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2. Kapitel - Die Veranstalter

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Der Palast des Delfinkönigs von Tonga lag südlich der Inseln Tongalapu und bestand natürlich nur aus Wasser. Eine Grenze des Palastes waren die Wasserfontänen, die an der zerklüfteten südlichen Korallenküste wuchtig in die Höhe schossen, wenn die Flut gegen das Land rollte. Am liebsten hielt er sich aber in seinen Sommerpalästen rings um die Inselgruppen Foa und weiter nördlich in Tafua auf, wo er stundenlang mit seiner Familie und seinen Freunden durch die blau- grün-türkisfarbenen Korallenriffe schwamm und sich am ungestörten Leben der Korallengesellschaften freute. Blaue, blaugelbe, rote, orange, schwarzblaue, grüngraue, dunkelrote, pechschwarze, weißgelbe, silbergrüne und fast goldene Fischschwärme patroulierten durch die Riffe und wichen der Delfinfamilie respektvoll aus. Seegurken und Seeigel pumpten fleißig das klare aber doch hinreichend ernährende Meereswasser durch sich hindurch und waren von der Durchreise der Königsfamilie ziemlich unbeeindruckt.

Weitere Sommerpaläste hatte der Delfinkönig auf den Cook-Inseln, dann auf einigen Inseln, die französisch Polynesien genannt wurden auch auf den Fidschi-Inseln und den Salomon-Inseln. Das gesamte Reich erstreckte sich über alle Ozeane und Meere. Über den Pazifischen Ozean war der Delphinkönig noch nie hinausgekommen aber er hatte sich berichten lassen, wie der Atlantische Ozean und der Indische Ozean aussahen. Die Pinguine hatten ihm erzählt, wie eindrucksvoll die Gletscherküsten des Antarktischen Ozeans waren, wenn sie in gewaltigen Brocken aus dem Land ins Meer hinein glitten und damit zu seinem Reich gehörten.

Eine dritte und weitere Meeresregion, die ihm mit eindrucksvollen Bildern dargestellt wurde, war die Sargassosee, wo riesige Meereswälder von Tangen und Algen hin und her wogten und einem großen Artenreichtum von Krebsen und Fischen Lebensraum boten, weitgehend ungestört von diesen großen Monstern, die die Menschen Schiffe nannten.

Über diese drei Regionen, die Korallenriffe der Meere, die Gletschermeere, mit ihren kalten Strömungen, mit reichem Tierleben, sowie über die Sargassosee, wurden Videofilme angefertigt, um sie den Menschen zur Verfügung zu stellen, damit sie etwas über die Lebensräume der Tolympioniken erfahren konnten.

Ein weiterer Teil dieses Einladungsfilms zeichnete die Wolkenbildungen über den Meeren, den Küsten und den Ländern auf, um das Reich der Lufttiere zu beschreiben. Jeweils eine Minute zeigten die Silber- und Lachmöwen ihre Flugkünste, die Kormorane an den Küsten von Namibia (die Beziehungen zum Löwenpräsidenten von Etoscha waren ausgezeichnet), wie sie ihre Tauchkünste vorführten, die Albatrosse, die tagelang und pausenlos die Ozeane überquerten und mit ihren gewaltigen Schwingen Weltmeister im Gleiten waren, sowie die Formationen von Wildgänsen auf dem Flug in ihre Winterquartiere.

Dann folgten die Flugkünste der Tagspfauenaugen, die sich auf dem Sommerflieder versammeln, die riesigen Ulyssesschmetterlinge von Queensland, die ihre Blütenwirte besuchen, und einen Schwarm gelber Zitronenfalter, der sich langsam in der tiefdunklen grünen Vegetation eines dicht belaubten Waldes auflöste.

Am Ende dieser Szenen fliegt ein einzelner Zitronenfalter in den blauen Sommerhimmel, ein einzelner Ulyssesfalter in einen rötlichen Abendhimmel und ein einzelnes Tagspfauenauge in eine dunkle Wolkenwand im Hintergrund.

