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ОглавлениеJohanna Sigl
Arbeitssicherheit
Die größten Gefahren bei einer Ausgrabung gehen von tiefen Schnitten und schwerem Arbeitsgerät aus. Nicht zu unterschätzen sind jedoch auch natürliche Risiken wie Sonneneinstrahlung, Staub, Hitze, gefährliche Tiere und die eigenen körperlichen Grenzen.
Je nach Land, in dem die Ausgrabung stattfindet, gibt es gewisse Vorschriften, die die Sicherheit des einzelnen Mitarbeiters schützen sollen. Der Grabungsleiter ist zuständig für die Einhaltung solcher Vorschriften. So soll bei tiefen Schnitten immer genau beobachtet werden, ob die Seitenwände der Grube wirklich ohne zusätzliche Stabilisierungsmaßnahmen halten. Die Stabilität ist nach verschiedenen Faktoren zu beurteilen:
Zusammensetzung und Feuchtigkeit des Erdreichs (z.B. je mehr Sand und Geröll, desto höher die Einbruchgefahr),
Jahreszeit, Klima (z.B. je heißer und trockener, desto leichter trocknet Erdreich aus und wird brüchig),
Vibrationen durch nahe oder unterirdische Straßen oder Bahnverbindungen etc.
Zu bedenken ist, dass bereits eine nur 1,20 m tiefe Grube für einen Mitarbeiter, der auf Händen und Knien arbeitet, zur tödlichen Falle werden kann (Abb. 1A, 1D). Neben der massiven Verschalung von Gruben, die es gleichzeitig unmöglich macht, das jeweilige Seitenprofil aufzunehmen, können – so der Platz vorhanden ist – Grabungsschnitte geböscht oder abgetreppt angelegt werden (Abb. 1B, 1C, 1E).
Neben der Stabilität der Grabungsgrube ist auch die von umstehenden Gebäuden zu beachten und eventuell ein Sicherheitsabstand einzuhalten. Schwere Maschinen und Autos sollten nie nahe einem Grabungsschnitt betätigt oder abgestellt werden, in dem sich Menschen aufhalten (Abstand mind. 1–2 m). Auch Grabungsschutt sollte mindestens 60 cm entfernt aufgehäuft und möglichst regelmäßig abtransportiert werden. Außerdem ist durch Beschilderungen und Absperrungen vor Absturzgefahr zu warnen.
Abb. 1: Grabungssicherheit
Zusätzlich zu diesen offiziellen Vorschriften obliegt der weitere Arbeitsschutz jedem Grabungsteilnehmer selbst bzw. wird vom Grabungsleiter definiert. Eine erweiterte Ausbildung als Ersthelfer in medizinischen Notfällen sollte zusätzlich zumindest bei ihm vorhanden sein. Allen Mitarbeitern sollten die Kontaktdaten der nächsten ärztlichen Nothilfe bekannt sein, die Grabungsteilnehmer sollten auf mögliche arbeitstechnische und natürliche Gefahren aufmerksam gemacht und zu entsprechenden Schutzmaßnahmen aufgefordert worden sein. Grabungstaugliche Kleidung sollte generell nicht nur strapazierfähig und dreckresistent sein, sondern auch schützen:
eine Kopfbedeckung und längere, luftige Oberteile gegen Sonnenbrand, Überhitzung und Verletzung (Helme v.a. in einsturzgefährdeten Höhlen oder Grabbauten),
Sonnenbrille und Sonnencreme als Schutz für Augen und Haut,
Handschuhe (Abb. 5), Kniepolster (Abb. 5) und Stützbandagen für Gelenke (sowie die richtige Handhabung des Arbeitsgeräts und die Einschätzung der eigenen Belastbarkeit) gegen Blasen, Sehnenentzündungen, Knochenhautreizungen o. Ä.,
eine Staubmaske v.a. in trockenen Gegenden gegen die Entwicklung eine Staublunge,
feste Schuhe und lange Hosen als Schutz vor herabfallendem Grabungsschutt, der Verletzung mit Grabungswerkzeug und auch Schlangen- und Skorpionangriffen,
wetterangepasste Kleidung gegen Verkühlung oder Überhitzung.
Während der meisten Ausgrabungen ist der eigene Körpereinsatz gefragt. Nur in wenigen Ländern, meist den arabischen, wird das eigentliche Ausgraben von angestellten Arbeitern übernommen, während der Archäologe lediglich die Aufsicht übernimmt. Zur Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit gehört in jedem Fall immer dafür zu sorgen, dass man genügend Flüssigkeit zu sich nimmt, nicht versucht, Dinge allein zu heben oder zu bewegen, wenn die körperliche Kraft fehlt, und um Hilfe zu bitten oder eine Pause zu machen, wenn man sich schlecht fühlt. Generell gilt:
Arbeite fleißig und hart, aber beachte deine eigenen physischen und psychischen Grenzen! Im Zweifel bringst du sonst sowohl dich als auch deine Mitarbeiter in Gefahr!