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7. Kapitel - Viertes Ereignis - „Dreifach springen“

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Der Tolympische Fachverband für das dreifach springen wurde von den Kängurus dominiert. Es war von vornherein klar, ohne Ausscheidungswettbewerbe, dass drei Vertreter der Riesenkängurus starten sollten. Ausgewählt wurden Aussie West aus Westaustralien, Ropus Med aus Nordaustralien und Spinifex Ost aus Queensland in Ostaustralien. Bei der Planung dieses Wettkampfes hatte es aber lange Debatten gegeben, ob es nicht kängurugemäßer wäre, einen Fünfsprung, Siebensprung oder Neunsprung auszuschreiben. Aber dann hätte dieser Wettbewerb nicht in die Gruppe der Wettkämpfe gepasst, die auch bei den Olympischen Spielen der Menschen praktiziert wurden. Deshalb kam eben nur dreifach springen in Frage.

„Drei Sprünge müssten eigentlich auch ausreichen, um zu zeigen, was wir können“, meinte Aussie West bei der Athletenbesprechung.

Der Wettbewerb wurde nur für Männer ausgeschrieben, da die weiblichen Kängurus, jedenfalls die Spitzenathletinnen, alle gerade größeren Nachwuchs mit sich trugen, und man den menschlichen Athletinnen nicht zumuten wollte, auch eins ihrer Kinder beim Dreisprung mit sich zu tragen.

Etwas beleidig waren die Vertreter der Antilopenkängurus, weil sie nicht ganz so groß wurden, wie die östlichen grauen Riesenkängurus und die roten Riesenkängurus, aber leider durften nur drei Athleten starten. Wenn der Veranstaltungsort in den Bergen gelegen hätte, hätten auch die Bergkängurus eine Chance gehabt, die besonders gut große Hitze aushalten konnten und auch den Reisestress am besten überstanden hätten.

Der Löwenpräsident war übrigens sehr froh, dass keine Einwände aus anderen Ländern und Kontinenten kamen, weil ausschließlich Vertreter aus Australien hier in diesem Wettbewerb antraten. Die mittelgroßen und die großen Tiere aus diesem Kontinent hatten insgesamt ein größeres Selbstbewusstsein, da sie, zusammen mit den eingesperrten Tieren (Haustieren), die Zahl der Menschen in ihrem Land um ein Vielfaches übertrafen. Es war ja auch merkwürdig, dass in den Zählungen der Menschengesellschaften ihre Zahl ganz genau gezählt wurde, die eingesperrten Tiere (Haustiere) auch gezählt wurden, aber die freien Tiere, denen der größten Teil des Landes gehörte, nicht mitgezählt wurden.

„Eigentlich kann es uns aber egal sein, solange wir uns so prächtig vermehren“, meinte Spinifex Ost.

„Ich habe keine Ahnung, wie weit die Menschen mit drei Sprüngen vorankommen“,

antwortete Ropus Med, der aus dem besonders abgelegenen Nordaustralien stammte.

„Die Menschen, die ich sehe, sind meistens in einem Auto. Dabei ist mir nicht klar, ob sie ihre Beinen schonen wollen, um hier besonders gut zu springen, oder ob sie einfach bequem sind und nicht gerne 30 oder 50 km laufen.“

Aussie West: „Ganz kann das nicht stimmen, denn es wird auch hier ein Marathonlauf durchgeführt und der geht über 42 km!“

Spinifex Ost: „Ja, das sind aber Spezialisten, die irgendwann dahinter gekommen sind, dass es ein Wohlbefinden auslöst, wenn man lange genug und intensiv genug läuft.“

Wanderungen über 200 km waren für Aussie West eigentlich kein Problem und für eine bessere Grass-Sorte wanderte er auch 100 km zusätzlich.

Die Errichtung der Wettkampfstätte war wieder sehr natürlich und einfach, eine lang durchgezogene Linie aus gestampften Kalkboden bildete die Absprunglinie, als Oberschiedsrichter war der Luchs Gero von Lynx eingeteilt, der mit seinen scharfen Augen auf 10 cm genau die Weite angeben konnte. Nach Protesten der menschlichen Teilnehmer schritt eine Giraffe als Oberoberschiedsrichter ein, die die erzielte Weite zusätzlich abschritt und durch ihren hohen Standpunkt eine hervorragende Übersicht über die Landepunkte dieser Disziplin hatte.

Da bei einem Sprung schon drei Sprünge enthalten waren, hatte man festgelegt, dass insgesamt nur drei Versuche für jeden Teilnehmer zur Verfügung standen. Als erster sprang der Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele und erreichte in der Luchsmessung 15,1 m, was für die natürlichen Bedingungen im Vergleich zu seinen Kunstproduktweiten ganz hervorragend war.