Aus dieser Wolkenwand entwickelt sich ein Gewitter, das mit strömenden Regengüssen das Luftreich und das Wasserreich miteinander verbindet. Die rasenden Windböen zwingen einen Schwarm Silbermöwen auf das Wasser herunter, die sich auftürmenden Wellen vertreiben die Möwen aber wieder, bis sie an einer schroffen Felsküste eine geschützte Bucht finden. Der Sturm entwickelt sich zu einem Orkan, der die Wellen Meter für Meter höher auftürmt. Die weißen Wellenkämme vermischen sich mit den dunklen Wolkenfetzen des Gewitters zu einem schwarzen und weißen Schauspiel der zwei Elemente, mit Wolkenjagden und Wellenbergen, die ineinander übergehen und miteinander verschmelzen und die Gewalt ihrer Kräfte demonstrieren. Von einem nahegelegenen Hafen läuft eine große Passagierfähre aus, gerät in bedrohliche Schaukelbewegungen und kehrt in den Hafen zurück. Auf einer großen Ölplattform peitscht der Orkan die Wellen zu einer Höhe, dass die in gelbe Overalls gehüllten Arbeiter in ihre Unterkünfte flüchten.

Mit der machtvollen Darstellung der Kräfte seines Reiches nicken die Delegierten des Wasserreiches und des Luftreiches zufrieden dem Delfinkönig zu.

Die Darstellung der Austragungsregion der Landwettbewerbe in der Etoscharegion von Namibia setzt einen anderen Schwerpunkt. Während im Reich des Delfinkönigs das Wasser ein unbegrenzt verfügbares Element war, bilden hier die weit zerstreuten Wasserlöcher den Attraktionspunkt für die Wanderung der Herden der einzelnen Tierarten. Ein von einer natürlichen Quelle gespeister Teich mit einer dichtbewachsenen Insel in der Mitte glänzt unbeweglich in der Nachmittagssonne, als sich eine Gruppe von Weißbartgnus dem Loch vorsichtig nähert und mit einigem Abstand davon zunächst sichernd verharrt. Ein Rudel schwarzer Schweine ist weniger vorsichtig und rennt in geschwungenen Linien, zum Teil im Zickzack, auf die Grenze des Loches zu, suhlt sich darin, scheint wenig zu trinken und trollt sich wieder davon. Noch bevor die Gnus die Wasserlinie erreichen, kommt eine Herde von Springböcken näher und besetzt die zum Trinken geeigneten Ränder. Sie machen respektvoll Platz als vier unterschiedlich große Giraffen mit ihren langsam schlendernden aber tatsächlich schnellen Bewegungen auf der Szene erscheinen und sich zum Trinken präparieren. Sie breiten die Vorderbeine im weiten Spagat und trinken durstig und lange, aber immer im Wechsel, so dass mindestens ein oder zwei der Artmitglieder sichernd zu verschiedenen Seiten in den Busch hineinschauen. Als die Giraffen so einigermaßen ausgetrunken haben, erscheinen die Zebras und auch hier trinken nur Teile der Herde, während die anderen sichernd am Rande stehen. Ein Marabu schreitet heran und wartet, bis er an der Reihe ist. Ein kaum hörbarer Warnruf aus einer der Herden verschreckt fast alle Tierarten, die Giraffen, die Gnus, die Springböcke und die Zebras, nur die schwarzen Schweine bleiben entfernt in ihrer Suhle liegend und stellen sich tot.

Nach einiger Zeit stellt sich heraus, dass es wohl ein Fehlalarm war und das Trinkgelage geht weiter. Als die Dämmerung weiter hereinbricht, ziehen die Giraffen und die Zebras ab, nur eine neue Gruppe von Springböcken ist am Ufer, als sich aus dem nahen Busch in schnellen Schritten eine Elefantenherde nähert, sieben ältere und zwei junge Tiere, und das Wasserloch komplett in Beschlagt nimmt. Die Trinkgeräusche sind lauter als bei allen anderen Tierarten, und als der erste Durst gestillt ist, werden die Rüssel auch als Dusche benutzt, oder als Hilfsseil für die Jungtiere, die sich etwas unvorsichtig zu weit in das Wasser hineingewagt haben. Die Leitkuh trinkt besonders vorsichtig und wechselt immer wieder ihren Platz, um die unterschiedlichen Himmelsrichtungen des Buschgeländes im Auge zu behalten.

