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[26]Der andere Auftritt

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Cato. Arsene. Phenice. Catons Gefolge.

CATO.

Ich höre, Königin,

Ihr seid so kummervoll als Rom, als ich itzt bin.

Das Schicksal drücket Euch und uns mit gleichen Händen.

Arsaces ist nun tot. Wohin wollt Ihr Euch wenden?

Indessen wartet nur auf keinen Trost von mir! 75

Ihr seid so unverzagt in Eurer Not als wir.

Ihr mögt Euch, wie Ihr wollt, mit fremder Kleidung decken;

Man sieht ein römisch Herz in Eurem Busen stecken.

Nunmehr erwägt es wohl: Da Euer Vater fällt,

Und Euch ein stolzes Volk die Krone zugestellt: 80

Sagt, ob der teure Bund, den er und wir beschworen,

Durch seinen Tod die Kraft und Gültigkeit verloren?

ARSENE.

Nein, Herr, er steht noch fest. Der unbesiegte Phrat

Verehrt den Friedensschluss mit Euch und Eurer Stadt.

War Euch Arsaces treu; ich bins mit stärkerm Triebe: 85

Nur denket mir nicht mehr an des Pharnaces Liebe!

CATO.

Wie? Königin!

ARSENE.

So ists. Denn als vor kurzer Zeit

Ein Krieg der Römer Macht und unser Reich entzweit:

So wisst Ihr selber wohl, wie Crassus umgekommen;

Als unsrer Parther Schwert ihm Volk und Sieg genommen. 90

Allein Ihr wisst wohl nicht was da Pharnaces tat?

Mein Bruder, der nach mir das Rund der Welt betrat.

Pacor, der jüngste Sohn von meines Vaters Ehe,

Um den ich itzo noch in tiefer Trauer stehe,

Der unsers Volkes Lust, der Feinde Schrecken ward, 95

Den ließ Pharnaces selbst, nach Meuchelmörder Art,

In einer strengen Schlacht durch Hinterlist ermorden:

Dieweil des Bruders Arm ihm selbst zu stark geworden.

CATO.

O welch ein Bubenstück! Ich hab es nicht gewusst:

Doch rührt mich, Königin! der Schmerz in Eurer Brust. 100

ARSENE.

Ja glaubt nur Cato, glaubt sein grausames Verfahren:

Weil Schwert und Arme stets von Lastern blutig waren.

Er hatte diesen Mord bishero ganz versteckt:

Nur gestern hat ihn mir der Bösewicht entdeckt,

Der selbsten dazumal das Blut Pacors vergossen; 105

Weil sein Gewissen ihm die Lippen aufgeschlossen.

Nun, da der Parther Reich in Fried und Ruhe steht,

Soll er der Bräutigam sein, der mir zur Seite geht!

Wer schon in Lastern steckt wird insgemein verwegen.

Pharnaces wagte sich mir Netz und Strick zu legen; 110

Er kam an unsern Hof und suchte mich zur Braut:

Ich ward ihm spinnenfeind, sobald ich ihn geschaut.

Und dennoch ließ ich mich, gleich zahmen Opfertieren,

Geduldig bis nach Rom zur Hochzeitfeier führen.

Doch hab ich Hymens Joch bisher noch nicht gesehn: 115

Der Römer Zwietracht machts, dass es noch nicht geschehn.

Der Krieg, Pompejens Fall, und Cäsars Siegeszeichen,

Die ließen den Pharnaz aus seinem Staat nicht weichen.

Und dieses zwang auch mich zu Euch, mein Herr, zu fliehn;

Nun kömmt er gleichfalls her die Hochzeit zu vollziehn; 120

Wiewohl, ich wüsste nicht, was ich beginnen sollte,

Wenn seine Raserei mich irgend zwingen wollte.

CATO.

Prinzessin, diese Stadt kann Eure Zuflucht sein,

Selbst Cato schließet sich in ihre Mauren ein.

Rom seufzet, und es steht das Capitol in Flammen! 125

Hier zieht die Freiheit noch die letzte Kraft zusammen,

Mit der die Republik gewiss zu Grunde geht,

Und wenn sie einmal fällt, wohl niemals aufersteht.

Das beste Kriegesvolk hat sich hieher gezogen;

Doch ist uns sonderlich die Tugend selbst gewogen: 130

Sie schützet Turn und Wall, ja selbst die Billigkeit

Scheut hier die Waffen nicht und folgt uns in den Streit.

Hier lass ich unsern Rat noch einst zusammenkommen;

An Anzahl hat er zwar sehr merklich abgenommen:

Doch an der Hoheit nicht, so ihm die Tugend gibt, 135

Die mehr ein redlich Herz als Glanz und Ansehn liebt.

Hier können Könige noch eins so sicher wohnen;

Als wo man sie verehrt, als auf den höchsten Thronen.

Das Recht beschützt Euch selbst; drum dämpfet Gram und Pein,

Und bauet nur, wie Rom, hinfort auf mich allein. 140

Mein Schicksal lenkt mich stets die Bosheit zu bestreiten,

Und sollt ich mir dadurch mein eigen Grab bereiten!

ARSENE.

Nein, Herr, ich bitte, gebt der Ahndung kein Gehör!

Das höchstbedrängte Rom braucht so ein Haupt noch mehr.

Denn zweene können itzt nicht wohl entbehret werden, 145

Im Himmel Jupiter und Cato hier auf Erden.

Wiewohl es kömmt vielleicht Pharnaz in Kurzem her;

Darum entfern ich mich. Sein Anblick fällt mir schwer.

(Sie geht ab.)

CATO (allein).

Ich spüre neuen Trieb Arsenen zu beschützen.

Allein was seh ich doch aus ihren Augen blitzen? 150

Sie gleicht der Portia! Mein Kind lebt fast in ihr!

Doch, Phocas lässt sich sehn; was will er doch bei mir?

Sterbender Cato

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