Spinifex Ost war als nächster dran. Er nahm mehr als 100 m Anlauf, was nicht verboten war, verschenkte mindestens einen Meter vor der Absprunglinie und erreichte dann mit drei, nahezu gleichen Sprüngen von acht Metern, genau 24,0 m. Zum Vergnügen machte er noch 17 weitere Sprünge, die nicht ganz so weit waren, dafür aber einige elegante Kurven und bemerkenswerte Höhen erreichten.

Ropus Med trat bei seinem ersten Versuch über, dafür sprang er vor lauter Wut über eine zwei Meter hohe Akazie. Der Bronzenmedaillengewinner der Olympischen Spiele hatte seinen Anlauf gründlich ausgemessen, verschenkte keinen Zentimeter und erreichte 14,8m.

Spinifex Ost dachte vor seinem ersten Sprung daran, was er sich von der Siegerprämie, die 99 US Dollars für den ersten Platz, 98 US Dollars für den zweiten Platz und 97 US Dollars für den dritten Platz, betragen sollte, kaufen würde. Er hatte eine größere Zahl von Wünschen, die er aber noch mit seinen Teamkollegen besprechen wollte, da er annahm, dass sie ähnliche Vorstellungen hatten, was ein Riesenkänguru sich wünscht. Bei diesem Gedanken lief ihm das Wasser im Munde zusammen und das lenkte ihn so stark ab, dass sein erster Sprung ziemlich missglückte. Er trat zwar nicht über und verschenkte auch nicht sehr viel, aber es kamen lächerliche 21 m bei ihm heraus und das sprang bei ihm zu Hause ja schon die Jugendlichen der B Klasse. Aber er hatte noch zwei Versuche.

Der dritte menschliche Teilnehmer erreichte 14,7 m, verbesserte sich im zweiten Versuch auf 14,9 m und wurde mit dem dritten Versuch von 15,2 m insgesamt Fünfter.

Keiner der Teilnehmer wagte es, die Messwerte des Oberschiedsrichters anzuzweifeln, weil er jeden direkt nach der Bekanntgabe des Ergebnisses scharf ansah, seine spitzen Ohren aufstellte und keine Miene verzog.

Die Giraffe als Oberoberschiedsrichter hatten deshalb nichts zu tun und wandelte am Rande der Wettbewerbsflächen auf und ab, graste hier mal einige Blätter von Dornenakazien und dort an einigen Blättern von Seidenakazien.

Bei seinem zweiten Sprung nahm Ropus Med 200 m Anlauf und sprang eine persönliche Rekordweite von 26, 7m. Damit setzte er sich, die Mitwettbewerber und die Zuschauer und die Zuseher in Erstaunen, denn das war schwer zu überbieten und eine ziemliche Herausforderung für Aussie West, der davon überzeugt war, dass die Kängurus aus Westaustralien doch noch ein bisschen besser waren als die von Nordaustralien, einfach deswegen, weil das Land viel größer war und man deshalb auch größere Sprünge machen musste. Aber das war seine eigene Philosophie, und vielleicht stimmte es nicht.

Er verkürzte seinen Anlauf auf unter 90 m, legte seine ganze Sprungkraft in den ersten Absprung, federte dann weich für den zweiten, nahezu gleich großen Sprung, und konnte dann für den dritten Sprung sogar etwas zulegen, und das Ergebnis war erstaunlich: es war ebenfalls genau 26,7m. Am Ende stand fest, die Tolympische Mannschaft hatte zwei Goldmedaillen gewonnen und eine Bronzemedaille. Für die Olympische Mannschaft blieben die Plätze vier, fünf und sechs.

Am Ende dieses Wettbewerbes waren die sechs Teilnehmer mit sich zufrieden, nur der Dreisprungtrainer der Tolympischen Mannschaft war es nicht. Er hatte speziell von Spinifex Ost, dem Champion der grauen östlichen Riesenkängurus, mehr erwartet. Unter besten Bedingungen hatte er doch im heimatlichen Gelände Einzelsprünge von über dreizehn Metern registriert, und so hatte er für den Dreisprungwettbewerb Weiten von über 30 m erwartet. Er äußerte sich bei der Pressekonferenz sehr zurückhaltend, wollte aber nicht öffentlich machen, dass er Spinifex Ost für ein etwas faules Känguru hielt, dass sein Leistungspotential nicht ausschöpft.

Während sie auf dem Siegerpodest die Hymne der Kängurus hörten, die aus den Trommelwirbeln verschiedener klassischer Symphonien bestand, unterhielten sich die drei Tolympischen Sieger über das Anlegen der Siegerprämie.

