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Was genau sind Entzündungen?

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Gäbe es einen Preis für das beste Sicherheitssystem der Natur – die Entzündungsprozesse hätten ihn sicher. Denn sie sind als Teil des Abwehrsystems ein echter Segen: Entzündungsreaktionen sorgen dafür, potenziell schädliche Eindringlinge, wie etwa Viren, zu erkennen und auszuschalten sowie Gewebeschäden, zum Beispiel durch Verletzungen, zu heilen.

Allerdings können die entzündlichen Prozesse chronisch werden. Bei diesen sogenannten stillen Entzündungen gerät das Abwehrsystem Stück für Stück außer Kontrolle. Es kommt zu Überreaktionen und Fehlreaktionen, die in der Folge Systeme im ganzen Körper aus dem Takt bringen.

Um zu verstehen, warum akute Entzündungen so günstig sind, chronische Entzündungen dagegen so gefährlich, gilt es zunächst, einen genauen Blick auf die jeweiligen körperlichen Prozesse zu werfen. Denn nur wer den Unterschied einmal erkannt hat, versteht, warum eine antientzündliche Ernährung so wichtig ist. Und verschafft sich genug Motivation, um anschließend das eigene Essverhalten wirklich anzupassen. Hier daher ein kurzer Abriss zur medizinischen Theorie hinter entzündlichen Prozessen …

Damit es zu akuten Entzündungsreaktionen kommt, braucht es einen Auslöser. Dazu gehört alles, was eine Gefahr für den Körper darstellt: Erreger wie Viren und Bakterien, Verletzungen, Verbrennungen, Verätzungen, Giftstoffe wie Blei – und auch physikalische Faktoren, beispielsweise extreme Kälte, UV-Strahlen oder Wärme. Wie die spezifischen inflammatorischen, also entzündlichen Reaktionen des Körpers ausfallen, hängt vom jeweiligen Auslöser ab, außerdem davon, welches Organ oder Körperteil betroffen ist. Aus unzähligen Bausteinen für die körpereigenen Schutzprozesse wählt der Organismus dann jene aus, die die jeweilige Ursache am besten und schnellsten beseitigen.


Viel von dem, was wir normalerweise essen, fördert Entzündungen. Um dem entgegenzuwirken, müssen wir den Anteil der Lebensmittel mit antientzündlichen Inhaltsstoffen erhöhen.

Dennoch gibt es einen grundsätzlichen Ablauf, der bei allen akuten Entzündungen ähnlich ist. Nehmen wir beispielsweise an, ein Mensch stürzt mit dem Fahrrad und holt sich dabei eine Wunde, die er nicht sofort desinfiziert. Dann geschieht Folgendes:

1 Schädliche Viren und Bakterien dringen über die Wunde in den Körper ein. Daraufhin mustern bestimmte Zellen des Abwehrsystems, die wie Wachsoldaten in der Blutbahn patrouillieren, die Erreger.

2 Je nach Ergebnis produzieren diese Zellen (etwa Granulozyten und Makrophagen) bestimmte Stoffe. Wie eine Art Superwaffe zerstören diese Substanzen die meisten Erreger direkt. Klappt das nicht, rufen die Stoffe andere Zellen des Immunsystems auf den Plan, die zur sogenannten spezifischen Immunabwehr gehören.

3 Die spezifischen Abwehrzellen (T- und B-Zellen) scannen die Eindringlinge genau ab. Denn sie verfügen über so etwas wie ein Immungedächtnis: Sie merken sich Eigenschaften bestimmter Erreger – und speichern ab, mit welchen Stoffen sie unschädlich gemacht werden können. Während die spezifischen Abwehrzellen am Werk sind, steigert der Körper parallel dazu die Produktion bestimmter Botenstoffe (Zytokine). Diese Verbindungen regen die T-Zellen an, sich zu teilen – damit mehr von ihnen zur Verfügung stehen, um die Erreger noch besser zu bekämpfen.

4 Haben die spezifischen Abwehrzellen erkannt, welche Erreger den Körper gerade angreifen, aktivieren sie die sogenannten B-Zellen. Diese regen Plasmazellen – eine besondere Form der weißen Blutkörperchen – dazu an, zum Erreger passende Antikörper herzustellen.

5 Diese Antikörper binden sich in der Folge an die Eindringlinge – etwa an die Hülle von Viren. Weil dadurch spezifische Andockzellen blockiert sind, können die Viren nicht mehr in menschliche Zellen gelangen, um sich dort weiter zu vermehren. Ein weiterer Effekt der Antikörper: Sie dienen als Markierung. Durch sie erkennen andere Abwehrhelfer, beispielsweise die Fresszellen: »Oh, da gibt’s ein Problem!« – und helfen anschließend ihrerseits, die Krankheitserreger unschädlich zu machen.

Weil sich die Prozesse bei allen akuten Entzündungen gleichen, ähneln sich auch die Symptome, an denen wir Entzündungen erkennen können. Beispielsweise rötet sich die betroffene Region. Dies zeigt an, dass sich im Zuge der Immunantwort die Blutgefäße erweitern. Dadurch wird die Gegend besser durchblutet, sodass mehr nützliche Zellen zum Herd der Entzündung gelangen können.

Ein weiteres Symptom: Die Stelle schwillt an. Auch das liegt unter anderem daran, dass mehr Blut und damit auch mehr Immunzellen in das Gewebe einströmen. In den meisten Fällen schmerzt die entzündete Region zudem, mitunter kommt es sogar zu Fieber. Auslöser dieser typischen Symptome sind bestimmte Botenstoffe (Prostaglandine und Leukotriene), die der Körper bei Entzündungen aus ungesättigten Fettsäuren herstellt. Der Sinn dahinter: Haben wir Schmerzen und Fieber, bewegen wir uns weniger. Dadurch sinkt die Gefahr, dass wir uns weitere Erreger einfangen oder uns noch schlimmer verletzen. Zum anderen verbrauchen unsere Muskeln dann weniger Energie, sodass die Immunabwehr aus dem Vollen schöpfen kann.

Als letztes sichtbares Symptom entwickelt sich bei vielen Entzündungen an der betroffenen Stelle Eiter – unter anderem aus verbrauchten Granulozyten, die ihren Dienst erledigt haben und nun abgebaut werden. Nach einigen Tagen hat das Abwehrsystem seine Arbeit dann erledigt: Die Auslöser der Entzündung sind bekämpft, das Gewebe kann heilen und sich regenerieren – die Symptome klingen ab.

Sie sehen: Akute Entzündungen sind ein echter Überlebensgarant! Gäbe es sie nicht, hätten wir Menschen vermutlich keinen Tag auf der Erde bestehen können.

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Chronische Entzündungen ›glimmen‹ lange im Verborgenen und haben so, wenn sie sich endlich bemerkbar machen, die Gesundheit oft bereits massiv beeinträchtigt.

Medical Cuisine - das Anti-Entzündungskochbuch

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