Kehrt die Lust in Jammer und Verdruss.

Wie kann mir Portia im Kronenschmuck gefallen?

Mein Blut erlaubt es zwar, doch Rom verbeut es allen!

Ach! Cato, diesmal kann, zu deiner größten Pein,

Ein zärtlich Vaterherz kein römisch Herze sein. 220

Nein, nein, sie soll und muss des Thrones sich entschlagen!

Nur eilend, bringt sie her, der Herrschaft abzusagen.

PHOCAS.

Wie das, Herr? Wird denn itzt nicht zu des Reiches Heil,

Durch des Geschickes Huld, ihr Zepter uns zuteil?

Ihr seht ja, wie es steht. Wird uns vor Cäsars Waffen, 225

Ein Utica mehr Schutz als Afrika verschaffen?

Wird das verjagte Rom in dieser Mauren Kreis

Vor ihm gesichert sein? Nein, Cato, nein, ich weiß,

An Beistand fehlt es uns! Sonst hat der Krieg ein Ende;

Und Rom gerät nebst uns dem Sieger in die Hände. 230

Ja glaubt, die Königin, als Eure Tochter, stellt

Zu unsrer Freiheit Schutz, ein parthisch Heer ins Feld.

Entdeckt ihr, wer sie ist; und lehrt sie ihr Geschlechte:

Doch lasst ihr Thron und Reich und bringet Rom zurechte.

Das Schicksal war Euch hold, drum helft ihm selber nun; 235

Sein Beistand machts nicht aus; man muss das Seine tun!

CATO.

Welch unerhörter Rat! Meinst du, dass Freveltaten

In einer Tugend Dienst auch tugendhaft geraten?

Betrüge dich doch selbst mit leerer Hoffnung nicht!

Mit was vor einer Stirn, mit welchem Angesicht 240

Würd ich, und Rom dazu, durch ungerechte Waffen,

Des angemaßten Reichs, der Freiheit Hülfe schaffen?

Da schlüge Jupiter mit Blitz und Donner drein!

Vielmehr soll Utica mein Scheiterhaufen sein.

Wir würden sträflicher, als Cäsar, selber werden. 245

Was recht und billig ist; sonst rührt mich nichts auf Erden!

Tyrannen helfen sich durch Schand und Laster auf;

Doch wer die Tugend liebt, geht lieber selbst darauf.

Die Götter haben selbst, im Aufruhr jener Riesen,

Sich zornig und gerecht, nicht lasterhaft erwiesen. 250

Wir sind bestürmt, wie sie, bedrängt und kummervoll;

Was hinderts, dass man nicht der Tugend folgen soll?

PHOCAS.

Sitzt Portia denn nicht mir Recht auf ihrem Throne?

Die Götter fehlen nie; die schenkten ihr die Krone!

Bedünkts uns ungerecht? Ach! Unser Augenschein 255

Kann hier von ihrem Tun kein rechter Richter sein;

Man unterwerfe sich nur dem, was sie befehlen;

Schlagt nie das Mittel aus, so sie uns selber wählen.

Zum mindsten macht uns erst ein Opfer beim Altar

Des Schicksals letzten Schluss im Eingeweide klar. 260

CATO.

Wer? Ich? Sollt allererst in toten Opfertieren

Des Gottes, der mich treibt, Befehl und Willen spüren?

Der mir doch damals schon, eh ich das Licht erblickt,

Den Trieb zur Billigkeit in Herz und Sinn gedrückt.

Der lenkt ohn Unterlass mein Tichten und mein Trachten, 265

Und treibt mich lebenslang die Tugend hoch zu achten;

Dem Laster feind zu sein, so mächtig es auch ist;

Gesetzt, dass ich dabei zu Grunde gehen müsst!

Der lehrt mich, Rom sei nur zur Freiheit auserkoren,

Und habe die Gewalt der Könige verschworen. 270

Ja, der beut uns auch itzt der Parther Zepter an,

Zur Prüfung, ob man ihn beherzt verschmähen kann?

Drum lasst uns standhaft sein, und solchen Beistand fliehen!

Die Tugend weiß uns schon aus der Gefahr zu ziehen.

Man rücke nur getrost auf den Tyrannen los, 275

Und jedes Herze sei von edler Hoffnung groß.

Darf uns nur künftig nichts von unserm Tun gereuen;

So sind wir stark genug Tyrannen zu zerstreuen.

Allein Pharnaces kömmt. Geh zu der Tochter hin,

Doch sag ihr noch kein Wort, dass ich ihr Vater bin; 280

Ach Artaban sei still. Ich wills ihr selber sagen,

Und sehn ob ihr Gemüt auch aus der Art geschlagen?

Sterbender Cato

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