Spinifex Ost: „Ich werde mir für meine Siegerprämie Samen von elf verschiedenen Grassorten und Arten kaufen. Das ist eine Investition für die Zukunft!“

Aussie West: „Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Es müssten allerdings Arten sein, die die Schafe nicht so gut vertragen und solche die auch nach vier Jahren Trockenheit noch wieder aussprießen.“

Ropus Med: „Ich will von meiner Prämie jetzt etwas haben. Ich werde mir sechs Ballen des allerbesten Heus kaufen und mich darin herumwälzen, mal von diesem und mal von jenem Ballen etwas zermahlen und in den Rest mich hineinsetzen. Ich sehe es überhaupt nicht ein, dass ich für die Reichhaltigkeit der Gräser zu Hause sorgen soll, wenn die Schaffarmer hier uns unser Gras von ihren Schafen wegfressen lassen. Wenn es knapp wird, wandere ich dorthin, wo es keine Schafe gibt.“

Aussie West: „Mit dieser Meinung bestätigst Du natürlich das Vorurteil dieser Menschen über uns Kängurus: nichts im Beutel und große Sprünge machen! Wir müssen uns mehr Gedanken als die meisten dieser Menschen machen, und auch mehr tun. Ich trage z.B. immer eine ganze Menge von Samen in meinem Fell mit herum und als zusätzliches Ergebnis meiner großen Sprünge fallen dann ab und zu einige Samen heraus, und die sind dann im übernächsten Jahr ein zusätzliches Futter, immer vorausgesetzt, der Regen spielt mit.“

Spinifex Ost: „Ich habe schon drei Tage nichts getrunken. Da möchte ich die menschlichen Teilnehmer mal sehen, wenn wir das auch zu einer Vorbedingung für den Wettbewerb gemacht hätten.“

Aussie West: „Das wollen wir mal nicht zu stark betonen, sonst fordern uns noch die Kamele heraus, und dann sehen wir schlecht aus!“

Ropus Med: „Ich gehe heute Abend zu den Boxwettbewerben, die als Einladungsveranstaltung stattfinden, veranstaltet von den Thai-Menschen, die ihr Thai-Boxen populär machen wollen!“

Spinifex Ost: „Da komme ich mit! Gegen den Sieger würde ich auch gerne antreten und ihm eine Lektion erteilen im Boxkampf. Ein Schlag mit meinen Hinterfüßen und ich habe gewonnen. Wir hätten das Thai-Boxen auch als Wettbewerb einführen sollen. Da hätten wir auch gute Chancen. Zwei Medaillen wären mir lieber als eine!“

Aussie West: „Vielleicht hätten aber auch die Giraffen, die Wildpferde oder die Kodiakbären diesen Wettbewerb für sich reklamiert, und gegen sie würde ich nicht gerne antreten!“

Spinifex Ost: „Es war doch eine weise Entscheidung unseres Löwenpräsidenten und des Tolympischen Komitees, die Tiere nicht gegeneinander antreten zu lassen, sondern die Familien, die Arten aufgrund ihrer natürlichen Begabung direkt auszuwählen. Soweit ich weiß, hat niemand unsere Begabung für den Dreisprung in Frage gestellt.“

Aussie West: „Habt ihr gesehen, wie die Menschen auch bei diesem Wettbewerb sehr angestrengt wirkten! Mir ist nicht klar, ob Ihnen das dreifach Springen wirklich Freude macht!“

Ropus Med: „Der Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele hat mir bestätigt, dass ihm dieser Sportart wirklich Vergnügen macht. Der ist aber nicht auf andere angewiesen, wie bei vielen dieser menschlichen Mannschaftssportarten wie Basketball oder Fußball, denen ich gar nichts abgewinnen kann.“

Aussie West: „Ich schaue mir den Fußball gerne an. Ich habe sogar schon einmal im Tor gestanden und festgestellt, dass es für mich gar keine Schwierigkeiten macht, einen Elfmeter zu halten, weil ich viel schneller reagiere, als die menschlichen Torwarte. Ich komme mit einem Sprung bis in jede Ecke und halte jeden Ball, der aus 11 Metern entfernt geschossen wird.“

Spinifex Ost: „Das glaube ich nicht! Das muss Du heute Abend uns vormachen.“

Diese Demonstration der Torwächterkünste von Aussie West gehört nicht zum offiziellen Programm, und wurde deshalb auch nicht von den Fernsehanstalten und Filmgesellschaften aufgenommen. Das war aber doch so attraktiv, dass sich eine größere Zuschauermenge abends am Rande des Wettbewerbsgeländes einfand, wo Aussie West die Schüsse der besten verfügbaren elf Meter Schützen, die sich in den Mannschaften der Olympischen Teilnehmer fanden, parierte und dass es am Ende von dreizehn Versuchen 13:0 für den Athleten aus dem 5. Kontinent stand. Die australische Regierung erfuhr davon und verlieh Aussie West eine Anerkennungsmedaille. Außerdem wurde er für den Wettbewerb „Beine und Bälle-Fußball“ in die engere Wahl genommen.

Der Medaillenspiegel nach dem 4. Wettkampf:

Gold Silber Bronze

Die Tolympische Mannschaft 4 4 2

Die Olympische Mannschaft 1 1 1

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