Die nächste Sequenz des Einladungsfilms der Versammlung der Landtiere zeigt ihre Wanderungen zu den frisch begrünten Savannen Ostafrikas nach einem längeren die Trockenperiode beendenden Regen: die Gnus und die Kaffernbüffel, gefolgt von den Thompsongazellen und Antilopen, den Straußenvögeln und Sekretären, dahinter folgt eine Gruppe von Löwen, eine Familie von Geparden und ein einzelner Leopard, der seinerzeit verfolgt wird von einer Hyänenschar, was ziemlich lästig erscheint, ein Nashorn läuft auch einige Schritte mit und legt sich dann nieder, so dass es im hohen abgestorbenen Altgras fast unsichtbar wird.

Ein von Lichtflecken durchfluteter dichter Randwald zeigt im dritten Teil des Einladungsfilms das Reich der Paviane und Meerkatzen, die auf ihren Wohnbäumen mit einem hohen Lautpegel auf und ab turnen. Junge Paviane sind besonders bemüht, ihre Kletterkünste zu demonstrieren. Sie werden aber noch deutlich übertroffen von einigen Sippen von Meerkatzen, die ein Wettrennen durch die Kronen der Urwaldriesen veranstalten und .einen Protest der dort auch beheimateten Vögel auslösen. Als die Meerkatzen verschwunden sind, nimmt auch die Lautstärke wieder ab und geht über in das vom Wind bewegte Geflüster der Baumarten, deren Blätter von der gleichen Windstärke in unterschiedlicher Heftigkeit bewegt werden.

Der vierte Teil der Einladung zeigt das Reich der unterirdischen Tiere, die nur ab und zu an die Oberfläche kommen, und deshalb oft übersehen werden. Dabei ist unter der Erde viel mehr Platz als auf der Erde. Die Blattschneiderameisen transportieren auf ihren im Laub verborgenen Straßen ihre wie Fahnen im Wind wehenden Blattstücke in großer Eile und eilen zielstrebig in ihr Nest hinein, wo sie sorgfältig ihre Pilzgärten pflegen. Nach einem kurzen Einblick in die Höhlen der Termiten lädt eine ihrer Königinnen zu einer Ausstellung der Architekturgeschichte ihrer Burgen und Häuser ein.

Sie schreibt an den Löwenpräsidenten:

„Sehr geehrter Herr Löwenpräsident,

die Menschen sind sehr stolz darauf, dass sie große Häuser bauen und im Laufe ihrer Geschichte viele Arten von Häusern und Baustilen entwickelt haben, wobei aber doch sehr viele Häuser der Menschen langweilig gleich aussehen. Wir haben mit unseren Bauhäusern erreicht, dass auf der ganzen Welt nicht eines unserer Bauwerke dem anderen gleicht und alle in der Höhe und Breite, Länge und Tiefe unterschiedlich sind. Selbst Bussarde und Falken nutzen unsere Häuser als Stützpunkte und Aussichtsplattformen, was beweist, dass auch die Kleintiere Großes leisten können. Wir geben aber neidlos zu, dass im Reiche des Delfinkönigs die Riffkorallen noch viel gewaltigere Bauwerke errichten, aber sie haben es auch einfacher, denn sie brauchen nicht alles, so wie wir, mühsam heranzutransportieren, was zum Bauen notwendig ist. Das Landleben ist doch schwieriger als das Wasserleben.“

Die Szenen der Einladungsfilme wurden professionell bearbeitet, redigiert und mit einer Filmmusik begleitet, die aus den Lauten der Elemente und der Tiere zu einer Natursymphonie zusammenklangen. Der Krauskopfpelikan Crispus Donau nahm die Kassette in seinen Schnabel, prägte die genaue Anschrift des internationalen Olympischen Komitees der Menschen in Lausanne in der Schweiz ein und machte sich auf den Weg. Als er müde war, händigte er die Kassette dem Wanderalbatros Diogenes Atlantik aus, der mit höherer Reisegeschwindigkeit ein Großstück des Weges schaffte. Die letzte Etappe übernahm der Seeadler Hali Aetus, der die Kassette pünktlich, wie geplant und wie vorgesehen, am 10. Juni 2014 ablieferte und sich den Empfang bestätigen ließ.

Die Tolympiade

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